Preisverleihung und Ausstellungseröffnung am 27. November 2025
Der "Kölner Design Preis" wird in diesem Jahr zum 19. Mal vergeben. Am Donnerstag, 27. November 2025 findet um 19 Uhr im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) die feierliche Preisverleihung und Ausstellungseröffnung statt. Prämiert werden die besten Abschlussarbeiten der Designstudiengänge Kölner Hochschulen – das Design der Zukunft. Der "Kölner Design Preis" ist die begehrteste und europaweit die höchst dotierte Auszeichnung für Design-Absolvent*innen. Der Award ist in diesem Jahr mit 40.000 Euro dotiert. Der Dank dafür gilt der Prof. Dr.-Ing. R.G. Winkler-Stiftung. Zusätzlich wird ein "Special Prize" von KölnBusiness verliehen, ausgestattet mit 5.000 Euro. Eine unabhängige Jury hatte am 24. Oktober 2025 insgesamt sieben Projekte ausgewählt. 39 Abschlussarbeiten wurden in diesem Jahr von folgenden Kölner Hochschulen für den Award nominiert: ecosign – Akademie für nachhaltiges Design, Hochschule Macromedia, ifs Internationale Filmschule Köln, KISD – Köln International School of Design der TH Köln, Rheinische Hochschule (RH). Die Ausstellung aller nominierten Abschlussarbeiten findet vom 28. November bis 7. Dezember 2025 im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) statt. Der Eintritt ist frei.
Die Gewinner-Projekte des Kölner Design Preis 2025 sind:
1. Preis (13.000 Euro)
Francis Enie Trogemann (KISD)
"Von Masche zu Masche"
(Betreut von: Prof. Katrin Müller-Russo/Prof. Sebastian Goldschmidt-Böing) Nach aktuellen Schätzungen wird weltweit etwa ein Drittel aller produzierten Kleidungsstücke nicht verkauft; außerdem wird ein erheblicher Anteil der gekauften Kleidungsstücke kaum oder gar nicht getragen – in Deutschland etwa liegt diese Quote bei 40 Prozent. Die meisten dieser "Neukleider" werden vernichtet und nach wie vor auf Deponien im globalen Süden entsorgt. Mit ihrer Arbeit "Von Masche zu Masche" weist uns Francis Enie Trogemann eindrücklich darauf hin, dass es auch anders gehen kann und zukünftig auch gehen muss. Auf Grundlage der aus dem Handstrick seit langem bekannten Methode des Auftrennens und anschließenden Wiederverstrickens schlägt sie die industrielle Skalierung dieses Verfahrens vor. Darüber hinaus beschäftigt sie sich in ihrer Arbeit damit, wie Kleidungsstücke gestaltet sein müssen, damit sie diesem zirkulären Ansatz zugeführt werden können. Die Jury zeichnet Francis Enie Trogemann mit dem ersten Preis aus, weil sie mit "Von Masche zu Masche" nicht nur ein eklatantes Problem adressiert, sondern auch einen vielversprechenden Lösungsvorschlag anbietet.
2. Preis (10.000 Euro)
Lucy Allen (KISD)
"The Bodenlabor Kalk"
(Betreut von: Prof. Dr. Laura Popplow/Prof. Dr. Lasse Scherfig)
Weltweit wird der Degradierung von Böden und deren Sanierung, auch und besonders in städtischen Ballungsräumen, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dem Abhilfe zu schaffen, wäre auch deshalb dringlich, weil der globalen Herausforderung jeweils mit auf die regionalen Besonderheiten abgestimmten Konzepten begegnet werden muss. Diese umfassen sehr viel mehr als nur die technischen Faktoren wie Bodenanalyse und eventuell notwendige Entsorgungsfragen.
Die Arbeit "Bodenlabor Kalk" von Lucy Allen fokussiert vor allem den soziokulturellen Kontext. Am Beispiel eines Grundstücks in Köln Kalk zeigt Lucy Allen, wie mit der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung durch Nachbar*innen sehr viel mehr erreicht werden kann, als die reine Sanierung. Durch das partizipative Einbeziehen unterschiedlicher Perspektiven und Interessen entsteht bei allen Beteiligten ein besonderes Verantwortungsgefühl für das Anwesen. Lucy Allen zeigt auf, wie ohne die sonst üblichen, bürokratischen Prozesse aus dem kontaminierten Grundstück einer ehemaligen Fabrik ein Stück Allmende entstehen kann. Ein preiswürdiges Projekt mit Vorbildfunktion, das die Jury außerdem durch seine Praxisnähe begeisterte.
3. Preis (8.000 Euro)
Pavla Geschwandtner (KISD)
"Go Dress Yourself"
(Betreut von: Prof. Iris Utikal/Prof. Sebastian Goldschmidt-Böing)
Die Modeindustrie ist nicht nur für mehr als fünf Prozent der globalen Emissionen verantwortlich, sondern sorgt mit ihren Entwürfen auch für die schnelle Zu- und Festschreibung heteronormativer Geschlechterrollen. Was läge da näher, als sich grundsätzlich mit dem Aufbrechen der herkömmlichen Kleiderordnung zu beschäftigen? In ihrem Printmagazin "Go Dress Yourself" stellt Pavla Geschwandtner eine zehnteilige T-Shirt-Kollektion vor, die mit unterschiedlichen Statements stereotypische Muster aufnehmen und in ein aktivistisches, selbstermächtigendes Moment überführen. Neben den Mustervorlagen für die T-Shirts finden sich in dem Magazin begleitende Interviews, Reportagen und Hintergrundgeschichten, die die Leser*innen ermutigen, überkommene (Kleidungs-)Attribute zu hinterfragen und ihren eigenen Weg, jenseits von Rollenklischees, zu gehen.
Dass Pavla Geschwandtner für ihre Arbeit das langsame Medium der Zeitschrift wählt und damit die (Fast) Fashion-Industrie mit ihrer voreiligen Social Media-Kommunikation auch formal mit einem starken Gegenentwurf konfrontiert, ist für die Jury ein zusätzlicher Grund, "Go Dress Yourself" mit einem Preis auszuzeichnen.
Special Prize (3.000 Euro)
Fabian Burgard (RH)
"Rast – Ausländische Fernfahrer auf deutschen Rastplätzen"
(Betreut von: Daniel Schreiber)
In unserem industrialisierten Leben erwarten wir, dass die Dinge jederzeit vorhanden sind; und ebenso, dass sie nach Bedarf auch schnell wieder verschwinden. Die Verfügbarkeit und die Retoure von Lebensmitteln, Bekleidung oder elektronischen Geräten hat für uns, so scheint es, den Stellenwert eines Grundrechts erlangt. Wie und unter welchen Bedingungen diese Gütertransporte jedoch vonstattengehen, hinterfragen wir viel zu selten. Die fotografische Arbeit „Rast“ setzt sich mit einem entscheidenden Teil der Lieferkette auseinander. Fabian Burgard hat über einen längeren Zeitraum Fernfahrer – tatsächlich handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um Männer – begleitet und deren oftmals unwürdige Arbeitsbedingungen dokumentiert. Ein Großteil ihres (Arbeits-)Lebens verbringen die meist aus Osteuropa stammenden Fahrer unter prekären Bedingungen: unsichere und schlechte Bezahlung, unwirtliche Rastplätze, denen es nicht nur an Komfort, sondern auch an Hygiene mangelt, und oftmals monatelange Abwesenheit von ihrem sozialen Umfeld.
Eine nach Ansicht der Jury wichtige Arbeit,
die uns an etwas erinnert, was wir gerne verdrängen: Dass nämlich hinter der Verfügbarkeit der Dinge zahlreiche Menschen stehen, denen wir mehr Aufmerksamkeit schenken und deren Situation zu verbessern wir alle ein Interesse haben sollten.
Special Prize (3.000 Euro)
David J.R. Sieverding/Martin L. Sistig (KISD)
"Das Metrobiom"
(Betreut von: Prof. Dr. Carolin Höfler/Prof. Andreas Wrede)
Ohne Bakterien, Viren und Pilze wären Tiere nicht lebensfähig. Die Gesamtheit dieser Mikroorganismen – das so genannte Mikrobiom – übernimmt auch beim Menschen wichtige Funktionen wie die Verdauung, die Stärkung des Immunsystems oder die Produktion von Vitaminen. David Sieverding und Martin Sistig übertragen mit ihrer Arbeit "Das Metrobiom" das symbiotische Zusammenspiel von Menschen und unsichtbaren Kleinstlebewesen auf die Stadtplanung. Denn auch im urbanen Raum entsteht erst durch die Interaktion zwischen menschlichen Akteur*innen und nicht-menschlichen Organismen eine umfassende und damit allen Belangen gerecht werdende Gestaltung. David Sieverding und Martin Sistig verfolgen mit ihrer Arbeit "Das Metrobiom" einen experimentellen Ansatz, der neue Möglichkeiten urbanen Zusammenlebens aufzeigt.
Die Jury lobt den More than Human-Ansatz von "Das Metrobiom" ausdrücklich, denn längst ist klar, dass eine ausschließlich auf den Menschen ausgerichtete Gestaltung die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen nicht zu lösen vermag.
Special Prize (3.000 Euro)
Jaime Pawlowski (macromedia)
"Kubus"
(Betreut von: David Bulczak/Prof. Svetlana Matiouk)
Die Tatsache, dass Design in erster Linie nicht Produkte, sondern Beziehungen gestaltet, mag in der Theorie mittlerweile eine Binsenweisheit sein. In der Praxis ist dies aber längst noch nicht allgegenwärtig. Oftmals mangelt es am Verständnis daran, ein interkulturelles, generationenübergreifendes oder transdisziplinäres Interesse zu wecken und die Fähigkeiten der potenziellen Nutzer*innen zu berücksichtigen. Mit "Kubus" gelingt Jaime Pawlowski genau dieses: ein minimalistisches Spiel, das keine hohen Hürden aufbaut und ohne die sonst üblichen Tutorials, Spielanleitung oder sonstigen Erklärungen auskommt. Ohne dass die Spieler*innen ein großes Vorwissen oder Erfahrungen mitbringen müssen, erschließt sich das Spiel allein durch und im Gebrauch. Auch das ist eine Fähigkeit des Designs, die in der Praxis viel zu selten anzutreffen ist. Ein im besten Sinne inklusiver Ansatz, der die Jury auf Anhieb überzeugte.
Special Prize by KölnBusiness (5.000 Euro)
Sebastian Härder (ecosign)
"Future E-Recycling"
(Betreut von: Bernd Draser)
Daten entwickeln sich immer mehr zu einer allgegenwärtigen Grundwährung. Das betrifft zum einen menschliche Daten, mit denen sich beispielsweise immer präzisere Konsumprognosen erstellen lassen. Zum anderen werden aber auch Produktdaten immer relevanter, etwa für den Recyclingprozess. Laut EU-Verordnungen zum Ökodesign und zum digitalen Produktpass müssen zukünftig Daten zu Materialien, Herkunft, Reparierbarkeit und Entsorgung zur Verfügung gestellt werden, um eine sinnvolle Kreislaufwirtschaftsstrategie zu etablieren. Recyclingunternehmen auf diese herausfordernden Prozesse vorzubereiten, hat sich Sebastian Härder in seiner Arbeit "Future E-Recycling" zur Aufgabe gemacht. Praxisnah, zusammen mit einem großen Elektro-Recycling-Unternehmen, und mit der Methode des Design Futuring hat Sebastian Härder Szenarien entwickelt, die alle Beteiligten dazu befähigen, den anstehenden Transformationsprozess strategisch und kommunikativ sinnvoll zu gestalten. "Future E-Recycling" verbindet theoretische Erkenntnisse, politische Vorgaben und praktische Erfordernisse vorbildlich miteinander, so das Lob der Jury.
Die Jurymitglieder 2025 sind:
Katja Becker (Professorin für Medien- und Interfacedesign an der Westfälischen Hochschule), Tanja Godlewsky (Freie Kreativdirektorin; Professorin für Mediendesign an der Internationalen Hochschule Essen), Petra Hesse (Direktorin MAKK), Dustin Jessen (Designer), Claudia Neumann (neumann communication) und Stephan Ott (Direktor Institute for Design Research and Appliance/IfDRA). Die Preisverleihung, die Ausstellung sowie die digitale Präsenz (www.koelnerdesignpreis.de) des "Kölner Design Preis" werden von Studierenden der KISD – Köln International School of Design der TH Köln gestaltet.