Strategie zur Gestaltung der Mobilität bis 2035 ist fertiggestellt
Die Stadt Köln hat die erste Stufe des nachhaltigen Mobilitätsplans "Besser durch Köln" abgeschlossen. Den entsprechenden Abschlussbericht hat die Verwaltung jetzt in die politischen Gremien gegeben. Geplant ist, dass der Rat die Vorlage am 3. April 2025 beschließt.
Eine wachsende und dynamische Stadt wie Köln braucht eine nachhaltige Mobilität. Diese für die Zukunft klimaschonend, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten, ist die zentrale Aufgabe des nachhaltigen Mobilitätsplans. Mit dem Abschluss der ersten Stufe haben wir gemeinsam mit der gesamten Stadtgesellschaft eine übergeordnete Strategie erarbeitet, mit der wir das Leitbild des nachhaltigen Mobilitätsplans Realität werden lassen möchten,
sagt Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln.
Die Strategie gilt als Handlungsrahmen für die Mobilität der kommenden zehn Jahre und ist die Basis für die folgende zweite Stufe des nachhaltigen Mobilitätsplans. Im Zuge der zweiten Stufe werden konkrete Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt.
Wie sieht die Strategie des nachhaltigen Mobilitätsplans aus?
Die Strategie fußt auf dem vom Rat im September 2023 einstimmig beschlossenen Leitbild "Besser durch Köln". In fünf Zielbildern beschreibt es die übergeordnete Vision von der Mobilität in Köln im Jahr 2035. Eines von fünf Zielbildern lautet zum Beispiel "Ich komme gut durch Stadt und Umland: Mobilität ist schnell, zuverlässig und gut vernetzt". Die Zielbilder hat die Stadt Köln um entsprechende Visualisierungen ergänzt, mit denen die Zukunftsvisionen greifbar werden.
Das Zielszenario bildet den Kern der Strategie und ebnet den Weg, mit dem das Leitbild möglichst effektiv erreicht wird. Dafür wurden sieben Handlungsfelder festgelegt: Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV, motorisierter Individualverkehr, vernetzte Mobilität, Wirtschafts- und Lieferverkehr sowie Raumplanung und Raumnutzung. Unter den Handlungsfeldern wiederum sind übergeordnete strategische Maßnahmen zusammengefasst. Sie bilden die Bausteine, um das Leitbild zu erreichen. Eine strategische Maßnahme beispielsweise mit Blick auf den Radverkehr lautet, den Ausbau eines zusammenhängenden Radverkehrsnetzes weiter zu fokussieren und die RadPendlerRouten auszubauen. Als Maßnahme für den ÖPNV wurde festgehalten, dass mehr ringförmige Querverbindungen zwischen den Stadtteilen geschaffen werden sollen und der Fokus nicht allein auf Verbindungen in die Innenstadt liegt.
Die Zielwerte gehören ebenfalls zur Strategie. Insgesamt wurden 24 Zielindikatoren bestimmt, für die der Ist-Wert (Status Quo) und der Zielwert (gewünschter Zustand in 2035) definiert wurde. Sie helfen dabei, das Leitbild in überprüfbare Ziele zu übersetzen. Ein wichtiger Indikator für das zuvor genannte Zielbild sind beispielsweise die Verspätungen und Ausfälle im ÖPNV. Für die Stadtbahn soll die Pünktlichkeit bis 2035 beispielsweise von derzeit 79 Prozent auf künftig 90 Prozent erhöht werden. Ihre Ausfallquote soll von aktuell 6,4 Prozent auf künftig unter zwei Prozent reduziert werden und damit der ÖPNV attraktiver werden. Im Bereich der vernetzten Mobilität ist ein Zielwert die Anzahl der Mobilstationen pro 100.000 Einwohner*innen (Ist-Wert: 1,6; Zielwert: 100). Perspektivisch ermöglichen die Zielwerte eine regelmäßige Bewertung der Umsetzungsfortschritte.
Wie wird die übergeordnete Strategie konkreter?
Im Rahmen der zweiten und finalen Bearbeitungsstufe des nachhaltigen Mobilitätsplans Köln soll die Strategie ab Herbst 2025 mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden. Außerdem werden Budget, Prioritäten, Zeitplan, Ressourcenbedarf und Zuständigkeiten festgelegt und ein Evaluationskonzept erstellt. So könnte beispielsweise das Vorhaben, mehr ringförmige ÖPNV-Verbindungen zwischen den Stadtteilen zu schaffen, in der zweiten Stufe zu konkreten Verbesserungsvorschlägen für das städtische Busliniennetz führen. Eine solche Maßnahme würde dann im Zusammenhang mit den genannten Parametern diskutiert.
Wie wurde die Strategie erarbeitet?
Die Strategie ist das Ergebnis eines intensiven Prozesses, in dem die Ausgangslage sowie Chancen und Mängel analysiert wurden und anhand eines klaren Leitbildes die Ziele für zukünftige Maßnahmen entwickelt worden sind – gemeinsam mit vielen Fachleuten aus Politik, Wirtschaft, Soziales, Umwelt und den Kölner*innen selbst.
Thorsten Siggelkow, Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, blickt zufrieden auf die erste Stufe zurück:
Der Umfang und die Intensität der Beteiligung von Expert*innen und der breiten Öffentlichkeit mit zahlreichen Terminen, Gesprächsrunden und Beteiligungsformaten war außergewöhnlich und sehr wertvoll für den Entwicklungsprozess. Unser Beteiligungskonzept fand bundesweit große Anerkennung und wurde mit dem bundesweiten Preis "Gute Bürgerbeteiligung" ausgezeichnet.
Besonders ist auch, dass großer Wert auf die Sozialverträglichkeit gelegt wurde. Dafür wurden sieben Kernelemente sozialverträglicher Mobilität mit Expert*innen aus dem Bereich Soziales sowie Bürger*innen erarbeitet und mit der Strategie abgeglichen. Dazu gehören beispielsweise die Themen Barrierefreiheit, Bezahlbarkeit und Sicherheit.
Starke Berücksichtigung findet bei der Strategie auch die Tatsache, dass die Stadtstruktur und damit die Mobilitätsbedürfnisse in Köln räumlich sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Die Innenstadt ist beispielsweise nicht mit Stadtteilen am Stadtrand vergleichbar.
Wir haben verstanden, dass bei der Gestaltung der Innenstadt etwa im Mittelpunkt steht, dass die Aufenthaltsräume für Menschen attraktiver und lebenswerter werden müssen. Davon profitieren – neben den Anwohnenden – auch die Gewerbetreibenden vor Ort. In äußeren Stadtgebieten geht es vor allen Dingen darum, die Angebotsvielfalt für die Mobilität zu erhöhen,
so Siggelkow.
Was ist ein nachhaltiger Mobilitätsplan und warum braucht es diesen?
Ein nachhaltiger Mobilitätsplan (englisch: Sustainable Urban Mobility Plan, kurz SUMP) ist ein europaweit einheitlicher Prozess zur ganzheitlichen Planung des städtischen Verkehrs. Er soll helfen, die Lebensqualität in Stadt und Umland zu verbessern und gleichzeitig die Erreichbarkeit für alle zu erhalten. Dabei steht eine konsequente Förderung des Umstiegs auf klimaschonende Verkehrsmittel im Vordergrund, damit die großen Städte perspektivisch klimaneutral werden. Der Rat der Stadt Köln hatte im Februar 2020 die Erarbeitung eines nachhaltigen Mobilitätsplans für Köln beschlossen. Ziel ist es, eine Mobilitätsstrategie für das Jahr 2035 zu entwickeln und daraus Maßnahmen abzuleiten und umzusetzen.
Die Bearbeitung des Kölner Mobilitätsplans folgt den Prinzipien und Vorgaben, die die EU für einen SUMP erlassen hat. Damit folgt die Verwaltung einem europaweit gültigen Standardprozess, der eine strukturierte und verkehrsmittelübergreifende Planung eines städtischen Mobilitätssystems vorgibt.
Die neue EU-Verordnung 2024/1679 von Juli 2024 regelt, dass nachhaltige Mobilitätspläne für große städtische Knotenpunkte im transeuropäischen Verkehrsnetz bis zum 31. Dezember 2027 verpflichtend aufzustellen und zu beschließen sind. Diesem Netz gehören insgesamt 432 europäische Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohner*innen an, unter anderem auch Köln.
Über die Erfüllung europäischer Richtlinien hinaus dient der erste nachhaltige Mobilitätsplan als zentraler Kompass für die Mobilitätsplanung der Stadt Köln für das kommende Jahrzehnt (Zielhorizont 2035). Er ersetzt damit ältere Planwerke und konkretisiert übergeordnete strategische Vorgaben der Stadt Köln für den Mobilitätssektor. Zudem vertieft er die Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", mit der die Qualitäten Kölns als lebenswerte, klimarobuste und wettbewerbsfähige Stadt gesichert und gesteigert werden soll.
Zudem ist der nachhaltige Mobilitätsplan ein wichtiges Instrument, damit der Verkehrssektor – derzeit für rund 25 Prozent der CO2-Emissionen in Köln verantwortlich – einen Beitrag für das Erreichen der avisierten Klimaneutralität Kölns leisten kann. Er wurde daher als Maßnahme in den 2023 durch den Rat beschlossenen Aktionsplan Klimaschutz aufgenommen, in dem Maßnahmen definiert sind, die auf das ausgerufene Klimaziel einzahlen.
Die Erarbeitung der ersten Stufe des nachhaltigen Mobilitätsplans wurde durch Mittel des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr aus dem Programm "Förderung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten" aus dem Sofortprogramm "Saubere Luft" unterstützt.
Die Beschlussvorlage und der gesamte Bericht können im Ratsinformationssystem abgerufen werden. Weitere Informationen zum gesamten Prozess und dem umfangreichen Beteiligungsprozess sind unter www.mobilitaetsplan.koeln zu finden.