Auswirkungen von Corona umspannt alle Branchen / Arbeitnehmerempfang wegen Corona verschoben

Die aktuelle Situation von über 560.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Köln, wovon rund 290.000 auch in Köln leben, angesichts der direkten und indirekten Auswirkungen der Corona-Pandemie war heute das zentrale Thema eines gemeinsamen Pressegespräches von Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit DGB-Vorsitzendem Dr. Witich Roßmann und führenden Gewerkschaftsvertretern verschiedener Branchen. Anlass für dieses Gespräch im Historischen Rathaus war die gemeinsam verabredete Verschiebung des traditionellen Arbeitnehmerempfangs der Oberbürgermeisterin am Vortrag des 1. Mai im Rathaus. In diesem Jahr soll dieser Empfang aus Gründen des Infektionsschutzes erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden und die dann aktuellen Herausforderungen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Köln in den Fokus nehmen. Witich Roßmann:

Die Verschiebung des Arbeitnehmerempfangs gibt uns die Möglichkeit, zu einem späterem Zeitpunkt den vielen "Stillen Helden" der Corona-Krise angemessen zu danken, ihre Arbeit zu würdigen und damit einem schnellen Vergessen nach der Krise entgegenzuwirken. Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, die Gefährdeten zu schützen. Das schließt über 70 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein, die in unserer Stadtgesellschaft unter schwierigsten Bedingungen weiter arbeiten, um die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen unserer Stadtgesellschaft aufrechtzuerhalten.  

Oberbürgermeisterin Henriette Reker wies explizit darauf hin, dass im Moment und auch zu Recht die Berufsgruppen im medizinischen und pflegerischen Bereich und der wichtigen Infrastruktureinrichtungen wie Transport, Ver- und Entsorger im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung stehen.

Aber ich möchte allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, den Selbständigen und auch den kleinen und großen Unternehmen in Köln versichern, dass sie alle im Blick haben und  behalten werden, wenn es darum geht, mit den Folgen der Pandemie fertig zu werden. Wir werden unsere zugegebenermaßen begrenzten kommunalen Möglichkeiten ausschöpfen, den Menschen, die neben ihrer Berufstätigkeit ja auch Eltern oder Kinder von Senioren, Nutzer unser Einrichtungen, oder auch Gebührenzahler sind, entgegenzukommen und unsere Beiträge dazu leisten, dass wir bewährte wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen erhalten können und nach Aufhebung der Restriktionen auch wieder schnell auf breiter Ebene Fahrt aufnehmen können. Ich habe dazu gestern dem Rat ein umfangreiches und dezidiertes Maßnahmenpaket im zweistelligen Millionenbereich trotz sinkender Steuereinnahmen vorgestellt. Ich werde mich aber auch beim Land und Bund auch mit Hilfe des Deutschen Städtetages für notwendige Anpassungen und Verbesserungen für die Wirtschaft, wichtige Infrastruktureinrichtungen und die Beschäftigten einsetzen.

In dem Gespräch zeichneten neben dem DGB-Vorsitzenden auch Daniel Kolle, Geschäftsführer der Dienstleistungsgesellschaft verdi, Dieter Kolsch als Bevollmächtigter der IG Metall und Mania Wiesner, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ein sehr anschauliches Bild über die aktuellen Probleme der Branchen. Dabei gestalten sich auch innerhalb der Branchen die aktuellen Herausforderungen durchaus unterschiedlich, vom notwendigen Gesundheitsschutz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zu den wesentlichen finanziellen Fragestellungen mit Themen wie Kurzarbeitergeld und notwendigen Aufstockungen auf höhere Prozentsätze durch die Arbeitgeber.    

Der Geschäftsführer des Verdi-Bezirks, Daniel Kolle, begrüßte, dass die Krise das Bewusstsein für die großen Leistungen der Arbeitnehmer in allen Bereichen der Daseinsvorsorge positiv gestärkt hat:

Daseinsvorsorge ist systemrelevant, nicht nur in der Pflege und an der Supermarktkasse, sondern auch bei der Sicherung unseres Trinkwassers, unserer Energie- und Datennetze, unserer Abfallbeseitigung wie unserer öffentlichen Mobilität.

Manja Wiesner, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, berichtete aus ihren Arbeitsbereichen mit "Arbeit ohne Ende" und Kurzarbeit "0":

Für unsere Kollegen in der Gastronomie, in den Hotels müssen wir Kurzarbeit als Alternative zu Entlassungen organisieren. Aber in diesen Bereichen mit einem ohnehin geringen Einkommen reicht das jetzige Kurzarbeitergeld nicht zur Existenzsicherung. Hier muss der Bund nachsteuern auf 80 Prozent. In den Lebensmittelbetrieben sind die sowieso schon vorhandenen hohen Hygienestandards durch Corona weiter gestiegen, während gleichzeitig rund um die Uhr produziert wird. Auch das gefährdet die Gesundheit.

Auch Dieter Kolsch, Bevollmächtigter der IG Metall, kennt beides:

Einige Maschinenbauer und Elektrounternehmen profitieren von der Energiewende, Ford und die Autozulieferindustrie sind mehrfach getroffen: Mitten im ohnehin schwierigsten Transformationsjahr hin zur E-Mobilität bricht die Nachfrage ein. Es besteht die Gefahr dass globale Teile für die Produktion fehlen, dazu muss die Belegschaft an Fließbändern und in den Büros vor dem Virus geschützt werden. Zumindest konnten wir in unseren gut organisierten Betrieben das Kurzarbeitergeld bis auf 80 und 90 Prozent erhöhen, ohne gewerkschaftliche Stärke aussichtslos.   

Jörg Mährle, Geschäftsführer des DGB Köln-Bonn denkt schon an die Zeit nach Corona:

Sozialen Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft wie in Europa gibt es nicht ohne sozialen Lastenausgleich. Was in den 50er Jahren möglich war, kann heute nicht unmöglich sein.    

Gemeinsam waren sich alle Beteiligten einig, dass dem Arbeitnehmerempfang der Stadt Köln in diesem Corona-Krisenjahr eine besondere Bedeutung zukommt. Wir wollen die "Stillen Helden" angemessen und würdig ehren.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit