Jossi Kaufmann – Kameramann und Fotograf

Beim 21. Kölner Museumsfest am Sonntag, 21. Mai 2017, wird der neue Fotografenbestand "Jossi Kaufmann" des Rheinischen Bildarchivs erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Ergänzend zu exemplarisch ausgewählten Fotografien ist am Informationsstand des Rheinischen Bildarchivs im Rautenstrauch-Joest-Museum, der von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist, die 30-minütige Reportage "Morgenröte am Sai Gon. Eine Reportage aus Ho Chi Minh Stadt" von Helmut Grosse zu sehen, die am 6. April 1993 im "Auslandsreporter" des WDR zu sehen war.

Josef – genannt Jossi – Kaufmann wurde am 14. November 1936 in Israel geboren. Seine Muttersprachen sind Französisch und Iwrit. Kaufmann spricht aber ebenso Deutsch, Englisch, Spanisch und etwas Arabisch. Für das bewegte Bild wurde er schon in seiner Kindheit und Jugend sensibilisiert. Seine Eltern besaßen einen Kinofilmverleih. Zum Kameramann wurde er bei der Arca-Filmproduktion GmbH in Berlin ausgebildet, wo er ein Volontariat und seine Lehre absolvierte. 1959 begann er mit nur 23 Jahren als jüngster Kameramann beim WDR in Köln. Von 1959 bis zu seinem Ruhestand zum Jahreswechsel 2001/2002 arbeitete er als Kameramann des WDR, der ARD und des ZDF in Studios in Deutschland (Köln), Frankreich (Paris) und den USA (New York). Kaufmann lebt seit über 40 Jahren mit seiner Frau Ute in Köln und fühlt sich der Stadt persönlich sehr eng verbunden.

Seine Arbeits- und persönlichen Interessenschwerpunkte lagen beim Dokumentarfilm und der Reportage in den Bereichen Politik und Zeitgeschichte und insbesondere der Berichterstattung von den Krisenherden der Welt. Er bereiste mit unterschiedlichen Journalisten – so elf Jahre lang mit Peter Scholl-Latour – aber auch mit Georg Stefan Troller, Ralph Giordano, Helmut Grosse, Ulrich Wickert und Klaus Richter zahlreiche Länder in Europa, Asien, Afrika, Amerika, im Nahen Osten und Australien. Kunst und Kultur spielten in seinem Schaffen ebenso eine Rolle, so beispielsweise in dem 1969 bis 1971 entstandenen Dokumentarfilm "Hundertwassers Regentag", in dem Peter Schamoni den Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser porträtierte. Darüber hinaus drehte Kaufmann vier Spielfilme für den Bayerischen Rundfunk (An einem ganz gewöhnlichen Tag/1966, Quartett im Bett/1968, Jan Billbusch/1970, Peng! Du bist tot!/1986/1987). Kaufmann erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter mehrfach den Grimme-Preis, und gab sein Wissen kurz vor seinem Ruhestand noch in einem Lehrauftrag weiter. Parallel zu seinem filmischen Werk entstand ein umfangreiches und sehr qualitätvolles fotografisches Werk, dessen Bedeutung unter anderem darin liegt, dass an ihm die bundesdeutsche Wahrnehmung der dargestellten Länder über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten ablesbar ist. Seine Fotografien fanden in zahlreichen Fotoreportagen in Zeitschriften und Büchern Verwendung und wurden in Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. 1975 wurde Kaufmann wegen seiner Verdienste um die Fotografie zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Fotografie berufen. 1981 und 1990 veröffentlichte er gemeinsam mit Peter Scholl-Latour die Fotobücher "7 Gesichter Chinas" und "Asien: Ein verlorenes Paradies". Besonderes Kennzeichen seiner Fotografien ist, dass sie als "Nebenprodukt" seiner Tätigkeit als Kameramann entstand. Er fotografierte eigentlich ohne den Anspruch, damit Geld zu verdienen. Viele "Making of"-Fotos zeigen Kaufmann an der Filmkamera typischerweise mit umgehängtem Fotoapparat. Das Ergebnis seiner "beiläufigen Liebhaberei" ist ein Lebenswerk von etwa 50.000 Kleinbild-Diapositiven und einigen hundert Kleinbild-Colornegativ-Aufnahmen, die seit Januar 2017 nach Reisen und Ländern geordnet gemeinsam mit zahlreichen Reportage-Manuskripten und Erschließungsinformationen aus wöchentlichen Interviews in das Rheinische Bildarchiv der Stadt Köln überführt werden. Dort werden sie als eigener Fotografenbestand künftig öffentlich zur Verfügung stehen. Kaufmanns Fotografieren war zwar dem Drehen untergeordnet, profitierte jedoch maßgeblich von den dadurch gegebenen Rahmenbedingungen. Insbesondere in den Ländern, in denen Fotografen politisch bedingten Restriktionen ausgesetzt waren, streng überwacht, sanktioniert und womöglich zensiert wurden, konnte Kaufmann am Rande der offiziell genehmigten Dreharbeiten verhältnismäßig ungestört fotografieren. Die obligatorischen Begleiter wie Dolmetscher oder Chauffeure konzentrierten sich auf die Filmarbeiten und nicht auf die "nebensächliche" Fotografie. So verließ das Fotomaterial letztendlich ungehindert das jeweilige Land und vermittelt nun schonungslos die Situation beispielsweise in Vietnam 1976 kurz nach dem Vietnamkrieg (1955 bis 1975). Im Verlauf dieser Reisen entstanden Landschafts- und Architekturaufnahmen, aber auch viele politisch motivierte Fotografien mit gesellschaftskritischem Blick auf Ungerechtigkeit, Zerstörung und menschliches Leid. Einen dominanten Anteil seines fotografischen Werkes nehmen Porträts ein. Die meisten sind sehr ästhetische Nah- oder Halbnahaufnahmen, die ebenfalls aus der speziellen Drehsituation heraus in dieser Unmittelbarkeit möglich wurden und gerade dadurch eine hohe Unmittelbarkeit, starke Ausstrahlung und Natürlichkeit erhalten konnten. Sie wirken nie inszeniert oder gestellt. Kaufmann fotografierte genauso wie er filmte. Seine Bildausschnittswahl war durch die gestalterische Kadrierung beim bewegten Film beeinflusst. Er wählte grundsätzlich bereits bei der Fotoaufnahme den endgültig angestrebten Bildausschnitt – hat also auch beim Standbild die Aufnahme selbst immer im vollen Format gestaltet. Nachträgliches Beschneiden war ihm fremd. Wurden Fotografien, die er den Sendeanstalten, Zeitschriften oder auch Kollegen zur Verfügung stelle, in Print-Publikationen verwendet, konnte es passieren, dass die Grafiker Ausschnitte verwendeten.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit