Am Montag, 4. November 2024, findet von 18:30 bis 20:30 Uhr die Abschlussveranstaltung "Kölner Diskurs" unserer diesjährigen Reihe "Kölner Perspektiven zu Stadt und Resilienz" im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums statt. 

© Studio für Gestaltung

Der Abend startet mit einem Inputvortrag von Anja Bierwirth zu den Synergien, Zielkonflikten und Herausforderungen der urbanen Resilienz. Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion zu den drei Schwerpunktthemen Digitalisierung, Klimaanpassung und Stadtumbau statt. Welche Strategien, Ansätze und Projekte lassen sich auf Köln übertragen? Aus unterschiedlichen Perspektiven wird Andree Haack, unser Beigeordneter für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Digitalisierung und Regionales, diese Fragestellung mit den geladenen Vertreter*innen aus Kommunen, Forschung und Planungspraxis beleuchten.

Kölner Perspektiven und Resilienz – Kölner Diskurs
© Wuppertal Institut

Anja Bierwirth ist Leiterin des Forschungsbereichs "Stadtwandel" in der Abteilung "Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik" des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Sie hat in Bremen und Köln Architektur studiert und den Masterstudiengang "Umweltwissenschaften" der FernUni Hagen absolviert. Sie war als Architektin und im Bereich der Umweltbildung tätig. Seit 2008 arbeitet sie am Wuppertal Institut. Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen kommunale Energie- und Klimaschutzpolitik, Gebäudeenergieeffizienz und -suffizienz und nachhaltige Stadtentwicklung.

Frauke Burgdorff ist Beigeordnete für Planung, Bau und Mobilität der Stadt Aachen. Im Anschluss an ihr Raumplanungsstudium in Kaiserslautern und Dortmund hat sie unter anderem als Stadtplanerin in Antwerpen, Zukunftsforscherin in Gelsenkirchen und für die Konzeptentwicklung der EuRegionale in Aachen gearbeitet. Auf Bitte des Landes Nordrhein-Westfalen hat sie die Initiative Stadtbaukultur NRW aufgebaut und das Europäische Haus der Stadtkultur geleitet. Ab 2006 hat sie als Vorständin die Montag Stiftung Urbane Räume gAG in Bonn aufgebaut und geführt. In dieser Zeit wirkte sie auch als Geschäftsführerin der Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH. 2016 hat sie BURGDORFF STADT – Agentur für Kooperative Stadtentwicklung aufgebaut. Sie war mit ihrem Team in der ganzen Republik für Kommunen und Wohnungsunternehmen tätig.

© Karres en Brands BV

Bart Brands ist Geschäftsführer und Miteigentümer des niederländischen Büros Karres en Brands, welches er 1997 zusammen mit Sylvia Karres gründete. Er studierte Landschaftsarchitektur in Boskoop sowie Städtebau in Rotterdam und Amsterdam. Anschließend arbeitete er für die Stadt Den Haag und von 1991 bis 1996 für das Architekturbüro Bakker en Bleeker (heute B+B). Neben seiner Tätigkeit für Karres en Brands war Brands als Jury- und Beiratsmitglied, Gastdozent und Professor tätig. Derzeit ist er Professor an der Detmolder Schule für Gestaltung und Gastdozent an der Graduate School of Design Harvard. Unter anderem war er intensiv am Entwurf des Federation Square in Melbourne, Købmagergade in Kopenhagen, dem Friedhof De Nieuwe Ooster in Amsterdam und der Machbarkeitsstudie Cross Riverpark in London, dem innovativen Stadtentwicklungsprojekt Oberbillwerder in Hamburg sowie als Teil des Planungsteams für das Zanders-Areal in Bergisch Gladbach involviert.

Informationen zur diesjährigen Veranstaltungsreihe

© Studio für Gestaltung

2024 setzen wir die Veranstaltungsreihe "Kölner Perspektiven" gemeinsam mit unseren Partner*innen, der Industrie- und Handelskammer zu Köln, dem Kölner Stadtanzeiger, der Fakultät Architektur der Technischen Hochschule Köln und dem KAP-Forum fort. Unter dem Schwerpunkt "Stadt und Resilienz" beleuchten wir die urbane Resilienz aus unterschiedlichen thematischen Perspektiven. Folgende Termine und Themen sind geplant:

  • 15. April 2024, Digitalisierung
  • 17. Juni 2024, Klimawandelanpassung
  • 30. September 2024, Stadtumbau
  • 4. November 2024, Kölner Diskurs

Die Veranstaltungen finden jeweils montags von 18:30 bis 20:30 Uhr im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums statt.

Widerstandsfähig und lebenswert durch urbane Resilienz

Resilienz ist ein wichtiger Grundpfeiler für die zukunftsfähige Entwicklung urbaner Räume: Widerstandsfähige Städte sind anpassungsfähig. Sie ermöglichen, schnell und flexibel auf Herausforderungen wie gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, Naturkatastrophen und nicht zuletzt auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren.

Um eine robuste, lebenswerte und gerechte städtische Umgebung zu schaffen, müssen intelligente, digitale Lösungen entwickelt und etabliert werden. Es geht darum, nachhaltige Infrastrukturen zu schaffen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und flexible Planungsansätze zu fördern.

Dritte Veranstaltung: 30. September 2024, Stadtumbau

Am 30. September 2024 eröffnete Andree Haack, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Digitalisierung und Regionales, die dritte Veranstaltung der Reihe "Kölner Perspektiven zu Stadt und Resilienz" im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums. Ziel der Diskussion war es, Merkmale resilienter Stadtumbauprojekte zu beleuchten und Strategien zu entwickeln, wie bestehende Stadtstrukturen an zukünftige Bedürfnisse und Rahmenbedingungen angepasst werden können.

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Vortrag von Martin Hunscher zu Frankfurt am Main

Dazu waren Martin Hunscher, Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt Frankfurt am Main, und Caroline Nagel, assoziierte Partnerin und Projektdirektorin des renommierten Kopenhagener Planungsbüros Cobe, eingeladen. Sie stellten innovative Projekte aus ihrer Arbeit vor. Peter Berner, geschäftsführender Gesellschafter des Kölner Büros ASTOC Architects and Planners GmbH, kommentierte die Vorträge und ordnete sie auf die Kölner Situation ein. Durch den Abend führte in gewohnt lebendiger Weise Petra Voßebürger vom Büro IKU_ Die Dialoggestalter aus Dortmund.

Der Abend begann mit einem kurzen Impulsvortrag von Brigitte Scholz, Leiterin unseres Amtes für Stadtentwicklung und Statistik. Sie stellte anhand von drei belgischen Beispielen das Potenzial und die Vielfalt resilienter Stadtumbauprojekte vor:

  • Gare Maritime, Brüssel: Als "Stadt in der Stadt" hat das niederländische Architekturbüro Riedijk Architekten in der historischen Halle eines ehemaligen Verlade- und Handelsbahnhofs durch zwölf hölzerne Einbauten eine neue Nutzung geschaffen. Nach der Sanierung der Gebäudehülle dienen die Einbauten als Büros und Shops, während die zentrale Halle frei bleibt und multifunktional genutzt werden kann. Zehn Gärten sind Teil des energieneutral geplanten Gebäudekomplexes, in dem trotz Witterungsunabhängigkeit die Jahreszeiten spürbar sind.
  • Garage Citroen, Brüssel: In der ehemaligen Citroen-Hauptniederlassung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou ein neues Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Durch die "Haus in Haus" Konzeption mit kubischen Einbauten entstehen neue öffentliche Räume. Die vorhandenen Rampenkonstruktionen der ehemaligen Nutzung als Autowerkstatt bleiben erhalten.
  • Winterzirkus, Gent: Das im 19. Jahrhundert erbaute und in den 1920er Jahren neu aufgebaute Bauwerk wurde zunächst für Freizeitangebote (Zirkus) und später als Autowerkstatt genutzt. Das Genter Architekturbüro Baro renovierte das Gebäude in Zusammenarbeit mit SUMproject für eine multifunktionale Nutzung mit Eventflächen, Start-ups, Büros, Sitzungs- und Konzertsälen. Auch der Zirkus findet nach dem Umbau wieder seinen Platz.

