OB Reker und Matthias Opdenhövel übergeben beim Ehrenamtstag die Urkunden
Aus insgesamt 132 Vorschlägen hat eine unabhängige Jury die Preisträgerinnen und Preisträger von "KölnEngagiert 2017", dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln, ausgewählt. Neben vier Einzelpersonen, drei Gruppen und zwei Schulen zeichnet sie ein Unternehmen aus. Außerdem wurde der Sonderpreis "Ehrenamtliches Engagement im Sport" vergeben. Die Preise überreichen unter anderem Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie der diesjährige Ehrenamtspate Matthias Opdenhövel am Sonntag, 3. September 2017, beim 18. Kölner Ehrenamtstag im Rathaus.
Einzelpersonen
Karl Becker engagiert sich für die Förderung der musikalischen und mundartbezogenen Ausbildung unserer "Pänz". Hierzu hat er bereits 1968 mit Bömmel Lückerath von den Black Fööss einen Chor in St. Josef in Porz gegründet. Diese Tradition hat er als Schulleiter der "Katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt" fortgeführt. Mit dem Chor "Kinder vom Großen Griechenmarkt" ist er vielfältig unterwegs. Kinder von der fünften bis zur zehnten Klasse beweisen unter seiner Leitung, zu welchen Leistungen die Hauptschüler in der Lage sind. Der Schulchor möchte Menschen eine Freude machen, die sehr oft nicht mehr im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen. So tritt der Chor zum Beispiel in vielen Altenheimen und Krankenhäusern auf und wird von kölschen Profis wie Musikern von den Bläck Fööss und den Paveiern mit Rat und Tat unterstützt und musikalisch begleitet. So bringt er sich in Eil zusammen mit zwei Bläck Föss und den vierten Klassen der Gemeinschaftsgrundschule „Unter Birken“ in das Projekt „Karneval macht Schule" ein.
Becker sorgt dafür, dass die Schülerinnen und Schüler kölsche Lieder lernen, die sie dann bei ihren verschiedenen Auftritten präsentieren. Dies ist nur durch viele Proben (wöchentlich zwei bis drei Mal) und viele Auftritte an Karneval, auf Sommerfesten, Advents- und Weihnachtsfesten möglich. Im vergangenen Jahr war der Chor sogar als Botschafter des "Kölschen Karnevals und Kölschen Liedguts" in Berlin unterwegs. Schon beinahe eine lieb gewordene Tradition ist sein dortiger Auftritt inmitten der Berliner Immis.
Besonders im Advent ist der mittlerweile traditionelle Chor mit Karl Becker fast täglich in Köln unterwegs. Auftritte etwa beim WDR, mit den Paveiern und Ludwig Sebus stehen dabei auf dem Programm.
Dieter Maretzky ist seit 1981 Vorsitzender der Bürgervereinigung Rodenkirchen, wo er sich seit 1970 permanent engagiert. Sein unermüdlicher Einsatz für alle bürgerschaftlichen Belange lässt die Mitgliederzahl wachsen. Unter anderem setzt er sich ein, wenn er die freiheitliche Gesellschaftsordnung, die Rechte Einzelner, die Umwelt (Erhalt der Sürther Aue), Verkehrssituationen (Verkehrskonzept Kölner Süden), Schul- und Kita-Belange und die Stadtentwicklung bedroht sieht.
Außerdem engagiert Maretzky sich im Flüchtlingsbereich. Er nimmt Fragen und Bitten von Bürgerinnen und Bürgern auf und sucht mit Politik und Verwaltung nach Lösungen. Er ist ein Netzwerker, der ständig neue Kontakte im Stadtteil und im Bezirk wie auch der Stadt zu anderen Initiativen und Vereinen, zu kulturellen oder wirtschaftlichen Institutionen knüpft und diese auch pflegt.
