Kinder- und Jugendschutz rund um die Uhr in Köln

Um den Schutz von Minderjährigen in Köln umfassend sicherzustellen und fachlich weiter zu optimieren, beschloss der Rat der Stadt Köln vor zehn Jahren die Einrichtung des Gefährdungsmeldungs-Sofort-Dienstes (GSD). Der Spezialdienst im Amt für Kinder, Jugend und Familie startete 2008 mit 45 Vollzeitstellen zunächst in vier Bezirksjugendämtern, ein Jahr später wurde er in allen neun Ämtern eingeführt. Heute ist der Dienst mit 48 Vollzeitstellen ausgestattet.  

Der GSD gewährt tagsüber eine ständige telefonische und elektronische Erreichbarkeit. Den Kölnerinnen und Kölnern, Lehrkräfte und anderen pädagogischen, aber auch medizinischen Fachkräften, kurz gesagt jedem, soll es möglich sein, sich beim zuständigen Bezirksjugendamt im Zweifelsfall beraten zu lassen, ob eine Gefährdung eines Kindes oder Jugendlichen vorliegt und diese zu melden. Der Dienst überprüft sofort eingehende Verdachtsmeldungen auf Kindeswohlgefährdung sowie die Einleitung gegebenenfalls erforderlicher Schutzmaßnahmen für betroffene Kinder oder Jugendlich. Der GSD berät zudem Fachkräfte aus Schulen, Kitas und Kinderkliniken, falls diese die Vermutung haben, dass es einem Kind nicht gut geht oder dieses geschlagen wird. Die Beratung kann auch anonym erfolgen, ohne dass zunächst der Name des betroffenen Kindes genannt wird. Mit seinem Bereitschaftsdienst ist der GSD an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden im Dienst und stellt mit seiner Rufbereitschaft außerhalb der Bürozeiten die Erreichbarkeit für Krisenfälle und Notfälle sicher.  

Durchschnittlich gehen pro Jahr rund 50.000 Meldungen beim GSD ein, in 4.000 Fällen geht es um die Einschätzung von Kindeswohlgefährdung. Die meisten Meldungen erfolgen über die Partner wie etwa Schulen und Kitas. Wenn die Polizei wegen häuslicher Gewalt im Einsatz ist und auf Kinder stößt, wird automatisch der GSD eingeschaltet. Rund 60 Prozent der gemeldeten Fälle sind vorsorglich gemeldet worden, erweisen sich aber als haltlos. Bei neun Prozent der Meldungen handelt es sich um akute Kindeswohlgefährdung, dann werden die Kinder und Jugendlichen zur Sicherheit in Obhut genommen. Elf Prozent sind latente Kindeswohlgefährdungen, in 20 Prozent liegt keine Gefährdung vor, aber Probleme in der Familie oder der Erziehung. In solchen Fällen wird den Eltern Arbeit im Familienkreis oder erzieherische Hilfe angeboten.  

Zwei Beispiele aus dem beruflichen Alltag des GSD: Eine Frau meldet sich, da sie bereits seit einigen Wochen die Vermutung hat, dass es dem dreijährigen Kind in der Nachbarwohnung nicht gut geht. Es schreit und weint immer wieder, zudem ist lautes Schimpfen der Mutter und Türenknallen zu hören. Die Frau hat die Vermutung, dass das Nachbarskind geschlagen wird, denn es macht einen sehr verängstigten Eindruck auf sie, wenn sie die Familie im Treppenhaus trifft. Die Mitarbeitenden des GSD stellen ihr einige Fragen zum Hintergrund und führen noch am selben Tag einen Hausbesuch durch, um die Situation vor Ort zu überprüfen.  

Eine Lehrerin vermutet, dass ein siebenjähriger Schüler von den Eltern geschlagen wird. Beim Sportunterricht sieht sie immer wieder Hämatome am Körper des Kindes. Darauf angesprochen bricht es in Tränen aus, sagt aber nichts. Da die Lehrerin weiß, dass er sehr junge Eltern hat, fürchtet sie, sie könnten mit der Erziehung des Jungen überfordert sein. Die Lehrerin schildert den Fall ohne Nennung des Namens und lässt sich beraten. Der GSD rät ihr, die Eltern auf die Hämatome anzusprechen und stellt ihr Kontaktadressen von Beratungsstellen und vom Jugendamt mit der Bitte zur Verfügung, diese den Eltern auszuhändigen. Kurz darauf meldet sich die Lehrerin erneut. Die Eltern hätten sich im Gespräch sehr ablehnend verhalten. Da sie die Verantwortung nicht länger tragen will, nennt sie den Namen der Familie. Der GSD kontaktiert diese, um die Situation einzuschätzen.  

Der GSD in den Bezirksjugendämtern ist wie folgt zu erreichen:

  • Stadtbezirk Innenstadt 0221/221- 91999
  • Stadtbezirk Rodenkirchen 0221/221- 92999
  • Stadtbezirk Lindenthal 0221/221- 93999
  • Stadtbezirk Ehrenfeld 0221/221- 94999
  • Stadtbezirk Nippes 0221/221- 95999
  • Stadtbezirk Chorweiler 0221/221- 96999
  • Stadtbezirk Porz 0221/221- 97999
  • Stadtbezirk Kalk 0221/221- 98999
  • Stadtbezirk Mülheim 0221/221- 99999  

Auf einer Jubiläumsveranstaltung am 14. Juni 2019 blicken die Mitarbeitenden des GSD gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit zurück und feiern gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern aus Jugendhilfe, Gesundheitshilfe, Schulwesen und von der Polizei.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit