Stipendien gehen 2021 an Justine Bauer, Semih Korhan Güner und Guy Helminger

Im vierzehnten Jahr vergibt die Stadt Köln ihre Stipendien in Istanbul an Autor*innen und Künstler*innen. Im ersten Halbjahr 2022 werden die beiden Stipendiat*innen Justine Bauer und Semih Korhan Güner, die sich als Duo beworben haben, nach Istanbul reisen und im dortigen Atelier Galata leben und arbeiten. Für das Stipendium der zweiten Jahreshälfte wurde der Schriftsteller Guy Helminger ausgewählt.

Die Jury aus den Fachbereichen Bildende Kunst/Medienkunst und Literatur entschieden, die Stipendien 2022 schwerpunktmäßig an Bewerber*innen aus dem Bereich Literatur zu vergeben, wobei Justine Bauer und Semih Korhan Güner sich beruflich auch in weiteren künstlerischen Genres ausdrücken.

Justine Bauer und Semih Korhan Güner, die an der Schnittstelle von Drehbuch, Prosa, Lyrik, und Regie arbeiten, erhalten das Galata-Stipendium der Stadt Köln 2022,

schreibt einleitend in der Jurybegründung Dr. Lilian Haberer, Professorin für "Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff" an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).

Während beide Autor*innen sich für Milieus, Mikrogeschichten und Rollenbilder interessieren, stehen bei Justine Bauer weibliche Körper und Arbeit, bei Semih Korhan Güner familiäre Konstellationen und Konflikte im Fokus. Ihr gemeinsames Prosaprojekt "Der Heizstein (Göbek Tasi)" für Istanbul nimmt das türkische Hamam zum Anlass, von diesem intimen, auch familiären Ort des Zusammentreffens aller Generationen zu erzählen, vom Umgang mit Körpern und der jeweils genderspezifischen, aber auch übergreifenden Perspektiven ihrer Hauptfiguren.

Zum Werdegang und der Juryentscheidung für Guy Helminger schreibt Bettina Fischer, Leiterin des Literaturhauses:

Der im Jahr 1963 in Luxemburg geborene Autor Guy Helminger ist ein Reisender. Nicht nur literarisch hat er sich auf die Reise begeben – zum Beispiel im Roman „Neubrasilien“ – er hat auch persönlich die Ferne und die Nähe zu den Menschen unterwegs gesucht. Seine Reisen (etwa in den Jemen oder nach Brasilien) hat er auch literarisch festgehalten – in Blogs oder Buchform. Seinen Aufenthalt in Istanbul wird Guy Helminger, im vollen Bewusstsein der politisch schwierigen Situation, erneut literarisch festhalten. Auf das Ergebnis, das sowohl beschreibende Beobachtung wie auch gesellschaftliche Tiefenbohrung zu sein verspricht, kann die Kölner Öffentlichkeit sich freuen!

Den Auswahljurys gehörten neben Dr. Lilian Haberer und Bettina Fischer, Dr. Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, und Mischa Kuball, Professor an der Kunsthochschule für Medien Köln, Sabine Schiffner, Deren Ercenk und Viktor Brim als Vorjahres-Stipendiat*innen, sowie Nadine Müseler als zuständige Referentin des Kulturamtes an.

Das von der Stadt Köln geförderte Stipendium umfasst die kostenlose Nutzung eines Wohnateliers im "Atelier Galata", eine monatliche Unterstützung von 1.000 Euro sowie die Reisekosten. Außerdem steht eine fachkundige Ansprechperson vor Ort zur Verfügung. Die Stipendiat*innen sollen die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennenlernen und internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren. Nach der Rückkehr stellen sie ihre Projekte aus Istanbul in Köln vor und bringen so neue Impulse in die hiesige Kunstszene ein.

Köln und Istanbul verbindet seit 1997 und damit in 2022 seit 25 Jahren eine Städtepartnerschaft. Gerade in politisch schwierigen Zeiten möchte die Stadt Köln die Zivilgesellschaft und Künstlerschaft fördern.

Biografische Angaben:

Justine Bauer (*1990 in Crailsheim) die neben ihrem Wohnsitz in Köln auch auf einer Huskyfarm in der Arktis lebt und arbeitet, schreibt in regelmäßigen Abständen ihre "Poesie zum Weltuntergang" und zurzeit an ihrem Debütroman über die autoritären und zunehmend rechten Strukturen auf dem Land, denen eine angehende Landwirtin begegnet. 2021 erhielt sie mit ihrer Kurzgeschichte #dahinschwindens den zweiten Platz beim Ruhrpoeten Literaturwettbewerb. Sie hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und postgradual an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert.

Semih Korhan Güner (*1984 in Eskisahir/Türkei) arbeitet an seinem Roman "Jungs" über das kleinkriminelle Jugendlichenmilieu in Istanbul und erhielt für seinen 2021 fertiggestellten Kurzspielfilm "Vor der Leinwand" den First Steps Award. Nach Jobs in verschiedenen Bereichen studierte er an der Marmara Universität Film/Fernsehen und postgradual an der Kunsthochschule für Medien Köln.

Guy Helminger (*1963 in Esch/Alzette, Luxemburg) lebt seit 1985 in Köln und arbeitet als freier Autor. 2006 war er als Stadtschreiber in Hyderabad (Indien), 2008/2009 author in residence in Sanaa (Jemen) und 2015 in Südafrika. 2004 erhielt er den 3sat-Preis bei den 28. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, 2012 eine Poetikdozentur an der Universität Duisburg-Essen, 2015 den Post-Poetry-Preis, 2016 den Dresdner Lyrikpreis und 2020 den Gustav-Regler-Preis. Seit vielen Jahren moderiert er zusammen mit Navid Kermani den "Literarischen Salon" im Kölner Stadtgarten. Im letzten Jahr erschien sein Roman "Die Lombardi-Affäre". Sein Studium der Germanistik und Philosophie absolvierte er in Luxemburg, Heidelberg und Köln.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit