Verwaltung bringt Beschlussvorlage in die politischen Gremien ein
Zur Steigerung der Kapazitäten und zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) empfehlen Stadtverwaltung und Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember 2019 eine Veränderung des Angebots der Linie 142 sowie – zur Entlastung der bestehenden Angebote – die Einrichtung neuer Linien auf der Ost-West-Achse (Linien 171, 172 und 173). Diese Interims-Angebote sollen auf Basis der Ratsbeschlüsse vom 14. November 2017 ("Stärkung und Ausweitung des Busnetzes") und 18. Dezember 2018 ("Kapazitätserhöhung Ost-West-Achse") kurzfristig umgesetzt werden.
Der Ratsbeschluss vom 18. Dezember 2018 zur schnellen Kapazitätserhöhung auf der Ost-West-Achse sieht vor, dass zunächst eine "Express-Buslinie" auf einer eigenen Busspur von Weiden-West bis Höhe Eisenbahnring mit entsprechenden Umsteigemöglichkeiten zum weiteren ÖPNV eingerichtet werden soll.
Die Umsetzung der "Expressbusspur Aachener Straße" stellt auch einen wichtigen Baustein zur Verbesserung der Luftschadstoffsituation auf der Aachener Straße dar und ist eine Maßnahme im Sinne der 2. Fortschreibung 2019 des Luftreinhalteplans für das Kölner Stadtgebiet. Parallel sollte auch eine Entlastungslinie aus dem Rechtsrheinischen geprüft werden. Die zu prüfende Linie entspricht dabei im Wesentlichen der bereits mit Ratsbeschluss vom 14. November 2017 beschlossenen Entlastungslinie für die Stadtbahnlinie 1 sowie die Buslinie 159.
Es ist geplant, dass der Rat in seiner Sitzung am 9. Juli 2019 über die bis zum erfolgten Stadtbahnausbau erforderlichen temporären Buslinienerweiterungen entscheidet. Die vorgesehenen Erweiterungen verursachen Infrastrukturkosten von rund 480.000 Euro und führen zu jährlichen Betriebskosten von rund 3,7 Millionen Euro.
Die im Folgenden beschriebenen zusätzlichen Angebote sollen dabei zum Fahrplanwechsel 2019 umgesetzt werden.
Neue Buslinien ergänzen Stadtbahnlinie 1
Die Verwaltung hat ein Konzept erarbeitet, das zur Kapazitätserhöhung auf der Ost-West-Achse und damit zur Entlastung der Stadtbahnlinie 1 zwischen Weiden-West und dem Eisenbahnring die Einrichtung von zwei neuen Buslinien vorsieht. Die neuen Linien 172 und 173 sollen die Fahrgäste in den westlichen Stadtteilen direkt aus den nördlich und südlich gelegenen Gebieten Widdersdorf, Lövenich, Weiden und Junkersdorf aufnehmen und ab Höhe Militärringstraße über die Aachener Straße auf einer Busspur in die Innenstadt bringen.
Um die Attraktivität der Buslinien gegenüber der Stadtbahnlinie 1 zu steigern, sollen mit den beiden Buslinien neue Direktverbindungen zwischen Widdersdorf/Lövenich/Weiden/Junkersdorf und der Aachener Straße sowie zwischen der Aachener Straße und dem Hauptbahnhof geschaffen werden. Aus diesem Grund werden die Linien über den Eisenbahnring hinaus bis zum Hauptbahnhof geführt, der für viele Pendler der Hauptverknüpfungspunkt im öffentlichen Nahverkehrsnetz darstellt.
Die nördliche Linie 172 fährt zwischen Widdersdorf und Lövenich auf dem vorhandenen Weg der Buslinie 149 und von dort bis zur Aachener Straße auf Höhe der Stadtbahnhaltestelle Junkersdorf auf dem Weg der Buslinie 141. Die südliche Linie 173 befährt zwischen Weiden und Junkersdorf größtenteils den vorhandenen Weg der Linie 143, bis sie über die Militärringstraße auf die Aachener Straße geführt wird. Die bestehenden Haltestellen an den Strecken werden weiterhin angefahren.
Weil die Verkehrsbelastung auf der Aachener Straße hoch ist, kann eine Busspur nur im dreispurigen Bereich zwischen Militärringstraße und Innerer Kanalstraße eingerichtet werden. Einer der drei Fahrstreifen wird zurzeit hauptsächlich zum Parken, Be- und Entladen sowie Rechtsabbiegen genutzt. Entsprechend dem Bedarf und zur Sicherstellung des Lade- und Lieferverkehrs ist eine Busreservierung auf dem dritten Fahrstreifen mit zeitlicher Begrenzung auf die Hauptverkehrszeiten, also zwischen 7 und 9 Uhr und zwischen 15 und 19 Uhr, vorgesehen. Auch ist zur weiteren Förderung der Elektromobilität geplant, dass der so genannte „Bussonderfahrstreifen“ für die Benutzung durch E-Fahrzeuge zugelassen wird.
