Sonderprogramm der Museen am Tag der Provenienzforschung

Die Museen der Stadt nehmen den internationalen "Tag der Provenienzforschung" am Mittwoch, 12. April 2023, zum Anlass, auf die gesellschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung der Erforschung der Herkunft von Kunst- und Kulturwerken in ihren Sammlungen aufmerksam zu machen. Diese Forschung ist Grundlage für die Rückgabe sowohl von NS-Raubkunst als auch von Artefakten aus kolonialen Unrechtskontexten. In Form von Kurzführungen und Vorträgen werden Einblicke in die Arbeitsweise und in aktuelle Forschungsfragen gewährt. Hier finden interessierte Laien und Fachpublikum die Gelegenheit eines direkten Austauschs über die Inhalte, Vorgehensweisen und Methoden dieses spannenden Forschungsbereichs.  

Das Programm:  

11 Uhr MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln Natascha Engels   Kleine Kästchen und ihre Geheimnisse – Ein Werkstattbericht zur aktuellen Forschung

Seit seiner Gründung 1888 beherbergt das MAKK eine eindrucksvolle und facettenreiche Sammlung kleiner Behältnismöbel, namentlich Kasten und Laden aus Holz, Leder und Elfenbein des 11. bis 19. Jahrhunderts. Im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes des Programms "Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW" werden rund 100 Kästchen untersucht – auch im Hinblick auf ihre Herkunftsgeschichte. Anhand einiger Sammlungsobjekte gewährt Natascha Engels im Vortrag Einblicke in die vielfältigen Recherchearbeiten.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ort: Overstolzensaal im MAKK.  

14 Uhr Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Dr. Britta Olényi von Husen und Dr. Marcus Leifeld (Museumsreferat)  

"Der wunderbare Fischzug" von Peter Paul Rubens. Ein Blick auf die bewegte Herkunftsgeschichte einer berühmten Ölstudie  

Präsentiert wird die vielschichtige Herkunftsgeschichte der Ölstudie "Der wunderbare Fischzug" von Peter Paul Rubens, die 1968 als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland in das Museum gekommen ist: Das Werk verbindet sich mit einem lukrativen Tauschgeschäft im Rahmen der Beschlagnahmeaktion "Entartete Kunst" 1937/38 und mit dem ehemals zum Wallraf gehörenden Gemälde "Reiter am Strand" von Paul Gauguin, mit dem Linzer "Führermuseum" und mit der Aufarbeitung von Kunst und Kultur aus ehemaligen "Reichsbesitz" in der Zeit nach 1945.

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt: im Museumsfoyer.  

16 Uhr Museum Ludwig Joanne Rodriguez   "Außereuropäische" Perspektiven auf Herkunftsgeschichte(n) – ein Gespräch über das Werk "una güira para" von Pavel Aguilar  

Die Ausstellung HIER UND JETZT. Antikoloniale Eingriffe befasste sich intensiv mit der Sammlungsgeschichte des Museum Ludwig. Für die Ausstellung hat der in Honduras geborene und in Basel lebende Künstler Pavel Aguilar fünf "güiras", traditionelle lateinamerikanische Musikinstrumente geschaffen, die nun Teil der ständigen Sammlung sind. Im Gespräch mit der Kuratorin Joanne Rodriguez soll anhand Aguilars Werk "una güira para" der Begriff Volkskunst reflektiert werden. Welche Kriterien führen zur Einordnung in Kunst oder Volkskunst? Wie verändert sich die Rezeption eines Werks, wenn seine Herkunft und seine Produzent*innen dokumentiert sind? Wie kann eine globale Kunstgeschichte erzählt werden? Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt: "Nana" im inneren Foyer des Museum Ludwig.    

18 Uhr Rautenstrauch-Joest-Museum, Bibliothek Judith Zweck   Lore Kegel - Eine Kunsthändlerin zwischen den Netzwerken des kolonialen Handels und der Verfolgung während des Nationalsozialismus  

Lore Kegel war eine der wenig bekannten selbstständigen Kunsthändlerinnen für außereuropäische Kunst. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde ihr in der NS-Zeit ein Berufsverbot erteilt und ihr Warenlager durch die Gestapo beschlagnahmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie eine wesentliche Akteurin des nationalen wie internationalen Handels mit afrikanischer Kunst. Auch das RJM erwarb bei ihr mehrere Konvolute. Im Vortrag soll der Umgang mit mehreren Unrechtskontexten aufgezeigt werden. Die

Teilnahme am Vortrag ist kostenlos, um Anmeldung unter rjm-veranstaltungen@stadt-koeln.de wird gebeten.  

Anmeldung per E-Mail Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und zur Provenienzforschung Veranstaltungen am Tag der Provenienzforschung Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit