Hinweis: Das Baden in allen Gewässern des Naturschutzgebietes ist zu jeder Zeit untersagt!

Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Lage und Geschichte

Das etwa 74 Hektar große Naturschutzgebiet "Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache" besteht seit der einstweiligen Sicherstellung im Jahr 2007 und wurde mit der 9. Änderung des Landschaftsplanes vom 13. April 2011 in seinen jetzigen Abgrenzungen festgesetzt. Es erstreckt sich im Süden von Esch/Auweiler und nordwestlich von Bocklemünd/Mengenich bis zur Stadtgrenze. Hier grenzt es an Flächen im benachbarten Pulheim, die ebenfalls unter Naturschutz stehen als 58,6 Hektar umfassendes Naturschutzgebiet "Orrer Wald und große Laache". Das N 22 ist aus drei Kiesgruben hervorgegangen. Eine Kiesgrube wurde verfüllt und ist heute eine offene Grünlandbrache, die zweite Kiesgrube bildet den heutigen "Stöckheimer See" und die dritte ist als "Baadenberger Senke" noch heute als ehemaliges Auskiesungsgelände sichtbar.  

Die circa 10 Hektar umfassende Fläche der heutigen Grünlandbrache zwischen Stöckheimer See und BAB A 1 wurde ab 1970 zunächst als Kiesgrube und später als Deponie genutzt. Nach der im Jahr 1975 beendeten Verfüllung folgte eine Weidelandnutzung durch einen Schäfereibetrieb und in den letzten Jahren bis 2016 eine sehr extensive Hüte-Beweidung mit einer großen Zahl an Schafen.  

Die zweite Kiesgrube wurde von Mitte der 1970er Jahre bis Ende der 1990er Jahre ausgekiest. Heute bildet sie den Stöckheimer See, der von gehölzbestandenen beziehungsweise bewaldeten Steilböschungen eingerahmt wird.  

Die Baadenberger Senke wurde Anfang der 1960er Jahre bis Ende der 1990er Jahre ausgekiest und anschließend im nordwestlichen und nordöstlichen Bereich zum Teil wieder verfüllt. Nach Einstellung der Betriebe wurde sie sich selbst überlassen, wodurch sie in Teilen stark mit Gehölzen zugewachsen ist bis auf die noch weitgehend offene Grubensohle. Übrig blieben außerdem zwei Seen und zwei dauerhaft wasserführende Teiche.  

Heute wird das Gebiet von der NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln e. V. in Zusammenarbeit mit unserem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen und der Unteren Naturschutzbehörde betreut.

Gebietsbeschreibung

Bei diesem Naturschutzgebiet handelt es sich um einen strukturreichen Komplex aus verschiedenen Lebensraumtypen. Das Gebiet ist insbesondere durch die Wasserflächen der ehemaligen Kiesgruben gekennzeichnet, deren markante Steilböschungen mit Laubholzmischbeständen bestockt sind.

An den Gewässerufern finden sich kleinflächige Schilfbestände und auf einer offenen Grubensohle mehrere, innerhalb von vorwiegend trockenen Ruderalfluren gelegene kleinere Teiche und temporär wasserführende Tümpel.

Eine verfüllte ehemalige Kiesgrube stellt sich als circa 10 Hektar großer Offenbereich dar, der als Grünlandbrache ausgebildet ist. Einige der Lebensraumtypen sind als sogenannte "gesetzlich geschützte Biotope" gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz automatisch unter Schutz gestellt. Darunter fallen die naturnahen Stillgewässer und Röhrichtbestände.

Mit seinem Strukturreichtum ist das Gebiet von besonderer lokaler Bedeutung im Rahmen des Biotopverbundes zwischen den Abgrabungsseen innerhalb des Kölner Stadtgebietes und der Stadt Pulheim.

Außerdem ist das Gebiet von kulturhistorischem und geowissenschaftlichem Wert wegen der markant ausgeprägten Mittelterrassenkante und der davor liegenden alten Rheinrinne.

Tier- und Pflanzenwelt

Wesentliche Ziele der Schutzgebietsausweisung sind der Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen der wild lebenden, zum Teil seltenen, gefährdeten und/oder lokal bedeutenden Pflanzen- und Tierarten. Hierzu zählen die Wasserflächen der Abgrabungsgewässer, die als Rastplatz für Durchzügler, als Winterlebensraum für Wasservögel und als Lebensraum für Vogelarten des Schilfröhrichts wie beispielsweise Rohrammer und Teichrohrsänger von Bedeutung sind. Exemplarisch sei hier erwähnt, dass der Haubentaucher auf beiden Gewässern brütet und Tafel- sowie Reiherenten die Wasserflächen im Winter in hoher Stückzahl als Rast- und Schlafplatz nutzen. Gänse sind typische Durchzügler, die den Stöckheimer See und die angrenzende Ackerfläche auf ihren Flugrouten nutzen.  

Des Weiteren sind insbesondere die temporär wasserführenden Tümpel – da fischfrei – von besonderem Wert als Habitate für Libellen und als Laichhabitate für Amphibien, vor allem für Kreuzkröten. 

Die offenen Bereiche der Baadenberger Senke bieten durch den hohen Rohbodenanteil und spärlichen Bewuchs seltenen, lichtliebenden Pflanzenarten wie beispielsweise dem Echten Tausendgüldenkraut sowie wärmebedürftigen Tierarten wie der Blauflügeligen Ödlandschrecke einen idealen Lebensraum.  

Zu erwähnen ist zudem die großflächige Grünlandbrache, die viele gefährdete Pflanzenarten aufweist und für eine Vielzahl von Insektenarten (insbesondere Heuschrecken und Schmetterlinge) ein wichtiger Lebensraum ist. Der westliche, mit Einzelsträuchern aufgelockerte Übergangsbereich zur Hecke hin beherbergt zudem einige gefährdete Vogelarten des Halboffenlandes wie zum Beispiel Bluthänfling, Klappergrasmücke und Gelbspötter.  

Im Folgenden werden die Kreuzkröte und die Bienen-Ragwurz exemplarisch vorgestellt:

© Thorsten Florin-Bisschopinck, Stadt Köln

Kreuzkröte (Bufo calamita)    

Die Kreuzkröte ist eine typische Art, die vegetationsarme Kleingewässer als erstes besiedelt. Sie bevorzugt sandig-kiesige Böden und benötigt zur Fortpflanzung sehr flache, voll besonnte Gewässer, die sich schnell erwärmen. Als Landhabitat ist ebenfalls eine sonnenexponierte Lage mit ausreichend Tagesversteckmöglichkeiten unter Steinen oder in Erd- oder Felsspalten entscheidend. Ihren Namen hat sie von ihrer typischen Linienzeichnung auf dem Rücken. Durch eine fortschreitende Nutzungsintensivierung der Landschaft verschwinden immer mehr Lebensräume der Kreuzkröte, so dass sie heutzutage fast nur noch in sogenannten Sekundärbiotopen, die durch menschlichen Einfluss einer ständigen Veränderung unterliegen (wie beispielsweise Kiesabbau- oder Braunkohletagebaugebiete), zu finden sind. In der Niederrheinischen Bucht steht die Kreuzkröte daher auf der Vorwarnstufe der Roten Liste. 

Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera)             

Wild wachsende Orchideenarten gibt es auch in Köln. Eine davon ist die Bienen-Ragwurz. Sie ist eine ausdauernde, krautig wachsende Orchidee mit einer Wuchshöhe von 20 bis 50 Zentimeter. Anders als häufig beschrieben bestäubt sich die Bienen-Ragwurz selbst. Nur in wenigen Fällen kommt es zur Fremdbestäubung durch Insekten. Sie bevorzugt basenreiche Trocken- und Magerrasen unter mildem Klima. Ihre Standortansprüche sind hoch, ein Grund mitunter weshalb die Bienen-Ragwurz zu den seltensten und am stärksten bedrohten Arten in Deutschland zählt. Ihre Standorte werden durch intensive Land- und Forstwirtschaft streitig gemacht. Zunehmende Eutrophierung führt zu einem Verdrängen der Bienen-Ragwurz durch Konkurrenten. Weitere Gefährdungen sind zu frühe Mahdtermine oder fortschreitende Sukzession. Auf der Roten Liste NRW wird sie unter "gefährdet" geführt.

Konkrete Maßnahmen zum Erhalt des Lebensraumes  

Das Naturschutzgebiet bedarf einer regelmäßigen Pflege, um die Vielfalt der Strukturen und die darauf angewiesenen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.  

Ein Schwerpunkt bildet dabei die Offenhaltung und möglichst auch Vergrößerung der aktuellen Offenbereiche in der Baadenberger Senke sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen für Amphibien und Libellen. Die Grünlandbrache soll durch eine angepasste, regelmäßige Pflege zu einer artenreichen Glatthaferwiese und einem Lebensraum für Feldvögel entwickelt werden.  

Die aktuelle Version des Pflege- und Entwicklungsplanes (PEPL) von 2024 listet zusammengefasst folgende Maßnahmen auf:

  • um die Lebensräume von Kreuzkröte, Blauflügeliger Ödlandschrecke und Bienen-Ragwurz zu erhalten, sollen die Offenbereiche frei gehalten werden (dies beinhaltet vor allem die Bekämpfung des Land-Reitgrases (Calamagrostis epigejos))
  • um Bruthabitate zu erhalten, wird dem Gehölzaufwuchs entgegengewirkt
  • die voranschreitende Sukzession in den Gehölzbeständen soll minimiert, sowie Neophytische Bäume, wie die Spätblühende Traubenkirche (Prunus serotina), sollen entfernt werden
  • Kleingewässer sind von Vegetation freizuhalten, um weiterhin gute Laichhbedingungen für Amphibien zu gewährleisten
  • zusätzlich sollen weitere Teiche und Kleingewässer angelegt werden
  • zur Förderung der Amphibien und Libellen sowie der Unterwasservegetation sollen die Fische aus einem Teich der Baadenberger Senke entfernt werden
  • um die Ansiedlung störungsempflindlicher Vogelarten zu fördern, muss der Besucherdruck niedrig gehalten werden
  • Weiterentwicklung der Grünlandbrache zu einer Glatthafer-Wiese durch extensive Beweidung

Das müssen Erholungssuchende beachten

Naturschutzgebiete sind Bereiche von herausragender Bedeutung für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Hier sollen nicht zu ersetzende Lebensgemeinschaften bestmöglich gefördert und vor negativen Einflüssen geschützt werden.  

Unterstützen Sie daher bitte die Erhaltung der Natur in Köln, indem Sie:  

  • auf den zugelassenen markierten Wegen bleiben
  • Hunde im gesamten Naturschutzgebiet an der Leine führen
  • Lärm vermeiden
  • keinen Müll – hierzu zählen auch Grünschnitt und Gartenabfälle – hinterlassen              

Darüber hinaus ist im Naturschutzgebiet "Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache" insbesondere verboten:

  • Baden in allen Gewässern des Naturschutzgebietes
  • Angeln, Lagern, Grillen
  • Fahrzeuge einschließlich Anhänger und Geräte aller Art abzustellen
  • Veranstaltungen durchzuführen

Das Betretungsverbot für dieses Naturschutzgebiet schließt nicht nur das Verlassen der gekennzeichneten Wege sondern auch ein absolutes Badeverbot ein, weil zum einen das Betreten der Böschungen mit Gefahren verbunden ist und zum anderen einige Tierarten ausgeprägte Fluchtdistanzen haben. Die Anwesenheit von Menschen oder auch Hunden am Ufer oder im Wasser würde zu einem Rückgang der Tiere führen.  

Beweidung mit Heckrindern

Die Grünlandbrache wird seit 2025 mit Heckrinder beweidet, um die Verbuschung der Fläche zu verhindern. Grundlage dafür ist das in 2024 vom Rat beschlossene Pflege- und Entwicklungskonzept.

Gestartet wird mit einer Herde von drei bis fünf Heckrindern, die die Pflegearbeiten vor Ort übernehmen. Bei dieser Anzahl an Tieren auf einer derart großen Fläche wird von einer extensiven Beweidung gesprochen. Die Tiere sollen ganzjährig auf der Fläche stehen. In der Regel müssen sie kein zusätzliches Futter erhalten. Nur in den Wintermonaten kann, je nach Wetter, eine Zufütterung erforderlich sein. Die Versorgung mit Wasser ist ganzjährig gesichert. Auch für Schatten in den heißen Monaten wird gesorgt.

Heckrinder sind große Tiere mit langen Hörnern. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen Menschen, Hunden und Heckrindern darf die Fläche nicht von Menschen und Hunden betreten werden. Zudem gilt in dem Naturschutzgebiet ein Betretungsverbot – die offiziellen Wege dürfen nicht verlassen werden. Entlang des Zaunes verläuft im Süden und Osten ein neu angelegter Rasenweg, sodass das Gebiet über mehrere Wege weiterhin für einen Spaziergang mit Blick auf die Heckrinder genutzt werden kann.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der NABU Naturschutzstation Leverkusen-Köln e.V. und einem erfahrenen Beweider umgesetzt. Die NABU Naturschutzstation führt auf der Fläche seit vielen Jahren Erhebungen der dort vorkommenden Pflanzen- und Tierarten durch und wird auch die Auswirkungen der Beweidung beobachten.

Die Grünlandbrache war immer wieder durch das Aufwachsen von Gehölzen, vor allem Brombeeren, bedroht. Eine solche Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen auf Wiesen und Grünland, auch Verbuschung genannt, führt letztlich zu einer Bewaldung der Fläche. Dadurch wird der Lebensraum vieler gefährdeter Arten bedroht oder verschwindet sogar ganz.

Die bis 2016 durchgeführte Beweidung mit Schafen zeigte aufgrund des selektiven Fraßes der Schafe und der geringen Häufigkeit der Beweidung nicht den gewünschten Erfolg. Auch das Mähen der Grünlandbrache in den darauffolgenden Jahren zeigte nicht die gewünschte Entwicklung hin zu einem artenreichen Lebensraum. Ein weiteres Problem war die zunehmende Störung durch Menschen und freilaufende Hunde, die insbesondere nach der Mahd gerne über die Fläche liefen. Infolge dieser Störungen und auch der damit verbundenen Verkotung des Mahdgutes wurde eine Wiesennutzung immer unattraktiver für Landwirt*innen und die Fläche verbrachte wieder.

Durch die Pflege mit Heckrindern soll sich die Grünlandbrache nun wieder positiv zu einer artenreichen Glatthaferweise entwickeln können und neuen Lebensraum für viele weitere Tier- und Pflanzenarten bieten.