Stadt lud Vertreter von Anwohnern, Geschäftstreibenden, Ämtern und Polizei ein
Auf Einladung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker sind am gestrigen Montag, 4. September 2017, Vertreterinnen und Vertreter von Anwohnerschaft, Geschäftstreibenden, Vermietern, Polizei, Drogenhilfeträgern und verschiedenen Ämtern der Kölner Stadtverwaltung sowie der Bezirksvertretung und des Gesundheitsausschusses unter Leitung von Dr. Harald Rau, Dezernent für Soziales, Integration und Umwelt der Stadt Köln, zum zweiten Runden Tisch Neumarkt zusammengekommen. Dr. Harald Rau informierte über aktuelle Entwicklungen seit der ersten Zusammenkunft des Runden Tischs am 27. Juni 2017. So berichtete er darüber, dass die Stadt plane, weitere Drogenkonsumräume in anderen Stadtteilen einzurichten und prüfen werde, die Substitutionsambulanz in Neumarktnähe teilweise zu verlagern. Des Weiteren kündigte er an, dass die Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums am Hauptbahnhof kurzfristig ausgeweitet werden und ab Mitte September die Reinigung des direkten Umfeldes des Neumarktes wesentlich verstärkt werde. Rau äußerte die Hoffnung, dieses Maßnahmenbündel werde sich positiv auf die Situation am Neumarkt auswirken.
Während beim ersten Runden Tisch zunächst die Arbeitsweise des Gremiums festgelegt wurde, ging es bei dem gestrigen Treffen vor allem um die Erfahrungen anderer Städte bei der Einrichtung von Drogenhilfeangeboten mit Konsumräumen. Der Schweizer Sucht-Experte Dr. Thilo Beck berichtete aus Zürich. Dort würden die drei Konsumräume so gut angenommen, dass das Drogenproblem in der Öffentlichkeit nicht mehr sichtbar sei. Beck betonte, es sei vor allem wichtig, die Betroffenen frühzeitig mit ins Boot zu holen und mit ihnen gemeinsam zu planen. Dr. Harald Rau berichtete von positiven Erfahrungen der Stadt Dortmund, die nach dem ersten Konsumraum nun zwei weitere errichten wolle.
Der Runde Tisch war eingerichtet worden, nachdem einige Anwohnerinnen und Anwohner, Vermieterinnen und Vermieter sowie auch Geschäftstreibende bei einer Informationsveranstaltung der Stadt Köln zur Einrichtung eines Drogenkonsumraums am Neumarkt die Sorge geäußert hatten, dass sich die Drogensituation vor Ort durch das neue Hilfsangebot weiter verschärfen könnte. Außerdem wurde offenbar, dass der Neumarkt als Stadtraum von vielen Bürgerinnen und Bürgern als vernachlässigt wahrgenommen wird. Ziel des Runden Tisches ist es, mit verschiedenen Akteuren die Situation und die Weiterentwicklung des Neumarktes zu beraten.
Das Gesundheitsamt ist aktuell damit beschäftigt, einen Beschluss des Rates der Stadt Köln aus 2016 umzusetzen und am Neumarkt ein niederschwelliges Drogenhilfeangebot mit Konsumraum gemäß der Drogenkonsumraumverordnung des Landes NRW vorzubereiten. Die Suche nach einer geeigneten Immobilie verlief lange Zeit erfolglos. Inzwischen zeichnet sich eine Mietlösung in Neumarktnähe ab. Ein Betrieb des Drogenkonsumraums könnte Mitte des Jahres 2018 aufgenommen werden. Im Zusammenwirken zwischen Polizei, Ordnungs- und Gesundheitsamt sowie bestehenden und weiteren Angeboten für drogenabhängige Menschen versprechen sich Stadtverwaltung und Rat davon auch eine weitere Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität am Neumarkt.
In einer Vorlage der Verwaltung, die ab 7. September 2017 den politischen Gremien zur Beschlussfassung vorgelegt wird, soll in Teilschritten ab 2018 bis 2021 und den Folgejahren das Drogenhilfeangebot stadtweit ausgebaut werden. Am 28. September 2017 berät der Rat über den Ausbau der Drogenhilfeangebote sowie über die Bewilligung im Umfang von bis zu drei Millionen Euro. Konkret geht es um weitere Drogenkonsumräume an den Standorten Mülheim und Kalk und zusätzliche Beratungsangebote in den anderen Sozialräumen. In Porz und Meschenich (Kölnberg) sollen vorhandene Angebote für drogengenabhängige Menschen erweitert werden. Für Chorweiler schlägt die Verwaltung vor, eine neue Kontakt- und Anlaufstelle mit Beratung für Menschen mit einer Gefährdung und Abhängigkeit von legalen und illegalen Drogen zu schaffen.