Weil die Kölner Bevölkerung auch künftig wächst und der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum daher größer wird, spielt Chorweiler bei der Entwicklung Kölns eine zunehmend wichtige Rolle. Deshalb war es uns ein Anliegen, die Qualität des Wohnumfeldes in diesem Stadtteil zu verbessern. Ziel war ist es, dem öffentlichen Freiraum ein neues Aussehen zu geben und ihn attraktiver zu gestalten, so dass die Menschen sich dort gerne aufhalten und mit ihrem Stadtteil verbunden fühlen.
Deshalb haben wir in einer Bürgerbeteiligung 2016 zusammen mit der Chorweiler Bevölkerung und den Initiativen aus dem Stadtteil die Wünsche zur Umgestaltung der drei Plätze rund um das Zentrum von Chorweiler formuliert. Auf diese Weise erhielten die Anwohnenden die Möglichkeit, den Plätzen eine neue Gestalt zu verleihen.
Die Umgestaltung der Plätze wurde zwischen Anfang 2019 und 2022 realisiert. Wie wir die Plätze umgestaltet und welche Meilensteine wir erfolgreich bearbeiten haben, darüber möchten wir Sie hier informieren.
"Lebenswertes Chorweiler" gewinnt 1. Platz auf der polis Convention 2022
Das Projekt "Lebenswertes Chorweiler" ist am 27. April 2022 mit dem polis Award in der Kategorie "Lebenswerter Freiraum" ausgezeichnet worden.
Fertigstellung der drei Plätze in 2022
Die Gestaltung der drei Plätze sorgt für eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie eine neue Nutzungsvielfalt. Jeder der drei Plätze besitzt besondere Eigenarten und Identitäten, die es zukunftsfähig zu entwickeln und umzugestalten galt.
- Der Pariser Platz ist der zentrale Ort Chorweilers. Er verteilt die Fußgängerströme und bildet mit Rathaus und Kirchenzentrum die kulturelle Mitte des Stadtteils.
- Der Liverpooler Platz ist der Ankunftsort von außen. Er ist Markt- sowie Parkplatz und erschließt das Einkaufszentrums und die angrenzenden Wohnbebauung.
- Die Lyoner Passage ist als Durchgangsraum mit Potential zum Aufenthalt für Familien und Kinder zu charakterisieren, wie bereits im Beteiligungsverfahren erprobt.
Mehrere Bestandshalter konnten für Gebäudesanierungen und weitergehende Maßnahmen gewonnen werden. Lokale Vereine und Initiativen wurden konkret in den Planungs-, Bau- und Verstetigungsprozess eingebunden. Wir danken unsere Kooperationspartner*innen, GAG Immobilien, BGP Immobilien, ECE City Center Chorweiler, Deutsche Bahn AG, Katholische und Evangelische Kirche, Carolin Schüten, Outline e. V., Runder Tisch Frieden, Canyon Chorweiler und dem Bürgerzentrum Chorweiler. Gerne möchten wir uns auch bei den Bürger*innen für ihr Verständnis während der Baumaßnahmen bedanken.
Die Umgestaltung
Bis es zum Abschluss der Umgestaltung der drei zentralen Plätze im Chorweiler Zentrum kam, waren mehrere Planungs- und Arbeitsschritte notwendig, die wir Ihnen hier chronologisch vorstellen möchten.
Beteiligungsprozess 2016
Der Beteiligungsprozess in der Großwohnsiedlung Chorweiler verlangte besondere Kommunikationsformen. Der Prozess war so angelegt, dass die aufgenommenen Perspektiven der Bewohner*innen regelmäßig in die Planung eingearbeitet wurden.
In regelmäßigen Veranstaltungen wurden die Ergebnisse der Planung mit der Bewohnerschaft rückgekoppelt. Auch das interdisziplinäre Planungsteam war in den Beteiligungsprozess fest eingebunden. Planungsansätze, Entwurfsideen und Konzepte des Planungsteams wurden in öffentlichen Veranstaltungen schon früh von lokalen Akteur*innen evaluiert und entsprechend angepasst. So war die Übergabe der Ergebnisse an die Planung kein kurzer, sondern ein laufender Prozess.
Diskursive Ortsbegehungen und Ideenwerkstätten, ab Juni 2016
Zu Beginn des Beteiligungsprozesses wurden fünf thematische Ortsbegehungen mit lokalen Expert*innen durchgeführt, um besondere Orte, Themen, Potenziale und Defizite Chorweilers auszuloten.
Schlüsselakteur*innen aus den Bereichen Soziales, Jugendarbeit, Wohnungswirtschaft, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft waren eingeladen, um ihre Interessen und Erwartungen an den Prozess zu diskutieren. Es folgten bis zum Jahresende weitere Veranstaltungen mit Öffentlichkeitsbeteiligung:
- Auftaktveranstaltung, 2. Juli
- Platzstation 28. August bis 4. September
- Ideenwerkstatt I, 24. September
- Ideenwerkstatt II, 3. November
- Ideentuning, ab November
Bei allen öffentlichen Veranstaltungen konnten interessierte Bürger*innen und Akteur*innen ihre Ideen und Wünsche einbringen. Auf Grundlage dieser Ideen wurde die Planung weiter entwickelt und fertiggestellt. Dokumentationen zu den jeweiligen Veranstaltungen finden Sie weiter unten auf dieser Seite unter "Dokumentationen".
Einbindung des interdisziplinären Planungsteams
Ab August 2016
Mit der Platzstation begann auch die Einbindung des interdisziplinären Planungsteams, das sich aus Büros für Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung und Städtebau zusammensetzte. Für das Planungsteam stellte es eine große Chance dar, die Erkenntnisse aus dem Beteiligungsprozess nicht nur gefiltert und zusammengefasst zu erhalten, sondern aktiv mit Bürger*innen zu diskutieren und so Erkenntnisse über den Ort zu gewinnen. Es eröffnete sich die Möglichkeit, Planungsstände aktiv im direkten Austausch weiterzuentwickeln.
Ergebnisse des Beteiligungsprozesses
In allen Beteiligungsformaten wurden die Vorschläge der Bewohnerschaft gesammelt und ausgewertet. Wir haben die entsprechenden Vorschläge im Mai 2017 den politischen Gremien zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. Der Rat hat uns mit Beschluss am 18. Mai 2017 mit der baulichen Umsetzung des Planungskonzeptes zur Umgestaltung der zentralen Chorweiler Plätze Liverpooler Platz, Pariser Platz sowie des sogenannten "Lyoner Platzes" und deren Umfeld beauftragt.
Umsetzung der Planung
Die Anregungen und Vorschläge, die die Kölner Bürger*innen aus den zwei Ideenwerkstätten in 2016 eingebacht hatten, waren die Grundlage für die Weiterentwicklung und Fertigstellung unserer Planung. Ursprünglich sollte mit den Umbauten im Sommer 2018 begonnen werden. Dieser Zeitplan verschob sich um etwa sechs Monate. An der europaweiten Ausschreibung für die Vergabe der Hauptarbeiten, dazu gehörte die Anlage der Straßen, Wege- und Grünflächen, haben sich nur sehr wenige Firmen beteiligt. Die vorgelegten Angebote wiesen erheblich höhere Kostenansätze auf, als die kalkulierten Beträge. Die hohen Angebotspreise waren überwiegend auf die derzeitige wirtschaftliche Situation zurückzuführen, also auf die gute Auslastung der Baufirmen, sowie auf zwischenzeitlich gestiegene Energie- und Materialpreise. Die Prüfung und Auswertung der Angebote ergab, dass die Preise im Einzelnen nachvollziehbar und die Angebote wirtschaftlich waren. Daraus resultierte eine Kostensteigerung für die drei Plätze von rund 4,5 Millionen Euro auf insgesamt etwa 13 Millionen Euro. Der aus Bundesmitteln bereitgestellte Förderanteil betrug 5 Millionen Euro, so dass der Eigenanteil der Stadt bei etwa 8 Millionen Euro lag. Im September 2018 hat der Rat die Freigabe für zusätzliche Mittel zur Finanzierung der Maßnahme erteilt.
Der Fördergeber, das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, hatte unserem Vorschlag zugestimmt, den Zeitraum der Durchführung bis Ende Oktober 2020 zu verlängern. Die Maßnahme wurde bis dahin überwiegend beendet. Bereits im Frühjahr 2020 wurden die Platzflächen weitestgehend fertiggestellt und waren für die Öffentlichkeit nutzbar. Die Boulderwand an der Fassade des CityCenters in der Lyoner Passage und die Tribüne am S-Bahn-Zugang Pariser Platz wurden anschließend errichtet.
Die Chorweiler Plätze – Liverpooler Platz, Pariser Platz und Lyoner Platz – in Zahlen:
- 150 neue Bäume
- 1.200 Quadratmeter Spiel und Sportflächen
- 450 Meter Sitzbänke und Sitzstufen
- 130 Fahrradstellplätze
Pariser Platz
Der Pariser Platz als zentraler Stadtplatz in Chorweiler erhielt ein attraktives Wasserspiel. Sechzehn Bodendüsen sorgen für bis zu fünf Meter hohe Wasserfontänen. Die Platzfläche wurde mit einem changierenden Belag aus Pflasterklinkern neu befestigt.
Der "Tisch der Nationen" zwischen den Baumreihen an der Ostseite des Platzes wurde als Kunstaktion mit Keramikfliesen gestaltet. Er kann jetzt für Veranstaltungen genutzt werden, mehrere Bänke bieten Sitzmöglichkeiten an. Die vorhandene Mauer am Kirchenvorplatz wurde entfernt und durch eine Sitzstufenanlage ersetzt. Der Cronenbourg-Brunnen wurde an seinen neuen Standort gegenüber dem Eingang zum Bezirksrathaus versetzt und durch eine niedrige Mauer gefasst. Südlich des Eingangsgebäudes zur S-Bahn wurde eine Holztribüne errichtet.
Liverpooler Platz
Der Liverpooler Platz dient als Funktionsfläche für Markt, Kirmes und sonstige Veranstaltungen. Der Parkplatz wurde verkleinert und macht nun Platz für Sport- und Eventflächen im Platzbereich zum CityCenter. Der vorhandene Grünstreifen wurde entfernt, sodass der Platz rundum einsehbar und besser zugänglich ist. Ein Rahmen aus Blauglockenbäumen verleiht dem Ort ein neues Gesicht. Der äußere Bereich des Platzes erhielt eine Befestigung aus farbigem Asphalt. Der Parkplatz wurde ebenfalls asphaltiert und abschnittsweise mit Sitzmauern eingefasst.
Zwischen den Eventflächen bieten mehrere Sitzbänke Möglichkeiten zum Aufenthalt. Der Wochenmarkt bleibt an diesem Standort erhalten und wurde nur für einen Teil der Bauphase auf die benachbarte Grünfläche verlegt. Auch die Kirmes wird künftig auf der Platzfläche stattfinden. In der Oxforder Passage ist ein Outdoor-Gym mit Fitnessgeräten und einem Fallschutzbelag fertiggestellt worden. Der Übergangsbereich zur Brücke über die Willi-Suth-Allee wurde mit Bäumen neu gefasst und mit einem Schachspiel belebt.
Lyoner Passage
Die Lyoner Passage bildet den Übergang von den Wohnquartieren zum Pariser Platz und bietet Raum für sportliche Aktivitäten sowie zum Betrachten und Verweilen.
An der Nordfassade des CityCenters entstand ein Kletterbereich mit Boulderwand und Spielgeräten. Hier sind jetzt auch eine kleine Holzbühne für Veranstaltungen sowie mehrere Sitzbänke. Gegenüber ist eine großzügige Sitzstufen- und Treppenanlage mit zusätzlichen Bäumen entstanden.
Start der Neugestaltung und offizieller Baubeginn, Anfang 2019
Beginn der Neugestaltung des Pariser und des Liverpooler Platzes sowie die Lyoner Passage in Chorweiler Mitte, zwischen City-Center und Bezirksrathaus, war Anfang 2019.
Den Baubeginn des Projektes feierten wir am 28. März 2019 mit dem offiziellen Spatenstich. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Baudezernent Markus Greitemann kamen, um die Baustelle feierlich einzuweihen. Anwesend waren außerdem Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner, die ECE, die einen Teil der Baukosten für den Umbau der Lyoner Passage übernehmen, das Planungsbüro Arge Chorweiler und Vertreter der Verwaltung und Politik.
Tag der Städtebauförderung, Mai 2019
Am 11. Mai 2019 beteiligten wir uns an dem bundesweiten "Tag der Städtebauförderung" mit dem Projekt "Lebenswertes Chorweiler".
