Verbindungen: Niehl – Mülheim – Innenstadt und Rodenkirchen – Porz

Diese und weitere Erkenntnisse diskutierten die mit der Erstellung einer Machbarkeitsuntersuchung beauftragten Gutachterbüros mit Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden im Rahmen einer "Akteurs-Konferenz Wasserbus" am Donnerstagabend, 29. April 2021. Zu der Veranstaltung, die pandemiebedingt als Videokonferenz stattfand und von knapp 60 Teilnehmer*innen besucht wurde, hatten die Auftraggeberinnen der Studie – die Städte Köln, Leverkusen und Wesseling – eingeladen.  

Kölns Beigeordnete für Mobilität und Liegenschaften, Andrea Blome, hatte in ihrer Begrüßung noch einmal deutlich gemacht, dass es bei der Machbarkeitsuntersuchung vorrangig darum geht, zu klären, wie ein Wasserbussystem für die Region aussehen könnte, das einen möglichst großen verkehrlichen Nutzen hat, indem es die bestehenden Kapazitäten auf dem Rhein für den Öffentlichen Personenverkehr erschließt. Dann holten die Gutachterbüros die Teilnehmenden zunächst inhaltlich ab, indem Sie noch einmal die bisherigen Arbeitsschritte und Ergebnisse kurz erläuterten, welche bereits im Rahmen eines ersten Zwischenberichts vor rund zwei Monaten veröffentlicht wurden.  

Im Kern kamen die Gutachter dabei zu dem Schluss, dass es durchaus verkehrliche Potenziale für einen Wasserbus im Untersuchungsraum gibt.

Machbarkeitsuntersuchung für ein Wasserbussystem auf dem Rhein hier: erster Zwischenbericht

Mögliche Schiffstypen

Im Anschluss stellten die Büros ihre Analyseergebnisse in Bezug auf die Anforderungen möglicher Schiffstypen für ein Wasserbussystem in der Region vor. Im Rahmen der Analyse wurden auch alternative Antriebsformen, wie etwa Elektro- oder Wasserstoffantriebe betrachtet.  

Hinsichtlich der Fahrgeschwindigkeit müssen diese mindestens 30 Stundenkilometer fahren können, um ein verkehrlich attraktives Angebot anbieten zu können. Darüber hinaus sollten die Schiffe etwa 100 Personen befördern können, barrierefrei sein und eine Fahrradmitnahme ermöglichen. Schiffe, die diese Anforderungen erfüllen, sind heute bereits am Markt verfügbar. Dabei handelt es sich, aufgrund von Geschwindigkeit und Wellenschlag, wie etwa in Rotterdam oder Antwerpen, zumeist um Katamarane.  

Hinsichtlich der Antriebstechnologien wiesen die Gutachterbüros darauf hin, dass die Marktreife hier ein wichtiges Kriterium sei. Während solarbetriebene Schiffe aufgrund der genannten Anforderungen ausscheiden und reine Wasserstoffantriebe heute noch nicht markterprobt sind, sind Hybridlösungen und je nach Linienprofil und Ladeinfrastruktur auch rein batterieelektrische Antriebe durchaus denkbar und möglich.  

Durch zahlreiche Expert*innengespräche in den vergangenen Monaten, in denen die Gutachterbüros unter anderem auch mit verschiedenen Städten gesprochen haben, in denen bereits Wasserbusse verkehren, kommen sie zu der Empfehlung, ein solches System stufenweise einzuführen. Bezogen auf die Schiffsbeschaffung bietet das den Vorteil, zunächst einmal grundsätzliche Erfahrungen mit einem solchen System vor Ort zu sammeln. Eine größere Flotte kann beschafft werden, wenn viele Zukunftstechnologien, die derzeit in der Erprobung sind, eine entsprechende Marktreife erlangt haben.  

Mögliche Linienführungen

Seit der Präsentation der Zwischenergebnisse vor wenigen Monaten hat sich das Gutachterteam intensiv mit möglichen Linienführungen eines Wasserbussystems in der Region befasst. In einem ersten Schritt haben sie, neben den bereits ermittelten Nachfragepotenzialen zwischen einzelnen Stadtteilen, nun auch die jeweiligen Reisezeitpotenziale ermittelt und eine große Anzahl verkehrlich interessanter Verbindungen erarbeitet.  

In einem nächsten Schritt galt es, diese Strecken durch variierende Kombinationen zu unterschiedlichen Linienkonzepten zusammenzuführen und diese dann zu bewerten. Die am besten bewertete Variante, die den Teilnehmenden der Akteurskonferenz vorgestellt wurde, legt ihren Fokus auf die Verbindung der größten potenziellen Nachfrageströme möglichst ohne Zwischenhalt und somit auf eine gleichzeitige Reisezeitoptimierung.  

Auch hier empfiehlt das Gutachterteam ganz klar eine stufenweise Umsetzung. In einer ersten Stufe (Pilotbetrieb) schlagen sie eine Linie vor, die die Stadtteile Niehl, Mülheim und die Innenstadt miteinander verbindet. Die Fahrzeit von Niehl nach Mülheim beträgt etwa neun Minuten, und die Verbindung Mülheim-Innenstadt könnte sogar in rund vier Minuten zurückgelegt werden. Als Haltezeit an den einzelnen Haltestellen setzen die Büros drei bis fünf Minuten zwischen Anlegen und Ablegen an, je nach Frequentierung der Anlegestelle.  

Eine weitere Linie soll die Bezirkszentren von Rodenkirchen und Porz miteinander verbinden. Während die Verkehrsverflechtungen zwischen den Stadtteilen heute – insbesondere im ÖPNV – äußerst gering sind, kann ein Wasserbus dies künftig deutlich ändern: Benötigt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln heute etwa 50 bis 60 Minuten zwischen den Stadtteilen, würde die Fahrt mit dem Wasserbus die Reisezeit auf nur noch neun Minuten verkürzen. Eine stufenweise Implementierung eines regionalen Wasserbussystems macht auch deshalb Sinn, weil das Thema Wasserbus auch die Kreise und Kommunen jenseits des Untersuchungsraums (Köln, Leverkusen, Wesseling) zunehmend interessiert. So hat die Stadt Düsseldorf vor wenigen Monaten eine vergleichbare Studie in Auftrag gegeben und auch in der Bundesstadt Bonn, die sich damals an dieser Untersuchung nicht beteiligen wollte, ist das Thema Wasserbus nach den Kommunalwahlen thematisch wieder in den Fokus gerückt.  

Wie geht es jetzt weiter?

Entsprechend der Empfehlung der Gutachterbüros soll jetzt zunächst die betriebliche Machbarkeit, insbesondere der vorgeschlagenen ersten Ausbaustufe, näher betrachtet werden. Wo konkret könnten Anlegestellen in den jeweiligen Stadtteilen eingerichtet werden? Was gilt es dabei zu beachten? Wie kann eine möglichst gute Verknüpfung mit dem bestehenden ÖPNV-Angebot, aber auch mit dem Radverkehr erreicht werden? Diese und weitere Fragen werden nun geklärt.  

Abschließend wird es, neben dem Nutzen eines Wasserbussystems, dann auch explizit um die Kosten gehen. Anhand einer Nutzen-Kosten-Berechnung, die sich methodisch an dem Standardverfahren für Planungen im ÖPNV-Bereich orientieren wird, kann dann eine abschließende Bewertung des Wasserbussystems für die Region abgegeben werden. Basierend auf dieser Bewertung werden die beauftragten Büros ihre Arbeit mit einer fundierten gutachterlichen Empfehlung für das Projekt und dem Aufzeigen der notwendigen und möglichen Schritte für eine mögliche Realisierung beenden und ihre Ergebnisse in einem Abschlussbericht zusammenfassen.  

Der Abschlussbericht und die darin enthaltenen Ergebnisse und Empfehlungen werden dann den politischen Gremien zur Beratung und Beschlussfassung über das weitere Vorgehen vorgelegt.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit