© Marie Lechert, ecosign Akademie für Gestaltung

Die Millionenstadt Dnipro im Südosten der Ukraine und Köln sind seit dem 28. August 2024 offizielle Partnerstädte. Der Gründung dieser 23. internationalen Städteverbindung geht eine besondere Geschichte voraus: 

Die Projektpartnerschaft als Vorläufer zur Städtepartnerschaft

Der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 ließ den schon lange schwelenden Konflikt zwischen beiden Ländern eskalieren. Die schwerwiegenden Folgen der Bombardements für die Bevölkerung und die Infrastruktur des Landes haben eine große Welle der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ausgelöst. Auch unser Stadtrat hat schnell reagiert und sich schon im März dafür ausgesprochen, nicht nur unmittelbare Akut-Hilfe zu leisten, sondern die Ukrainer*innen auch mittelfristig zu unterstützen. Die Idee einer Projektpartnerschaft war geboren. 

Nach Beratungen unter anderem mit dem Auswärtigen Amt, dem Ukrainischen Generalkonsulut und der "Servicestelle Kommunen in der Einen Welt" (SKEW) fiel die Entscheidung für eine Kooperation mit der Kommune Dnipro. Ausschlaggebend waren sowohl die vielen Parallelen im Städteprofil von Köln und Dnipro als auch, dass sich die Stadt sehr schnell zum Drehkreuz für Binnenflüchtlinge in der Ukraine entwickelt. Die Stadt bedurfte deshalb besondere Unterstützung. 

Anzumerken ist, dass das Land NRW seit Frühjahr 2023 eine Regionalpartnerschaft mit der Oblast (Gebiet/ Verwaltungsbezirk) Dnipropetrowsk unterhält. 

Die thematisch eingegrenzte und zeitlich befristete Projektpartnerschaft wurde am 27. Oktober 2022 von Borys Filatov, Bürgermeister von Dnipro, und Oberbürgermeisterin Henriette Reker vertraglich besiegelt. Ein Akt, der ein startkes Zeichen von Mitgefühl und Verbundenheit der Kölner*innen mit den Menschen in der Ukraine, speziell in Dnipro, setzte. 

Überblick zur Projektpartnerschaft

Im Rahmen der Projektpartnerschaft haben wir eine Reihe von Hilfsmaßnahmen umgesetzt. Auch erste Fachbegegnungen haben stattgefunden. Insgesamt konnten sieben Hilfslieferungen zur Akutversorgung vor allem mit medizinischem Verbrauchsmaterial, Hygieneartikeln sowie medizin-technischen Geräten nach Dnipro auf den Weg gebracht werden. Darüber hinaus haben wir die Projektpartnerstadt mit unterschiedlichen technischen Geräten wie beispielsweise Stromgeneratoren, Reinigungsgeräten, Laptops und Geräten zur Archivierung wichtiger Dokumente unterstützt. 

Unsere Feuerwehr stellte den ukrainischen Kolleg*innen zwei Einsatzwagen zur Verfügung. Zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Transportsystems stifteten die Kölner Verkehrsbetriebe Dnipro fünf Busse für den Personennahverkehr. Weitere Fahrzeuge konnten über das Programm "Den Bevölkerungsschutz und Wiederaufbau in kommunalen Partnerschaften unterstützen", Hilfspaket "Fahrzeuge", der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beschafft und nach Dnipro überstellt werden. Aus diesem Programm konnte über das Hilfspaket "Jugendschutz" zudem eine Bildungseinrichtung mit Laptops, Smartboards, Mobiliar, einem Kinderspielplatz sowie einer Schulküche neu ausgestattet werden. 

Ohne die große Unterstützung verschiedener Kölner Einrichtungen wäre es uns nicht möglich gewesen, so umfangreich Hilfe zu leisten. Besonders hervorzuheben sind der Verein Blau-Gelbes Kreuz e. V., der neben materieller Unterstützung vor allem im Bereich Koordination und Logistik aktiv war und ist. Auch die finanzielle Unterstützung der Stadtwerke Konzern Köln (SWK) darf nicht unerwähnt bleiben. Zu guter Letzt konnten wir viele Hilfsmaßnahmen über verschiedene Programme der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) finanzieren.

