Glaubensgemeinschaften unterzeichnen Erklärung zur Aufnahme Geflüchteter aus Moria

Unter dem Titel "Gebet der Religionen in Krisenzeiten der Welt" haben am Montag, 21. September 2020, am Weltfriedenstag rund 80 Menschen jüdischen, christlichen, muslimischen und buddhistischen Glaubens sowie des Bahaitums im Kölner Garten der Religionen für Frieden, Gerechtigkeit, Gesundheit und die Bewahrung der Natur gebetet. Oberbürgermeisterin Henriette Reker eröffnete als Vorsitzende die Veranstaltung mit einem Grußwort. Rund 70 Anwesende folgten dann einem Aufruf der Veranstalter und unterzeichneten eine gemeinsame eindringliche Bitte an die Bundesregierung, mehr Geflüchtete aus dem griechischen Lager Moria aufzunehmen.

Hier die Erklärung im Wortlaut:

Wir, die Vertreterinnen und Vertreter der anwesenden Religions- und Glaubensgemeinschaften, sind erschüttert über die Verzweiflung der geflohenen Menschen an den europäischen Außengrenzen und entsetzt über den Umgang Europas mit Geflohenen und die daraus resultierenden Verhältnisse in den überfüllten und nun teilweise ausgebrannten Lagern, etwa auf Lesbos, Samos oder auf dem Balkan. Wir begrüßen die Bereitschaft des Rates der Stadt Köln als ‚sicherer Hafen‘ weitere geflohene Menschen aufnehmen zu wollen. In der gemeinsamen Presseerklärung vom 6. März 2020 forderte der Rat der Stadt Köln im Bündnis mit weiteren Städten und dem niedersächsischen Innenministerium die Bundesregierung auf, rechtliche Möglichkeiten zu schaffen, um weitere unbegleitete Minderjährige aufzunehmen zu können. Schon in dieser gemeinsamen Presseerklärung werden die unhaltbaren Zustände der Lager auf den griechischen Inseln angemahnt.  

Am 8. September 2020 mussten wir zusehen, wie Moria, das seit langem heillos überfüllte Lager für geflohene Kinder, Frauen und Männer auf Lesbos, komplett niederbrannte und damit über 12.000 Menschen obdachlos und noch perspektivloser machte. Wir sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern.  

Als anwesende Mitglieder der verschiedenen Religions- und Glaubensgemeinschaften in der Stadt Köln bieten wir Oberbürgermeisterin Henriette Reker und damit der Stadt Köln im Rahmen unserer Möglichkeiten unsere konkrete Unterstützung bei dem Anliegen an, geflohenen Menschen in lebensbedrohlichen Situationen ein sicherer Hafen zu sein. Wir wissen um mehrere Unterkünfte in Köln, die zu diesem Zwecke genutzt werden könnten. Wir bitten den Rat der Stadt Köln vor dem Hintergrund der humanitären Katastrophe auf Lesbos, die Aufnahmebereitschaft von Geflohenen nicht mehr auf die Gruppe unbegleiteter Minderjähriger zu beschränken, sondern auch auf Familien sowie Kinder, Frauen und Männer in besonders prekären Situationen zu erweitern.  

Damit unsere Bereitschaft zur Unterstützung umgesetzt werden kann, bekräftigen wir das Anliegen des Rates und der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, so schnell wie möglich die Einsicht des Bundesinnenministers zu erreichen, um konkrete Schritte gehen zu können.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit