Mit unseren Nachhaltigkeitsberichten geben wir Ihnen einen Überblick über unserer Aktivitäten. Wir berichten über Klimaschutz und Energie, Ressourcenschutz und Anpassung an den Klimawandel sowie Mobilität, lebenslanges Lernen, soziale Gerechtigkeit, Wohnen und nachhaltige Quartiere. Daneben geht es um gute Arbeit, nachhaltiges Wirtschaften, nachhaltigen Konsum, gesundes Leben und globale Verantwortung. Die Nachhaltigkeitsaktivitäten veranschaulichen wir mit Kennzahlen und Projektbeispielen. Grundlage für unser Handeln sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen nach der Agenda 2030.

2022 haben wir den ersten Kölner Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Der Berichtsrahmen vom Rat für Nachhaltige Entwicklung hat uns dabei geholfen, unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten darzustellen und uns so mit anderen Kommunen vergleichen zu können. Dabei wurden wir durch das Projekt "Global Nachhaltige Kommune in Nordrhein-Westfalen", kurz GNK NRW, unterstützt.

Mit dem Voluntary Local Review (VLR) haben wir den Kölner Nachhaltigkeitsbericht stärker an den 17 Sustainable Development Goals (SDG) orientiert und stellen nun dar, wie wir in Köln diese Ziele erreichen. Der VLR macht unsere Aktivitäten international vergleichbar. Daher haben wir ihn in deutscher und englischer Sprache aufgelegt. Unser Dank geht an alle beteiligten Dienststellen und an die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, die uns im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt haben.

Unser "Voluntary Local Review 2023" steht Ihnen in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Unseren "Nachhaltigkeitsbericht 2022 nach dem Berichtsrahmen Nachhaltige Kommune" können Sie ebenfalls hier herunterladen.

Voluntary Local Review – Deutsch
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Voluntary Local Review – Englisch
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Nachhaltigkeitsbericht 2022
PDF, 3126 kb
Servicestelle Kommunen in der Einen Welt

Nachhaltigkeitsbericht 2022 – das Wichtigste in Kürze

Die Zusammenfassung enthält die zentralen Aussagen aus dem Nachhaltigkeitsbericht. Sie zeigt Tendenzen im Zeitverlauf oder im Vergleich zu anderen NRW-Kommunen zwischen den Jahren 2010 und 2020 auf. Unsere Aktivitäten haben wir durch Projektbeispiele ergänzt. Unser gesamtes Handlungsspektrum und die einzelnen Indikatoren können Sie in den jeweiligen Kapiteln des Berichts nachlesen. Die Ziele der Stadtstrategie haben wir in dieser Zusammenfassung den Steuerungskriterien und Handlungsfeldern des Berichts zugeordnet und einleitend vorangestellt.

Kapitel 01 bis 09: Steuerung

Mit dem Beschluss der Resolution zur "Agenda Nachhaltige Entwicklung in Kommunen" im Jahr 2017 wurden die Globalen Nachhaltigkeitsziele als zentrale Leitlinien für unser kommunalpolitisches Handeln festgelegt. Uns kommt bei der Umsetzung eine zentrale Rolle zu. Vor diesem Hintergrund haben wir das Ziel ausgerufen, nachhaltige Entwicklung als Querschnittsaufgabe über alle Ämter hinweg in der Verwaltung zu integrieren und so zur Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene beizutragen.

Im Jahr 2016 haben wir mit der Verwaltungsreform "#wirfürdiestadt" ein bundesweit einzigartiges Reformvorhaben einer Großstadtverwaltung gestartet. Mit der Verwaltungsreform wollen wir eine ganzheitliche Verbesserung der Stadtverwaltung und den Wandel zu einer nachhaltig "innovativ-lernenden" Organisation fördern. In den Jahren 2019 und 2020 haben wir Transparenzberichte veröffentlicht, die über den Sachstand der Reform und der einzelnen Projekte berichten. Die Fertigstellungsquote der Projekte ist seit Beginn kontinuierlich hoch.

Um die Ziele im Bereich einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, wurde auch die Haushaltsplanung wirkungsorientiert ausgerichtet. Ein wichtiger Baustein für die systemische Fortentwicklung der Betrachtungsweise im gesamtstädtischen Haushalt ist es, Nachhaltigkeitsaspekte im wirkungsorientierten Haushalt zu implementieren. Vor diesem Hintergrund nahmen wir auch am Modellprojekt "Kommunaler Nachhaltigkeitshaushalt" der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW teil.

Der Finanzmittelsaldo gibt Aufschluss über die allgemeine finanzielle Leistungsfähigkeit einer Kommune. In Köln weist der Indikator zeitweise ein Defizit auf. Kurzfristige Liquiditätskredite im Kernhaushalt können auf Finanzierungsengpässe in einer Kommune hinweisen. In Köln sind die Liquiditätskredite je Einwohner*in von 2010 bis 2019 gestiegen und in 2020 wieder deutlich gesunken, was jedoch auf einen Einmaleffekt zurückzuführen ist. In Köln ist im Zeitverlauf zugleich eine positive Entwicklung der Steuereinnahmen je Einwohner*in zu verzeichnen, die deutlich über dem Durchschnitt in NRW liegt.

Im Jahr 2008 hat der Rat per Beschluss die Einführung eines fairen Beschaffungswesens für uns festgelegt. Ziel der Einführung ist es, verschiedene Produkte aus fairem Handel in den elektronischen Handelsplatz der Stadtverwaltung aufzunehmen und Pilotbeschaffungsvorgänge zu begleiten. Zwischen 2012 und 2020 wurden daher verschiedene Projekte im Bereich sozial-nachhaltiger Beschaffung realisiert.

Kapitel 10: Klimaschutz und Energie

Das Klima zu schützen ist eine gemeinsame globale Aufgabe – jede Kommune kann und muss ihren Beitrag leisten. Insbesondere die Reduzierung der CO2-Emissionen bildet eine wichtige Stellschraube, Leitsatz 5 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 185. Wir bekennen uns zu den auf der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 vereinbarten Klimaschutzzielen und haben per Ratsbeschluss im Jahr 2021 als zentrales Ziel die gesamtstädtische Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 erklärt.

Die Treibhausgasbilanz, kurz THG-Bilanz, gilt als wichtiger Indikator für das Monitoring der Treibhausgas-Emissionen. Für Köln existieren seit 1990 Zeitreihen mit einem Ausgangswert von 12 Millionen Tonnen THG-Emissionen pro Jahr. Die im Jahr 2021 aufgestellte vorläufige THG-Bilanz für 2019 weist einen Wert von 9,5 Millionen Tonnen aus. Für die Klimaneutralität Kölns bis 2035 wird ein Zielwert von unter 1 Millionen Tonnen angestrebt. Die Entwicklung des Energieverbrauchs in 2019 im Vergleich zu 2015 zeigt einen abfallenden Wert für private Haushalte und einen Anstieg für die Sektoren Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie. Wir könnten laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen 55 Prozent unseres Energiebedarfs durch lokal verfügbare erneuerbare Energien decken, insbesondere durch Fotovoltaik. 

Im Jahr 2022 haben wir eine breit angelegte "Solaroffensive" gestartet, deren Kern die Bündelung der Kräfte und Kompetenzen aller Beteiligten bildet. Flankierend setzen wir mit attraktiver Fotovoltaik-Förderung ein Zeichen der Unterstützung derer, die in den Ausbau der Fotovoltaik investieren. Ziel ist, bis 2030 mindestens die Hälfte des Fotovoltaik-Potenzials zu nutzen. Dies entspricht der Installation von Fotovoltaik-Anlagen auf etwa 15.000 Dächern pro Jahr. In Köln lag der Anteil fertiggestellter Wohngebäude mit erneuerbarer Heizenergie im Jahr 2020 bei 44 Prozent und wies damit eine steigende Tendenz auf. Dieser Anteil liegt leicht unter dem NRW-Durchschnittswert von 50 Prozent in 2020. 

Im Rahmen des 2021 durchgeführten Mediationsverfahrens zwischen dem lokalen Energieversorgerunternehmen RheinEnergie AG und der Bürgerinitiative Klimawende Köln ist die RheinEnergie AG eine Selbstverpflichtung eingegangen, ihren Kund*innen bis 2035 ausschließlich Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen zu liefern.

Kapitel 11: Ressourcenschutz und Klimafolgeanpassungen

Um dem Klimawandel zu begegnen, den Arten- und Naturschutz auch in der Stadt zu stärken und gleichzeitig die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen, stärkt Köln zusammen mit der Region sein grünes Freiraumnetz. In Siedlungsbereichen erhält die Bereitstellung von attraktiven öffentlichen Räumen eine immer größere Rolle und ist somit ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge, Leitsatz 4 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 105.

Wir haben zwischen 2010 bis 2020 rund 61 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche in Anspruch genommen. Zugleich lag die Flächennutzungsintensität in 2020 mit 0,02 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche je Einwohner*in deutlich über dem NRW-Durchschnitt von 0,05 Hektar je Einwohner*in. Zur Steuerung der Flächenentwicklungen und zur Bewältigung der Flächenkonkurrenzen soll zukünftig ein transparentes Flächenmanagement eingeführt werden. Das Maß des menschlichen Eingriffs in den Naturhaushalt unserer Stadt ist, wie in anderen Großstädten auch, hoch. Der Anteil an Naturschutzgebieten ist relativ gering, was vor allem auf die hohe Siedlungsdichte zurückzuführen ist. Aktuell wird in Köln für drei qualifizierte Gebiete eine Schutzgebietsausweisung als Naturschutzgebiet im Landschaftsplan Köln vorbereitet. Um unter Berücksichtigung der vielfältigen Flächennutzungskonkurrenzen die verschiedenen Möglichkeiten der Artenerhaltung aufzuzeigen, erstellen wir derzeit eine Biodiversitätsstrategie.

Um Erkenntnisse zu den zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels in Köln zu sammeln und entsprechende Anpassungsstrategien zu entwickeln, haben wir zusammen mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW den Stadtentwässerungsbetrieben und dem Deutschen Wetterdienst das Projekt "Klimawandelgerechte Metropole Köln" seit 2013 durchgeführt. Die Klimasimulation wurde 2020 fortgeschrieben. Im Hinblick auf den demografischen Wandel legt das Projekt "Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter" seit 2019 einen besonderen Fokus auf ältere Menschen. Zur Verbesserung des Stadtklimas unterstützen wir mit dem Programm "GRÜN hoch 3" seit 2019 Bürger*innen bei Begrünungsmaßnahmen mit Fördergeldern.

Kapitel 12: Nachhaltige Mobilität

Um die alltägliche Mobilität der Kölner*innen zu verbessern, setzen wir auf die Mobilitätsangebote des Umweltverbunds. Der ÖPNV wird weiter ausgebaut und die verschiedenen Angebote werden besser miteinander vernetzt. Rad- und Fußverkehr werden gefördert und auch innovative neue Ansätze, wie zum Beispiel Sharing, also die geteilte Nutzung von Fortbewegungsmitteln im Individualverkehr, oder moderne Logistikinfrastruktur werden berücksichtigt, Leitsatz 4 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 105.

Die Anzahl der Pkw je 1.000 Einwohnender steigt bundesweit seit Jahren – dies hat weitreichende soziale, ökonomische und ökologische Auswirkungen. Auch in Köln ist die Pkw-Dichte zwischen 2015 und 2020 von 423 auf 447 je 1.000 Einwohnender gestiegen. 

Um das politisch definierte Ziel erreichen zu können, die gasförmigen Emissionen des Kfz-Verkehrs zu senken, ist es unter anderem erforderlich, den Anteil der rein elektrischen Kraftfahrzeuge am Gesamtbestand signifikant zu erhöhen. In den Jahren 2016 bis 2020 hat die Anzahl der in Köln gemeldeten batterieelektrischen Pkw absolut zwar stark zugenommen, der Anteil dieser Fahrzeugart liegt jedoch immer noch unter 1 Prozent. 

Der Indikator "Verunglückte im Verkehr" unterstützt die Beurteilung der allgemeinen Verkehrssicherheit, ohne dabei jedoch zwischen den unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln zu unterscheiden. In Köln liegt die Anzahl der verletzten oder getöteten Personen bei Verkehrsunfällen im Verkehr je 1.000 Einwohnenden im Zeitverlauf relativ konstant, sowohl über dem bundesweiten Trend als auch über den Entwicklungen in anderen Großstädten in NRW.

Im Jahr 2014 wurde das Strategiepapier "Köln mobil 2025" veröffentlicht, in dem für den Zeitraum 2025/2030 ein Anteil des Umweltverbunds von zwei Drittel am Gesamtaufkommen als Zielgröße definiert wurde. Im Jahr 2017 war dieser Wert schon nahezu erreicht. Das Leistungsangebot der Kölner Verkehrs-Betriebe AG in Wagenkilometern wurde gesteigert.

Bei Betrachtung der Entwicklung des Radverkehrs-Aufkommens zeigen sich mit Ausnahme des Jahres 2019 jährliche Steigerungen. Die Anstrengungen zur Förderung des Radverkehrs wurden intensiviert. So haben wir zum Beispiel in den vergangenen Jahren auf mehr als 72 Straßenkilometern im Stadtgebiet Maßnahmen zur Radverkehrsförderung umgesetzt.

Kapitel 13: Lebenslanges Lernen

Zu unseren wichtigsten Aufgaben gehört es, ein verlässliches, breit gefächertes und hochwertiges Bildungsangebot zu gewährleisten, das allen Bürger*innen einen chancengerechten Zugang zu Selbstbestimmung und Teilhabe ermöglicht, Leitsatz 3 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 102.

In Köln lag der Anteil der Schulabbrecher*innen im Jahr 2020 mit sinkender Tendenz im Durchschnitt von NRW. Die Quote ist bei Schüler*innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit 2,5-mal höher. Die Betreuung der Kinder unter 3 Jahren in Tageseinrichtungen ist in Köln im Zeitverlauf kontinuierlich gestiegen und lag im Jahr 2020 bei rund 35,9 Prozent. Der Anteil der integrativen Kindertageseinrichtungen hat sich seit 2011 mehr als verdoppelt.

Ende 2021 hat der Rat den aktuellen Kinder- und Jugendförderplan beschlossen, der die inhaltliche und finanzielle Ausgestaltung der Kinder- und Jugendförderung darlegt und eine Maßnahmen- und Finanzplanung für den Zeitraum von 2021 bis einschließlich 2025 aufstellt. Hinsichtlich der Kindertagesbetreuung wird regelmäßig ein Statusbericht zum Ausbau der Kindertagesbetreuung in Köln veröffentlicht, der den Ausbaustand der Kindertagesstätten sowie die geplante Versorgungssituation darstellt.

Innerhalb von Köln gibt es diverse Maßnahmen und Angebote zur Vermittlung von Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE. Vor diesem Hintergrund nehmen wir seit 2021 als Modellkommune im bundesweiten Verbundprojekt "Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune" teil. Im Jahr 2021 wurde darüber hinaus das Förderkonzept "Kulturelle Teilhabe" beschlossen.

Ziel des Förderkonzeptes ist es, allen Kölner Bürger*innen bessere Teilhabe am kulturellen Angebot der Stadt zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität, Bildungsstand, Alter oder Behinderung und Einkommen.

Kapitel 14: Soziale Gerechtigkeit und zukunftsfähige Gesellschaft

Zu einer langfristig nachhaltigen Entwicklung Kölns zählt die Ermöglichung der Teilhabe eines jeden Menschen in allen Lebenslagenbereichen: Gesundheit, Bildung, Einkommen, Erwerbstätigkeit, Wohnen sowie soziale, kulturelle und politische Einbindung. Erst dann kann von sozialer Inklusion sowie Chancen- und Generationengerechtigkeit gesprochen werden, Leitsatz 3 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 97.

Der Bevölkerungsanteil, der Grundsicherung für Arbeitssuchende, SGB II, oder Sozialhilfe, SGB XII, in Anspruch nimmt, liegt seit 2010 zwischen 13 und 14 Prozent. Der Anteil der unter 15-Jährigen liegt bei 21,5 Prozent, der 16- bis 17-Jährigen bei 20,5 Prozent. Der Anteil in dieser Altersgruppe, der selbst oder indirekt Sozialgeld erhält, ist damit im Vergleich zu anderen Altersgruppen überdurchschnittlich hoch. Der Anteil der über 65-jährigen Bezieher*innen von Grundsicherung ist zwar unterdurchschnittlich, allerdings ist er im Zeitverlauf kontinuierlich angestiegen – von 6 auf 8 Prozent. Alle Quoten liegen über dem NRW-Durchschnitt, sind aber mit den Quoten anderer größerer Kommunen vergleichbar.

Im 1. Kölner Lebenslagenbericht 2020 wird soziale Ausgrenzung nicht nur als monetäre Armut, sondern auch als Mehrfachbelastung in nicht-monetären Bereichen untersucht. Hinweise auf Mehrfachbelastungen beziehungsweise prekäre Lebenslagen werden herausarbeitet. Auf Basis der Erkenntnisse des 1. Kölner Lebenslagenberichts 2020 streben wir zukünftig die Verstetigung und den Ausbau einer integrierten, strategischen Sozialplanung an. Das zentrale Ziel ist es, die  Chancen der Teilhabe zu verbessern und insgesamt die Integration zu fördern, insbesondere für mehrfachbelastete Zielgruppen. Nach wie vor bestehen signifikante Einkommensunterschiede zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmenden. Die Quote der Frauenbeschäftigung in Köln betrug im Jahr 2020 fast 90 Prozent der Quote der Männerbeschäftigung. In Köln ist das Medianeinkommen von Frauen in den Jahren 2015 bis 2017 minimal gestiegen, lag aber weiterhin mehr als 10 Prozent unter dem von Männern.

Wir haben als eine der größten Arbeitgeberinnen der Region im Jahr 2020 das Zertifikat "Familienfreundliches Unternehmen" erhalten. Seit dem Jahr 2018 sind wir als erste Millionenstadt in Deutschland Trägerin des Siegels "Kinderfreundliche Kommune". Damit verpflichten wir uns in besonderem Maße den Kinderrechten und ihrer Umsetzung. Mit dem "Aktionsplan Kinderfreundliche Kommune", 2018, verankern wir die UN-Kinderrechtskonvention in der Kommunalverfassung. Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sind damit verpflichtet, die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu beachten und umzusetzen.

Die Anzahl der registrierten Straftaten in Köln ist im betrachteten Zeitverlauf zwar rückläufig und betrug im Jahr 2020 104 je 1.000 Einwohnender. Sie ist im Vergleich zur ebenfalls rückläufigen Entwicklung in NRW mit 67 Straftaten je 1.000 Einwohnenden jedoch höher als im Landesdurchschnitt. 

Die Beteiligung an Kommunalwahlen bedeutet die Möglichkeit, die politischen Lebensverhältnisse mitzugestalten. Sie stieg in den letzten Kommunalwahlen in Köln leicht an und liegt bei etwas über 50 Prozent. Die Spannbreite der Wahlbeteiligung über die 86 Kölner Stadtteile war bei der letzten Kommunalwahl groß und reichte von 22,5 bis 69,2 Prozent.

Kapitel 15: Wohnen und nachhaltige Quartiere

Kölns schon vorhandene Qualitäten der urbanen Strukturen und attraktiven Freiräume sollen auch in Zukunft – vor dem Hintergrund des Stadtwachstums und weiterer Herausforderungen – weiterentwickelt werden, damit die Stadt attraktiver Wohn- und Arbeitsort bleibt. Für die stadtspezifische Umsetzung dieser zentralen Qualitäten gilt es, Ziele wie eine stadtverträgliche und leistungsfähige Mobilität, ein ausgewogenes Flächenmanagement und eine nachhaltige Quartiersentwicklung zu verfolgen. Gleichzeitig muss die Entwicklung attraktiver öffentlicher Räume sowie eine bedarfsgerechte Infrastrukturentwicklung berücksichtigt werden, Leitsatz 1 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 81.

Das Thema "Wohnen" spielt eine zentrale Rolle im Leben aller Menschen und hat massive Auswirkungen auf die Lebensqualität. Die Wohnfläche pro Person blieb in den letzten Jahren relativ konstant und betrug 38,5 Quadratmeter pro Person im Jahr 2020. In Köln ist im Zeitverlauf ein Anstieg der Nettokaltmieten je Quadratmeter von 8,40 Euro, 2010, auf 12,50 Euro im Jahr 2020 zu beobachten. Der Bestand an geförderten Mietwohnungen, Einkommensgruppe A/1 Förderweg, ist seit dem Jahr 2016 relativ stabil geblieben. Er lag zum Jahresende 2020 bei insgesamt 38.381 Wohnungen, das entspricht 6,8 Prozent. Zwei der bedeutendsten Einflussfaktoren für die Erhaltung des Bestands sind die Auswirkungen des kooperativen Baulandmodells und die neu eingeführten Mietpreis- und Belegungsbindungen bei Modernisierungsmaßnahmen ab dem Jahr 2018. Die Förderzahlen des preisgebundenen Mietwohnungsbestands bewegen sich seit dem Jahr 2018 kontinuierlich nach oben.

Der Anteil der Erholungsfläche an der Bodenfläche war in Köln zuletzt zwar statistisch leicht rückläufig und lag im Jahr 2020 bei 4,2 Hektar je 1.000 Einwohnenden. Die Flächenreduktion muss jedoch im Kontext der veränderten Zuordnung einiger Erholungsflächen als Vegetationsflächen betrachtet werden, die ebenfalls der Erholung dienen.

Im Stadtgebiet wurden unterschiedliche straßenverkehrliche Maßnahmen durchgeführt, zum Beispiel der Einbau lärmmindernder Fahrbahnbeläge, Geschwindigkeitsreduzierungen, Straßenraumgestaltung oder Lkw-Fahrverbote. Diese Maßnahmen führten zu einer Lärmminderung und damit gleichzeitig zu leicht geringeren Belastungszahlen im Vergleich der Daten von 2013 und 2017.

Kapitel 16: Gute Arbeit und nachhaltiges Wirtschaften

Ganz Köln kann profitieren, wenn es gelingt, innovative und kreative Köpfe dauerhaft an die Stadt zu binden. Hierzu bedarf es neuer Möglichkeiten und Raum für Start-ups und Gründer*innen, aber auch für kreative und kulturelle Akteur*innen. Prämisse muss sein, Innovationen zuzulassen und flexibel auf neue Ideen zu reagieren, Leitsatz 2 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 89.

Die Zahl der Existenzgründungen ist ein Ausdruck einer innovativen, zukunftsfähigen Wirtschaftsstruktur. In Köln lag die Anzahl der neu errichteten Gewerbebetriebe je 1.000 Einwohnenden im Zeitverlauf deutlich über dem NRW-Durchschnitt. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner*in stieg in Köln im Zeitverlauf leicht, aber kontinuierlich und lag mit rund 59.000 Euro in 2018 auf einem hohen Niveau. Die Langzeitarbeitslosenquote beschreibt den Anteil der Nicht-Beschäftigten, die ein Jahr und länger bei den Agenturen für Arbeit oder bei den Trägern der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II arbeitslos gemeldet sind. In Köln ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen im Zeitverlauf kontinuierlich auf 5 Prozent in 2020 gesunken. Der NRW-Durchschnitt lag im Jahr 2020 mit 4 Prozent noch leicht darunter. Zugleich ist der Anteil der 15- bis 64-jährigen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der erwerbsfähigen Gesamtbevölkerung im betrachteten Zeitverlauf kontinuierlich auf 56 Prozent gestiegen, er bildet mit dieser Tendenz in etwa den Anteil in NRW ab.

Die KölnBusiness Wirtschaftsförderung, eine unserer Tochtergesellschaften, fördert die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft vor Ort. Sie unterstützt Unternehmen auf dem Weg in die Klimaneutralität, vernetzt das Kölner Nachhaltigkeitsökosystem und trägt dazu bei, ein nachhaltiges Standortprofil zu entwickeln. Der "KölnBusiness Förderkompass" bietet Unternehmen eine Übersicht ausgewählter öffentlicher Fördermaßnahmen und -programme zu Nachhaltigkeitsthemen wie Digitalisierung, Innovation, Klimaschutz und Mobilität. Erstmalig förderte KölnBusiness 2022 mit dem eigenen Förderprogramm "Kölner Rahmen" nachhaltige Innovationen in Unternehmen.

Kapitel 17: Nachhaltiger Konsum und gesundes Leben

Nachhaltige Stoffkreisläufe bringen Produktion und Wertschöpfung, Weiterverarbeitung, Konsum und Wiederverwertung vor Ort zusammen. Zur Etablierung nachhaltiger Stoffkreisläufe gehört es auch, Abfälle zu vermeiden, Leitsatz 5 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" , Seite 119. Gesundheit betrifft alle. Daher gilt es, die Qualität der gesundheitlichen Angebote in der Breite im Blick zu behalten und im Sinne der sozialen Gerechtigkeit an allen Orten der Stadt eine gute und ausreichende Versorgung sicherzustellen, Leitsatz 5 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 116.

Trinkwasser ist vor allem in Anbetracht zunehmender Dürreperioden und Hitzesommern eine der kostbarsten Ressourcen. In Köln ist der Trinkwasserverbrauch durch Haushalte und Kleingewerbe seit 2015 wieder leicht gestiegen und liegt mit 186 Liter je Einwohner*in und Tag über dem NRW-Durchschnitt von 162 Liter.

Die Reduktion der Abfallmenge ist der essenzielle Schritt, um alle weiteren Schritte der Abfallhierarchie zu vermeiden oder zumindest im Ausmaß zu reduzieren. Die entsorgte Abfallmenge je Einwohner*in Köln lag im Zeitverlauf mit leicht sinkender Tendenz bei 2 Tonnen. Allerdings lässt sich auf Basis der Gesamtmenge des in der Kommune entsorgten Abfalls keine direkte Aussage darüber treffen, ob dieser auch vor Ort entstanden ist. Der Rat hat 2021 beschlossen, dass bis Ende 2022 ein "Zero-Waste-Konzept" für Köln entwickelt werden soll.

In Köln lag die mittlere Konzentration von Feinstaub im Jahr 2019 bei 15 Mikrometer pro Kubikmeter in der Luft. Feinstaub sind Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer. Um die Luftbelastung dauerhaft zu senken und die Immissionsgrenzwerte einzuhalten, liegt seit 2021 die dritte Fortschreibung des Luftreinhalteplans mit zahlreichen Maßnahmenpaketen vor.

Die vorzeitige Sterblichkeit, abgebildet durch die Anzahl der Todesfälle von Einwohnenden unter 70 Jahren je 1.000 Einwohnenden gibt Aufschluss über Gesundheitsrisiken und Probleme im Gesundheitswesen. In Köln ist die Entwicklung des Indikators bei Frauen mit 0,8 zuletzt leicht rückläufig und bei Männern mit 1,3 relativ konstant (2020). Der NRW-Durchschnitt der vorzeitigen Sterblichkeit lag jeweils leicht darüber.

Übergewicht erhöht das Risiko für viele andere Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzleiden und Diabetes. Zwischen 2015 und 2019 lag das 3-Jahresmittel des Anteils der übergewichtigen Einschüler*innen an allen untersuchten Kindern der Schuleingangsuntersuchung bei 11 Prozent. Das entspricht in etwa dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen. Je niedriger der Bildungsgrad der Eltern, desto höher ist der Anteil der Kinder mit Gewichtsproblemen.

Die Anzahl des Personals in Pflegeheimen in Köln ist leicht auf 995 je 10.000 pflegebedürftiger Menschen in 2020 gesunken, liegt damit aber noch über dem NRW-Durchschnitt von 920. Seit 2015 war eine leichte Abnahme von 44,9 auf 42,5 Pflegeheimplätze je 1.000 Einwohnenden ab 65 Jahre festzustellen. Im Jahr 2020 waren 0,11 Beschäftigte in Vollzeitstellen je pflegebedürftige Person in ambulanten Pflegediensten beschäftigt, die Entwicklung ist ebenfalls rückläufig. Der demografische Wandel erfordert erhebliche Anstrengungen, um den Herausforderungen zur Sicherstellung der ambulanten und pflegerischen Versorgung der Senior*innen in Köln wirkungsvoll zu begegnen. Vor diesem Hintergrund wurde 2019 ein Projekt zur "Zukunft der Pflege" gestartet.

Kapitel 18: Globale Verantwortung und eine Welt

Die Welt wächst zusammen: Köln ist durch internationale Firmen, Handelsbeziehungen, Wissenschaft, Kultur und eine multikulturelle und vielfältige Gesellschaft global vernetzt. Auch Städtenetzwerke und -partnerschaften oder gemeinsame Projekte bieten großes Potenzial für wirtschaftliche und nachhaltige Entwicklungen sowie Wissenstransfer, Leitsatz 4 der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", Seite 111.

Um die Globalen Nachhaltigkeitsziele, SDGs, weltweit umsetzen zu können, sind internationale Partner*innen zur Erreichung der Ziele wichtig. Darum sind wir seit vielen Jahren intensiv im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagiert, besonders in Zusammenarbeit mit den Partnerstädten im Globalen Süden: Bethlehem, Rio de Janeiro, Corinto und Tunis. Der Beitrag zu den 17 SDGs mit ihren Unterzielen wurde über einen regen partnerschaftlichen Austausch von Kultur- und Bildungseinrichtungen, wie Schulen und Universitäten, sowie über wirtschaftliche Verbindungen geleistet. Die kommunalen Ausgaben für entwicklungspolitische Inlandsarbeit und für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Ausland sind in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen.

Grundlagen der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Köln

© UN

Als übergeordneter Orientierungsrahmen für kommunale Nachhaltigkeitsstrategien und -berichte dient die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die bereits im Jahr 2015 verabschiedet wurde. Deren 17 Nachhaltigkeitsziele, sogenannte "Sustainable Development Goals", abgekürzt SDGs, gelten für alle UN-Mitgliedsstaaten. Der Rat hat sich am 28. September 2017 der Erklärung zu den "Strategischen Eckpunkten für eine nachhaltige Entwicklung in Kommunen" angeschlossen. Bei der Umsetzung der "Sustainable Development Goals" spielen gerade die Kommunen eine zentrale Rolle.

Umso wichtiger ist es über deren Aktivitäten transparent zu berichten und zu kommunizieren. Die UN hat den Zeitraum 2020 bis 2030 als "Dekade des Handelns" ausgerufen und ermutigt alle Akteur*innen, ihren Beitrag zur Bewältigung der kommunalen Herausforderungen zu leisten. Dazu werden sowohl Nachhaltigkeitsstrategien als auch Nachhaltigkeitsberichte als zentrale Steuerungsinstrumente begleitet und entwickelt.

Wir haben uns bewusst für die Verknüpfung von Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit entschieden und mit der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" ein strategisches Konzept erarbeitet, in dem die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNSDGs, als Richtschnur integriert wurden. Die Stadtstrategie ist der Kompass für eine zukunftsgerichtete, strategische und nachhaltige Stadtentwicklung. Sie hat das Ziel, Köln dauerhaft als lebenswerte Metropole zu stärken, zu entwickeln und aktiv zu gestalten. Der Rat hat am 14. Dezember 2021 die Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" beschlossen.

In Ergänzung zur Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" wird der Nachhaltigkeitsbericht genutzt, um über Zeitreihen und Trends und den Stand der nachhaltigen Entwicklung in Köln zu informieren.

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