Ausstellung vom 26. Januar bis 7. Juli 2024 im Museum Schnütgen
Gleich zu Beginn des neuen Jahres kann das Museum Schnütgen mit zwei spektakulären Neuerwerbungen aufwarten. Es handelt sich um zwei exquisite Elfenbeinreliefs der Gotik, eines in Paris, das andere in Köln, entstanden. Beide sind Zeugnisse einer künstlerischen Blütezeit, die zwischen 1250 und 1350 fast ganz Europa erfasst hatte und von einem regen Austausch der Künste geprägt ist: Die Bauzeit der großen gotischen Kathedralen. Das Museum Schnütgen präsentiert seine beiden Neuzugänge in einer kleinen Sonderschau mit Kunstwerken aus dem eigenen Bestand.
Kulturdezernent Stefan Charles sieht in den neuen Sammlungshighlights ein besonders Potential für das Haus: „Sammeln gehört seit jeher zu den Kernaufgaben eines Museums. Mit dem Erwerb dieser beiden Spitzenwerke erweitert das Museum Schnütgen seinen Bestand unter einem verstärkt europäischen Blickwinkel – das eröffnet auch neue Perspektiven für das zukünftige Wirken dieses besonderen Hauses.
Tatsächlich stehen die beiden Elfenbeintäfelchen beispielhaft für die engen künstlerischen Verflechtungen zwischen Paris und Köln in jener Zeit. Beide gehörten ursprünglich jeweils zu einem mit Scharnieren aufklappbaren Diptychon, das Szenen der christlichen Heilsgeschichte zeigte, und zur persönlichen Andacht diente – zumindest für die, die sich ein solch kostbares Objekt leisten konnten. Eines der neuen Elfenbeinobjekte ist der rechte Flügel eines Pariser Diptychons mit Szenen der Leidensgeschichte Jesu. Sein Pendant befindet sich im Bestand des Pariser Louvre. Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat die Stadt Köln beim Ankauf dieses Stückes unterstützt.
Es ist sehr schwer, im Bereich der alten Kunst noch Stücke von dieser Qualität auf dem Kunstmarkt zu finden und zu erwerben. Gerne haben wir das Museum Schnütgen dabei unterstützt, diese Kostbarkeit nach Köln zu holen
sagt Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Stiftung.
Das zweite neue Elfenbeinrelief, eine besonders qualitätvolle Kölner Schnitzerei aus der Zeit um 1350, zeigt die Krönung Mariens. Die Aachener Peter und Irene Ludwig Stiftung hat dieses Werk eigens für das Museum Schnütgen erworben und als Dauerleihgabe übergeben.
Dr. Carla Cugini, geschäftsführende Vorständin der Peter und Irene Ludwig Stiftung, erklärt:
Wir freuen uns sehr über diese wunderbare Marienkrönung! Noch dazu, da vieles darauf schließen lässt, dass diese filigrane Schnitzerei vermutlich Kölner Wurzeln hat. Mit dem Museum Schnütgen verbindet uns in gewisser Weise eine Elfenbein-Tradition. Mehrere herausragende Objekte dieser Art, wie das berühmte karolingische Harrach-Diptychon, sind bereits seit Jahrzehnten Teil der Sammlung. Das neue Elfenbeinrelief reiht sich in jeder Hinsicht hervorragend in diese Tradition ein.
Dem Elfenbeinbestand hat das Museum Schnütgen in seiner Ankaufspolitik der letzten Jahre besondere Bedeutung zukommen lassen, und das mit Erfolg, wie in der kleinen Schau um die beiden Relieftafeln zu sehen sein wird.
Die beiden Spiegelkapseln mit Szenen der höfischen Liebe waren exquisite Luxusgegenstände. Sie erweitern den sonst von religiösen Sujets geprägten Bestand auf besondere Weise und zeigen zusammen mit den beiden neuerworbenen Tafeln das breite Spektrum der gotischen Elfenbeinschnitzer
so Dr. Moritz Woelk, Direktor des Museum Schnütgen.
Die Erwerbungen der letzten Jahre werden abgerundet durch die Schenkung eines besonders fein gearbeiteten französischen Elfenbeinreliefs mit Christus und den Aposteln am Sterbebett Mariens aus süddeutschem Privatbesitz. Es gehörte einst zur erlesenen Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden.