Ein persönlicher Erlebnisbericht der Auszubildenden Janina Schuster

Für uns, eine Gruppe Kölner Studierende bot die zehnwöchige Projektphase eine ganz besondere Möglichkeit. Diesen Zeitraum sieht das duale Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) zur Hälfte der dreijährigen Ausbildungszeit als Kombination aus theoretischen Methoden und praktischen Untersuchungsfragen verpflichtend vor. Die Marschroute war allen Beteiligten klar:

International, aber mit Bezug zu unserer Heimatstadt.

Cluj-Napoca als Vorbild für Köln?

Schnell wuchs dabei die Idee heran, einmal die Partnerstädte Kölns zu beleuchten. So stießen wir schließlich auf Klausenburg oder auch Cluj-Napoca in Rumänien. Die Stadt mitten im Herzen Transsilvaniens, die mit Köln seit 1976 städtepartnerschaftlich verbunden ist, war im Jahr 2015 Europäische Jugendhauptstadt.

Dieser durch das European Youth Forum verliehene und auf ein Jahr begrenzte Titel bedeutet für die austragende Stadt, ein Programm für die Förderung ihrer Jugend zu gestalten, sodass die Partizipation der Jugend im sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich im Vordergrund steht und zahlreiche Projekte in Zusammenarbeit mit der Jugend organisiert und verwirklicht werden,

erläutert Stadtinspektoranwärterin Emilia Glesmann die Auszeichnung.

Da seit dem Jahr 2014 auch seitens der Stadt Köln vereinzelt Überlegungen bestanden haben, sich für die Auszeichnung "Europäische Jugendhauptstadt" zu bewerben, einigten wir uns auf die Forschungsfrage, ob Köln auch für den Titel der Europäischen Jugendhauptstadt geeignet ist, in den Fokus unserer Arbeit zu stellen. Konkret lautete die Projektthemenstellung somit "Europäische Jugendhauptstadt Cluj-Napoca 2015 als Modell für Köln und Chance der Jugendförderung?".

Insgesamt acht junge Stadtinspektoranwärterinnen und Stadtinspektoranwärter von der Stadt Köln begannen daraufhin mit der konkreten Planung. Überwiegend in Eigenregie, aber mit freundlicher Unterstützung von Bernd Seifert vom Amt für Kinder, Jugend und Familie, der bereits mehrere Male in Cluj-Napoca zu Gast gewesen war, galt es den einwöchigen Aufenthalt vor Ort zu arrangieren.

Intensive Vorbereitung auf den Austausch in Rumänien

Zur Vorbereitung nahmen wir Kontakt zur Stadtverwaltung in Cluj-Napoca auf, um einen Überblick zu bekommen, wer überhaupt alles in das Projekt involviert war. Durch Recherche im Internet fanden wir weitere Namen und Organisationen, mit denen wir, soweit es möglich war, Termine für den Aufenthalt in Cluj-Napoca vereinbart haben,

erklärt Stadtinspektoranwärterin Anna-Clara Pietsch.

Wir profitierten hier besonders auch vom fachpraktischen Abschnitt von Projektmitglied Emilia Glesmann, die im Bereich Internationales (OB/5) eingesetzt war und so direkt die ersten Kontakte nach Cluj-Napoca herstellen konnte.

Zudem haben wir auch vorher in Deutschland schon Fragebögen entwickelt, mit denen wir dann vor Ort einheimische Studierende und Auszubildende zur Jugendhauptstadt 2015 befragt haben,

ergänzen die beiden Stadtinspektoranwärterinnen Linda Hartje und Catharina Fritsch bezogen auf die Vorbereitungen.

Im Zeitraum vom 22. bis 29. April 2018 hieß es dann schließlich unter der Projektleitung von Thomas Weiler (FHöV) und Katharina Beyen (Ausbildungsleitung Stadt Köln) Cluj-Napoca zu erkunden und vor Ort zu untersuchen, was damals bei der Planung und Durchführung berücksichtigt und welche Veranstaltungen und Maßnahmen umgesetzt wurden.

Voller Terminkalender in Cluj und wichtige Erkenntnisse

Mittelpunkte waren die Termine mit Vertretern der Stadtverwaltung Cluj-Napoca und der SHARE-Federation.

Stadtinspektoranwärterin Katharina Schneider erklärt hierzu:

Die SHARE-Federation ist eine Art Nichtregierungsorganisation bestehend aus 36 überwiegend studentischen Organisationen. Sie wurde im Hinblick auf die Austragung der Europäischen Jugendhauptstadt 2015 gegründet, um die verschiedenen Organisationen zusammenzubringen und gemeinsam mit ihnen den Ablauf des Jahres, in dem die Programme der Jugendhauptstadt stattfinden sollten, zu planen.

Ihre Kollegin Jessica Vogt ergänzt:

Sollte Köln sich dazu entscheiden, als Europäische Jugendhauptstadt zu kandidieren, sollte auch über eine solche Struktur analog der SHARE-Federation für Köln nachgedacht werden, indem beispielsweise verschiedenste Träger der Jugendhilfe von Anfang an mit ins Boot geholt werden und vor allem für Engagement in Form von Freiwilligenarbeit geworben wird.

Es entstanden aber auch Kontakte zu einheimischen Studierenden, die sowohl in Hinblick auf das Projektziel von Bedeutung gewesen sind, aber natürlich auch sehr praktisch für uns Kölner Auszubildende waren, um das studentische Leben und Treiben in Cluj-Napoca kennenzulernen.

Insgesamt ca. 15 Termine und Zusammenkünfte standen in der kurzen Zeit auf dem Programm und in Kombination mit den zahlreichen persönlichen Interviews erlangten wir intensive Erkenntnisse, die so von Köln aus ohne direkten persönlichen Kontakt nicht zu erlangen gewesen wären.

Nach einer eindrucksvollen Woche in Rumänien, ging es dann zurück nach Köln. Dort hieß es dann erst einmal, die gewonnenen Informationen aus Cluj-Napoca in Bezug auf Erkenntnisse für ein mögliches Jahr der Europäischen Jugendhauptstadt in Köln auszuwerten und vor allem eine Empfehlung für eine Bewerbung Kölns zu erarbeiten.

Köln mit Vorbild Cluj als Jugendhauptstadt?

Diese Ergebnisse haben wir in einem fast 300 Seiten starken Projektbericht festgehalten und planen, unsere Ergebnisse und Empfehlungen demnächst vor Vertreterinnen und Vertretern des Jugendhilfeausschusses zu präsentieren,

resümiert Stadtinspektoranwärter Christian Kißmer bezüglich der Projektergebnisse.

Stadtinspektoranwärterin Lisa Fervers fasst zusammen:

Die Projektphase war eine sehr interessante Zeit und auch Erfahrung, die so anders gewesen ist, als die bisherigen Abschnitte an der FHöV und in den Ämtern. Wir Azubis waren überwiegend auf uns allein gestellt, was Organisation und Durchführung unseres Projektes anging und ich denke, dass wir mit dem Ergebnis unserer Arbeit sehr zufrieden sein können.

Ihre Kollegin Janina Schuster ergänzt:

Bezogen auf die Standortfaktoren und das theoretische Können ist Köln als Stadt sicherlich geeignet, aber zum Beispiel das Hindernis der Finanzierung ist so groß, dass hier erst geeignete Sponsoring- und Finanzierungskonzepte erarbeitet werden müssten, ehe man über eine konkrete Bewerbung nachdenken kann.

Projektleiterin Katharina Beyen lobt abschließend die Idee eines Projekts mit internationalem Schwerpunkt:

Ich freue mich, dass wir unseren Nachwuchskräften Studienaufenthalte in Partnerstädten ermöglichen können und gleichzeitig die Selbstständigkeit sowie persönliche und interkulturelle Kompetenzen stärken, aber auch einen Einblick außerhalb der Stadtverwaltung Köln in andere Kommunen und deren Herangehensweisen geben können. Das Projektergebnis hat gezeigt, dass beiderseits ein Nutzen entsteht: Nicht nur die Studierenden selbst profitieren von der Projektteilnahme, sondern auch die Stadtverwaltung durch die Ausarbeitung einer Fragestellung beziehungsweise Prüfung der Umsetzbarkeit von Maßnahmen. Daher planen wir nun jährlich die Durchführung von Projekten mit Studierenden der FHöV und unseren Partnerstädten. Interessierte Stadtinspektoranwärterinnen und –anwärter können gerne jetzt schon ihr Interesse bei uns bekunden.