Zwei Motive von ukrainischen Künstlerinnen bilden den Auftakt der neuen Motivreihe

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Dispatches From A Head Of State

Mit "Dispatches From A Head Of State" der ukrainischen Künstlerin Slinko, beginnt die "neue Staffel" der im August 2022 ausgewählten Künstler*innen, die sich mit unterschiedlichen Motiven auf die neuerliche Ausschreibung "Kunst an Kölner Litfaßsäulen" der Stadt Köln beworben haben. Neu war, dass die Stadt Köln ihre Ausschreibung nicht nur in deutscher und englischer, sondern auch in ukrainischer Sprache veröffentlicht hat. Nach dem Auftakt von Slinko folgt ein Motiv der ukrainischen Künstlerin Alona Shostko und anschließend Gestaltungen von Antonia Gruber, Vera Drebusch/Florian Egermann, Ruth Weigand und Claudia Konold.

Die Jury der "Kölner Kunstsäulen" hatte im August 2022 aus 43 Bewerbungen die oben genannten Künstler*innen ausgewählt. Auch in diesem Jahr war die Bandbreite der eingereichten Motive wieder groß: von Fotos über Collagen bis hin zu eher konzeptuellen Arbeiten ist alles vertreten gewesen. Die Motivauswahl der Jury spiegelt diese unterschiedlichen künstlerischen Stilrichtungen wider und verspricht so den Passant*innen in Köln erneut eine abwechslungsreiche, künstlerische und auch hoch aktuelle Motivshow im öffentlichen Raum. Die ausgewählten sechs Motive werden für jeweils zwei bis drei Monate auf den 25 Kunstsäulen der Stadt zu sehen sein.

Als erstes Motiv ist seit Mitte Dezember ein Motiv aus Slinkos Motivserie "Dispatches From A Head Of State" zu sehen. Kurz vor Russlands Invasion in die Ukraine im Februar 2022 begann die ukrainische Künstlerin Slinko, die 1996 in die USA immigriert ist, die täglichen Nachrichten nach den kleinsten Indizien für die wahren Absichten des Kremls zu durchsuchen. Sie begann Texte zu schreiben, aber nicht über ihre Gefühle, ihr Land, Familie und Freunde. Sie stellte bald fest, dass sie sich ganz auf einen einzigen Mann, Wladimir Putin, konzentrierte, dessen Befehle die Zerstörung ihres Heimatlandes entfesselt hatten. Ihre zwanghafte Sucht nach Nachrichten wurde größer und sie versuchte, wie viele Medien zu verstehen, was Putin denkt. Aus ihrer Besessenheit entwickelte sie ein seltsames Gefühl der Ermächtigung: in seinem Kopf zu sein, in seine Privatsphäre einzudringen, seine innersten Gedanken zu lesen und zu entschlüsseln.

"Dispatches From A Head Of State" ist ein Buch mit Kurzgeschichten, das vorgibt, direkt aus dem Kopf Putins zu berichten und mit Bild und Text ein Porträt eines Mannes zu zeichnen, der von Macht, Überleben, Prestige und einem sehr langen Tisch besessen ist und von der Staatsbürokratie gelangweilt und regelmäßig enttäuscht wird, so Slinko.

Ihre Kölner Künstler-Kollegin Céline Berger schreibt begeistert über Slinkos Motivserie:

Ich war beeindruckt von der Qualität der Arbeit und ihrer Relevanz. Diese Geschichten versuchen, die Kontrolle über die Erzählung der ansonsten quälenden Situation zu erlangen und die Position eines mächtigen Aggressors als schwachen Mann neu zu überdenken und neu zu schreiben.

Formal arbeitet Slinko neben Text mit Fotografien, deren Qualität sie verschlechtert und reduziert durch Drucken und Scannen. Anschließend fügt sie einfache Zeichnungen hinzu. Sie verwendet dabei einen Gestus, der halb kommentiert, halb zensiert und – ähnlich wie im Fall der Textschwärzungen – das Bild so an Ausdrucksstärke gewinnen und die Arbeit zu einem persönlichen künstlerischen Statement werden lässt.

Die multidisziplinäre Künstlerin Slinko, gebürtig aus der Ukraine, lebt und arbeitet in den USA. Ihre Praxis ist geprägt von der heutigen Forschung auf dem Gebiet von Arbeit, Agency und Macht. Ihre Arbeit ist inspiriert von alltäglichen zwischenmenschlichen Interaktionen, von lokalen Kontexten und materieller Kultur. Slinko hat ihren MFA in Bildhauerei und Medien an der VCU in Richmond VA in den USA erworben und war als Artist in Residence unter anderem an der Skowhegan School of Painting and Sculpture, dem Henry Street Settlement, dem Drawing Center und dem Santa Fe Art Institute.

Für die Kunstsäulen in Köln wählte Slinko "Bucha", eine Geschichte, die wie sie selbst sagt, "keiner Erklärung bedarf". Da der Krieg in der Ukraine noch andauert, ist dieses Projekt auch noch im Gange, und weitere Geschichten sind hier zu finden. Ein herzlicher Dank geht an die Mitglieder der Kunstsäulenjury, die in diesem Jahr mitgewirkt haben: Heike Ander, Johanna Reich, Rozbeh Asmani, Arno Hambloch, Christian Sievers und Damian Zimmermann sowie Nadine Müseler.

Weitere Informationen finden Sie auch hier.

 

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Dispatches From A Head Of State: Bucha
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Dispatches From A Head Of State
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