© Dana Rvana. Left behind no more, Illustrations from Ukraine. UN Women Europe and Central Asia, creativecommons.orglicensesby-nc2.0deed.de

Mit der Verabschiedung der Pekinger Erklärung und der Aktionsplattform wurde auf der 4. Weltfrauenkonferenz 1995 ein Meilenstein für die Rechte von Frauen gesetzt. Auch notwendige Maßnahmen zur Bekämpfung von sexualisierter Kriegsgewalt spielten während dieser Konferenz eine zentrale Rolle.

Doch was hat sich seit damals verändert? Auch heute noch, 30 Jahre nach der Konferenz von Peking – der letzten ihrer Art – ist sexualisierte Gewalt für viele Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten weiterhin grausame Realität. Nach wie vor werden Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten weltweit täglich Opfer von Vergewaltigung und anderen Formen von geschlechterspezifischer sexualisierter Gewalt. Und das, obwohl es zahlreiche verpflichtende Dokumente gibt, die die VN-Mitgliedsstaaten dazu auffordern, Frauen vor sexualisierter Gewalt zu schützen.  

Mit unserer Veranstaltung, zu der Oberbürgermeisterin Henriette Reker ins Forum VHS eingeladen hatte, wollten wir vor diesem Hintergrund im Dialog mit den Expertinnen

  • Dr. Monika Hauser,
    Gründerin und Vorstandsvorsitzende der Frauenrechtsorganisation medica mondiale,
  • Dr. Anne-Kathrin Kreft,
    Politikwissenschaftlerin am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen,

die folgenden Fragen beleuchten:

  • Welche Ursachen liegen der Gewalt zugrunde?
  • Warum gibt es bis heute keinen Durchbruch bei der Bekämpfung sexualisierter Kriegsgewalt?
  • Wie könnten wirksame Lösungsansätze aussehen.

Nach Begrüßung der Gäste und einleitenden Worten stellte sich zum Auftakt der Diskussion Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Fragen von Moderatorin Sina Fröhndrich, Redaktionsleiterin "Meinung und Diskurs" beim Deutschlandfunk. Auf die Kernfrage, warum sich die Stadt Köln überhaupt so intensiv mit diesem Thema befasst, antwortete Reker mit einem Plädoyer für die Menschen- und damit auch Frauenrechte:

Sexualisierte Kriegsgewalt ist eine schwere Menschenrechtsverletzung, die uns alle etwas angeht. Und sexualisierte Gewalt gibt es nicht nur in Kriegsgebieten. Auch in Deutschland haben wir ein Problem mit Gewalt gegen Frauen. So erleben hierzulande 140 Frauen pro Tag sexualisierte Gewalt. Lösungen für dieses Problem können lokal und global nur gefunden werden, wenn wir darüber sprechen, wenn wir uns international zum Thema vernetzen und uns solidarisch mit den Opfern der Gewalt zeigen. 

Beim anschließenden Podiumsgespräch machte Dr. Hauser deutlich, dass sexualisierte Kriegsgewalt kein vereinzeltes Phänomen sei, das nur Frauen in Kriegen betreffe. Es handele sich vielmehr um ein Kontinuum der Gewalt, mit dem Frauen es ihr Leben lang zu tun hätten. Die Gewalt bestünde bereits vor dem Krieg, würde während des Krieges ihren Höhepunkt erreichen und dauere danach weiter an.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müssten tiefliegende patriarchale Strukturen und fest verankerte Geschlechter-Stereotypen durchbrochen werden.

Dr. Kreft betonte eindringlich, wie wichtig es sei, das Leid der Gewalt-überlebenden Frauen anzuerkennen. Diese gesellschaftliche Anerkennung stelle einen essentiellen Teil von Gerechtigkeit dar und sei Voraussetzung für einen gesellschaftlichen Heilungsprozess.

Als weitere Gäste kamen in der Gesprächsrunde über Videomitschnitte auch zwei Frauenrechtler*innen aus dem Ausland zu Wort:

Die Direktorin der kongolesischen Frauenorganisation PAIF berichtete über den aktuellen Krieg in der Demokratischen Republik Kongo und die Gewalt, die Frauen, aber auch Kinder und Männer dort tagein tagaus erlebten. Eindringlich forderte sie deshalb die Internationale Staatengemeinschaft auf, ihren Einfluss geltend zu machen, um den Krieg zu beenden:

Nur, wenn endlich Frieden herrsche, könnten die Menschen im Kongo anfangen, sich ein Leben in Würde aufzubauen.

Ihre Kollegin von einer bosnischen Frauenorganisation zeigte auf, dass auch 30 Jahre nach Ende des Balkankrieges die sexualisierte Kriegsgewalt nicht aufgearbeitet worden sei. Die betroffenen Frauen erfahren immer noch nur wenig Gerechtigkeit. Eine Gesellschaft, die ihre Vergangenheit allerdings nicht aufarbeite habe nur wenig Chancen, eine stabile Zukunft zu gestalten. Deshalb stünden Bosnien und Herzegowina auch immer wieder am Rande eines neuen kriegerischen Konfilktes.

Daran ankünpfend war auch das zahlreich erschienene Publikum eingeladen, sich am Meinungsaustausch zu beteiligen. Ein Angebot, von dem auch später im Rahmen des kleinen Empfangs noch rege Gebrauch gemacht wurde.