Ernährungsrat übergibt Strategiepapier an die Stadt Köln

Erstmalig in Deutschland ist in Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Stadtverwaltung ein Strategiepapier für die kommunale Ernährungswende entstanden. Nach fast anderthalb Jahren Arbeit hat der zivilgesellschaftlich organisierte Ernährungsrat für Köln und Umgebung die Ernährungsstrategie am Montag, 20. Mai 2019, an die Stadt Köln übergeben. Köln hat damit erstmals einen Handlungsleitfaden für eine kommunale Ernährungspolitik.

Umweltdezernent Dr. Harald Rau betont:

Unsere Ernährung hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit, unser Klima, die globale und die lokale Wirtschaft. Die frühe Ernährung stellt bereits wichtige Weichen für die gesundheitliche Entwicklung unserer Kinder. Angesichts dieser großen Bedeutung unserer Ernährung freue ich mich über den starken Impuls aus unserer Stadtgesellschaft, der von der Ernährungsstrategie ausgeht.

Zudem sei Ernährungspolitik eines der wichtigen kommunalen Zukunftsfelder im Spannungsverhältnis zwischen Klimawandel und Ressourcenschonung, hebt Konrad Peschen, Leiter des Umwelt- und Verbraucherschutzamts, hervor. Er betont:

Es sind die Maßnahmen im Kleinen, die jeder Bürger und jede Bürgerin umsetzen kann. Mit dem eigenen Einkauf kann sich jeder für regionale und damit klimafreundlichere Lebensmittel entscheiden und gleichzeitig die Landwirte in der Region unterstützen.

Die Entwicklung der Strategie hat mit einem großen Workshop bereits im Herbst 2017 begonnen. Im Rahmen einer Ideenwerkstatt im Februar dieses Jahrs wurden weitere Impulse gesammelt. Zusätzlich gab es eine Online-Bürgerbeteiligung und viele Gespräche mit Expertinnen und Experten verschiedener Ernährungs-Branchen sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern, so dass eine breitgefächerte Teilhabe möglich war,

erläutert Valentin Thurn, Vorsitzender des Ernährungsrats, den Prozess der Strategieentwicklung.

Insgesamt nahmen mehr als 200 Personen an dem Prozess teil. Die Frage an alle Beteiligten lautete: Wie kann die Strategie umgesetzt werden und welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?

In 18 Kapiteln finden sich entlang der gesamten Produktionskette " Vom Feld bis zum Teller" neben Zielen, wie eine kommunale Ernährungspolitik in Zukunft funktionieren kann, auch gute Beispiele aus der Praxis.

  • Eine konkrete Forderung bezieht sich dabei auf den Zugang zu gesunder Ernährung für Alle (Kapitel 2.10). Denn ob Menschen Zugang zu gesunden, frischen Lebensmitteln haben und wie sie diese zubereiten, hängt von vielen Faktoren ab. Dabei sind frische Lebensmittel essentiell, um Fehl- und Mangelernährung zu vermeiden. Daher fordert der Ernährungsrat unter anderem, dass frische, gesunde, regionale Lebensmittel für alle zugänglich sind, unabhängig von Einkommens- oder Bildungsniveau oder dem Wohnort. An allen Orten, an denen Nahrungsmittel verkauft werden, sollen zukünftig lokale (Bio-) Produkte zu angemessenen Preisen sowie entsprechende Informationsmaterialien für alle Menschen erhältlich sein.
  • Das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln lädt Jugendliche an Kölner Schulen zu Kochkursen ein. Junge Köche mit Erfahrungen aus der Sterne-Gastronomie bringen ihnen regionale Lebensmittel näher und bereiten gemeinsam mit den Jugendlichen eindrucksvolle Menüs zu. Unter Beachtung des saisonalen Obst- und Gemüseangebots vor Ort werden vegetarische Kreationen aufgetischt. Auch Ernten aus Schulgärten werden hierzu genutzt. https://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/umwelt-tiere/umweltbildung/wertschaetzung-von-lebensmitteln
  • Das Jugendzentrum Weiden und das Seniorennetzwerk Weiden haben gemeinsam mit dem Projektteam der "Essbaren Stadt Köln" (ein Projekt des Ernährungsrats, http://www.essbare-stadt.koeln/) überlegt, wie in Weiden gegärtnert werden kann. Am 19. Mai 2019 gab es dazu eine Ideenwerkstatt mit fast 40 Beteiligten, bei der der Anbau von Lieblingsgemüse und der Bau von Hochbeeten und Kompostkisten geplant wurden.

Das ist ein tolles generationenübergreifendes und interkulturelles Projekt in und mit der Nachbarschaft in Weiden. Hier wird der sozial verbindende Aspekt der essbaren Stadt deutlich, indem durch das gemeinsame Gärtnern ein Wissenstransfer auf Augenhöhe zwischen Senioren und Jugendlichen passiert

kommentiert Valentin Thurn die Initiative.

  • Das Humboldt-Gymnasium hat zum Schuljahr 2018/19 einen Bio-zertifizierten Betrieb mit der Verpflegung beauftragt. Die Schülerinnen und Schüler können sich die Portionsgrößen und Menükomponenten selbst zusammenstellen, damit landet nicht zu viel auf den Tellern beziehungsweise im Müll. Die Schülerinnen und Schüler sind sehr zufrieden mit dem neuen Mittagessen, wie der stellvertretender Vorsitzender der Schulpflegschaft des Humboldt-Gymnasiums, Till Müller-Schoell, bestätigt.

Im Internet ist das Strategiepier unter http://www.ernaehrungsrat-koeln.de/ernaehrungsstrategie/ veröffentlicht.

Die nächste Sitzung des Ernährungsrates findet am Donnerstag, 23. Mai 2019, um 18 Uhr im Heinrich-Böll-Saal im Rathaus Spanischer Bau statt.

Hintergrund

Anfang 2015 startete der Ernährungsrat seine Arbeit für eine regionale Ernährungspolitik. Im Ernährungsrat sind 30 feste Mitglieder aus den Bereichen Wirtschaft, Zivilgesellschaft sowie Politik und Verwaltung vertreten.

Die Stadt Köln hat sich mit der Unterzeichnung des Milan Urban Food Policy Pact im Oktober 2015 zu einer nachhaltigen Ernährungspolitik verpflichtet. Sie befasst sich auch auf kommunaler Ebene mit Themen wie Ernährungssicherheit, bessere Ernährung, nachhaltige Landwirtschaft und nachhaltiger Konsum. http://www.milanurbanfoodpolicypact.org/signatory-cities/

Werschätzung von Lebensmitteln Essbare Stadt Köln Strategiepapier Milan Urban Food Police Pact Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit