Gesprächsreihe in der Kunst- und Museumsbibliothek – Eintritt frei
Franz Erhard Walther wird in der Gesprächsreihe "Kunst mit Büchern" des Vereins der Freunde der Kunst- und Museumsbibliothek am Freitag, 5. Oktober 2018, 18.30 Uhr, im Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek, Heinrich-Böll-Platz/Bischofgartenstraße 1, Köln-Innenstadt, über seine Beschäftigung mit dem "Prinzip Buch" sprechen und mit den Besucherinnen und Besuchern diskutieren. Der Eintritt ist frei.
Walther hat an der documenta 5 (1972), 6 (1977), 7 (1982) und 8 (1987) teilgenommen, ist auf der Biennale 2017 in Venedig für sein Lebenswerk mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden und hat ebenfalls 2017 den angesehenen Aachener Kunstpreis erhalten. Seit den 1960er Jahren hat er wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation den traditionellen Kunstbegriff hinterfragt, erweitert und nachwirkend verändert. Kern seines Werkbegriffs ist, dass das Werk nicht schon in den eigenen Hervorbringungen des Künstlers existent ist, sondern erst durch Handlung entsteht: Aus dem passiven Betrachter wird ein aktiver Benutzer – er wird zu einer physischen oder imaginierten Auseinandersetzung mit Walthers "Handlungsobjekten" angeregt.
Die Buchform war sehr früh ein Element seiner Vorstellung von Handlungen als Werkbestandteil. Bei seinen handlungsbezogenen Arbeiten ist Walther nicht von der Form des Buches ausgegangen, sondern durch diese Arbeiten dahin gekommen. Das begann 1961 mit dem Stapeln der "Deckfarbenzeichnungen", die wie Buchseiten umgeblättert werden konnten, und setzte es dann 1962 bis 1963 mit Reihen von Stapel- und Auslegearbeiten fort. Dabei sah er das Um- und Auslegen, also die Handlung, als Teil der Arbeit und auch das Zeitliche als Werkbestandteil. Diese "Handstücke" genannten Arbeiten wurden mit seiner Entdeckung der Technik der Nähung Anfang 1963 zu Körperstücken erweitert, die dann auch zu körperbezogenen Handlungsstücken führten. Das traditionell Visuelle war dabei nur noch ein Werkbestandteil unter Anderem. Es kam in Gestalt der klassischen Buchform Anfang der 1980er Jahre zurück, verband sich wiederum mit Prozessualem und auch Handlungen.
Die Auseinandersetzung mit der Kunstform des Buches, das zeigen nicht nur Einzelbeispiele, sondern auch ganze Werkgruppen, prägt das gesamte künstlerische Schaffen Franz Erhard Walthers über einen Zeitraum von nunmehr fast 60 Jahren. Aktuell, bis zum 18. November 2018, ist in der Synagoge Stommeln seine Arbeit "Zwei Körperformen GELB" zu sehen.