Regeln werden musikalisch erläutert
Am Montag, 8. Mai 2023, stellte die Stadt Köln ihr Fahrradstraßenkonzept und die neue Kampagne vor, in der unter dem Motto "Hier spielt eine andere Musik" Kölner*innen mit Redewendungen aus der Musikwelt die geltenden Regeln einer Fahrradstraße erläutert werden.
Besonders in den letzten Jahren ist die Anzahl der Fahrradstraßen merklich gestiegen. Inzwischen gibt es 48 Fahrradstraßen, aufgeteilt in 160 Straßenabschnitte. Seit 2017 konnte die Gesamtlänge der Fahrradstraßenkilometer von fünf auf aktuell 22,5 Kilometer mehr als vervierfacht werden, schwerpunktmäßig in der Kölner Innenstadt. Hier wurden auf Grundlage des Fahrradstraßennetzplans, der aus dem Radverkehrskonzept Innenstadt abgeleitet wurde, zahlreiche Fahrradstraßen eingerichtet. Zuletzt im Mauritiuswall und in der Alfred-Schütte-Allee.
Noch in 2023 sollen auf Grundlage der bezirklichen Radverkehrskonzepte für sämtliche Stadtbezirke Fahrradstraßennetze beschlossen werden, beispielsweise für Lindenthal und Kalk. Das Fahrradstraßennetz wird somit gesamtstädtisch ausgeweitet. Das Hauptradroutennetz wurde im vergangenen Jahr in allen Bezirksvertretungen beschlossen. Eine Übersicht über die eingerichteten, in der Umsetzung befindlichen und geplanten Fahrradstraßen befindet sich im Anhang.
Studie
Im Jahr 2016 wurde durch eine Studie der Unfallforschung der Versicherer eine Befragung von Verkehrsteilnehmer*innen in Fahrradstraßen durchgeführt. Hierbei kam heraus, dass 26 Prozent aller befragten Verkehrsteilnehmer*innen nicht wussten, dass sie sich gerade in einer Fahrradstraße befinden. Der Anteil der Autofahrer*innen war mit 33 Prozent noch deutlich höher. Bei dieser Befragung zeigte sich, dass der Wissensstand zu den geltenden Verkehrsregeln in Fahrradstraßen sehr große Lücken aufwies.
Die Kampagne "Hier spielt eine andere Musik"
Im Rahmen einer groß angelegten Informationskampagne verfolgt das Dezernat für Mobilität der Stadt Köln das Ziel, den allgemeinen Wissensstand zu den geltenden Verkehrsregeln in Fahrradstraßen zu erweitern. Eine empirische Untersuchung begleitet die Kampagne.
Unter dem Motto "Hier spielt eine andere Musik" startet daher nun die erste Welle einer Kampagne, mit der ab Dienstag, 9. Mai 2023, auf die in Fahrradstraßen geltenden Regeln aufmerksam gemacht wird.
Das Besondere dabei ist, dass die Regeln von Kölner*innen, die gleichzeitig leidenschaftliche Musiker*innen und Fahrradfahrer*innen sind, mit Redewendungen aus der Musikwelt erklärt werden. Sie sind die Hauptfiguren der Motive dieser Kampagne und verleihen dieser ihre Gesichter.
Neben dem Hauptmotto "Hier spielt eine andere Musik" heißt es:
- "Immer schön piano – 30 km/h"
- "Hier spielen Radfahrende die erste Geige"
- "Mehrstimmig fahren erlaubt"
Auf Plakaten, in Radiospots und durch Fahrradwerbung wird auf das Thema aufmerksam gemacht sowie auch auf Gratis-Postkarten in Kneipen und kulturellen Einrichtungen und über die Social-Media-Kanäle der Stadt Köln. Alle Informationen rund um die Fahrradstraßen in Köln hier.
Die zweite Welle der Kampagne wiederholt im September die Regeln und ruft zur Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer*innen auf: Für ein gutes Konzert, egal welcher Musikrichtung, müssen die Musiker*innen aufeinander hören und eine gemeinsame Linie finden.
Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln, über die Kampagne:
Durch die wachsende Zahl der Fahrradstraßen wird dem Verkehrsmittel ‚Fahrrad‘ immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die Kampagne wird dazu beitragen, dass alle Verkehrsteilnehmenden die dort geltenden Regeln verstehen und anwenden. In einer Großstadt wie Köln ist das Fahrrad das Verkehrsmittel der Wahl, um zügig und klimaschonend mobil zu sein.
Auch Thorsten Siggelkow, Leiter des Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, ist überzeugt:
Wir möchten das Angebot für Radfahrende weiter optimieren und setzen auf das Miteinander der einzelnen Verkehrsarten, was gerade in Fahrradstraßen von großer Bedeutung ist.
Finanzierung der Kampagne
Die Kampagne wird im Rahmen des Förderprojektes "Informationskampagne Fahrradstraßen" (IKFS) zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) über die Förderrichtlinie der Förderung von nicht investiven Maßnahmen zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) gefördert. Die übrigen 20 Prozent werden aus städtischen Mitteln finanziert.
Hintergrund
Die erste Fahrradstraße in Köln wurde 1993 im Rahmen eines Verkehrsversuches im Stadtteil Höhenhaus eingerichtet, bis 1996 folgten sieben weitere Fahrradstraßen, zumeist auf kurzen Abschnitten. In einer weiteren "Umsetzungswelle" wurden ab 2014 mit dem Beschluss des Radverkehrskonzepts weitere Fahrradstraßen eingerichtet – allein in 2015 sechs.
Mit dem Beschluss des Radverkehrskonzepts Innenstadt im Jahr 2016 wurde ein Meilenstein für die Radverkehrsförderung in Köln gesetzt und damit eine Weiche für die Fortentwicklung der Kölner Fahrradstraßen gestellt. Neben einem Fahrradstraßennetzplan beinhaltete das Konzept auch erstmals Gestaltungsstandards, die sich auf Mindestbreiten, Markierungen und eine Bevorrechtigung an Kreuzungen bezogen. Diese Standards werden aktuell weiterentwickelt.
Im Kölner Friesenwall, der 2020 mit dem zweiten Platz des deutschen Fahrradpreises prämiert wurde, sind die Fahrradstraßenstandards konsequent angewendet worden. Durch die Umwandlung von 50 Parkplätzen zugunsten eines Multifunktionsstreifens konnte ein weiteres Gestaltungselement implementiert werden, das mittlerweile in vier weiteren Fahrradstraßenabschnitten angewendet wird, zuletzt Ende 2022 im Mauritiuswall. Eine Besonderheit stellen zudem die autofreien Fahrradstraßenabschnitte Zülpicher Straße, Eifelwall und Fleischmengergasse dar.