Helin Sezen Korkmaz und Bijan Benjamin erhalten 2025 das Stipendium in Istanbul
Seit Juli 2009 vergibt die Stadt Köln ihre Stipendien in Istanbul an Autor*innen und Künstler*innen. Von Juni bis Ende August 2025 wird der Drehbuchautor und Filmregisseur Bijan Benjamin nach Istanbul reisen und im dortigen Atelier Galata der Stadt Köln leben und arbeiten. Für das Stipendium der zweiten Jahreshälfte wurde die Künstlerin Helin Sezen Korkmaz ausgewählt.
Die Kölner Schriftstellerin Roswitha Haring, Stipendiatin der Jahre 2023 und 2024 und diesjähriges Jurymitglied, erläutert die Juryentscheidung für Bijan Benjamin wie folgt: "Sein Bewerbungstext ,Broken Screens, Broken Wings, Broken Dreams‘ überzeugte die Jury sprachlich und dramaturgisch. In dem Theaterstück, das in der Mitte des Jahrtausends in Istanbul angesiedelt ist, fungiert die türkische Stadt als Kreuzungspunkt gesellschaftlicher und individueller Zeitströme. Sechs Figuren finden keinen Halt, jede führt ein Leben zwischen Echtheit und Synthese, Authentizität und Selbstvermarktung. Dabei findet Bijan Benjamin eine überzeugende Sprache, die den Figuren Geschlossenheit und der Geschichte Glaubhaftigkeit verleiht."
Bijan Benjamin wurde 1983 in Köln geboren und hat iranisch-deutsche Wurzeln. Er studierte in seiner Heimatstadt von 2006 bis 2012 an der Kunsthochschule für Medien. Als Gründer des Filmproduktionskollektivs Grenadine Film war er Stipendiat des Mediengründerzentrums NRW (MGZ) und ist als Drehbuchautor, Filmregisseur und Theatermacher hervorgetreten. Benjamin produziert Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme sowie Theaterstücke, die vielfach international gezeigt und prämiert wurden. Als Dozent gibt er seine Erfahrungen künstlerischer Arbeit an verschiedenen Lehr- und Bildungseinrichtungen weiter. Benjamins Arbeiten beschäftigen sich häufig mit gesellschaftlichen Fragen, marginalisierten Perspektiven, kultureller Identität, absurdem Humor und der Poesie im Alltäglichen.
Über die Juryentscheidung und die ausgewählte Künstlerin aus dem Bereich Bildende Kunst, Helin Sezen Korkmaz, schreibt Prof. Dr. Lilian Haberer: "Die Jury hat Korkmaz’ dreiteiliges Projekt ,Some Memories are Sedimented‘, das ein Videospiel, einen Videoessay und eine Publikation beinhaltet, ganz besonders überzeugt: Die Künstlerin befasst sich über ihr Interesse an fluiden, materiellen und immateriellen Zwischenräumen (Derridas Konzept der chora) mit dem unterirdischen Netz historischer Wasserwege und geologisch gewachsener subterraner Architekturen Istanbuls, wie die Yarımburgaz-Höhle, die sie fotogrammetrisch und akustisch aufnimmt und erforscht. Für dieses transdisziplinäre Projekt arbeitet sie mit Istanbuler Fachpersonen aus der Geologie, Architektur, Design, Musikologie, Archäologie und Fotografie zusammen."
Helin Sezen Korkmaz (she/they) wurde 1998 in Kayseri, in der Türkei geboren. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Architektur, Sound & Music und Dokumentarfilm. Dabei interessieren sie fluide Strukturen, Narrative und Überlagerungen kulturhistorischer und urbaner Räume. Aufgewachsen in Istanbul, nach einem Bachelorstudium Architektur am Karlsruher Institut für Technologie, absolviert Korkmaz ihr postgraduales Diplomstudium für mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Palazzo Ricci Montepulciano (2023), im Weltkunstzimmer Düsseldorf (2023), im Skulpturenmuseum in Marl (2023), in der Temporary Gallery in Köln (2023), in den Monheimer Kulturwerken (2024), im Kunstmuseum Solingen (2025) und beim Acht Brücken Musik Festival (2025) gezeigt. Sie war zudem als Tutorin an der Organisation der Ausstellung ‚Proberaum Pina‘ im Kunstmuseum Solingen beteiligt.
Den beiden Auswahljurys gehörten an: Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Prof. Dr. Lilian Haberer (Kunsthochschule für Medien Köln), Professor Mischa Kuball (Kunsthochschule für Medien Köln), Dr. Gregor Jansen (ehemaliger Künstlerischer Leiter der Kunsthalle Düsseldorf), Nadine Müseler (zuständige Referentin des Kulturamtes) sowie die Stipendiat*innen der Jahre 2023 und 2024, Roswitha Haring und Manuel Boden.
Das von der Stadt Köln geförderte Stipendium umfasst die kostenlose Nutzung eines Wohnateliers im "Atelier Galata", eine monatliche Unterstützung von 1.300 Euro sowie die Übernahme der Reisekosten. Außerdem steht eine fachkundige Ansprechperson vor Ort zur Verfügung. Die Stipendiat*innen sollen die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennenlernen und internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren. Nach der Rückkehr stellen sie ihre Projekte aus Istanbul in Köln vor und bringen so neue Impulse in die hiesige Kunstszene ein. Köln und Istanbul verbindet seit 1997 eine Städtepartnerschaft. Gerade in politisch schwierigen Zeiten möchte die Stadt Köln die Zivilgesellschaft und Künstlerschaft fördern.