Neue Sonderausstellung des Kölnischen Stadtmuseums im LVR-Landeshaus
Das Kölnische Stadtmuseum präsentiert vom 11. Dezember 2025 bis 15. März 2026 im LVR-Landeshaus in Köln-Deutz die große Tafelausstellung "Gemütlichkeit und Moderne. Köln 1918-1926". Entstanden ist die eindrucksvolle Schau in Kooperation mit dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte sowie der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln.
Die Ausstellung führt in eine Zeit des Umbruchs – politisch, gesellschaftlich und kulturell: Vor 100 Jahren ist das Rheinland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg von französischen, belgischen und britischen Truppen besetzt. Hier erinnert man 1925 mit "Jahrtausendfeiern" an die vermeintlich 1000-jährige Zugehörigkeit zum Deutschen Reich. Die größte Ausstellung, initiiert von Oberbürgermeister Konrad Adenauer, lockt 1,4 Millionen Besuchende in die Kölner Messe. Was prägt das Leben in Köln in diesen Jahren, vom Kriegsende 1918 bis zum Abzug der britischen Besatzung 1926? Die Ausstellung blickt hinter die Kulissen und entfaltet mit teils unbekannten Abbildungen, Hörstationen, Filmsequenzen und zeitgenössischen Stimmen das Panorama einer Stadt, die sich zwischen Widersprüchen, Krisen und Neubeginn bewegt.
Eine Stadt im Umbruch
Sie zeigt Köln unmittelbar nach Kriegsende: eine Stadt im Ausnahmezustand mit Revolution, Mangel, demokratischen Hoffnungen, der Rückkehr der besiegten Armee, einem oft schwierigen Alltag unter britischer Militärverwaltung und politischen Auseinandersetzungen. Themen wie "der deutsche Rhein", aber auch die Jahrtausendfeiern werden patriotisch aufgeladen und zur politischen Mobilisierung genutzt.
Gleichzeitig entwirft die Ausstellung ein lebendiges Bild der Entwicklung von Kunst und Kultur in der damaligen Zeit, mit dem Aufeinandertreffen von Dada und Avantgarde, Tradition und Moderne, den Kölner Progressiven, Skandalen sowie beliebter kölscher Musik. Die Veränderung des Stadtbilds steht ebenfalls im Fokus: Trotz Inflation beginnt in Köln ein Modernisierungsschub mit Messebau, Grüngürtel, Flughafen, Universität, Musikhochschule, Stadion, Rundfunk und neuen Wohnformen. Ikonische Bilder wie das Foto von Konrad Adenauer im Cockpit eines Flugzeuges oder der Start der ersten Rolltreppe in Deutschland im Kölner Modehaus Tietz werden zum Symbol für den Aufbruch in die Moderne. Und nicht nur das: Sozialer Wandel, neues Freizeitvergnügen, Tanz, Kino, veränderte Mode und Sexualität sowie neue Rollenbilder beeinflussen die Stadtgesellschaft.
Veedel und Metropole
Köln ist im Aufbruch – und hütet zugleich seine Traditionen. Ein Schwanken zwischen Gemütlichkeit und Moderne, zwischen Veedel und Metropole – wie heute auch. Trotz aller Probleme: Die Weimarer Republik verheißt Fortschritt. Noch ist die Weltwirtschaftskrise weit entfernt, noch sind die Nazis eine unbedeutende Splittergruppe. Vieles, was zuvor undenkbar war, erscheint 1918 bis 1926 möglich – auch und gerade in Köln. Das Scheitern der jungen Demokratie war keineswegs vorprogrammiert.
Eine gelungene Kooperation
Die Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums wurde inhaltlich vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln unterstützt. Sie ist Teil eines 2024 von der Landschaftsversammlung Rheinland initiierten Kooperationsprojektes, das eine wissenschaftliche Tagung, eine Buchpublikation und die Ausstellung beinhaltet. Ziel des Gesamtprojektes ist eine kritisch-reflektierende Betrachtung der "Rheinischen Jahrtausendfeiern".
Ich freue mich sehr, dass wir diese wichtige Zeit gemeinsam mit dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte und der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv so vielschichtig aufgreifen können – mit vielen neuen Informationen und Bildmaterial
, betont der Beigeordnete für Kunst und Kultur der Stadt Köln, Stefan Charles.
Viele damalige Entwicklungen werfen Fragen auf, die auch heute wieder von großer Bedeutung sind
, so LVR-Kulturdezernentin Dr. Corinna Franz.
Die Ausstellung leistet damit einen wichtigen Beitrag, zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Dass 1925 hier am rechten Rheinufer in den ein Jahr zuvor eröffneten Messehallen die große Jahrtausendausstellung stattfand, macht das in Sichtweite befindliche LVR-Landeshaus zu einem idealen Ort.
Kostenloses Begleitmaterial und viele Veranstaltungen
Eine kostenlose Broschüre in deutscher und englischer Sprache begleitet die Ausstellung. Um auch Familien mitzunehmen, ist für junge Besucher*innen ab acht Jahren ein Rallyeheft entwickelt worden. Der Zugang zur Ausstellung ist kostenfrei, um möglichst vielen Menschen das Thema zugänglich zu machen. Die Ausstellung ist zugleich ein Beitrag des Kölnischen Stadtmuseums zum Adenauerjahr 2026: Im Januar wäre Konrad Adenauer 150 Jahre alt geworden.
Zur Ausstellung wurde ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm entwickelt mit Lesungen, Familienführungen, Musik und mehreren Kuratoren-Führungen. Alle Termine sind auf der Homepage des Museums zu finden.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wird auch das im Dezember erscheinende neue Buch zu den Jahrtausendfeiern präsentiert. Es bündelt aktuelle Forschungsperspektiven und eröffnet neue Einblicke in geschichtspolitische Dynamiken der Zwischenkriegszeit: "Die rheinischen Jahrtausendfeiern 1925, Akteure – Interessen – Wahrnehmungen". Helmut Rönz (Hg.), Matthias Hamann (Hg.), Ulrich S. Soénius (Hg.), Jürgen Wilhelm (Hg.). ISBN: 978-3-412-53355-7. Böhlau Verlag Köln, 1. Auflage, 2025.
Geöffnet ist die Sonderausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das LVR-Landeshaus am besten über die Stadtbahnstation Deutzer Freiheit oder mit dem Bus über Bahnhof Deutz/Messeplatz zu erreichen. Der Eintritt ist frei.