© Stadt Köln
Die Gäste aus Dnipro führen Fachgespräche bei den Stadtentwässerungsbetrieben Köln

Zu Energie und Wasserwirtschaft standen wir mit Vertreter*innen aus Dnipro im Austausch. Nach vorbereitenden Online-Meetings der Arbeitsgemeinschaften war im Dezember 2022 eine Delegation aus Dnipro unter der Leitung von Vize-Bürgermeister Volodymyr Miller in Köln zu Gast. Wir führten Fachgespräche mit Vertreter*innen der RheinEnergie AG, den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (STEB) sowie der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Ein zweiter Besuch fand im März 2023 statt. 

Begleitend zu der technischen Unterstützung bei der  Dokumentenarchivierung beriet unser Historisches Archiv die Kolleg*innen in Dnipro. Diese Begegnungen auf Expert*innenebene werden im Rahmen der Städtepartnerschaftsarbeit weitergeführt. 

 

Darüber hinaus hat es erste Begegnungen und Aktivitäten in den Bereichen Kultur und Bildung gegeben:

Zum Beispiel hielt der Osteuropa-Historiker Professor Dr. Andrii Portnov im Mai 2023 im Historischen Rathaus den Vortrag "Dnipro: Geschichte, Kultur, Gesellschaft".

Eine erste Schüler*innengruppe aus Dnipro besuchte im Sommer 2023 für zwei Wochen Köln und war beim Schillergymnasium zu Gast. Ein Abstecher zum Ukraine-Tag gehörte selbstverständlich zum Programm.

Unter den Sportler*innen aus den Kölner Partnerstädte, die am KölnMarathon teilnehmen, waren 2023 erstmals Läufer*innen aus Dnipro.

Am Stand des Vereins Blau-Gelbes Kreuz e. V. auf dem Weihnachtsmarkt am Dom im Dezember 2022 sowie beim Ukraine-Tag am Schokoladenmuseum im August 2023 bot sich den Kölner*innen die Gelegenheit, die ukrainische Kultur näher kennenzulernen. 

 

Mehr zur Gründung der Projektpartnerschaft Köln-Dnipro

Projektpartner werden Städtepartner

Die Bewertung der projektbezogenen Zusammenarbeit mit der Metropole am Dnepr nach rund zwei Jahren ist äußerst positiv ausgefallen. Das hat sowohl unseren Stadtrat als auch die politischen Vertreter*innen in Dnipro im Frühsommer 2024 dazu veranlasst, die Überführung der Projektpartnerschaft in eine voll umfängliche Städtepartnerschaft noch vor Ablauf der Befristung von zunächst drei Jahren zu beschließen.

Zur Besiegelung der Städtepartnerschaft besuchte uns Bürgermeister Borys Filatov mit einer elfköpfigen Delegation vom 28. August bis 1. September 2024. Die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages fand am 28. August im Historischen Rathaus statt. 

Den Rahmen zum Abschluss der neuen Städtepartnerschaft bildeten die Kölner Dnipro-Days vom 28. August bis 1. September 2024. Mit einem sehr abwechslungsreichen Programm für die Kölner Bürger*innen wurden lebendige Eindrücke von der facettenreichen Kultur der Ukraine und der neuen Partnerstadt vermittelt.   

Die Städtepartnerschaftsvereinbarung Köln-Dnipro im Originalwortlaut (deutsch)

Schwerpunktthemen in der Städtepartnerschaftsarbeit

Im Rahmen der Projektpartnerschaft als Vorläufer zur Städtepartnerschaft standen neben der Akut-Hilfe im Bereich medizinische und Grundbedarfsversorgung die Themen

  • Energieeffizienz und Qualifizierung von Energiespezialisten
  • Abwasserversorgung/-entsorgung und Hochwasserschutz
  • Sportaustausch
  • Technologien zur Erhaltung von Archivmaterial
  • Austausch der Stadtbibliotheken

auf der Agenda. 

Für die weitere Zusammenarbeit im Rahmen der Städtepartnerschaft wurden darüber hinaus folgende, breit angelegte Themenfelder festgeschrieben:

  • Kultur
  • Wissenschaft und Bildung
  • Wirtschaft
  • Gesundheit
  • Demokratieförderung, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt
  • Verwaltungs- und Fachaustausch in allen Bereichen der kommunalen Selbstverwaltung

Im Herbst 2024 standen neben der Fortführung der schon laufenden Projekte vor allem die Ukraine-Konferenz "Für eine gemeinsame europäische Zukunft" in der Kölner Flora im Mittelpunkt der Aktitäten.

Die Veranstaltung wurde von uns gemeinsam mit der Staatskanzlei NRW organisiert. Sie brachte Akteur*innen aus Nordrhein-Westfalen und der Ukraine aus verschiedenen Bereichen zusammen, um den fachlichen Austausch und die Vernetzung zu fördern. Angesichts der Lage in der Ukraine lag der Fokus auf der Unterstützung des Landes durch Kooperationen vor allem zum Wiederaufbau und die EU-Integration. Die Veranstaltung bat die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, Chancen der Zusammenarbeit auszuloten und Kooperationsprojekte zu entwickeln. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Regionalpartnerschaft zwischen Nordrhein-Westfalen und der Oblast Dnipropetrowsk sowie unsere neue Städtepartnerschaft mit Dnipro gerichtet.

Als Vorbereitung fand im Juni 2024 auf Einladung der Industrie- und Handelskammer zu Köln das "Business Frühstück Ukraine" statt. Die Veranstaltung bot Informationen über die Chancen in der Ukraine und zeigte konkrete Wege zum Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen auf. Die Teilnehmenden erhielten einen Überblick über die aktuellen Rahmenbedingungen und rechtliche Besonderheiten.

Köln-Dnipro: Was uns als Partnerstädte verbindet

© mysokol
Ein Blick über das Zentrum des "Vorkriegs"-Dnipros
  • Köln und Dnipro sind beides Großstädte mit rund einer Million Einwohner*innen und einem großen Einzugsbereich über das Stadtgebiet hinaus. Damit zeichnen sich beide Metropolen als die jeweils viertgrößte ihres Landes aus. 
  • Beide Städte blicken auf eine lange und wechselvolle Besiedlungsgeschichte mit unterschiedlichen Ethnien zurück. 
  • Mit dem Rhein und dem Dnepr liegen sie jeweils an bedeutenden Flüssen in Europa. Der Rhein als zehntlängster Strom Europas passiert auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung in der Nordsee sechs Staaten. Der 2.201 Kilometer lange Dnepr verbindet als drittlängster Fluss Europas nach Wolga und Donau die Ukraine mit Russland und Weißrussland. Beide Ströme dienen seit jeher als wichtige Wasserstraßen und Handelsrouten.
  • Der Hafen in Dnipro ist der größte Binnenhafen der Ukraine. Die Kölner Häfen liegen kumuliert im Güterumschlag an zweiter Stelle nach dem Duisburger Hafen und machen Köln zum zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands. 
  • In ihrer Region sind Köln und Dnipro jeweils Wirtschaftsmetropole, Messeplatz und Hochschulstandort von großer und internationaler Bedeutung.
  • Beide Städte haben mit Sakralbauten, Museen sowie Schauspiel- und Konzerthäusern auch kulturell viel zu bieten.
  • Das Kölner NS-Dokumentationszentrum arbeitet als Gedenkstätte die Geschichte Kölns während der NS-Diktatur von 1933 bis 1945 auf. Das multifunktionale jüdische Kultur- und Geschäftszentrum "Menorah" in Dnipro beherbergt unter anderem das Museum zur Jüdischen Geschichte und zum Holocaust in der Ukraine.
  • Städtepartnerschaftlich sind Köln und Dnipro auch mit der griechischen Stadt Thessaloniki verbunden. Zudem unterhält Dnipro eine Städtepartnerschaft mit Gemeinde Herzlia im Bezirk Tel Aviv (Israel). 

Unsere Partner*innen in der Städtepartnerschaftsarbeit