Stadt Köln schafft Quartiere zur Stärkung der lokalen Fledermauspopulationen
An vier verschiedenen Standorten innerhalb des Stadtgebiets wurden durch die Stadt Köln aufgeständerte Fledermausflachkästen installiert. Diese befinden sich am Kalscheurer Weiher, im Lindenthaler Tierpark, an der Streuobstwiese "Am Weißen Mönch" und an Gut Leidenhausen. Die Kästen sollen als neue mögliche Sommerquartiere die Lebensraumsituation der hier lebenden Fledermäuse verbessern und so dem steten Rückgang der heimischen Fledermausarten entgegenwirken.
Alle Standorte sind so gewählt, dass sie grundsätzlich die Eigenschaften eines guten Lebensraumes für Fledermäuse mitbringen. Sie verfügen damit unter anderem über bekannte Fledermausvorkommen, haben Nahrungsgebiete in der unmittelbaren Umgebung und stehen an auffälligen Strukturen wie beispielsweise Baumreihen. Letztere dienen den Tieren als Wegweiser, da sie sich daran orientieren und an dessen Rändern entlangfliegen. Zudem liegen sie in sogenannten Dunkelräumen, das heißt in Bereichen, welche weitestgehend frei von Lichtverschmutzungen sind. Um den Eingriff in den Boden so gering wie möglich zu gestalten und einen kompletten Rückbau oder ein eventuelles Versetzen der Kästen zu ermöglichen, werden Schraubfundamente anstelle von Betonfundamenten verwendet. Ob die neuen Kästen von den Tieren gefunden und bewohnt werden, wird im Anschluss durch regelmäßige Kontrollen geprüft. Bei erfolgreicher Annahme sollen weitere Standorte gesucht und zusätzliche Kästen installiert werden.
Der Verlust geeigneter Lebensräume ist dafür verantwortlich, dass bundesweit allen bekannten Fledermausarten langfristig eine negative Bestandsentwicklung prognostiziert wird. Das gilt selbst für aktuell auch in Köln noch sehr häufig auffindbare Arten, wie der Zwergfledermaus. Eine der Hauptursachen hierfür ist der Verlust passender Quartierstrukturen, der für Arten, die in Gebäuden leben, insbesondere durch die Sanierung von Altbeständen und dem Bau energieeffizienter, aber "fledermausunfreundlicher" Neubauten vorangetrieben wird. Für Arten, die auf Bäumen leben, trägt die Übernutzung der Waldbestände zur vorrangigen Gewinnung von Nutz- und Brennholz zu dieser Entwicklung bei. Ursachen, die alle Arten gleichermaßen betreffen, sind die allgemeine Überplanung mit und Neuschaffung von Wohnraum sowie der generelle Verlust von Dunkelräumen durch die Installation künstlicher Beleuchtungsanlagen. Auch der Einsatz von Pestiziden und der daraus resultierende Rückgang der Insektenbiomasse sind für diesen Trend verantwortlich.
Grundsätzlich sind alle Fledermäuse auf unterschiedliche, störungsfreie Quartiertypen angewiesen, die sie vor äußeren Einflüssen schützen. Diese nutzen die Tiere unter anderem, um tagsüber zu schlafen. Mit Einbruch der Dämmerung erwachen sie aus ihrem Schlaf und begeben sich auf Nahrungssuche. Eine Ausnahme stellt die kalte Jahreszeit dar, in welcher Fledermäuse aufgrund von Nahrungsmangel Winterschlaf halten. Diese Phase erstreckt sich in der Regel von Ende Oktober bis Ende März. Da die Tiere währenddessen normalerweise nur ein Quartier nutzen, muss dieses ganz besondere Ansprüche erfüllen. Damit sie weder erfrieren noch austrocken, muss das sogenannte Winterquartier frostfrei sein und eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen.
Wer Fledermäuse in Aktion erleben möchte, sollte außerhalb der Winterschlafphase in der Dämmerung nach den Tieren Ausschau halten. Zu dieser Zeit sind sie besonders gut am Himmel zu erkennen.