Heckrinder unterstützen Naturschutz vor Ort
Im Naturschutzgebiet "Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache", das im Westen Kölns liegt, gibt es eine etwa zehn Hektar große Grünlandbrache, die Lebensraum für viele gefährdete Pflanzenarten ist. Ab diesem Frühjahr plant die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Köln dort eine neue Form der Beweidung, um die Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen auf der Fläche zu verhindern. Grundlage dafür ist ein in 2024 vom Rat der Stadt Köln beschlossenes Pflege- und Entwicklungskonzept.
Voraussichtlich im Mai wird eine Herde von drei bis fünf Heckrindern die Pflegearbeiten vor Ort übernehmen. Heckrinder sind große Tiere mit langen Hörnern. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen Menschen, Hunden und Heckrindern darf die Fläche daher zukünftig nicht mehr von Menschen und Hunden betreten werden. Entlang des Zaunes wird im Süden und Osten aber ein Rasenweg angelegt, sodass das Gebiet über mehrere Wege weiterhin für einen Spaziergang mit Blick auf die Heckrinder genutzt werden kann. Bei dieser Anzahl von Tieren auf einer derart großen Fläche wird von einer extensiven Beweidung gesprochen. Die Tiere sollen ganzjährig auf der Fläche stehen. In der Regel müssen sie kein zusätzliches Futter erhalten. Nur in den Wintermonaten kann je nach Wetter eine Zufütterung erforderlich sein. Die Versorgung mit Wasser ist ganzjährig gesichert. Auch für Schatten in den heißen Monaten wird gesorgt.
Zur Eingrenzung der Weidefläche wird voraussichtlich in der Woche nach Ostern ein Zaun gesetzt. Dafür musste vorab ein Teil des Brombeeraufwuchses entfernt werden. Diese Freischnittmaßnahmen erfolgten bereits im Februar, also vor Beginn der Nist- und Brutzeit von Vögeln.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln und einem erfahrenen Beweider umgesetzt. Die NABU Naturschutzstation führt auf der Fläche seit vielen Jahren Erhebungen der dort vorkommenden Pflanzen- und Tierarten durch und wird auch die Auswirkungen der Beweidung beobachten. Bislang ist die Grünlandbrache immer wieder durch das Aufwachsen von Gehölzen, vor allem Brombeeren, bedroht. Eine solche Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen auf Wiesen und Grünland, auch Verbuschung genannt, führt letztlich zu einer Bewaldung der Fläche. Dadurch wird der Lebensraum vieler gefährdeter Arten bedroht oder verschwindet sogar ganz.
Eine bis 2016 durchgeführte Beweidung mit Schafen auf dieser Fläche sollte die Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen aufhalten. Durch die so angedachte richtige Pflege und Nutzung der Grünlandbrache sollte zudem neuer Lebensraum für viele Tierarten geschaffen werden. Es stellte sich allerdings heraus, dass diese Art der Beweidung aufgrund des selektiven Fraßes der Schafe und der geringen Häufigkeit der Beweidung ungeeignet war und somit wenig Erfolg zeigte. Auch das Mähen der Grünlandbrache in den darauffolgenden Jahren zeigte nicht die gewünschte Entwicklung hin zu einem artenreichen Lebensraum.