Pilotprojekt soll noch in 2020 an den Start gehen

Nachdem der Rat der Stadt Köln im Februar 2020 ein Pilotprojekt zum Aufbau eines On-Demand-Angebots als Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebots beschlossen hatte, haben Verwaltung und Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) nun gemeinsam einen konkreten Vorschlag zur Einführung des Angebots in die politischen Gremien eingebracht. Im Rahmen des Projekts sollen während der Pilotphase zunächst bis zu zehn rollstuhlgerechte Kleinbusse mit elektrischem Antrieb in zwei unterschiedlichen Anwendungsfällen erprobt werden. Wochentags dient das On-Demand-Angebot zur Feinerschließung von Quartieren und am Wochenende als Nacht-Shuttle.

Für die Pilotphase der Feinerschließung wird vorgeschlagen, rechtsrheinisch ein Gebiet mit den Stadtteilen Poll, Westhoven, Ensen, Gremberghoven, Porz, Finkenberg, Urbach, Grengel und Elsdorf sowie linksrheinisch ein Gebiet mit den Stadtteilen Nippes, Bilderstöckchen, Mauenheim, Weidenpesch und Neuehrenfeld zu erschließen. Das Nacht-Shuttle-Angebot erstreckt sich über die Kölner Innenstadt und Teilbereiche der angrenzenden Stadtteile. Ziel ist es, dass der Rat die Vorlage in seiner Sitzung am 18. Juni 2020 beschließt, damit das On-Demand Angebot zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2020 gestartet werden kann. Das Angebot wird Teil des Öffentlichen Dienstleistungsauftrags zwischen der Stadt Köln und der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB).

Die geplante Betriebsdauer des Pilotprojekts beläuft sich auf vier Jahre. Es soll fortwährend anhand der gewonnenen Erkenntnisse optimiert werden.

Auswahl der Bedienungsgebiete für die Feinerschließung
In den beiden oben genannten Feinerschließungsgebieten sind fünf von stadtweit insgesamt sechs Bereichen enthalten, in denen laut Nahverkehrsplan besonders viele Seniorinnen und Senioren leben, die weiter als 300 Meter von der nächsten Haltestelle entfernt wohnen. Gleichzeitig sind die relevanten Ziele für Einkauf, Versorgung und Arztbesuche im Bedienungsgebiet enthalten. Daher eignen sich die beiden Gebiete nach Einschätzung von Verwaltung und der KVB sowie auf Grundlage des von der KVB beauftragten Gutachtens in besonderer Weise für die Pilotphase der Feinerschließung.

Auswahl des Bedienungsgebiets für den Nacht-Shuttle
Für den Anwendungsfall Nacht-Shuttle ergibt sich das höchste Potenzial in Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebots im Bereich von Innenstadt und angrenzenden Stadtteilen. Dort ist ein besonders dichtes Angebot an Einrichtungen und Betrieben für Gastronomie, Freizeit- und Kulturangebote zu verorten. Hierzu erfolgte ergänzend ein Abgleich mit den Auswertungen der Bewegungsdaten und der Anzahl verfügbarer Fahrzeuge. Als optimale Betriebszeit wurde für dieses Gebiet der Zeitraum von 20 bis 3 Uhr in den Nächten von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen ermittelt. Je nach Nachfrage sollen flexibel drei bis zehn Fahrzeuge in diesem Zeitraum eingesetzt werden.

Zum Hintergrund
Das On-Demand-System soll auch dort positive Effekte für die Verkehrswende erreichen, wo derzeit noch vorwiegend der motorisierte Individualverkehr genutzt wird. Das Pilotprojekt sieht vor, dass die Kleinbusse nachfrageorientiert sowie unabhängig von festen Routen und vorgegebenen Fahrplänen als zusätzliches Angebot dort zur Verfügung stehen, wo derzeit keine oder nur wenige Busse oder Stadtbahnen verkehren. Im Rahmen des On-Demand-Angebots können sich mehrere Fahrgäste ein Fahrzeug teilen. Sie werden vorzugsweise nach Buchung per App oder auch bei telefonischer Buchung an einer bestehenden oder "virtuellen" Haltestelle abgeholt und zu vordefinierten Zielen bei der Feinerschließung beziehungsweise zu bestehenden oder "virtuellen" Haltestellen beim Nacht-Shuttle innerhalb desselben Bediengebiets gebracht. (Fahrgäste können den Service zu einem bestimmten Ort bestellen oder sich zu einem bestimmten Ort bringen lassen, der kein bestehender, bekannter Haltepunkt ist = "virtuelle" Haltestelle).

Beim zuschlagspflichtigen Nacht-Shuttle wird es damit einen erhöhten Komfort gegenüber dem Konzept zur Feinerschließung geben. Die Fußwegeentfernung von jedem beliebigen Ort innerhalb des Bedienungsgebiets zur nächsten bestehenden oder "virtuellen" Haltestelle beträgt maximal 100 Meter. Damit wird ein erheblicher Komfortgewinn gegenüber der bisherigen Haltestellendichte im ÖPNV erreicht. Das System kombiniert ähnliche Startpunkt und Zielpunkte von Buchenden und berechnet eine optimierte Route.

Nach der Erstellung des Angebotskonzeptes erfolgen nun die Ausschreibungen für Software, Ticketverkaufsinfrastruktur und Fahrzeuge. Die Software beinhaltet unter anderem den Algorithmus zur Steuerung der On-Demand-Verkehre und eine App für die Kundschaft sowie die Fahrerinnen und Fahrer. Darüber hinaus sollen eine Verknüpfung mit der KVB-App, eine Integration in das bestehende Tarifsystem sowie der Verkauf von Tickets im Fahrzeug erfolgen. Zudem muss auf einem Betriebshof der KVB die benötigte Ladeinfrastruktur aufgebaut werden. Die Kosten für das geplante Angebot werden inklusive des benötigten Fahrpersonals bei rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr liegen.

Die Vorlage kann im Ratsinformationssystem der Stadt Köln eingesehen werden:

Zur Beschlussvorlage: Aufbau eines On-Demand-Angebots im Rahmen eines Pilotprojekts als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot Zur Beschlussvorlage: Fahrplanwechsel 2020 - Taktverdichtungen an Samstagen im Stadtbahn- und Busnetz Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit