Das Kompetenzwirrwarr im Berlin der ersten Monate nach dem ersten Weltkrieg nutzte Adenauer nicht nur für seine Pläne, die altehrwürdige Kölner Universität wieder zu begründen. Er machte sich auch daran, Teile der früheren Festungsanlagen in Grünanlagen zu verwandeln.

Konzept des Grüngürtels

In der unklaren Situation nach dem Ersten Weltkrieg hatte Adenauer von Preußen die Zustimmung erhalten, die privaten Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer entschädigungslos zu enteignen. Im Gegenzug wurde ein Teil der Flächen als Bauland für zwei- bis viergeschossige Bebauung ausgewiesen, so dass Grund und Boden eine deutliche Wertsteigerung erfuhren.

Der Kölner Grüngürtel entstand unter anderem mit Hilfe öffentlicher Beschäftigungsprogramme, nachdem der Stadtrat dem Generalbebauungsplan des bekannten Architekten Fritz Schumacher zugestimmt hatte.

Das Konzept sah innerstädtische Erholungsgebiete und dazu eine Bebauung am Rande der Grünanlagen mit erschwinglichen Wohnungen vor. Neben Adenauer und Baudirektor Fritz Schumacher hatte auch der Kölner Gartendirektor Fritz Encke maßgebliche Anteile daran, dass Köln noch heute viele Grünflächen besitzt.

Zugang zu "unberührter Natur"

Adenauer hatte er immer wieder daran appelliert, an die Kinder und Kindeskinder zu denken und ihnen den Zugang zu "unberührter Natur" innerhalb der Stadt zu ermöglichen. Andernfalls würde Köln zu einer "Steinwüste" degenerieren, zu einem "endlosen Häusermeer, ohne Licht und ohne Grün". Es gehe hierbei um eine "Lebensfrage Kölns", führte er 1920 auch in der Presse aus. Künftig sollte es einmal einen breiten Gürtel mit Wäldern, Wiesen und Feldern geben, der ganz Köln umschließt.

In diesem Grüngürtel waren Sportanlagen, Spielplätze und Schwimmbäder geplant, dazu Waldschulen, Tageserholungsheime sowie Luft- und Sonnenbäder. Adenauer betonte weiter, dass das hier investierte Geld keineswegs verloren sei, sondern - im Gegenteil - "reichen Zins bringen werde". Und dies dadurch, so Adenauer, dass die Menschen weniger krank würden, und dass ihnen viel körperliches und seelisches Leid erspart bliebe, wenn sie nur den Zusammenhang mit der Natur wiederfänden.

© Rheinisches Bildarchiv Köln

Die Grünanlagen und Sportstätten würden sich auf lange Sicht unbedingt rentieren, da die Stadt viel Geld sparen werde, das sie sonst in Krankenhäuser, Altersheime und auch sogar in Gefängnisse investieren müsste. Köln solle eine gesunde und wohnliche Stadt werden, nur dann könne es letztlich auch eine blühende Handels- und Verkehrsstadt bleiben.

Für eine Zeit, in der von Ökologie, Lebensqualität und Freizeitwert noch keine Rede war, muten solche Gedanken erstaunlich modern an. Sie lassen außerdem eine Seite Adenauers ahnen, die sonst meist hinter einer gehärteten Schale verborgen blieb.

Wie wichtig Adenauer der Grüngürtel war, zeigte sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Als im Herbst 1945 Adenauer als Oberbürgermeister von den Engländern entlassen wurde, geschah dies auch deshalb, weil er sich kategorisch weigerte, den Grüngürtel abholzen zu lassen, um Brennholz daraus zu machen.

Interessante Orte zu Station 4

Der Äußere Grüngürtel ist mit seiner Gesamtfläche von ungefähr 800 Hektar - davon sind rund 400 Hektar Wald - die größte städtische Grünfläche. Die folgenden drei Orte sind daher lediglich als Vorschläge für eine Erkundung des Grüngürtels zu verstehen:

Forstbotanischer Garten

Schillingsrotter Straße 100
50996 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linie 16 (Haltestelle Rodenkirchen)
Bus-Linie 131 (Haltestelle Konrad-Adenauer-Straße)
Bus-Linie 135 (Haltestelle Schillingsrotter Straße)

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Decksteiner Weiher

Haus am See
Bachemer Landstraße 420
50935 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linie 7 (Haltestelle Stüttgenhof)

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Lindenthaler Tierpark

Kitschburger Straße
50935 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linie 7 (Haltestelle Brahmsstraße)
Bus-Linie 136 (Haltestelle Brahmsstraße)

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