Ein persönlicher Erlebnisbericht der Auszubildenden zur Fotografin Eva Bauer

Vorbereitung und Planung

In meinem Fall kann man sagen, dass das Arbeitsprojekt "Living with Elephants" mich fand, zu einer Zeit, als ich nicht konkret nach einem weiteren Abenteuer suchte, weil ich eigentlich schon in der Vorbereitungsphase für meine Abschlussprüfung war. Als Auszubildende zur Fotografin bei der Stadt Köln bot sich mir erfreulicherweise trotzdem die Möglichkeit, als mein Chef mich fragte, ob ich nicht Interesse hätte, ein solches Projekt in Namibia zu begleiten. Angeboten wurde es von der Ausbildungsleitung in Kooperation mit dem Jugendamt. Lange zögerte ich nicht und schickte mein Motivationsschreiben an die Ausbildungsleitung.

Als ich also bei dem Projekt einstieg, indem ich die Zusage zur Teilnahme bekam, war ein Großteil des Projektes schon fertig organisiert. Die Ausbildungsleitung, der Verein "Living with Elephants" und der Konkrete Friedensdienst standen schon längst in Kontakt.  

Meine konkrete Vorbereitung bestand darin, dass ich mich um eine Befreiung von der Berufsschule kümmern musste. Aufgrund meiner guten schulischen Leistungen und des Interesses meiner Lehrer war dies nicht weiter schwer. Da die Reise als Dienstreise galt, musste auch kein Urlaub beantragt werden. Zusammen mit meinem Chef überlegte ich, was ich als Kameraequipment mitnehmen kann und sollte, um das Projekt fotografisch zu begleiten. Etwas schwierig wurde es, als ich mich so kurz vor Reisebeginn noch gegen Hepatitis A impfen lassen musste. Für einen Arzttermin war keine Zeit mehr. Also ging ich zu Globetrotter in der Kölner Innenstadt, die eine Impfstation für Auslandsreisen haben. Dort gab es den Impfstoff auch vorrätig.  

Die anderen Teilnehmer und den Verein, sowie die Vertretung vom Konkreten Friedensdienst lernte ich zum ersten Mal bei einem zweitätigen Vorbereitungsseminar kennen. Dort hatten wir die Möglichkeit, uns als Team besser kennenzulernen und auch einzuspielen. Außerdem sind wir zu den Strukturen und der Geschichte Namibias informiert worden. Auch das Projekt ist uns im Detail vorgestellt worden; die Arbeitsbedingungen, die Zielsetzung und die Herausforderungen.

Beschreibung der Organisation im Partnerland und des eigenen Projekts

Die Organisation im Partnerland

Der Verein "Living with Elephants" wird in Namibia von Marco Grünerth vertreten. Marco besitzt im Nordwesten von Windhoek, der Hauptstadt Namibias, ein circa 10.000 Hektar großes Grundstück, welches an das Damara-Stammesland grenzt. Der nächstgrößere Ort heißt Kamanjab und ist ungefähr eine 45-minütige Fahrt auf ehemaligen holprigen Elefantenpfaden entfernt. Auf seinem Land vergrößerten wir auch die schon vorhandene Wasserstelle. Rund um die Wasserstelle soll ein idealer Lebensraum für Elefanten entstehen. Dies dient dem eigentlichem Ziel, den Konflikt zwischen den Damara in der Gegend und den Elefanten, zu minimieren. Dieser Konflikt entsteht, da die Elefanten, sogenannte "Conflict-Elephants", den Dörfern zu nahe kommen und Felder oder ähnliche lebenswichtige Eigentümer zerstören. Dies ist schon so weit gegangen, dass es auf beiden Seiten Todesopfer gab. Die neue nun fast dreimal so große, Wasserstelle soll dazu führen dass die Elefanten den Dörfern fernbleiben.

Beschreibung des eigenen Projektes vom 10. September 2017 bis 28. September 2017

Das eigentliche Projekt bestand darin, die schon vorhandene Wasserstelle zu vergrößern. Die erste Sichtung war am Dienstag nach der Anreise. Vor Ort wurde besprochen, was gemacht werden musste und vor allem wie. Denn alles wurde per Hand erarbeitet. An dem Tag fingen wir dann auch schon mit dem Aushub an. Dieser wurde mit Schubkarren weggekarrt. Der Aushub war auch die Hauptaufgabe in der ersten Arbeitswoche. Am Ende der ersten Woche fingen wir damit an, dass wir Steine sammelten, für die Mauer und den neuen Boden.

In der zweiten Woche starteten wir mit der Verkleidung des alten Beckens. Nachdem wir die neue Plane verlegten, begannen wir mit der neuen Mauer, da auf die Plane gemauert wurde. Zum Schluss kam der Boden, der auch mit Naturstein verlegt wurde. Gearbeitet wurde komplett ohne Maschinen. Konkret heißt das, dass der Aushub mit der Schaufel gemacht wurde, der Mörtel mit der Hand gemischt wurde und auch die Steine erst in der Natur gesucht werden mussten. Erschwerend kam hinzu, dass es an manchen Tag bis zu über 45 Grad in der Sonne wurde. "In der Sonne deswegen", da es über Mittag kaum mehr Schatten gab. Für mich war die ungewohnte Hitze allerdings erstaunlich gut auszuhalten. Zur Baustelle fuhren wir jeden Tag mit einem Pickup. Tatkräftige Unterstützung erhielten wir von Moses und Joseph, die Angestellten von Marco und von Penno, der von der Organisation angestellt ist, um das Wasserloch zu beobachten und vor Wilderern zu beschützen. Während der Arbeit kamen wir nicht mit Wildtieren in Kontakt, ein riesiger Skorpion nicht mitgezählt.

© Rheinisches Bildarchiv / Eva Bauer
die neue Erweiterung des Beckens
© Rheinisches Bildarchiv / Eva Bauer
das fertige Becken
© Rheinisches Bildarchiv / Eva Bauer
die vorhandene Wasserstelle

Erfahrungen

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass dies ein sehr neues Erlebnis für mich war, auch wenn ich schon in Kanada, Neuseeland und den USA war. Es fing schon an, sobald man aus der Großstadt Windhoek rausfuhr. Man verließ ein zum Teil westlich geprägtes Umfeld und fuhr durch eine trockene und dürre, für mich bis dahin unbekannte Landschaft. Schon auf der Hinfahrt wurde die unglaubliche Weite des Landes spürbar.  

Interessant waren die Arbeit und das Leben im Team. Für drei Wochen mit Leuten zusammen zu arbeiten und zu leben, zu kochen und zu reisen, sich ständig zu sehen, kann manchmal überwältigend sein. Trotzdem denke ich, dass wir als Team sehr gut funktionierten, wobei der gegenseitige Respekt für die jeweilige Privatsphäre von allen geachtet wurde. Neu und spannend war auch die Zusammenarbeit mit den Einheimischen Moses, Joseph und Penno. Die Kommunikation fand zum Teil mit Händen und Füßen oder auch in drei verschiedenen Sprachen statt, wobei sich bald ein paar Schlagwörter herausarbeiteten, die jeder verstand. Um ein paar Beispiele zu nennen: "Sheila" heißt Pause oder Feierabend, "Monoko"  ist der Mörtel oder Zement, aber auch das deutsche Wort "Foto", da am Ende des Arbeitstages immer ein Gruppenfoto gemacht wurde.  

Die im wahrsten Sinne des Wortes "handwerkliche" Arbeit war auch etwas Besonderes für mich. Die Leistung, die wir erbracht haben, war sichtbar und von Tag zu Tag sahen wir mehr Fortschritt. Das Endergebnis kann sich wirklich sehen lassen, auch wenn wir nicht die Möglichkeiten der modernen Technik nutzen konnten. Vielleicht war das für mich auch so besonders, weil ich im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern diese Art körperliche Arbeit nicht gewöhnt war. Auch ein Projekt dieser Größe fotografierte ich bis dahin noch nie. Zudem musste ich ja noch normal mitarbeiten.  

Es kamen noch einige andere neue Erfahrungen dazu wie zum Beispiel das ungewohnte Klima, meine erste Begegnung mit freilebenden Elefanten und anderen Wildtieren oder auch das Erkunden einer absolut unberührten Natur. Die Liste wird immer länger, je länger ich darüber nachdenke!

Nachbearbeitung

Im Nachhinein hat sich dieses Projekt noch viel weiter entwickelt, als mir das vorher bewusst war. Denn auch für die Stadt Köln und alle anderen Beteiligten scheint dieses Projekt von hoher Bedeutung zu sein. Dazu kommt, dass ich das Projekt fotografisch begleitete und dementsprechend, dank meiner Bilder, in die Nachbereitung viel mehr involviert bin als zum Beispiel in die Vorbereitung.

Unter anderem wurde ich bereits von einem Journalisten zu dem Projekt und meiner Wahrnehmung als Teilnehmerin und Dokumentarin interviewt. Die Bilderstory wird im Rahmen der "Europäischen Woche der Berufsbildung" regional und überregional veröffentlicht. Diese Woche ist eine Kampagne der Europäischen Kommission und soll dazu führen auf berufliche Auslandsaufenthalte aufmerksam zu machen. Das Interview wurde von der Organisation "Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung" vereinbart und von Herrn Kasper ausgeführt.

Außerdem wird es auch wieder ein zweitägiges Nachbereitungsseminar für das ganze Team geben, welches Mitte Dezember für zwei Tage stattfinden soll. Im Rahmen des Nachbereitungsseminares wir am 15. Dezember 2017 eine Zertifikatsverleihung gefeiert, zu der auch der Verein, unter anderem Marco Grünerth, unser Guide, und wichtige Personen der Stadt Köln sowie von Engagement Global eingeladen sind. Für diesen Anlass habe ich zum Beispiel die Einladung designed und eventuell werden dort meine Bilder präsentiert.

Auch für meine Berufsschulklasse soll eine kurze Präsentation gezeigt werden. Eher privat habe ich ein Fotobuch gestaltet von den drei Wochen in Namibia. Ich bin gespannt, wie sich noch alles weiterentwickelt!

Fazit und Reflexion

Ich glaube, dass viele Menschen, die noch nie in Afrika waren, eine recht einseitige Sicht auf den Kontinent haben. Das ist meiner Meinung nach auch verständlich, da im Normalfall fast nur über die negativen Seiten der verschiedenen Länder in Afrika berichtet wird.

Ich merkte bei mir selber, wie meine Denkweise sich wandelte, je mehr ich mich mit diesem Projekt und Namibia auseinandersetzte. Vor allem natürlich die Erfahrungen vor Ort haben diese Art Wandel angetrieben. Mir fiel auf, wie sehr Namibia sich von dieser negativen Berichtserstattung unterscheidet. Dazu muss man sagen, dass ich ja auch nur einen sehr kleinen Teil Namibias beziehungsweise Afrikas kennen lernte.

Zum Beispiel merkte ich, dass die Einheimischen, die ich kennenlernte, trotz eines, für westliche Maßstäbe, recht einfachen Lebensstils, sehr zufrieden waren. Man merkt einfach, wie vielseitig und spannend schon dieser kleine Teil Afrikas ist. Wie vielseitig ist dann erst der ganze Rest von Afrika? In dem Sinne bin ich davon überzeugt, dass mein Konkreter Friedensdienst beziehungsweise dieses Arbeitsprojekt "Living with Elephants" einen großen Einfluss hatten. Denn anders als bei touristischen Aufenthalten, arbeiteten wir über einen längeren Zeitraum mit Einheimischen zusammen und lernten sie näher kennen. Wir lernten sozusagen aus erster Hand auch etwas über das Land Namibia und seine Gepflogenheiten, die Natur und ihre Eigenschaften.  

Sehr konkrete Erwartungen hatte ich im Vorfeld dieses Projektes nicht. Es war eher ein Gemisch aus Aufregung, Vorfreude, Tatendrang und Neugier. Auch versuchte ich bewusst mir sozusagen das "Härteste" vorzustellen, wenn es um die eigentliche Arbeit ging, da ich von mir selber weiß, dass ich zum Beispiel Hitze manchmal nicht gut vertrage. Dementsprechend war ich sogar, was die Arbeit betrifft, positiv überrascht, wie gut ich die Arbeitszeit durchgehalten habe. Natürlich war es auch mal unangenehm heiß, aber das hatte ich schon im Vorhinein erwartet und es gehörte für mich deswegen auch dazu. Genau das traf auch auf die körperliche Anstrengung zu. Es war sogar sehr entspannend mal den Kopf komplett frei zu machen und sich nur auf seine Hände zu konzentrieren. In dem Sinne kann ich nun sagen, dass sich die Vorfreude und die Hoffnungen, die man natürlich irgendwie immer hat, gelohnt und erfüllt haben.  

Abschließend kann ich nur noch hinzufügen, dass ich gerne jeder Zeit wieder einen Freiwilligendienst machen würde, zumindest sobald sich mir die Möglichkeit bietet.