Sonderausstellung über die Welt der Spiele im Kölnischen Stadtmuseum

Spielen ist seit jeher ein menschliches Bedürfnis. Es macht Spaß, regt die Sinne an, schult das Gedächtnis und beflügelt die Fantasie. Mit der Ausstellung "Bretter, die die Welt bedeuten" nimmt das Kölnische Stadtmuseum vom 5. Mai bis 26. August 2018 mit eindrucksvollen Exponaten die Vielfalt der Gesellschaftsspiele in den Blick und lädt damit zu einer besonderen Zeitreise durch die Kölner Geschichte ein.

Spiegel der Zeit

Im Fokus der bunten Ausstellung steht die kulturgeschichtliche Bedeutung der Gesellschaftsspiele. Die oft kunstvoll illustrierten Spielbretter und Spielkarten aus den unterschiedlichsten Epochen spiegeln den sich wandelnden Zeitgeist und wichtige gesellschaftliche Entwicklungen: Politische Umbrüche und Propaganda, technische Errungenschaften, neue Reisemöglichkeiten oder gängige Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit – all dies prägte (und prägt noch heute) Spielregeln und Bildmotive.

Luxusgut und Erziehungsmedium

Schon zu Zeiten der Römer spielten die Menschen in Köln mit Würfeln oder Tierknochen. Seit dem Mittelalter erfreuten sich aufwendig gefertigte und prächtig gestaltete Brett-, Würfel- und Kartenspiele bei Adel und wohlhabendem Bürgertum besonderer Beliebtheit. Herausragendes Zeugnis hierfür ist das Schachspiel des Kölner Erzbischofs Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1760er-Jahre) mit seinen kunstvoll geschnitzten Elfenbeinfiguren. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Gesellschaftsspiele durch neue Drucktechniken für eine breitere Bevölkerungsschicht bezahlbar. Auch die Kölner Spielkartenfabrik J. P. Bürgers stellte ihre Produktion ab 1878 auf Maschinenbetrieb um. Zudem kamen vermehrt Spiele für Kinder auf den Markt, die nicht nur unterhalten, sondern vor allem ihrer Bildung und Erziehung dienen sollten. Ein beliebtes Familienspiel, auch in Köln, war beispielsweise "Die Reise ins Himmelreich" (um 1900) mit seinem moralisierenden und belehrenden Charakter: Tugenden wie Fleiß und Frömmigkeit wurden belohnt, Faulheit bestraft.

Technik und Politik im Spiel

Die Spielebranche setzte schon immer alles daran, mit ihren Themen auf dem aktuellsten Stand zu sein. Jede neue technische Errungenschaft wurde "ins Spiel" gebracht. So beispielsweise die im 19. Jahrhundert aufkommenden Dampfschiffe und Eisenbahnen oder Anfang des 20. Jahrhunderts die Zeppeline. Wunderschön gestaltete Brettspiele wie die "Rheinreise" (um 1910) oder "Die Reise nach Paris" (nach 1863), die unter andren über Kölns neue Eisenbahnbrücke führte, setzten dieses sich wandelnde Verständnis von Mobilität und Reisen in fantasievolle Bildwelten um. Spiele wurden zudem immer wieder als Instrument politischer Propaganda benutzt. Revolutionen und Kriege waren häufig Grund, neue Spiele aufzulegen. So wurde anlässlich der Revolution 1848 und der Hinrichtung des Kölner Revolutionärs Robert Blum innerhalb kürzester Zeit ein Würfelspiel auf den Markt gebracht, bei dem der Spieler sich auf eine biografische Reise durch Blums Leben begab. Über die Spielwelten hielt zudem das Militär Einzug in die Wohnzimmer und das private Leben. Spielbretter wurden zu Kriegsschauplätzen, auf denen verfeindete Soldaten durch Würfeln zum Kampf antraten. Diese Gesellschaftsspiele sollten nicht zuletzt die Jugend auf Vaterlandsliebe und Patriotismus einschwören.

Digital Games

Die Ausstellung nimmt – unter anderem mit einem Themenbereich zur "gamescom" – auch die Spielkultur der Gegenwart in den Fokus und gibt Einblick in die innovative Kölner Game-Design-Szene. Anschaulich dargestellt wird zudem, wie heute Computerspiele entstehen. Ein besonderes Highlight dieses Ausstellungsbereichs: der "VC 4000 Video Computer" – eine von einem Kölner Hörgerätehersteller entwickelte Spielkonsole, die ab 1978 für einige Jahre mit Erfolg auch im Ausland verkauft wurde.

Hier wird auf ungewöhnliche Art Stadtgeschichte vermittelt,

lobt die Beigeordnete für Kunst und Kultur Susanne Laugwitz-Aulbach die Ausstellungen.

So macht Museum Spaß! Einen Besuch der Ausstellung kann ich wirklich jedem empfehlen.

Spiel mit!

Der Titel "Spielend durch 2000 Jahre Köln" darf übrigens wörtlich genommen werden: Ein von den innovativen Kölner Entwicklerstudios "ART+COM" und "the Good Evil" umgesetztes digitales Gesellschaftsspiel lässt Besucherinnen und Besucher jeden Alters während des Ausstellungsrundgangs zur Spielfigur werden, mit der sie mitten hinein in die Geschichte springen und alleine oder im Team spannende Rätsel lösen können. In einem großen Gamingbereich stehen darüber hinaus Spiele aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten zum Ausprobieren bereit – vom Brettspiel aus dem 19. Jahrhundert über eine VC 4000-Konsole aus den 1970er-Jahren bis hin zum in Köln entwickelten, aktuellen Mixed Reality Game "SnakePit".

Begleitprogramm

Ein vielfältiges Begleitprogramm, das in Kooperation mit bekannten Kölner Spiele-Institutionen entstanden ist, ergänzt die Ausstellung. Zu den Höhepunkten zählen zum Beispiel ein Super-Mario-Kart-Turnier, zwei Aktionstage für die ganze Familie mit offener Spieletheke, zahlreichen Messeneuheiten und ungewöhnlichen Spielformaten oder das "Studiversary-Fest" zum elften Geburtstag des studentischen Infoteams (mit Band, DJ, Mitsingkonzert, freiem Eintritt und vielem mehr). Auch der Museumsdienst Köln hat anlässlich der Ausstellung spannende neue Formate entwickelt.

Begleitband

Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Begleitband erschienen: Johanna Cremer (Hrsg.), Bretter, die die Welt bedeuten. Spielend durch 2000 Jahre Köln (Köln 2018). Als besondere Zugabe befindet sich im Katalog die Reproduktion eines historischen Spielplans aus dem 19. Jahrhundert über das Leben des Kölner Revolutionärs Robert Blum (samt Anleitung) – zum Herausnehmen und Spielen. Begleitband und Ausstellung werden von der Kölner Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln und den Freunden des Kölnischen Stadtmuseums e.V. unterstützt.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit