Ein persönlicher Erlebnisbericht des Auszubildenden Christian Wolfsdorf

Zum ersten Mal überhaupt stand im Rahmen der Bildungsreisen für Auszubildende vom 1. bis 10. Juni 2016 eine Reise in die USA auf dem Programm. Finanziert aus Eigenmitteln und Fördergeldern. Mit Indianapolis und New York waren dies zwei Städte, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Zehn Auszubildende, begleitet vom Ausbildungsleiter Josef Johnen und seiner Mitarbeiterin Katharina Beyen sowie Bernd Seifert vom Jugendamt, hatten das Glück, dieses einmalige Erlebnis zu teilen. Weit über 50 Anmeldungen hatte es im Vorfeld gegeben. Am Ende musste das Los entscheiden. Für viele war es die erste Reise in die USA. Nur wenige haben New York im Vorfeld schon einmal besucht, Indianapolis schon gar nicht.

Die Partnerstadt Indianapolis - ein Stück Köln

Bereits seit über 25 Jahren besteht zwischen Köln und Indianapolis eine Städtepartnerschaft. Vorher kursierten unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern schon einige Fragen. Wo liegen die Berührungspunkte? Was sind die Unterschiede? Wie passt diese Stadt zu uns? Schon nach wenigen Terminen war klar: Indianapolis ist anders. Und das ist auch gut so. Gerade die Unterschiede, die solche Städte neben den Gemeinsamkeiten aufzeigen, machen solche Partnerschaften attraktiv und interessant.

Das Leben in Downtown ist anders als wir es kennen. Die Art und Weise, die Prioritäten innerhalb der Verwaltung zu verteilen, mögen uns Deutschen wie aus einer anderen Welt vorkommen. 92 Prozent des Budgets gibt die Stadtverwaltung Indianapolis für Sicherheit und Security aus.

Ich war sehr überrascht, wie man in Indianapolis in der Verwaltung arbeitet. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so viele Differenzen zu uns in Deutschland gibt,

erklärte Marcel Egold, Anwärter im mittleren Dienst.

Doch wo liegen nun, abseits von gleichen Herausforderungen in der täglichen Arbeit, die Berührungspunkte? Diese liegen ganz klar bei den Menschen. Egal ob bei offiziellen Terminen an der School of Public and Environmental Affairs (SPEA) oder mit Mr. Vop Osili, Indianapolis City-Council Councillor, oder auch im täglichen Umgang mit den Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Empfang war herzlich, offen und jederzeit einladend. Wie man es unserer Auffassung nach aus Köln kennt.

So sah es auch Christian Wolfsdorf, Auszubildender der Doppelqualifikation: 

Ich hatte das Gefühl, ein Stück Köln im fernen USA entdeckt zu haben. Wir wurden nicht als lästig empfunden, man hatte wirklich das Gefühl, es besteht großes Interesse an uns und unseren Fragen. Man hat sich jederzeit wohlgefühlt.

Besuche beim Personalamt der Stadtverwaltung Indianapolis

Auch die täglichen Gespräche vor Ort haben uns das klar gemacht und vor allem wichtige Einblicke gezeigt. Besonders wertvoll für einen Vergleich waren der Besuch beim Indiana State Personnel Department und die Diskussionsrunde beim City of Indianapolis Human Resource Office. Neben vielen Unterschieden wurden auch viele Gemeinsamkeiten aufgedeckt.

  • Wie schafft man es, eine konkurrenzfähige Marke zu entwickeln?
  • Wie binde ich qualifiziertes Personal an die Verwaltung?
  • Wie mache ich junge Leute auf das Angebot aufmerksam und reagiere auf die immer älter werdende Belegschaft?
  • Wo nehme ich Ausbildungskapazitäten her?

Der stetige Austausch gewährte tiefe Einblicke, sorgte aber auch immer wieder für Verwunderung. Was uns als Selbstverständlichkeit bekannt ist, sorgte bei den Amerikanerinnen und Amerikanern für großes Staunen. So auch bei SPEA, die sich an einer Präsentation von uns Auszubildenden über die Stadtverwaltung und deren Ausbildungsangebot erfreuen durften. Es bestand ein großes Interesse an unserer Arbeit, viele Fragen mussten und durften beantwortet werden.

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch einmal bei Herrn Martin Baier, Vize-Präsident beim International Center Indianapolis und seinem Mitarbeiter Peter Kirkwood, die uns bei vielen Veranstaltungen begleiteten. Uns aber auch in der Freizeit, etwa bei einem Besuch eines Baseballspiels der Indianapolis Indians, das Leben in Indy näher brachten und immer wieder Rede und Antwort standen.

Indianapolis mag zwar nicht "die" Metropole sein, aber die Stadt hat ihr ganz eigenes Herz, ihren ganz eigenen Charme und einen großen deutschen Einfluss. Sie besitzt ein hohes Gut an Kultur mit vielen Sehenswürdigkeiten und Museen. Auch der Sport und das Freizeitangebot kommen nicht zu kurz. Indianapolis ist selbstbewusst und nach vorne gerichtet. Für unsere komplette Delegation war es ein wunderbarer Auftakt. Auch, weil neben den ganzen Terminen, das Zwischenmenschliche innerhalb der zusammengewürfelten Truppe mehr als passte. Aus Kolleginnen und Kollegen wurden Freunde.

New York - hektisch, laut, faszinierend

New York bildete dann nach fünf Tagen Indianapolis ein absolutes Kontrastprogramm. Hektisch, aufgeregt, immer in Bewegung, laut. Aber auch faszinierend, anziehend, immer für eine Überraschung gut und in seiner ganz eigenen Weise magisch. Schnell wurde klar, New York ist tatsächlich die Stadt, die wohl niemals schläft. Aber New York ist nicht die USA, dies hat Indianapolis eindrucksvoll gezeigt. Trotzdem sorgte New York immer wieder für viele "perfekte Momente". Ein "Aha"-Moment jagte den nächsten. Es gibt so viel zu entdecken, so viel zu sehen. Ein wenig fühlt man sich wie ein Kind. Lichter hier, Musikerinnen und Musiker da. Es war einfach nur schön.

 

Wie auch in Indianapolis standen in New York einige Termine auf dem Programm. Ein Highlight war sicherlich das Treffen mit Gerton van den Akker, Head of Coordination, Press & Information Section der EU-Delegation bei den Vereinten Nationen. Van den Akker präsentierte sich überraschend offen und beantwortete unsere Fragen sehr ausführlich, holte immer wieder weitgehender aus und scheute sich auch nicht davor, seine ganz persönliche eigene Meinung zu äußern.

Generell stand der Besuch von New York ganz im Zeichen der UN. Die in New York ansässige Organisation kann auf einen Zusammenschluss von 193 Mitgliedsstaaten bauen. Für uns Auszubildende und unsere Begleiterinnen und Begleiter war es eine ganz besondere Ehre, Einblicke hinter die Kulissen zu bekommen und mit Menschen innerhalb der Organisation den Austausch aufzunehmen. Neben dem Treffen mit Gerton van den Akker stand auch ein Besuch des Deutschen Hauses sowie eine Führung durch das Hauptquartier der UN an.

Flüchtlingskrise blieb Thema - Ground Zero sorgte für Staunen

Bei allen Terminen war auch die Flüchtlingskrise und der Umgang damit ein gern angesprochenes Thema. Immer wieder schilderten wir Auszubildenden die Situation in Deutschland und Europa und sorgten damit für eine interessante Diskussionsgrundlage. Auch im Hinblick auf das Thema Sicherheit. Ein durchaus spannendes Thema, gerade mit dem Hinblick auf die Entwicklungen in Europa und den USA und dem durchaus anderen Umgang mit der Situation.

Einen ganz speziellen Eindruck hinterließ dabei der Besuch von Ellis Island. Die Insel galt als Immigrantensammelstelle und soll bis ins Jahr 1954 hinein zwölf Millionen Menschen die Einwanderung in die Staaten erlaubt haben. Heute ist sie zusammen mit der Freiheitsstatue auf Liberty Island Teil des Statue of Liberty National Monument. Ebenfalls dokumentiert ist dort die Einreise vieler Einwanderinnen und Einwanderer aus Deutschland. Ein überaus interessanter Einblick in ein ganz besonderes Kapitel der amerikanischen Geschichte. Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer war aber auch der Besuch des One World Trade Centers und Ground Zero eine einmalige Erfahrung. Zwei Bauwerke so nah, aber in ihrer Erscheinung doch so weit entfernt. Auf der einen Seite das One World. Groß, prachtvoll, erdrückend, man möchte fast sagen amerikanisch. So wie man sie kennt. Immer höher, immer weiter, immer größer. Das vierthöchste Gebäude der Welt bietet einen eindrucksvollen Blick über die komplette Stadt. Auf der anderen Seite Ground Zero. Zwei Brunnen, umrandet von den Namen der Menschen, die am 11. September 2001 ihr Leben beim Einsturz der beiden Türme verloren. Diese Gedenkstätte braucht nicht viel, um wirksam zu sein. Sie spricht für sich. Oft waren wir aufgedreht, durch die vielen Eindrücke, die wir die Tage zuvor erlebt hatten. Doch hier hielt man inne. Es kam von ganz automatisch, regte zum Nachdenken an.

Ground Zero war ein überwältigendes Erlebnis,

wusste auch Jessica Vogt, Anwärterin im gehobenen Dienst, zu berichten.

Positives Fazit - einmaliges Erlebnis unter tollen Voraussetzungen

Die Reise war ein voller Erfolg. Sie ermöglichte 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Köln eine ganz spezielle Erfahrung. Viele interessante Einblicke, die wir mit nach Köln zurückbringen können. In vielen Punkten gab es Differenzen zwischen den USA und Deutschland. In mindestens genau so vielen Punkten gab es aber auch gleiche Herausforderungen. Herausforderungen, die man gemeinsam angehen kann.

Auch das Fazit unter uns Auszubildenden fiel mehr als positiv aus. Lisa Fervers, Anwärterin im gehobenen Dienst:

Meine Erwartungen wurden übertroffen! Neben vielen Einblicken in das Verwaltungssystem in den USA und das Kennenlernen von Herausforderungen und Gemeinsamkeiten, haben wir viel mehr Impressionen sammeln können, als zunächst gedacht.

Auch die Gruppendynamik wurde immer wieder gelobt.

Besonders schön war der Gruppenzusammenhalt. Es war eine wunderbare Reise mit wunderbaren Menschen,

erklärte Emilia Glesmann, ebenfalls Anwärterin im gehobenen Dienst.

Ein letzter Dank gilt daher unseren Begleiterinnen und Begleitern. Im Namen aller Nachwuchskräfte ein herzliches Dankeschön. Ihr habt uns nie das Gefühl gegeben, "nur" Auszubildende zu sein.

Immer wieder gab es persönliche Gespräche und interessante Diskussionen rund um das zuvor Erlebte. Keiner von uns hat und wird diese Reise je bereuen.

Wir sind sehr froh darüber, unseren Auszubildenden diese Form des interkulturellen Austauschs ermöglicht haben zu können und können voller Stolz berichten, dass wir sehr engagierte, motivierte und besondere Auszubildende haben,

erklärte Katharina Beyen.

Jeder einzelne der Auszubildenden hat diese Reise zu etwas ganz Besonderem und Unvergesslichem gemacht. Vielen Dank! 

 

Text: Christian Wolfsdorf