Rat der Stadt Köln nimmt Schenkung des amerikanischen Künstlers an
Der Rat der Stadt Köln hat in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag, 18. Juni 2020, die Schenkung von sechs Papierarbeiten des amerikanischen Künstlers Wade Guyton für das Museum Ludwig angenommen.
Der 1972 geborene amerikanische Künstler Wade Guyton hat über zwei Jahrzehnte ein multimediales Werk geschaffen, das jüngst in der Überblicksausstellung "ZWEI DEKADEN MCMXCIX–MMXIX" (16. November 2019 bis 1. März 2020) im Museum Ludwig umfangreich präsentiert wurde. In dieser Retrospektive waren unter anderem 90 einzeln gerahmte Papierarbeiten zu sehen, die vom Künstler als Zeichnungen verstanden werden. Guyton überdruckt hier Buchseiten, die er aus historischen Kunst- und Designkatalogen gerissen hat. Einige dieser Blätter sind mit dem Zeichnen-Programm von Microsoft Word entstanden, für andere hat der Künstler Bilder aus dem Internet benutzt und Screenshots von Websites ausgedruckt. Es zeigen sich hier einige Parallelen, Vorwegnahmen und Rückgriffe zu seinen Gemälden. Zentrale Motive wie die Buchstaben X und U, Flammen oder die Websites der "New York Times" tauchen auch in den Papierarbeiten auf.
25 dieser Zeichnungen kauft das Museum Ludwig nun an. Der Künstler schenkt dem Museum Ludwig zusätzlich sechs Papierarbeiten.
Die Auswahl der Zeichnungen stellt eine Art komprimierte Form der Retrospektive dar, die bis Anfang März im Museum Ludwig zu sehen war. Sie ermöglicht eine schlüssige Erweiterung der Sammlung des Museums als auch der Repräsentation des Oeuvres von Wade Guyton darin, das bisher ausschließlich durch Gemälde vertreten war
so Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig.
Der Ankauf beziehungsweise die Schenkung der Zeichnungen knüpft außerdem an Guytons Ausstellungsgeschichte im Museum Ludwig an: Als Teil seiner Präsentation in Köln 2010 zeigte Guyton Zeichnungen wie diese zum ersten Mal in Vitrinen. Zu diesem Anlass wurde auch sein erstes Künstlerbuch der Zeichnungen herausgegeben.
Ich freue mich sehr, dass es dem Museum Ludwig regelmäßig gelingt, seine Sammlung substantiell zu erweitern. Der Künstler Wade Guyton fühlt sich dem Museum so stark verbunden, dass er ihm nach der Schenkung des monumentalen Gemäldes, die der Rat in seiner Sitzung vom 14. Mai angenommen hat, nun noch sechs Zeichnungen schenkt. Das ist das Ergebnis einer intensiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Direktor und den Kuratorinnen und Kuratoren des Museum Ludwig. Dafür danke ich Yilmaz Dziewior und seinen Kolleginnen und Kollegen sehr herzlich
so Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach.
Wade Guyton ist in den 2000er Jahren vor allem für seine mit einem herkömmlichen Tintenstrahldrucker hergestellten großformatigen Leinwandbilder bekannt geworden. Er führt hier digitale Technologie mit dem traditionellen Medium der Malerei zusammen und entwickelt diese Gattung dadurch weiter. Dabei schöpft Guyton konsequent aus dem sich stetig erweiternden Bildpool der Kunstgeschichte und Massenmedien. Referenzen zur Pop Art, Minimal Art, Konzeptkunst, Institutionskritik, zur abstrakten Malerei oder Architektur- und Designgeschichte finden in seinem Werk ebenso ihren Nachhall wie Zeitungs(web)seiten und iPhone-Werbung. Dabei überzeugt er mit seiner Überführung kunsthistorischer Strategien von in der Sammlung des Museum Ludwig vertretenen Vorläufern wie László Moholy-Nagy, Andy Warhol oder Marcel Duchamp in die Kunst des 21. Jahrhunderts.
Viele Arbeiten weisen überdies direkte Verbindungslinien zur Sammlung des Museum Ludwig und zur Stadt Köln auf. Einige der bedruckten Buchseiten zeigen zum Beispiel Werke von Vertretern der Russischen Avantgarde, wie Antoine Pevsner oder Naum Gabo. Andere Papierarbeiten zeigen Arbeiten von Marcel Broodthaers oder Daniel Buren, eine weitere verweist auf die Geschichte der Art Cologne. Außerdem ist im Konvolut sowohl eine frühe Filzstift-Zeichnung enthalten, die den Beginn der Zeichnungen markiert, als auch ein Tintenstrahldruck auf der Hälfte einer Zeitungsseite der "New York Times", von der sich die zweite im Besitz des Künstlers befindet.