Zum Start der Veranstaltung haben wir die Planung des Projektes "Lebenswertes Chorweiler" den Bürger*innen im Bürgersaal des Bezirksrathauses Chorweiler vorgestellt. Danach beantworteten Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie Vertretungen der Verwaltung und des Planungsbüros Fragen der Anwesenden. Anschließend gab es ein buntes Programm auf den Chorweiler Plätzen mit Baustellenführungen und einem Workshop mit dem Graffiti-Künstler Puya Bagheri. Wir bedanken uns beim CityCenter Management, der GAG Immobilien AG, der Sahle Wohnen und der Evangelischen Kirchengemeinde für ihre Mitwirkung an der Veranstaltung.
Künstlerische Gestaltung der Skulptur "Tomate", Sommer 2020
Die auf dem Pariser Platz stehende Skulptur mit dem Titel "Tomate" erhielt in der zweiten Jahreshälfte 2020 immer wieder ein neues Aussehen. Der ortsansässige Graffiti-Künstler Puya Bagheri hatte die Skulptur in mehreren Schritten neu gestaltet.
Ursprünglich war die Kunstaktion für den bundesweiten Tag der Städtebauförderung am 16. Mai 2020 vorgesehen. Da dieser Termin aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, startete der Gestaltungsprozess der "Tomate" mit einem Auftakttermin am 18. Juni. Eine weitere Gestaltung am 30. Juli verlieh der Skulptur nochmals ein anderes Aussehen. Eine letzte künstlerische Umgestaltung fand am 10. September 2020 statt.
Eröffnungsfeier, Oktober 2020
Die neu gestalteten Plätze wurden mit Grußworten von Frau Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Frau Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat feierlich am 4. Oktober 2020 eingeweiht. Der Kabarettist und Filmschauspieler Fatih Cevikkollu moderierte die Veranstaltung.
Dokumentationen
Zum Hintergrund
Chorweiler entstand Anfang der 1970er Jahre in Anlehnung an das damalige Leitbild "Urbanität durch Dichte" als städtebaulich-gestalterischer Mittelpunkt der so genannten "Neuen Stadt". Die über viele Jahre vernachlässigte Verwaltung und Instandhaltung eines Teils des Wohnungsbestands durch neue Investor*innen hat jedoch einen Modernisierungsstau verursacht, der das Image Chorweilers negativ prägte.
Zahlreiche breit angelegte Initiativen sollten zur sozialen Stabilisierung des Stadtteils mit besonderem Handlungsbedarf beitragen. Dazu gehörte maßgeblich die Neugestaltung der zentral gelegenen drei Plätze, Pariser und Liverpooler Platz sowie der Lyoner Passage, die dem Leitbild der Entstehungszeit entsprachen. Insbesondere das Zentrum wirkte im Kontrast zu der umgebenden Hochhausstruktur mit seiner lockeren Bebauung an überdimensionierten Plätzen unvollendet. Der öffentliche Raum und die Freiflächen brauchten eine neue Aufenthaltsqualität mit einer im Zusammenhang gedachten Nutzungsstruktur, die das Leben für die dortigen Menschen aufwertet.
Die GAG saniert zurzeit 1.211 vernachlässigte Wohnungen. Neben den jetzt abgeschlossenen baulichen und städtebaulichen Verbesserungen planen wir außerdem ein Bündel an zusätzlichen sozialen Angeboten, etwa zur Integration von zugewanderten Bürger*innen und zur Berufsorientierung.
Projektförderung
Das Projekt "Lebenswertes Chorweiler – ein Zentrum im Wandel" wurde im Rahmen des Programms "Nationale Projekte des Städtebaus" vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat mit einer Summe von 5 Millionen Euro gefördert.
Voraussetzung dafür war unter anderem, dass die Planung, Realisierung und Bürgerbeteiligung in hoher Qualität durchgeführt wurde sowie eine Vorzeigefunktion und damit verbundene Übertragbarkeit auf Städte mit ähnlichen Problemstellungen.
Bei der Umgestaltung haben wir nicht jeden Platz einzeln betrachtet, sondern im Zusammenhang und über die Grenzen des eigentlichen Planbereichs hinaus. Vorhandene Qualitäten konnten wir erhalten und verbinden.