Die Schildergasse und die Hohe Straße erzielen nach wie vor bundesweit Spitzenwerte bei den Kundenfrequenzen. Dennoch verzeichnen wir auch in der Kölner Innenstadt durch Umsatzgewinne des Onlinehandels sowie Veränderungen im Kundenverhalten einen Rückgang der Einzelhandelsbetriebe. Mit Blick auf die aktuellen sich überlagernden Krisen wird es zukünftig mehr denn je von Bedeutung sein, Perspektiven für eine nachhaltige und integrierte Innenstadtentwicklung mit der Formulierung von konkret definierten Maßnahmen zur Profilierung der Innenstadt zu entwickeln und diese hiermit attraktiver zu gestalten. Hierzu gehört auch, die heutige Monostrukturierung mit ausschließlichem Fokus auf den Einzelhandel aufzubrechen und die Nutzungen insgesamt umzugestalten.
Konzept für die Leitbildentwicklung
Der Rat hat uns 2020 deshalb damit beauftragt, ein entsprechendes Konzept für die Leitbildentwicklung für die Handelslagen der Kölner Innenstadt anzustoßen. Die Umsetzung des Leitbildprozesses wurde an das Gutachterbüro Stadt + Handel vergeben. Für die Moderation in den Beteiligungsformaten und Veranstaltungen wurde das Kommunikationsbüro IKU – Die Dialoggestalter beauftragt. Im Zentrum des Leitbildprozesses stand ein breit angelegtes Beteiligungsverfahren, das aus drei aufeinander aufbauenden Workshops bestand. Die teilnehmenden Akteur*innen aus der Innenstadt, Immobilieneigentümer*innen, Gewerbetreibende, privatwirtschaftliche Vereine, KölnBusiness, IHK sowie Verwaltungsstellen haben maßgeblich zur Entwicklung der Zukunftsvisionen für die beiden innerstädtischen Handelslagen beigetragen. Die Zwischenergebnisse wurden im Rahmen des eingerichteten Begleitgremiums den politischen Vertreter*innen und weiteren Akteur*innen präsentiert und Hinweise für die weitere Bearbeitung eingeholt. Die zentralen Ergebnisse des Leitbildprozesses haben wir am 13. September 2022 bei einer Abschlussveranstaltung präsentiert.
Ergebnis des Leitbildprozesses
Durch den Leitbildprozess liegt nun unter dem Slogan "2 Straßen – 6 Quartiere – 1 Vision" ein Zukunftsrahmen vor. Er dient als Grundlage und Kompass für die weitere konkrete Entwicklung der Handelslagen. Im Rahmen der erarbeiteten Vision sollen sich die beiden Handelslagen perspektivisch aus sechs unterschiedlichen Quartieren mit eigenen inhaltlichen Themenschwerpunkten zusammensetzen. Beispielsweise soll der Wallrafplatz zukünftig als qualitätsvolles nördliches Eingangstor mit einer hochwertigen Angebotsausstattung und hoher Aufenthalts- und Verweilqualität profiliert werden. Die nördliche Hohe Straße soll künftig einen Experimentierraum zur Schaffung neuer, abwechslungsreicher Erlebnisse für Besuchende darstellen. Mit der Quartiersprofilierung werden in den Kölner Handelslagen Hohe Straße und Schildergasse Alleinstellungsmerkmale und individuelle Charakteristika gezielt gefördert. Durch die stärkere Diversifizierung sollen sich die Handelslagen so entwickeln, dass jedes Quartier seine eigenen, individuellen Besonderheiten aufweist und demnach auch jeweils unterschiedliche Zielgruppen anspricht. Die unterschiedlichen Quartiere können damit einen gesamtheitlichen Mehrwert für einen Innenstadtbesuch mit Erlebniswert für ein größeres Publikum schaffen, als dies heute der Fall ist.
Netzwerkarbeit für die Kölner City
Der abgeschlossene Leitbildprozess versteht sich als Auftakt für Weiterentwicklung der Kölner City. Wir haben hierzu im Kontext des Bundesprogramms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" einen Förderantrag für das Projekt "City-Netzwerkarbeit" mit einer Gesamtprojektsumme in Höhe von 675.100 Euro eingereicht, welcher bewilligt wurden. Aus den Projektmitteln hat die KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH zum 1. April 2023 ein Zentrenmanagement eingerichtet.
Sofortmaßnahmen im Rahmen des Leitbildes Handelslagen
Open Art Gallery auf der Hohe Straße
Als Maßnahme zur Attraktivitätssteigerung wurde im Dezember 2022 auf der Hohe Straße die "Open Art Gallery" eröffnet. Sie ist eine gemeinsam finanzierte Initiative von uns und der KölnBusiness unter Einbeziehung von Immobilieneigentümer*innen. Wo sonst temporär leere Flächen zu sehen sind, gibt es entlang der Hohe Straße echte Hingucker von Kölner Künstler*innen zu entdecken. Insgesamt wurden elf Plakatwände entlang der Einkaufsstraße an den ansonsten temporär leerstehenden Schaufensterflächen und Bauzäunen angebracht.
Vorausgegangen ist der "Open Art Gallery" ein Aufruf zur Einreichung von Kunstentwürfen im Sommer 2022, der an die Kölner Kunstszene gerichtet war. Die Resonanz war groß: Mehr als 80 Kunstschaffende haben ihre Entwürfe eingereicht, aus denen die Projektpartner*innen eine Auswahl an Kunstwerken getroffen haben. So soll einerseits Kunst ohne Hemmschwelle für alle erfahrbar gemacht und andererseits für Abwechslung auf der Hohe Straße gesorgt werden.
"Frühlingserwachen" in der Innenstadt
Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität gab es seit dem ersten Mai-Wochenende 2022 unter dem Motto "Frühlingserwachen" in der Kölner Innenstadt eine Reihe von Aktionen. Die Bandbreite reichte von Musikaufführungen und Platzkonzerten, Leerstandsverschönerungen, bis hin zu Selfie Spots und grünen Aufenthaltsarealen. Beispiele hierfür sind etwa ein Musikfahrrad. Diese Maßnahme wurde in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz initiiert, es hatte Kinder sowie Jugendliche zur Zielgruppe und befuhr die Handelslagen. Die Aktionen wurden im Zusammenschluss von uns, der KölnBusiness Wirtschaftsförderung, der IHK Köln und vom Verein Stadtmarketing Köln sowie dessen Initiative "Kölner Handelslagen" umgesetzt.
Auftaktveranstaltung 2021
Die Auftaktveranstaltung zum Leitbildprozess "Handelslagen Hohe Straße/Schildergasse" fand am 13. September 2021 statt. Rund 50 Akteur*innen aus den Bereichen Handel und Gastronomie, Immobilienwirtschaft, der städtischen Verwaltung sowie Vertreter*innen verschiedener Fachverbände haben daran teilgenommen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat alle Teilnehmenden via Videobotschaft begrüßt. Darin bekräftigte sie, wie wichtig die innerstädtischen Handelslagen für Köln sind. Anschließend führte Markus Greitemann, Beigeordneter für Planen und Bauen, in die weitere Veranstaltung ein.
Moderatorin Petra Voßebürger, IKU_Die Dialoggestalter, stellte anschließend die Ziele und den weiteren Ablauf der Veranstaltung vor und übergab das Gespräch an Jens Nußbaum vom Stadtplanungsbüro Stadt + Handel. Das Büro erarbeitet im Auftrag und enger Abstimmung mit uns das Leitbild. In seinem Beitrag erläutere er ausführlich die Trends und Entwicklungen für die Kölner Handelslagen. Anschließend konnten in einer Gesprächsrunde viele Akteur*innen aus Verwaltung, Handel und Gastronomie ihre Impulse und Vorstellungen für die Kölner Innenstadt der Zukunft einbringen. Auch das Publikum beteiligte sich rege und engagiert an den Diskussionen.
Am Ende der Veranstaltung fasste Stadtplaner Jens Nußbaum die gewonnen Eindrücke und Erkenntnisse in einem Resümee zusammen. Dabei wurde klar, dass sich viele Akteur*innen vor Ort eine schnelle Verbesserung im Bereich Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit wünschen. Für die weitere Leitbildentwicklung war es allen Beteiligten wichtig, dass dabei zwei Zielsetzungen verfolgt werden. Zum einen sollen gemeinsam kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Handelslagen erarbeitet und auch vor Ort umgesetzt werden. Zum anderen soll ein langfristiger Entwicklungsrahmen für die zukünftige Innenstadt Kölns zusammen mit den innerstädtischen Akteur*innen definiert werden.