Wolfgang Steves kümmert sich seit 14 Jahren um die Selbsthilfegruppe "Hirnverletztjung geblieben". Er organisiert zum Beispiel Arztbesuche in der Gruppe, unternimmt Ausflüge in Museen oder Kinobesuche. Trotz seines eigenen Handicaps kümmert er sich um das Wohl aller Betroffenen. Junge Menschen mit den unterschiedlichsten Hirnverletzungen kommen hier zusammen, um ihrem Leben weiterhin einen Sinn zu geben und ihre Erfahrungen auch der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Neben dem Auftreten als Experten in eigener Sache können sie ihre Erfahrungen anderen zugänglich machen.
Marlies Niggehoff engagiert sich im freien Kursangebot für Geflüchtete (Deutschkurse) im Integrationshaus e.V. Hier finden neun Mal pro Woche Kursangebote statt, an denen Menschen teilnehmen können, die noch keine Zulassung zu den Integrationskursen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge haben. Niggehoff ist seit 1957 aktives Mitglied der Kolpingfamilie Köln-Brück und engagiert sich hier bei den mehrmals im Jahr stattfindenden Bazaren und Bildungsveranstaltungen.
Seit 1998 begleitet sie verschiedene soziale Angebote (unter anderem die Leitung der Singgruppe) in der Altenpflegeeinrichtung Vinzenzhaus Köln-Brück. Seit 2016 setzt sie sich für die soziale Betreuung in der Altenpflegeeinrichtung "Carpe Diem Bensberg" ein. Außerdem engagiert sie sich seit 2011 als "Leih-Oma" für ein Kind aus Deutz.
Gruppen
Rosengartenteam Klettenbergpark
Das Rosengartenteam ist eine ehrenamtliche Gruppe, die zur Erhaltung des historischen Rosengartens die Pflege übernommen hat. Der Klettenbergpark liegt zwischen Luxemburger Straße und Nassestraße. Ein Kleinod inmitten des Grüns ist der Rosengarten. Er wurde von Fritz Encke im Zuge der Vorortbegrünung angelegt.
Seit 2014 kümmert sich das Gärtnerteam um Christine Kramer und Theo Stoffele um den Rosengarten im Klettenbergpark. Zunächst ging es um die Verhinderung weiterer Rodungen von Rosenbeeten und deren Umwandlung in Grünflächen sowie die Übernahme von Pflegearbeiten der noch vorhanden Rosenbeete. Später einigte sich das Team mit der Stadt auf eine Neubepflanzung der 1.268 Quadratmeter umfassenden Fläche durch das Rosengarten-Team. So trifft sich nun eine acht- bis zehnköpfige Gruppe einmal wöchentlich für zwei bis drei Stunden im Rosengarten und kümmert sich ums Unkraut jäten, um Pflegeschnitte und das Hacken des Bodens.
KiWi – KinderWillkommen-Besuche
Seit Sommer 2008 finden Familienfreundlichkeit und bürgerschaftliches Engagement ihren Ausdruck in den KinderWillkommen-Besuchen. Familien sollen so früh wie möglich die Erfahrung machen, dass sie in der Stadt Köln Partner haben, die sie wertschätzend bei der Versorgung, Erziehung und Bildung ihres Kindes unterstützen. Daher erhalten alle frisch gebackenen Eltern einen Brief der Stadt Köln mit dem Angebot für einen KinderWillkommen-Besuch durch Ehrenamtliche. Das Projekt "KiWi - KinderWillkommen-Besuche" bei Eltern von Neugeborenen, geht auf einen Ratsbeschluss vom November 2007 zurück und wird von der Stadt Köln finanziert, fachlich gesteuert und koordiniert. Im Rahmen der Bundesinitiative wurde das Projekt konzeptionell erweitert und erhält zusätzlich eine finanzielle Unterstützung durch Bundesmittel für die Frühen Hilfen. Insgesamt sieben Träger der freien Sozial- und Jugendhilfe – Kinderschutzbund Köln, Kindernöte e.V., Deutsches Rotes Kreuz, Wir für Pänz e.V., Bürgerzentrum Vingst, Evangelische Familienbildungsstätte und Sozialdienst katholischer Frauen e.V. – sind in den neun Kölner Bezirken für die Umsetzung der KiWi-Besuche verantwortlich.
Das freiwillige Angebot der KinderWillkommen-Besuche stößt bei den Familien mit Neugeborenen auf eine positive Resonanz und wird von den meisten Familien als Wertschätzung wahrgenommen. Dass dem so ist, ist zum großen Teil der Verdienst der rund 180 engagierten Helferinnen und Helfer, die durch ihre ehrenamtliche Arbeit wesentlich dazu beitragen, dass ihre Stadt als familienfreundlich und liebenswert wahrgenommen wird.
Gesundheit für Wohnungslose e.V.
Seit 1995 gibt es die Kölner Gruppe "Gesundheit für Wohnungslose e.V.", die regelmäßig in einem umgebauten Krankenwagen eine zuverlässige medizinische Anlaufstelle für Wohnungslose ermöglicht. Elf Ärzte, sieben Schwestern und Pfleger, fünf Fahrer und ein Vorstand kümmern sich darum. Es gibt unter den nicht Versicherten und Wohnungslosen eine große Scheu und Ängste vor medizinischen Kontakten. Umso wichtiger ist ein behutsames Angebot, das den wichtigsten Bedürfnissen der Wohnungslosen entgegenkommt. Ob offene Beine, Lungenentzündungen, Hautkrankheiten, alles soll versorgt sein. Dabei sind praktische ärztliche Fähigkeiten gefragt, die in der modernen Medizin kaum noch vorhanden sind: die Kompetenz, komplexe Krankheiten ohne moderne Analyseverfahren direkt aus dem Kontakt mit den Menschen zu erkennen, durch Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Fühlen, Sprechen, Zuhören und Übersetzen, daraus erste notdürftige Behandlungsschritte abzuleiten sowie behutsam und insistierend zugleich weiterführende Behandlungsmaßnahmen zu vermitteln. Unter den gegebenen eingeschränkten Umständen ohne Wasser und Apparate wird dank äußerster Leistungsbereitschaft ein Höchstmaß an möglicher medizinischer Professionalität geboten.
Schulen
Erzbischöfliches Irmgardis-Gymnasium – "Zeit schenken"
Seit 2004 / 2005 haben Schülerinnen der Jahrgangsstufe 8 am Irmgardis-Gymnasium die Möglichkeit, ihre Zeit zu verschenken – freiwillig und in ihrer Freizeit, mindestens zehn Wochen lang, pro Woche mit zwei Stunden Einsatz in außerschulischen Einrichtungen.
Die Achtklässler verrichten ihre ehrenamtlichen Dienste in Altenpflegeheimen, in Offenen Ganztagsschulen, in Behinderteneinrichtungen, in inklusiv arbeitenden Einrichtungen, in einer Förderschule und bei einer "Tafel" in der Umgebung der Schule. Kontakte bestehen seit vielen Jahren zu mehr als zwanzig Einrichtungen.
Ziel des Projektes "Zeit schenken", das in der Jahrgangsstufe 8 im Herbst und im Frühjahr angeboten wird, ist es, dass vor allem diejenigen, die in unserer Gesellschaft zu kurz kommen, von diesem ehrenamtlichen Einsatz profitieren und dass Beziehungen zwischen den beteiligten Personen entstehen. In der Schule wird das Projekt in extra dafür angesetzten Reflexionstreffen begleitet. Das Erlebte wird dadurch nachhaltig bewusst gemacht. Nach der Durchführung wird das Projekt jedes Mal evaluiert. Jeder teilnehmende Schüler erhält am Ende des Schuljahres ein Zertifikat über das geleistete Ehrenamt.
Erzbischöfliche Ursulinenschule (Realschule und Gymnasium) Einsatz auf der Demenz- und Delirstation im St. Marien-Hospital
Seit dem Frühjahr 2016 kommen regelmäßig Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse der Erzbischöflichen Ursulinenschule ehrenamtlich in das benachbarte St. Marien-Hospital. Dabei sind 40 Schülerinnen des Gymnasiums und 20 Schülerinnen und auch Schüler der Ursulinenrealschule an dem Projekt beteiligt.
Von Dienstag bis Freitag nehmen sich die jungen Menschen mindestens einen Nachmittag in der Woche Zeit für die Patienten, vor allem in der Demenz- und Delirstation. Durch Informationsveranstaltungen wird die Schülerschaft auf verschiedene Themen wie die Hygiene im Krankenhaus aber auch auf Hintergründe und Tipps zum Thema Demenz vorbereitet. Das Interesse der jungen Menschen war sofort sehr groß. Damit konnte die Hilfe auch auf andere Stationen ausgeweitet werden und noch mehr Patienten können von der Unterstützung der Schüler profitieren. Einmal pro Woche backen die Schüler gemeinsam Waffeln. In diesen ein bis zwei Stunden kommt es zu interessanten Gesprächen, die für beide Seiten bereichernd sind.
Unternehmen
Der TÜV Rheinland wurde im Jahr 1872 gegründet und hat sich seither zu einem international führenden Prüfdienstleister entwickelt. Mit neuen Ideen, Fachwissen und einem weltumspannenden Netzwerk trägt der TÜV Rheinland dazu bei, Produkte, Dienstleistungen, Systeme und Personen sicherer und wettbewerbsfähiger zu machen.
TÜV Rheinland bekennt sich seit 2006 zum UN Global Compact (eine freiwillige Wirtschaftsinitiative der Vereinten Nationen) und dessen Grundprinzipien zur Wahrung der Menschenrechte, Einhaltung von Arbeitsnormen, zum Umweltschutz und zur Bekämpfung von Korruption.
Im Jahr 2004 nahm der TÜV erstmals am Kölner Freiwilligen Tag teil und unterstützt seitdem jährlich mit dem Einsatz der Mitarbeitenden gemeinnützige Projekte. So wurden beispielsweise Räumlichkeiten eines Kindergartens angestrichen, mit Bewohnern der Lebenshilfe Köln gebastelt oder der Bürgerpark in Volkhoven/Weiler verschönert. Mit der Durchführung von Freiwilligentagen möchte TÜV Rheinland seiner Verantwortung als Bestandteil einer lokalen Gemeinde nachkommen und über die Schaffung von Arbeitsplätzen hinaus einen positiven Beitrag für die Gesellschaft vor Ort leisten.
Sonderpreis "Ehrenamtliches Engagement im Sport"
Tugba Tekkal hat mit dem Verein HAWAR.help das Sport-und Integrationsprojekt "Scoring Girls" ins Leben gerufen. Auf den Vorwiesen des RheinEnergieStadions trainiert die Bundesligaspielerin Tugba Tekkal vom 1. FC Köln, einmal in der Woche Mädchen im Alter von acht bis 18 Jahren, die aus Flüchtlingsfamilien und sozial benachteiligten deutschen Familien stammen. Sie erhalten einmal pro Woche ein regelmäßiges und kostenloses Sporttraining. Dabei steht vor allem die Integration im Vordergrund. Tekkal zeigt mit ihrem Projekt, dass Sport ein wichtiges Element ist, die Herausforderungen zu meistern, vor denen junge Menschen im Rahmen einer guten Integration in die Gesellschaft stehen. Für ihr Projekt schenkt sie den Mädchen nicht nur ihre Zeit, ihr Können und ihre Erfahrung, sondern motiviert auch andere Bundesligaspielerinnen, mitzumachen und für die kleinen Spielerinnen ein Vorbild zu sein.