Rat bedankt sich für Werke von Leiko Ikemura, Danh Võ und Guan Xiao

In seiner Sitzung am heutigen Donnerstag, 24. Juni 2021, hat der Rat der Stadt Köln drei Schenkungen für das Museum Ludwig angenommen.  

Ich freue mich sehr über die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Yilmaz Dziewior und seines Teams mit Sammler*innen, die es mit ihren großzügigen Schenkungen ermöglichen, die Sammlung des Museum Ludwig weiter auszubauen und in die Zukunft zu führen,

so Susanne Laugwitz-Aulbach, Kulturdezernentin der Stadt Köln.   

Mit der Keramikskulptur "Libelle" von 1991 gelangt ein erstes Werk der 1951 in Japan geborenen und in Köln sowie Berlin lebenden Künstlerin Leiko Ikemura in die Sammlung des Museum Ludwig. Die glasierte Terrakotta-Skulptur "Libelle" ist Teil der Werkgruppe "Wald" (1992), die aus insgesamt neun ähnlich filigranen vertikalen Gebilden besteht. Während ihr Titel zunächst die Assoziation mit den zarten Flügeln einer Libelle suggeriert, klingt ebenso eine Metamorphose zwischen menschlichen Geschlechtern in den ineinanderfließenden und an Phallus und Vulva erinnernden Formen an. Trotz ihrer konsolidierenden kegelförmigen Basis scheint die Plastik wie zum Flug anzusetzen und vermittelt eine Idee von Aufbruch, Transzendenz und Schwerelosigkeit. In vielerlei Hinsicht – auch auf die Materialität der Keramik und ihren vorangegangenen Formungsprozess – zeigt sich das Fluide als Basis aller festen Form.  

In Leiko Ikemuras Werk fließen diverse Kunstbegriffe und handwerkliche Traditionen auf subtile Weise ineinander. Mit dieser Schenkung von C. Schwahlen erweitern wir die Sammlung zeitgenössischer Kunst. Durch die Verbundenheit der Künstlerin mit Köln, wo sie auch einen Wohnsitz hat, gibt es zugleich auch eine regionale Anbindung an das Museum Ludwig,

so Yilmaz Dziewior.  

Die Skulptur "Nguyen Thi Ty" von 2009 ist ein Werk des 1975 in Ba Ria geborenen, in Kopenhagen aufgewachsenen und heute in verschiedenen Städten lebenden Künstlers Danh Võ. Es handelt sich um ein weißes Holzkreuz, das den Namen und die (vermeintlichen) Lebensdaten seiner Großmutter in der Kalligraphieschrift seines Vaters Phung Võ trägt. In einem Interview für die Kunstzeitschrift Mousse erklärte Võ 2009, sein Vater habe das Kreuz als ein vorübergehendes Grabmal gefertigt. Nachdem der endgültige Grabstein auf dem Grab der Großmutter errichtet wurde, sei das Holzkreuz in den Besitz des Künstlers gelangt: "!Dieses Kreuz stand ein halbes Jahr lang auf meinem Balkon, bevor ich es vom persönlichen Leben meiner Großmutter lösen konnte." Den Weg vom Grabmal zum Kunstwerk beschrieb er damals als einen "Prozess, bei dem man seine eigene Denkweise verbiegt. Dieses Objekt wurde am Ende vom reinen Zufall gemacht." Wie bei vielen Arbeiten von Danh Võ handelt es sich hierbei auch um ein (handgemachtes) Readymade, um das sich verschiedene, mitunter auch widersprüchliche Familiengeschichten spinnen. Dabei arbeitet er sich an vielfältigen Identitätskonstruktionen und Projektionen auf seine Person und seine Familienmitglieder ebenso ab wie er sie (re-)produziert und ad absurdum führt.  

In unserer Sammlung befinden sich bereits mehrere Werke des Künstlers, darunter die Papierarbeiten 'Pantoffel' (2012) und '2.2.1861' (2009), die auch 2015 in seiner Ausstellung im Museum Ludwig zu sehen waren. Daher freuen wir uns sehr, dass durch die Schenkung der Galerie Buchholz, Daniel Buchholz und Christopher Müller nun ein so wunderbares Werkensemble im Besitz des Museum Ludwig ist,

so Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig.  

Der dritte Neuzugang für die Sammlung des Museum Ludwig ist die raumgreifende Installation "The Documentary: Geocentric Puncture" von 2014 der chinesischen Künstlerin Guan Xiao (*1983) als Schenkung von Nadine Zeidler und Amadeo Kraupa-Tuskany. Die Installation besteht aus mit Ornamenten aus eingefärbter Schlangenhaut bedruckten Vinylbögen, Überwachungskameras, Stativen, farbigen Blechtonnen und Plastiken, die das antike Symbol der sich selbst verzehrenden Schlange (Ouroboros) und den steinernen Kopf von den Osterinseln zitieren. Die beiden sich gegenseitig filmenden Überwachungskameras bilden das zeitgenössische Pendant zur Schlange, in der Zukünftiges und Vergangenes in der Jetzt-Zeit zusammenfallen. Womöglich ist auch der Titel "Geozentrische Wunde" in diesem Sinne zu verstehen. Ein veraltetes Weltbild, nach dem die Sonne um die Erde kreist, lebt im 21. Jahrhundert in der Vorstellung fort, dass der Mensch das Zentrum der Welt bildet.  

Die Künstlerin betont die Verfügbarkeit von unterschiedlichsten Materialien im Internet, die von jeglichem Kontext befreit, zeitlos scheinen. Wie die Schlange, die sich selbst frisst, absorbiert das Internet die Welt. Daher ist auch die Bestimmung von Identitäten im Internetzeitalter nach Guan Xiao überflüssig. Die Künstlerin interessiert sich vielmehr dafür, wie sich Identitäten ständig transformieren. Dementsprechend verschmilzt sie die verschiedenen Elemente in ihrer Installation zu einem neuen hybriden Gesamtkunstwerk.    

Alle drei Schenkungen stärken die globale Ausrichtung unseres Sammlungsbestands zeitgenössischer Werke im Museum Ludwig, mit der wir an das frühe Engagement von Peter und Irene Ludwig auf diesem Feld anschließen,

so Yilmaz Dziewior.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit