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Ziel des Köln-Kataloges ist es, das Stadtwachstum durch eine effiziente und nachhaltige Flächennutzung zu gestalten. Der Köln-Katalog zeigt, wie kompakte und somit flächensparende Quartiere zukünftig aussehen können. Dabei spielen das Prinzip der kurzen Wege, ausreichend Grünflächen sowie wohnortnahe soziale und funktionale Angebote, wie Einzelhandel oder Gastronomie, eine wichtige Rolle. Am 23. März 2023 hat der Rat den Köln-Katalog als Konzept für eine nachhaltige Stadtentwicklung beschlossen.

Der Köln-Katalog und die Zieldichten

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Der Köln-Katalog widmet sich einer der wesentlichen Herausforderungen unserer Stadt: der nachhaltigen Siedlungsflächenentwicklung. Die Auswirkungen des Stadtwachstums stellen den Kölner Wohnungsmarkt jetzt und auch in den nächsten Jahrzehnten vor große Aufgaben. Die hohe Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen und kann im Bestand nicht gedeckt werden. Gleichzeitig verfügt Köln nur noch über wenige Flächenpotenziale für den Wohnungsbau. Daher gilt es, mit den vorhandenen Flächenpotenzialen sparsam umzugehen, flächensparende Wohnformen zu realisieren und nachhaltig zu wachsen.  

Der Köln-Katalog zeigt, wie kompakte und somit flächensparende Quartiere in Köln entwickelt werden können, die sozial und funktional durchmischt sind, das Prinzip der kurzen Wege verfolgen, ausreichend Grünflächen aufweisen und nachhaltig sind. Als Schlüsselprojekt der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" vertieft und konkretisiert der Köln-Katalog deren Leitsätze und Ziele.

Der sorgsame Umgang mit der knappen Ressource Fläche bildet das Prinzip des Köln-Kataloges. Die drei strategischen Zieldichten für die Innenstadt, Innere Stadt und Äußere Stadt der Stadtstrategie stehen dabei im Fokus. Für diese drei Zieldichten entwickelt der Köln-Katalog anschauliche und flächensparende Quartierstypologien.

Als städtebauliches Entwicklungskonzept wird der Köln-Katalog zukünftig bei bebauungsplanrelevanten Vorhaben berücksichtigt (nach Paragraph 1 Absatz 6 Nummer 11 Baugesetzbuch). Dies erfolgt unter dem Aspekt der Abwägung im Abgleich mit anderen Belangen (Paragraph 1 Absatz 7 Baugesetzbuch). So entfaltet der Köln-Katalog eine steuernde Wirkung innerhalb und außerhalb der Verwaltung.  

Wir haben den Köln-Katalog gemeinsam mit städtischen Partnerämtern und fachlicher Unterstützung durch die Büros De Zwarte Hond und Duplex Architekten entwickelt.

Die Köln-DNA: Analyse

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Die Analyse des Kölner Wohngebäudebestandes zeigt charakteristische Stadtstrukturen. Dabei werden prägende Gebäude- und Siedlungstypologien identifiziert und diese an exemplarischen Stadtausschnitten (Köln-Katalog, ab Seite 32) näher untersucht. Übergeordnete Analyseerkenntnisse sind:  

  • Die verschiedenen Gebäude- und Siedlungstypologien variieren in ihrer baulichen Dichte und Qualität teils deutlich.
  • Bauliche Dichte und Nutzungsmischung nehmen zum Stadtrand hin deutlich ab. Dort sind häufig wenig kompakte Typologien wie Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser vertreten und die Zieldichten der Stadtstrategie werden meist nicht erreicht.
  • Erschließungs- und Verkehrsflächen nehmen verhältnismäßig große Flächenanteile ein. Insbesondere in der Äußeren Stadt ist die Realisierung des Prinzips der "Stadt der kurzen Wege" ein Schlüssel, um diese Flächen zu reduzieren.
  • Neue Quartiersentwicklungen in der Inneren Stadt und Innenstadt werden teils mit sehr hohen Dichten realisiert, auch eine besondere Höhenentwicklung ist zu beobachten.
  • Die drei Bereiche der Stadt (Äußere Stadt, Innere Stadt und Innenstadt) sind durch individuelle Herausforderungen geprägt. Entsprechend sind auch individuelle Herangehensweisen und Quartierstypologien notwendig, um die jeweiligen Zieldichten der Stadtstrategie auf qualitätvolle Weise erreichen zu können.

Elf Strategien für eine qualitätvolle Dichte

Aus den Erkenntnissen der Analyse haben wir elf Strategien für eine qualitätvolle Dichte abgeleitet. Diese beschreiben einzelne Stellschrauben, die eine kompakte Bauweise und gleichzeitig lebenswerte Quartiere fördern. Die Strategien für qualitätvolle Dichte haben wir in vier Themenschwerpunkten gegliedert.

Vertikale Dichte

Die unter "Vertikale Dichte" aufgezeigten Strategien beschäftigen sich mit der Höhenentwicklung der Gebäude und deren Zusammenspiel. Die Kombination verschiedener Gebäudetypologien mit unterschiedlicher Höhe ermöglicht eine höhere bauliche Dichte. Diese hat, gegebenenfalls auch nur punktuell eingesetzt, eine Auswirkung auf das ganze Entwicklungsgebiet.

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Klein und Groß: Hochpunkte als Dichteausgleich für kleinmaßstäblichere Gebäudetypologien, Unterschiedliche Zielgruppen und Wohnwünsche an einem Ort, Identitäts- und Zentrumsbildung
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Maßstabshybrid: Gebäude mit unterschiedlichen Höhen und Maßstäben, starker Bezug zum öffentlichen oder gemeinschaftlichen Freiraum, verbindendes Glied in heterogenem Umfeld, Urbanitäts- und Identitätsbildung
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Lageorientierte Entwicklung: Höhere Dichten an öffentlichen Freiräumen, gezielte Nutzung von Übergänge zur Landschaft, besondere Potentiale an Wasserflächen

Horizontale Dichte

Die Strategien der "Horizontalen Dichte" beschreiben Ansätze zur horizontalen Ausdehnung der Baumasse und zur Setzung der Volumen und Gebäude zueinander.

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Tiefe Gebäude: Förderung innovativer Grundrisse und alternativer Wohnkonzepte, Optimierung des Fassaden-zu- Volumen-Verhältnisses (Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz)
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Überlagernde Abstandsflächen: Flächenersparnis durch Überlagerung von Abstandsflächen, Vorbeugung von Überhitzung durch Verschattung, große Frei- oder Wasserfläche als Dichteausgleich

Grüne Vielfalt

Die Strategien der "Grünen Vielfalt" erhöhen die Dichte nicht direkt durch mehr Baumasse, sondern beeinflussen sie durch alternative Möglichkeiten der Erschließung, Freiraumgestaltung und des Grünnachweises.

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Nutzbare Dachflächen: Intensivere Nutzung von Dachflächen, Alternative zu Privatgärten, Beitrag zur Klimaanpassung, zusätzliches Retentionsvolumen
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Grüne Erschließung: Einsparung von Flächen durch Überlagerung der Erschließungsfunktion mit grüner Aufenthaltsqualität, Beitrag zur Vermeidung von Hitzeinseln, zusätzliche Retentionsflächen und erdgebundene Bepflanzungen (großkronige Bäume)
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Multifunktionale Freiräume: Multifunktionale Nutzung von Freiräume innerhalb und außerhalb des Projektgebietes, Entwicklung von qualitativ hochwertigen Freiräumen

Nutzungsvielfalt

Die "Nutzungsvielfalt" trägt indirekt zu einer höheren Dichte bei, da durch Nutzungsmischung andere Gebäudetypologien und -tiefen möglich werden. Ebenfalls lösen Nicht-Wohnnutzungen (nach dem KoopBLM) keine weiteren Flächenbedarfe für Grün- und Spielflächen aus. Vielfältige Nutzungsangebote und geteilte Infrastrukturen steigern zudem die Qualität eines Viertels maßgeblich und helfen so, dichte Quartiere lebenswert zu gestalten. Zusätzlich hat die Nutzungsmischung einen positiven Effekt auf die Tragfähigkeit von Infrastruktur und Erschließung.  

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Nutzungsmischung und Nutzungsoffenheit: Flexibilität und niederschwellige Integration von Nicht-Wohnnutzungen in Wohngebäuden (zum Beispiel ein gemeinsames Arbeitszimmer), Integration von gewerblichen Nutzungen (Erdgeschosszonen)
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Stadt stapeln: Stapelung von Wohnen, öffentlichen und sozialen Nutzungen (zum Beispiel Kitas, Schulen, Pflege, Sport, Gemeindezentren, Jugendeinrichtungen, Begegnungsorte) sowie produktivem Gewerbe
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Infrastrukturen teilen: Flächenersparnis durch Sharing, Minimierung privater Wohnflächen, Stärkung der Nachbarschaft

Sechs Quartierstypologien

Die sechs Quartierstypologien bilden den Kern des Köln-Kataloges und zeigen anschaulich und exemplarisch, wie kompakte, nachhaltige und lebenswerte Quartiere für die drei Zieldichten zukünftig aussehen können. Jede der Quartierstypologien entsteht durch eine individuelle Kombination der elf Strategien und geht zusätzlich auf die speziellen Anforderungen des Bereiches der Stadt (Äußere Stadt, Innere Stadt und Innenstadt) ein. Die Quartierstypologien werden anhand von Anwendungsbeispielen überprüft (Köln-Katalog, ab Seite 72), die veranschaulichen, wie sich die Zieldichten der Stadtstrategie städtebaulich und strukturell konkret vor Ort abbilden lassen.

Quartierstypologien für die Äußere Stadt

1. Gruppen bilden:

  • heterogenes Nebeneinander verschiedener Gebäudetypen in sortenreinen Baufeldern
  • lockere Bebauung neben dichten Typologien wie gestapelte Reihenhäuser und Gebäudestrukturen mit tiefen Grundrissen
  • intensiv genutzte Dachflächen

2. Kontraste suchen: 

  • starker Kontrast zwischen zwei Gebäudetypen, beispielsweise niedrige Reihenhäuser kombiniert mit großen, gemischt genutzten Gebäuden
  • zentrale Quartiersgaragen
  • Verkehrsflächen nur für Rad- und Fußverkehr und hohe Grünraumqualitäten

3. Baufelder durchmischen:

  • Kombination verschiedener Gebäudetypen innerhalb eines Baufeldes
  • Schwerpunktsetzung durch große gemischt genutzte Gebäude
  • reduzierte Abstandsflächen
  • Grünraum als rad- und fußverkehrfreundliche interne Erschließung und gleichzeitig Gemeinschaftsfläche

Quartierstypologien für die Innere Stadt

4. Blöcke ausdifferenzieren: 

  • klassischer Blockrand mit variablen Höhen und besonderen Nutzungen in den Sockelgeschossen
  • neue Blockränder aus unterschiedlichen Gebäudetypologien
  • rad- und fußverkehrfreundliche interne Erschließung

5. Raumfolgen setzen: 

  • besondere Setzung von tiefen, von allen Seiten erschlossenen Baukörpern, dadurch Bildung von Plätzen und Grünräumen
  • Möglichkeiten für vielfältige Wohnformen und gewerbliche Erdgeschosszonen
  • rad- und fußverkehrfreundliche öffentliche Räume

Quartierstypologie für die Innenstadt

6. Vertikale entwickeln: 

  • konsequente Weiterentwicklung des klassischen Blockrandes
  • vereinzelt gesetzte Hochpunkte
  • in den Gebäuden integrierte und gestapelte Nutzungen

Fachsymposium kompakte und lebenswerte Quartiere

Das digitale Fachsymposium "Gebäudetypologien des Wohnens für kompakte und lebenswerte Quartiere" bildete am 5. Mai 2021 den Auftakt für die Auseinandersetzung mit flächensparenden Wohntypologien. Die vorgestellten Beispiele und die Diskussionsergebnisse sind auch in die Erarbeitung des Köln-Kataloges eingeflossen. 

Lesen Sie hier mehr zum Fachsymposium

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