Schenkung von Walter Herrmann an Historisches Archiv und Kölnisches Stadtmuseum

Zu teilweise heftigen Reaktionen hat in den vergangenen Tagen die Nachricht der Schenkung Walter Herrmanns an die Stadt Köln geführt. Hermann hatte zwei Tage vor seinem Tod erklärt, dem Historischen Archiv der Stadt Köln und dem Kölnischen Stadtmuseum alle Teile der Klagemauer zu schenken. Die Proteste richteten sich dabei insbesondere gegen den angeblichen Plan des Kölnischen Stadtmuseums, die Tafeln von Walter Herrmann auszustellen.

Das Historische Archiv der Stadt Köln hat sich schon im Dezember 1998 damit befasst, die von Walter Herrmann verantwortete Kölner Klagemauer möglicherweise zu übernehmen. Er hatte sie zum Golfkrieg im Januar 1991 ins Leben gerufen. Die Klagemauer war weit über Köln hinaus bekannt: Beispielsweise im Reiseführer Baedeker von 1997 wurde die Kölner Klagemauer mit Abbildung erwähnt. 1998 wurden Walter Herrmann und die Unterstützer der Kölner Klagemauer mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Die wesentliche Aufgabe eines Stadtarchivs ist es, das Geschehen in einer Stadt in allen Facetten zu überliefern. Unzweifelhaft ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Klagemauer als Teil einer Kölner Protestkultur zu sehen, die durch das Historische Archiv dokumentiert werden muss.

Die Themen der Mauer und die Größe des Aufbaus waren im Laufe der Jahre schwankend. Der Friedensaktivist Walter Hermann startete mit dem Golfkrieg und wandte sich immer wieder aktuellen politischen Themen (Asyl, Kriege, Menschrechtsverletzungen) zu und prangerte soziale Missstände (Wohnungsnot in Köln, Obdachlosigkeit etc.) an. In den vergangenen zehn Jahren wandte sich Herrmann fast ausschließlich dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu. Er machte für den Nah-Ost-Konflikt einzig Israel moralisch verantwortlich. Er bediente sich dabei eines antisemitischen Vokabulars und Bildsprache.

Grob geschätzt hinterlässt Herrmann etwa 50.000 bis 70.000 Papptafeln. Diese lagern nicht systematisch sortiert in Umzugskartons. Seitens des Archivs wurde Herrmann vorgeschlagen, nach dem Zufallsprinzip drei Kartons zu übernehmen. Außerdem war das Archiv daran interessiert, persönliche Unterlagen von Walter Herrmann (Prozesse, Bild- und Dokumentationsmaterial (die Klagemauer war auch in Leipzig, Berlin und Amsterdam), Zuschriften, Fotos) zu übernehmen. In einem Schreiben an das Archiv vom 27. Dezember 2012 erklärte sich Herrmann mit dieser Vorgehensweise einverstanden. Was mit dem Rest der Klagemauer passiert, ist mit dem "Förderkreis der Kölner Klagemauer" zeitnah nach den NRW-Sommerferien zu klären.

Fazit: Die Kölner Klagemauer ist politisch äußerst fragwürdig, aber ein langjähriger Teil der Kölner Protestkultur, die in diesem Fall eine bedenkliche Entwicklung genommen hat.   Es gehört aber zu den Aufgaben des Stadtarchivs, auch diesen Aspekt von Stadtgeschichte zu überliefern. Es ist daher beabsichtigt, eine Auswahl von Objekten zu übernehmen, die diese Entwicklung - auch in ihrer Problematik - zum Ausdruck bringt. Eine Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum ist zurzeit nicht geplant.

Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit