Ausstellungseröffnung am 8. Oktober 2025 im NS-Dokumentationszentrum

Lange wurde über das Thema geschwiegen. Erst Anfang 2020 entschied der Deutsche Bundestag: "Niemand saß zu Recht in einem Konzentrationslager, auch die als 'Asoziale' und 'Berufsverbrecher' Verfolgten waren Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft". Im Zuge dieses Beschlusses beauftragte das Parlament die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mit der Erstellung einer Ausstellung. Sie stellt eines der wichtigsten erinnerungspolitischen Vorhaben des Jahrzehnts in der Bundesrepublik dar.

Dabei stehen die Erfahrungen der Betroffenen im Zentrum der Ausstellung "Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 – 1945 – heute", die jetzt das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln vom 9. Oktober 2025 bis zum 4. Januar 2026 zeigt – um einige Kölner Stimmen ergänzt. Um die von Trude Nohr zum Beispiel. Die alleinerziehende Mutter eines Sohnes, unverheiratet, geriet im Nationalsozialismus unter Prostitutionsverdacht. 1943 wurde sie von der Kölner Kripo am Hauptbahnhof verhaftet und ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert, später nach Bergen-Belsen verlegt. Nach der Befreiung des Lagers kehrte sie nach Köln zurück. Die Ausstellung erzählt unter anderem davon, wie Trude Nohr zum einen ihre Geschichte tief geprägt hat, aber auch ihr Kampf um Rehabilitierung. Für die Kölnerin wurde Anfang des Jahres im Martins-Viertel ein Stolperstein verlegt.

Zum Hintergrund: Zwischen 1933 und 1945 griffen Behörden und Polizei gesellschaftliche Vorurteile auf: Sie kontrollierten, drangsalierten und beraubten Zehntausende ihrer Freiheit, viele wurden ermordet. Jahrzehntelang wird den Betroffenen eine Entschädigung verweigert und ihre Unrechtserfahrung verleugnet.

Ausstellungsdaten

9. Oktober 2025 bis 4. Januar 2026
Dienstag bis Freitag: von 10 bis 18 Uhr geöffnet
Samstag und Sonntag: 11 bis 18 Uhr Eintritt: 4,50 Euro/ermäßigt 2 Euro (kostenfrei am 1. Donnerstag im Monat)

Führungen durch die Ausstellung: 

Donnerstag, 6. November 2025, 20.30 UhrFührung mit dem Kurationsteam
Dienstag, 25. November 2025, 16.30 UhrFührung mit dem Kurationsteam
Sonntag, 4. Januar 2026, 11 UhrFührung mit dem Kurationsteam

Begleitveranstaltungen:

Mittwoch, 22. Oktober 2025, 15.30 Uhr: Sozialer Stadtrundgang – "Expert*innen der Straße" geben Einblicke in das Leben als Wohnungs- und Obdachlose

Sonntag, 26. Oktober 2025, 15 bis 17 Uhr:Exkursion – Das NS-Projekt "Altstadtgesundung": Stadtplanung zwischen NS-Verfolgung, Kriegszerstörung und Wiederaufbau

Donnerstag, 6. November 2025, 18 Uhr: Podiumsdiskussion: Mehr als ein Jahrzehnt des Kampfes für die "Verleugneten" - Was wurde bisher erreicht?
Die Diskussion ist Auftakt zur internationalen Tagung:
"Die Verleugneten. Als 'Asoziale' und 'Berufsverbrecher' Verfolgte unter faschistischer und NS-Herrschaft in Europa", von Donnerstag, 6. November, bis Freitag, 7. November 2025 im NS-DOK.

Die Tagung versammelt Forschende und erinnerungspolitisch Engagierte aus neun Ländern. Die Verfolgung traditionell marginalisierter Gruppen und die eugenisch begründete Verbrechensbekämpfung waren ein bisher kaum beachteter Teil der NS-Herrschaft in Europa. Erstmals findet in Köln ein wissenschaftlicher Austausch darüber statt, der zudem daraus resultierende Leerstellen im Erinnern diskutieren wird.

Samstag, 15. November 2025, 15.30 Uhr: Sozialer Stadtrundgang- „Expert*innen der Straße” geben Einblicke in das Leben als Wohnungs- und Obdachlose

Dienstag, 25. November 2025, 18 Uhr: Podiumsdiskussion: Wohnungslosigkeit heute – Wie gelingt ein humaner Umgang mit den betroffenen Menschen?

Sonntag, 7. Dezember 2025, 14 bis16 Uhr: Exkursion – Das NS-Projekt "Altstadtgesundung": Stadtplanung zwischen NS-Verfolgung, Kriegszerstörung und Wiederaufbau

Donnerstag, 11. Dezember 2025, 18 Uhr: Podiumsdiskussion – Bewegte Blickwinkel auf Familiengeschichte(n) – Angehörige ausgegrenzter und verfolgter Menschen im Nationalsozialismus sprechen

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit