Ein Erlebnisbericht der Auszubildenden Laura De Maio und Anna Marie Fuchs
Konnichiwa (Hallo auf Japanisch)!
Der 16. Juni 2019, für uns kein normaler Sonntag, denn nach wochenlanger Vorfreude und Vorbereitung trafen wir uns morgens, um die 10-tägige Studienfahrt anzutreten.
Wir, zehn Nachwuchskräfte der Stadt Köln, waren sehr gespannt auf das Abenteuer. Auf ging es nach Japan, ein neues Ziel für jede und jeden von uns.
Trotz knapp 24-stündiger Anreise und Zeitumstellung besuchten wir noch am ersten Tag den bekannten Ikuta-Schrein und lernten dort das traditionelle Säubern vor dem Beten.
Am Hafen bestiegen wir den Kobe Tower, von dem man einen atemberaubenden Ausblick auf Kobe hat.
Ein traditionelles Abendessen sowie der Besuch einer Karaoke-Bar durften natürlich nicht fehlen.
Treffen mit der Stadtverwaltung und Besuch der Kobe City University of Foreign Studies
Am Mittwoch fuhren wir zuerst zur Kobe City University of Foreign Studies, die auch die JUEMUN 2019 ausgerichtet hat. Wir wurden von dem Präsidenten der Universität sowie der Direktorin und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern empfangen. Im Anschluss daran ging es in einen Austausch mit Studierenden der Kobe City Universität. Im Rahmen des Austausches hatten wir erstmalig die Möglichkeit mit japanischen Studierenden in den Austausch zu treten, wobei wir uns bereits hier die Frage stellten: "Ist Englisch denn kein Pflichtfach in Japan?" - Nein.
Bereits hier wurden uns die Unterschiede zwischen dem deutschen und japanischen Bildungssystem bewusst. Wobei wir auch feststellen konnten, dass die Japanerinnen und Japaner äußerst freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen sind. Häufig wurde der Anschein erweckt, dass Deutschland für sie ein besonderes Land darstelle. Einige berichteten davon, dass sie unbedingt einmal nach Deutschland kommen möchten.
Nachmittags wurden wir dann in der Kobe City Hall offiziell empfangen. Der Termin diente dem Austausch und Vergleich der beiden Stadtverwaltungen. Insbesondere wurden gemeinsam die Herausforderungen des Personalrecruitments erarbeitet und verglichen. Die Mitarbeitenden der Stadt Kobe führten hierbei aus, dass sich die Bewerbenden besonders mit den Merkmalen "challenge", "leadership" und "design and creative" identifizieren sollen. Es stellte sich heraus, dass auch die Stadt Kobe mit dem demografischen Wandel zu kämpfen hat und an Strategien hinsichtlich der Arbeitsgeberattraktivität arbeite. Wir waren überrascht, wie viele Gemeinsamkeiten zwischen den Partnerstädten Köln und Kobe bestehen.
Erdbebensimulation und kulinarische Kostbarkeiten in Osaka
Teil der Studienfahrt nach Japan war auch ein kurzer Aufenthalt in Osaka. Osaka, mit etwas mehr als 2,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die drittgrößte Stadt Japans, besticht durch das Zusammenspiel von innovativen und modernen Gebäuden bis hin zu bunten Einkaufsstraßen.
Kaum in Osaka angekommen, besuchten wir den höchsten Wolkenkratzer, den 300 Meter hohen Abeno Harukas. Schon die Aufzugsfahrt war ein Erlebnis, doch oben angekommen, hatten wir einen atemberaubenden 360 Grad Blick über Osaka. Kurz darauf wollten wir auch etwas über die Geschichte Osakas erfahren, weshalb wir das Kobe Earthquake Memorial Museum besuchten, welches den Menschen gewidmet ist, die 1995 beim großen Hanshin-Awaji-Erdbeben ums Leben kamen.
Da blieb auch uns kurzzeitig der Atem stehen. Das Museum simuliert verschiedene Situationen und betreibt hierbei (auch spielerisch) Aufklärung. Etwas nachdenklich ging es für uns Richtung Downtown. Hier reihten sich mehrere Essenstände aneinander und wir konnten bei kulinarischen Spezialitäten den Tag Revue passieren lassen.
Die JUEMUN 2019 - Treffen mit der Partnerstadt Kyoto
Der hauptsächliche Grund unseres Aufenthaltes in Japan liegt aber in der JUEMUN (Japan University English Model United Nations). Die JUEMUN ist eine Simulation der UN-Vollversammlung. Innerhalb von drei Tagen setzen sich über 300 Studierende aus aller Welt in drei Komitees zusammen und vertreten hierbei unterschiedliche Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen. In diesem Jahr drehte sich alles um die Themenschwerpunkte Kinderarbeit, Chancengleichheit, Gleichbehandlung und Wirtschaftswachstum. Es gab drei "Meetings" zu jeweils einem der oben genannten Themen.
Pro Meeting trafen sich weiterhin verschiedene Komitees, die nach Kontinenten zusammengesetzt waren. Ziel der Simulation war es, am Ende erarbeitete Beschlüsse (Paper) zu erstellen, über welche das ganze Meeting per Wahl am letzten Tag der JUEMUN abgestimmt hat.
Neben einer Welcome-Party und einer Abschlussveranstaltung bestach die JUEMUN vor allem durch Arbeit. Wir starteten an allen drei Tagen gegen 9 Uhr und arbeiteten teilweise bis spät in die Nacht an unseren Papers. Wir teilten uns während der JUEMUN ein Hotelzimmer mit Studentinnen und Studenten aus aller Welt. Was zunächst zu Unsicherheit führte, stellte sich im Nachhinein als großer Vorteil und interkulturelle Bereicherung heraus. Denn hierdurch hatten wir alle die Gelegenheit, uns intensiver kennenzulernen und uns über die Kultur und die Lebensweisen auszutauschen.
Kyoto ist seit dem 21. Januar 1963 Partnerstadt Kölns. Schon von Beginn der Städtepartnerschaft an, fand auf verschiedensten Ebenen ein reger Austausch zwischen den beiden Städten statt. Kyoto ist nicht nur, wie die Stadt Köln auch, Millionenstadt, sondern auch Universitätsstadt. So kam es besonders in den Bereichen Sport, Kunst und Kultur im Laufe der Jahre immer wieder zu Begegnungen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Stadtverwaltungen trafen sich regelmäßig, was sich in allen Bereichen bis heute nicht geändert hat.
Wir tauschten uns zur Personalentwicklung der Stadtverwaltungen Kyoto und Köln aus. Im Rahmen dessen stellte die Stadtverwaltung von Kyoto die Kyoto-Identität vor, welche auch Einstellungsvoraussetzung ist. Hintergrund ist, dass potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "kyotofähig" sein müssen, das heißt, Kyoto lieben und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern für ein zukunftsorientiertes Kyoto arbeiten. Hierbei geht es getreu dem Motto "Wir sind die Stadt" ganz besonders auch um das Bewahren von Traditionen.
Wusstet Ihr, dass die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit 80 bis 100 Stunden beträgt? Wir mussten auch zweimal nachfragen und waren schockiert. Daneben haben wir erfahren, dass es in Japan kein duales System gibt, sondern Studierende das letzte Studienjahr zur Berufsorientierung nutzen. Die Mitarbeitenden waren von dem deutschen Bildungssystem beeindruckt, wodurch es zu einem regen und interessanten Austausch kam.
Ein durchweg positives Fazit nach intensiven 10 Tagen
Am Dienstag, 25. Juni 2019, ging es mit vielen neuen Erfahrungen und Erlebnissen im Gepäck zurück nach Deutschland. Spätestens nach Ankunft war uns aber klar, dass es eine erlebnisreiche Bildungsreise mit vielen wertvollen Eindrücken war, die unseren Horizont in unterschiedlicher Weise erweitert hat. Durch die gute Organisation seitens Frau Klein von der Stadt Köln, Herrn Weiler (Dozent der FHÖV) und unserer Dolmetscherin Pia Meid im Vorfeld, konnten wir uns sowohl mit den Stadtverwaltungen fachlich austauschen und gleichzeitig einen Einblick in eine andere Kultur gewinnen.
Durch den direkten Austausch mit jungen Japanerinnen und Japanern sowie anderen asiatischen Nationen, konnten wir schnell wertvolle Kontakte knüpfen und eventuelle Vorurteile entkräften. Wir sind uns sicher, dass einige Kontakte weiterhin bestehen bleiben. Alles in allem war es eine unvergessliche und interessante Begegnung, die es uns ermöglicht hat, sich ein eigenes Bild von der japanischen Kultur und dem japanischem Bildungssystem zu machen.
Wir danken unserer Arbeitgeberin, der Stadt Köln, recht herzlich, dass sie uns dies ermöglicht hat und sagen: Arigato (Danke auf Japanisch)!