Auszubildende schauen im Ausland über den Tellerrand

© Angelique Wirsching
Daniel Haas im Rathaus von Kyoto

Von New York bis Kyoto – wir bieten unseren Nachwuchskräften die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Ausbildung Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Diese kommen am Ende auch der Verwaltung in Köln zugute.

Corinna Thomas hat in New York, dem Sitz der Vereinten Nationen, vor 150 Männern und Frauen aus aller Welt in einem Vortrag die Position von San Marino vertreten, einem Zwergstaat an der Adria. Eine einmalige Erfahrung,

erinnert sich die 20-jährige Stadtinspektorenanwärterin. Mit Studienreisen ins Ausland bietet die Stadt Köln ihren Auszubildenden die Möglichkeit, fremde Länder und Menschen kennen zu lernen, neue Erfahrungen zu machen, über Grenzen hinauszuschauen – und die eigenen zu überwinden.

Vom Einsatz in einer griechischen Großküche bis zum Bau einer Wasserstelle für Wildtiere in der Savanne Namibias – die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Ziele.

Eines haben alle Angebote gemeinsam: Von entspannten Vergnügungsreisen sind sie so weit entfernt wie Köln von Kyoto, wo Daniel Haas in diesem Sommer mit zehn anderen Auszubildenden zu Gast war. Am Ankunftstag bebte die Erde mit einer Stärke von 6,1 auf der Richterskala, und auch die übrigen neun Tage in Japan, in denen die Reisegruppe nicht nur die Partnerstadt Kölns kennen lernte, sondern außerdem Einblick in die Arbeit ihrer Verwaltung gewinnen konnte, waren auf andere Weise bewegt und bewegend. Auch ziemlich anstrengend, wie der Auszubildende berichtet. Und trotzdem fast noch ein Spaziergang im Vergleich zum Arbeitsalltag der japanischen Kolleginnen und Kollegen:

Die Menschen dort arbeiten 50 Stunden an sechs Tagen in der Woche und haben nur zehn Tage Urlaub im Jahr, die sie meist nicht einmal vollständig nutzen, weil sie ihre Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen wollen,

hat Daniel Haas erfahren. Auch Sabit Strikcani sieht seine Arbeit in Köln mit anderen Augen, seit er von einer Bildungsreise ins russische Wolgograd zurückgekehrt ist. Er arbeitet im Ausländeramt – die Situation von Migrantinnen und Migranten (nicht nur) aus Russland kann er seit seiner Rückkehr besser verstehen. Er hat persönlich erfahren, was für eine Herausforderung es ist, sich in einem fremden Land in einer fremden Sprache in einer Behörde zurechtzufinden.

© André Steinbauer
Sitzungssaal der UNO-Generalversammlung

Der Verwaltung einer international aufgestellten Stadt wie Köln steht es gut zu Gesicht, die kulturelle Öffnung ihrer Beschäftigten zu unterstützen,

erklärt Dolores Burkert, Leiterin des Amtes für Personal- und Verwaltungsmanagement.

Das Verständnis für andere Kulturen zu wecken und zu fördern, sieht die Stadt Köln als eine bedeutsame Aufgabe – gerade auch bei der Ausbildung ihrer Nachwuchskräfte,

ergänzt Stadtdirektor Dr. Stephan Keller.

Die Erfahrung, in einem internationalen Umfeld zu lernen und zu arbeiten, verbessert eben nicht nur die Fremdsprachenkenntnisse, sie vermittelt auch interkulturelle Kompetenz, sie lehrt, auf fremde Menschen zuzugehen, neue Perspektiven einzunehmen, die Ängste und Hoffnungen Anderer zu verstehen. Am Ende wird auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt, reift die Persönlichkeit. Die im Ausland erworbenen Erfahrungen, Kompetenzen und Arbeitsideen bedeuteten einen Gewinn für die tägliche Arbeit,

betont der Stadtdirektor.

Ich bin selbstsicherer geworden,

bestätigt Corinna Thomas mit Blick auf ihren Auftritt als "San-Marino-Diplomatin" in New York – wenngleich die "Vollversammlung", vor der sie in englischer Sprache referierte, aus einer internationalen Gruppe von Studentinnen und Studenten bestand. Die Delegation aus Köln hat das UNO-Hauptquartier im Rahmen der Bildungsreise trotzdem kennengelernt und im Sitzungssaal auf den Stühlen der Diplomatinnen und Diplomaten Platz genommen. Den Flug und die Verpflegung haben die Auszubildenden übrigens aus eigener Tasche bezahlt, während die Stadt die Hotelkosten übernommen hat.

© Josef Johnen
Studienreise nach New York

Ob New York, Moskau oder Turku:

Die Auszubildenden wachsen an den Herausforderungen,

sagt Katharina Beyen, die alle Auslandsangebote im Rahmen der Ausbildung bei der Stadt koordiniert.

Und diese Angebote fördern auch die Attraktivität der Stadt als Arbeitgeberin.

Das gelte für die Bildungsreisen wie für EU-Praktika und Arbeitsprojekte im Ausland. Wie etwa der Einsatz von Nachwuchskräften aus dem technisch-gewerblichen Bereich auf der griechischen Insel Kefalonia, wo angehende Köchinnen und Köche die Zubereitung landestypischer Speisen oder in einer Imkerei die Kunst der Bienenzucht kennenlernten. Oder die vom Verein "Living with Elephants" unterstützte Reise nach Namibia, wo Auszubildende gemeinsam mit Einheimischen ein von Wildtieren genutztes, zu klein gewordenes Wasserloch wieder nutzbar machten.

© Eva Bauer
Lina Treuer in der namibischen Savanne

Schon der Weg von Windhoek hinaus in die Steppe, vorbei an Zebras und Antilopen, war abenteuerlich,

erinnert sich Lina Treuer, die damals das dritte Jahr ihrer Ausbildung absolvierte und heute als Gärtnerin im Amt für Landschaftspflege und Grünflächen arbeitet.

Die Landschaft dort war so weit, das kannte ich aus Europa so gar nicht,

schwärmt sie. Sie erinnert sich noch gut an die Spuren eines Löwen im Sand an der Wasserstelle. Der ist den fünf Kölner Auszubildenden leibhaftig dann zwar nicht über den Weg gelaufen, viele andere Wildtiere haben sie trotzdem gesehen – und nachts beim Einschlafen in der Loggia auch sehr deutlich akustisch wahrgenommen.

© Eva Bauer
Begegnung mit einem Elefanten in Namibia

Aber die Arbeit mit dem einfachen Werkzeug in der Hitze war so anstrengend, dass wir abends total müde waren. Wir haben nur noch gegessen und ab in die Falle.

Sie seien darauf vorbereitet worden, was zu tun ist, sollte unter einem Sandhügel mal ein Skorpion oder eine Schlange zum Vorschein kommen. Auch wie man mit einem Lagerkoller umgeht, sei ein Thema gewesen.

Aber das brauchten wir gar nicht. Wir haben uns alle super verstanden,

berichtet die Gärtnerin. Die gemeinsame Arbeit am Wasserloch habe die Truppe zusammengeschweißt. Der gute Kontakt bestehe bis heute. Lina Treuer unterstreicht

Das war eine tolle Zeit, ich würde das jederzeit wieder machen und kann es jedem nur empfehlen.  

Auslandsprojekte im Rahmen der Ausbildung

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