Reisezeitersparnis durch Direktanbindung
Durch die Inanspruchnahme der Busse reduziert sich die Reisezeit insbesondere für die Fahrgäste, die aus den westlichen Stadtteilen über die Aachener Straße in die Innenstadt kommen möchten. Beispielsweise dauert die Fahrt heute von Widdersdorf (bei einmaligem Umsteigen von Bus auf Bahn) bis zur Universitätsstraße (Höhe Eisenbahnring) rund 30 Minuten. Durch die Direktverbindung mit dem Bus werden vier Minuten eingespart. In etwa dem gleichen Zeitverhältnis steht die Fahrt von Junkersdorf zur Universitätsstraße (bei einmaligem Umsteigen heute 21 Minuten zu 17 Minuten mit durchgehender Busverbindung). Zwischen 15 und 19 Uhr verkürzt sich die Reisezeit beispielsweise von der Haltstelle Universitätsstraße bis zum Wiener Weg in Junkersdorf um acht Minuten (von 23 Minuten mit Umsteigen auf 15 Minuten mit dem Bus). Dadurch, dass der Direktbus ab der Universitätsstraße über den Bahnhof West zum Hauptbahnhof fährt, ergibt sich für diese Strecke (gegenüber einem Umsteigen am Neumarkt) nochmals eine Zeitersparnis von rund fünf Minuten (18 Minuten mit den Stadtbahnen gegenüber 13 Minuten mit dem Bus).
Zusätzliche Haltestellen werden eingerichtet
Auf Höhe der bestehenden Stadtbahnhaltestellen sind jeweils Bushaltestellen an Eupener Straße, Höhe Maarweg, Aachener Straße/Gürtel, Melaten und Universitätsstraße vorgesehen. Im weiteren Verlauf werden beide Linien über Innere Kanalstraße und Magnusstraße bis zur Komödienstraße westlich des Hauptbahnhofs geführt. Neben der Endhaltestelle am Hauptbahnhof stellt die Haltestelle Bahnhof West eine Verknüpfung zum Bahnverkehr dar. Die beiden Linien sollen nur in den Hauptverkehrszeiten und jeweils versetzt im 10-Minuten-Takt angeboten werden, sodass sie sich auf der Aachener Straße ab Höhe Militärringstraße bis zum Hauptbahnhof zu einem 5-Minuten-Takt ergänzen. Die westlichen Teilabschnitte der Expressbus-Linienwege werden entsprechend der Hauptauslastung bedient, also in den Morgenstunden nur stadteinwärts, nachmittags nur stadtauswärts.
Im Rechtsrheinischen soll die Linie 171 montags bis freitags zwischen etwa 6.30 und 9.30 Uhr sowie zwischen etwa 15 und 19 Uhr von Mülheim über Kalk, Severinsbrücke, Nord-Süd-Fahrt bis zum Hauptbahnhof im 10-Minuten-Takt eingerichtet werden. Damit werden die vorhandenen Angebote auf der Stadtbahnlinie 1 sowie der Buslinie 159 ergänzt. Mit dieser Umsetzung bereits zum Fahrplanwechsel 2019 wird dem Prüfauftrag vom Dezember 2018 Rechnung getragen.
Weitere bedarfsgerechte Anpassungen
Die Führung der Buslinie 142 soll wegen einer anstehenden langjährigen Sanierung von Gebäuden der Universität und der damit verbundenen Nutzung von Ersatzgebäuden in Zollstock verändert werden. Zur Stärkung der Verbindung zwischen Zollstock und dem Universitätscampus sollen die Fahrten der Linie 142, die heute zwischen 7 und 19 Uhr an der Weißhausstraße enden, bis zur Bremsstraße in Zollstock verlängert werden. Hierzu wird dort eine zusätzliche Haltestelle eingerichtet, welche die Universitäts-Ersatzgebäude in der Sibille-Hartmann-Straße direkt anbindet.
Der Ausbau aller Haltestellen wird voraussichtlich aus der ÖPNV-Pauschale nach §11 ÖPNVG NRW refinanziert. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme werden alle neuen Haltestellen zunächst provisorisch eingerichtet.
Die Einführung der Interim-Buslinien zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 ist zunächst als Probebetrieb zu sehen, bei dem Erfahrungen gesammelt und gegebenenfalls Optimierungen vorgenommen werden.