Kooperationsvereinbarung zur Digitalisierung der Bauwirtschaft unterzeichnet

Am gestrigen Mittwoch, 24. April 2019, haben die Stadt Köln, Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, und die Technische Hochschule Köln (TH Köln) eine Kooperationsvereinbarung über eine noch intensivere Zusammenarbeit geschlossen. Gemeinsames Ziel ist die Beschleunigung von Innovationsprozessen durch eine enge Verzahnung von Forschungsergebnissen mit Praxiserfahrung. Erreicht werden soll die Steigerung von Potentialen durch Zusammenarbeit in der Lehre, Einbindung in gegenseitige Netzwerkaktivitäten mit gegenseitiger Information zum Thema Digitalisierung beim Bauen sowie in der Personalentwicklung.  

Im November 2017 wurde eine vergleichbare Kooperation zwischen der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln und der TH Köln vereinbart. Nun soll die Entwicklung und Anwendung der Methode "Building Information Modeling" (BIM), also Bauwerksdatenmodellierung, auch in diesem Aufgabenbereich vorangetrieben werden. Vom Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau unterzeichneten Amtsleiter Dipl.-Ing. Gerd Neweling und von der TH Köln der Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer, Prof. Dr. Klaus Becker, das Dokument.  

Köln möchte Vorreiterrolle bei der BIM-Methodik einnehmen
Die Stadt Köln möchte mit der Einführung von BIM bundesweit im Bereich des öffentlichen Bauens eine Vorreiterrolle einnehmen. Die für Projekte im Infrastrukturbereich noch recht junge BIM-Methode dient der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Ingenieurbauwerken. Es entsteht eine Art digitaler Zwilling, der mit allen relevanten Daten belegt ist. Um die neuen Technologien anwenden zu können, soll der intensive Technologietransfer und Wissenstransfer zwischen Stadt und TH gestärkt werden. 

In meinen fast 40 Berufsjahren habe ich manche größere Umwälzung erlebt, alle gingen mit der rasanten Entwicklung von Computertechnologie und Digitalisierung einher. Nun steht BIM vor der Tür und wir freuen uns, die neue Technologie zu etablieren. Wir wollen sie optimal anwenden und Nutzen daraus ziehen,

so Gerd Neweling.

Wir sind erfreut, durch die strategische Partnerschaft mit dem Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau einen weiteren Baustein zu schaffen, um den Standort Köln im Bereich der Digitalen Bauwirtschaft zu stärken und den Gedankenaustausch, Technologie- und Wissenstransfer zu intensivieren,

sagt Prof. Dr. Klaus Becker.  

Kölner Anwendungen für die BIM-Methode
Als Pilotprojekt mit der BIM-Methode plant das städtische Amt im Rahmen der Verwaltungsreform in Köln-Ehrenfeld den Ersatzneubau der Brücke Widdersdorfer Straße. Als Ergebnis wird ein Gesamtkoordinationsmodell für die Ausführung erstellt, welches Planungsfehler früher sichtbar macht. Dadurch können Kosten und Termine besser eingehalten werden. Am Projektende entsteht für die spätere Bauwerksunterhaltung ein digitales "As-Built"-Modell, also eine digitale Abbildung des tatsächlich ausgeführten Zustands.  

Bereits erste Erfahrungen gesammelt
Die wesentlichen Schwerpunkte des städtischen Amtes liegen in der Planung, Sanierung und im Bau und Unterhaltung der Brücken einschließlich der städtischen Rheinbrücken, der Unterführungen und Tunnel im Kölner Stadtgebiet. Beispielhaft sind hier die Sanierung des Tunnels Kalk, die 3. Baustufe der Nord-Süd-Stadtbahn und die kürzlich begonnene Generalsanierung der Mülheimer Brücke zu nennen. Aber auch vermeintlich kleinere Projekte, wie beispielsweise die Sanierung von Fußgängerüberführungen oder die Umsetzung von Brandschutzkonzepten in den unterirdischen Stadtbahnhaltestellen, gehören hierzu.  

In der Vergangenheit wurden bereits wissenschaftliche Untersuchungen zur BIM-Methodik gemeinsam mit der TH Köln, Lehrgebiet "Konstruktiver Ingenieurbau", am Testobjekt Brücke Deutzer Ring entwickelt. Weitere Projekte mit der BIM-Methodik befinden sich in der Vorbereitung, wie zum Beispiel die Aufzugsnachrüstung einer Stadtbahnhaltestelle sowie ein weiteres Brückenbauwerk.    

Frühe Einblicke in den Praxisalltag möglich
Durch die Kooperation mit der TH kann den Studierenden ein früher Einblick in die Praxis gewährt werden. Die Stadt Köln und hier das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau mit seinen vielfältigen Aufgaben erhält hierdurch auch eine höhere Bekanntheit als attraktive Arbeitgeberin. Die Verwaltung hofft darum durch die Zusammenarbeit auch, das Interesse bei den Studierenden für eine Tätigkeit bei der Stadt zu wecken. Denn das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau hat ebenso wie andere Bereiche des öffentlichen Dienstes und der freien Wirtschaft derzeit unter dem Fachkräftemangel zu leiden. Aktuell sind in dem Amt 32 Stellen im Ingenieurbereich vakant.  

Neben den üblichen Angeboten, wie studienbegleitende Praktika, unterstützt das Amt seit 2016 den dualen Studiengang zum Bachelor of Engineering (B.Eng.) mit einer parallelen Berufsausbildung als Bauzeichnerin beziehungsweise Bauzeichner. Das wissenschaftliche Studium absolvieren die Studierenden an der TH Köln, die Ausbildung findet im Berufsförderungswerk der Bauindustrie NRW, Ausbildungszentrum Kerpen, statt. Während der Praxisabschnitte werden die Studierenden von erfahrenen Technikerinnen und Technikern sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren betreut. Als weitere Personalgewinnungsmaßnahme hat das Amt seit 2017 den Einsatz von Werkstudentinnen und Werkstudenten forciert. Das Angebot richtet sich an Studierende der Fachrichtungen und Vertiefungsrichtungen Baubetrieb oder konstruktiver Ingenieurbau im Bachelorstudium ab viertem Semester oder Masterstudium. Studierende können hier bis zu 20 Stunden in der Woche einer bezahlten Beschäftigung nachgehen, die sich eng am Studium orientiert. Gleichzeitig lernen sie die Charakteristik einer Beschäftigung im öffentlichen Dienst sowie die Vorteile der Arbeitgeberin Stadt Köln kennen.

Die TH Köln als starke Partnerin
Als größte staatliche Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Deutschland zählt die TH Köln zu den sehr innovativen und forschungsstarken Hochschulen. Sie sieht sich in der Verantwortung für die regionale Entwicklung und möchte ihre Sichtbarkeit als Kooperationspartnerin in der Region Köln weiter ausbauen. Prof. Dr. Markus Nöldgen als Vertreter des Lehrgebiets des konstruktiven Ingenieurbaus befasst sich seit Jahren intensiv mit dem Thema BIM unter dem Schwerpunkt des Brückenentwurfes.

Weitere Informationen zur Ausbildung "Bachelor of Engineering im Bauingenieurwesen" Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit