OB Henriette Reker: Mein Ziel ist es, das Mahnmal in Köln zu realisieren

Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum 15. Jahrestag des Nagelbombenanschlags in der Keupstraße:

Vor 15 Jahren wurden unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Keupstraße zweimal Opfer.

Am 9. Juni 2004 zündeten Mitglieder des selbsternannten "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) vor einem Friseursalon eine Nagelbombe. 22 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Die Ermittlungen durch Polizei und Staatsanwaltschaft betrafen auch die Familien und Nachbarn der Betroffenen. Dies wurde als tiefe Kränkung wahrgenommen.

Wir gedenken am 9. Juni der Opfer des Nagelbombenanschlags und wir gedenken auch der Opfer des NSU-Terrors bundesweit. Wir wollen aber auch ein für alle sichtbares Zeichen setzen gegen Rassismus, Faschismus, Ausgrenzung und für Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz. Ein Mahnmal ist ein solches Zeichen für ein friedliches Zusammenleben, für Verständigung, für eine solidarische und offene Stadtgesellschaft und für die Vertiefung des Zusammenhalts im Alltag. Seine Realisierung wäre von überragender Bedeutung für die Opfer und ihre Familien, für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Keupstraße und des gesamten Stadtbezirks, für die Stadt Köln und für ihre Stadtgesellschaft.

Viele Akteure, aber insbesondere die Bürgerinnen und Bürger vor Ort, setzen sich engagiert für die Realisierung eines solchen Mahnmals in Köln und in der Keupstraße ein. Diesem Engagement gilt meine hohe Anerkennung und Unterstützung.

Im Dezember 2015 beschloss der Rat ein Wettbewerbsverfahren zur Findung eines geeigneten Denkmalentwurfs. Zehn Monate später konnte unter Beteiligung der Anschlagsopfer und der IG-Keupstraße ein Kunstwettbewerb mit dem einstimmigen Votum für einen sehr überzeugenden Siegerentwurf des Künstlers Ulf Aminde abgeschlossen werden.

Umso bedauerlicher ist, dass dieser Entwurf trotz zahlreicher Initiativen der Stadtverwaltung – wie etwa dem Anstoß des umfassenden bürgerbeteiligten Planungsprozesses zur Revitalisierung des Areals um den ehemaligen Mülheimer Güterbahnhof, dem dazugehörigen städtebaulichen Werkstattverfahren, der Flächen- und Standortrecherche und zahlreicher Dialog- und Abstimmungsgesprächen mit allen Beteiligten des Planungsprozesses immer noch nicht realisiert werden konnte und es damit 15 Jahre nach dem Nagelbombenanschlag auf die Keupstraße immer noch kein Mahnmal für die Opfer des Anschlags gibt. 

Mein Ziel ist es, dieses Mahnmal in Köln umzusetzen. Doch wir müssen anerkennen, dass die bisherige Festlegung auf den Standort Keupstraße / Ecke Schanzenstraße der entscheidende Faktor war, warum wir es bis heute nicht realisieren konnten. Denn dieses Grundstück gehört nicht der Stadt Köln und wir können dem Eigentümer nicht vorgeben, wann er sein Grundstück bebaut und das Mahnmal genau dort seinen Platz findet.  

Ich appelliere deshalb noch einmal eindringlich an alle Beteiligten, erneut in den Dialog einzutreten und an einer Lösung für eine zügige Realisierung an einem geeigneten Standort mitzuwirken, einem Standort, auf den wir unmittelbaren Zugriff haben und das weitere Verfahren selbst bestimmen können. Dafür werde ich auch bei einem gemeinsamen Treffen mit der IG Keupstraße, dem Künstler Ulf Aminde und den Jurymitgliedern des Wettbewerbs zum Mahnmal am kommenden Wochenende werben. Ansonsten sehe ich die Gefahr, dass wir an dem derzeitigen Standort auch in den kommenden Jahren und auf absehbare Zeit kein Mahnmal sehen werden.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit