Gedenkveranstaltung vor dem EL-DE-Haus mit Grußwort von OB Henriette Reker
Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 80. Mal. An diesem Tag im Jahr 1945 endete ein Krieg, den Nazideutschland begonnen hatte, um eigene Weltmachtansprüche und eine rassistische und antisemitische Weltordnung durchzusetzen. Millionen Tote waren die Folge – und ein gezielter Völkermord an den europäischen Jüd*innen und den Sinti*zze und Rom*nja.
In Köln lässt sich anhand der ehemaligen Gestapo-Zentrale am Appellhofplatz besonders gut zeigen, wie systematisch die Unterdrückung und Verfolgung von Menschen im Nationalsozialismus organisiert war, die vom Regime wegen ihrer politischen Meinung, Religionszugehörigkeit, Sexualität oder Herkunft als Gegner*innen angesehen wurden. Im EL-DE-Haus, dem heutigen Sitz des NS-Dokumentationszentrums, wurden sie verhört, gedemütigt, gefoltert und ermordet. Zudem waren dort ab 1939 auch Zwangsarbeitende aller Herkunftsländer der Repression der Nationalsozialisten ausgesetzt. Bis zur Befreiung Kölns durch die US-Armee wurden auf dem Hofgelände des EL-DE-Hauses über 400 Häftlinge ermordet.
Der 8. Mai 1945 war in Deutschland und Europa der Tag, an dem das Morden endete – aber nicht, weil sich die Deutschen dem entgegengestellt hätten, sondern weil Millionen alliierter Soldaten unter größten Opfern das Deutsche Reich militärisch niederzwangen. Erinnern ist heute wichtiger denn je. Deshalb lädt der Verein EL-DE-Haus e.V. gemeinsam unter anderen mit Mitgliedern der Synagogen-Gemeinde Köln am heutigen Donnerstag, 8. Mai 2025, 18 Uhr, zu einer Gedenkkundgebung vor das Haus am Appellhofplatz 23-25 ein, mit dem Ziel, ein Zeichen zu setzen für Frieden, Freiheit, für Erinnerung und Verantwortung.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker:
Beim Blick in die Welt, auf die Straßen und in die Parlamente in unserem Land wird uns jeden Tag bewusst, dass Frieden genauso wenig eine Selbstverständlichkeit ist wie unsere Demokratie, unser Rechtsstaat, unsere Freiheit, unsere Offenheit. In den deutschen Parlamenten hat sich eine Partei etabliert, die die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene internationale Ordnung und Zusammenarbeit infrage stellt. All das bedrückt mich als Oberbürgermeisterin einer so vielfältigen und international vernetzten Stadt zutiefst. Und dennoch bin ich sicher: Der 8. Mai darf im Jahr 2025 kein Tag der Resignation sein! Der 8. Mai ist ein Tag, an dem wir uns von der Geschichte ermutigen lassen sollten. Vor 80 Jahren ist es mit der gemeinsamen Anstrengung grundverschiedener Staaten gelungen, die Herrschaft der Nationalsozialisten zu beenden. Es gelang, neue Demokratien zu errichten, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu verkünden, weltweit eng zu kooperieren. Es ist möglich, auch heute, dass sich die Welt zum Besseren wendet.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wird auch Roman Shvartsman, Überlebender des Ghettos Bershad (Odessa) in der Ukraine sprechen, musikalisch gestaltet wird der Anlass unter anderen von Igor Epstein, den viele auch unter dem Namen "Der Teufelsgeiger" kennen. Wer möchte, kann Blumen, Kerzen oder – nach jüdischer Tradition – kleine Steine vor dem EL-DE-Haus zum Gedenken niederlegen. Die Veranstalter*innen bitten jedoch darum, auf Fahnen sowie nationale oder parteipolitische Symbole zu verzichten.