In ihrer Zusammenfassung betonte Brigitte Scholz die Vielseitigkeit des Stadtumbaus. Orte und Gebäude sollten unter Berücksichtigung ihrer Fähigkeiten und Potenziale betrachtet werden. Auch die Intensität des Umbaus könne von kleinen Eingriffen wie beim Winterzirkus in Gent bis hin zu großen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wie beim Gare Maritime in Brüssel reichen.

Nach diesem kurzen Impuls gehörte das Mikrophon Martin Hunscher. Er leitete seinen Vortrag mit der Vorstellung der zentralen Themen "Urbanen Resilienz" und "Stadtumbau" ein:

  • Anpassung an den Klimawandel
  • Partnerschaftliche Lösungen für Frankfurt und die Rhein-Main-Region
  • Lebensqualität im Quartier und
  • Umbau und Erneuerung der bestehenden Stadt

Grundlage des Frankfurter Handelns sind die Neue Leipzig Charta und das integrierte Stadtentwicklungskonzept Frankfurt am Main 2030+, das neben der Klimaanpassung auch die wirtschaftliche, infrastrukturelle und soziale Resilienz, Kreislaufwirtschaft und Ressourceneinsatz sowie Governance und Partizipation umfasst.

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Vortrag von Caroline Nagel zu Kopenhagen

Hunscher zeigte eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Projekte, mit denen Frankfurt eine urbane Resilienz erreichen möchte:

  • Klimaschutzquartier Hilgenfeld: Neubauquartier für 2.500 Menschen mit klimaangepassten Quartiers- und Nachbarschaftsplätzen. Hochwasserschutz wird durch Versickerung des Niederschlagswassers im Quartier erreicht. Durch Geothermie und Photovoltaik ist das Quartier energetisch autark. Soziale Resilienz entsteht durch die Umsetzung des Frankfurter Baulandbeschlusses, der fünfzehn Prozent neu entstehender Wohnflächen für gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnprojekte vorhält. Dadurch können Mietpreise langfristig stabil gehalten werden. Passivhausstandard und Gebäudebegrünung sind weitere Ansätze der klimagerechten Stadtentwicklung.
  • Produktives Quartier Gutleut-West: Das Bestandsquartier weist eine enge Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten mit einer hohen Nutzugsmischung durch soziale und technische Infrastruktur auf. Die Akzeptanz der Entwicklung wurde durch eine Vielzahl an Dialog- und Wettbewerbsverfahren mit intensiver Beteiligung aller Akteur*innen erreicht.
  • Westside Frankfurt: Entwicklung eines ehemaligen Chemiestandortes zu einem nachhaltigen Gewerbegebiet.
  • Nachverdichtungsmanagement: Frankfurt definiert Leitlinien für die Nachverdichtung und stärkt damit die integrierte Betrachtung des Stadtraums. Am Beispiel der Platensiedlung Nord zeigte er, wie die Anzahl der Wohneinheiten um zweit Drittel und die soziale Dichte deutlich erhöht werden konnte. Dies gelang nur durch eine intensive Beteiligung der Bewohnerschaft und die Schaffung neuer Grün- und Aufenthaltsräume.
  • Transformation des Siedlungsbestandes: Frankfurt setzt hier auf die Konversion von Büroräumen zu neuen Wohngebäude. Ein Beispiel dafür ist das Lyoner Quartier.

Weitere Themen des Vortrages von Martin Hunscher waren der Stadtumbau am Beispiel der Teileinhausung der Autobahn A661, der Leitfaden klimaangepasste Stadtplatzgestaltung, die "Gestaltungssatzung Freiraum und Klima" als Beitrag zur Verbesserung der Umweltresilienz und das Frankfurter Modernisierungsprogramm. Er beendete seinen Impuls mit der Feststellung, dass in der Stadtentwicklung und Stadtplanung nicht mehr die Planenenden die treibenden Kräfte sind, sondern die Versorgungsträger, die aufgrund neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen die Transformation der Städte bestimmen.

Mit Spannung wurde der Vortrag von Caroline Nagel vom Büro Cobe aus Kopenhagen erwartet. Unter dem Titel "Learning from Copenhagen" zeigte sie den Wandel zu einer menschengerechten Stadt auf. Insbesondere im Bereich der Mobilität wurde deutlich, dass Kopenhagen bereits in den 1930er Jahren vom Radverkehr geprägt war und dies bis auf wenige Einschnitte bis heute noch ist. Am Beispiel der Dronning Louises Bro, wo der 19 Meter breite MIV und ÖV- Fahrbereich auf 7 Meter zugunsten des Rad- und Fußverkehrs reduziert wurde, wird dieser Wandel deutlich.

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Diskussionsrunde mit Brigitte Scholz, Peter Berner, Andree Haack, Caroline Nagel und Martin Hunscher (von links)

Unter der Überschrift "from infrastructure to public space" zeigte Caroline Nagel am Beispiel der Haltestelle Nørreport die Umstrukturierung des öffentlichen Raumes. Hierfür hat das Büro Cobe Wegebeziehungen untersucht, ungenutzte Flächen identifiziert und neuen Nutzungen, in diesem Fall Fahrradabstellflächen, zugeführt. Diese sind als "vertiefte Inseln" Teil der Gestaltung des öffentlichen Raumes. Ein vergleichbares Projekt im Bereich der Universität sind die Bike Hills. Hier sind begrünte Kuppeln entstanden, die Fahrradstellplätze im Inneren beherbergen und an der Oberfläche den öffentlichen Raum begrünen und gestalten.

Mit dem Projekt North Harbour stellte Caroline Nagel ein sehr bekanntes Stadtentwicklungsprojekt vor. Auf einer Fläche von 360 Hektar eines ehemaligen Industriehafens entsteht eine neue Stadt am Wasser mit Wohnraum für 40.000 Menschen und 40.000 Arbeitsplätzen. Alte Strukturen werden erhalten, transformiert und weiterentwickelt. Der Bezug zum Wasser, Inseln und Nachbarschaften, urbanes Grün, die Fünf-Minuten-Stadt, intelligente Vernetzung und das kulturelle Erbe der ehemaligen Hafennutzung sind die Planungsgrundsätze der Entwicklung. Caroline Nagel zeigte dazu verschiedene Projekte, unter anderem den Umbau eines Silos zu Wohnzwecken, den Operapark und die new halls of copenhagen auf paper island. Hier wurden ehemalige Industriehallen temporär durch einen Foodhub geöffnet und später durch eine großmaßstäbliche Aufstockung ergänzt. Abschließend betonte sie, dass die doppelte beziehungsweise dreifache Programmierung von Räumen und schnelle Entscheidungen, Antworten auf die Frage geben können: Wie teilen wir uns die Stadt?

Peter Berner ordnete die beide Vorträge anschließend fachlich ein. Er betonte die große Themenvielfalt, die ganzheitliche Betrachtung der Stadt, insbesondere das Aufbrechen von Monostrukturen, sowie die Agilität und Aktivität der Stadtentwicklung in Frankfurt am Main und Kopenhagen. Köln sei dagegen von einer hohen Bedarfsfokussierung geprägt. Alle urbanen Funktionen müssten bei allen Entwicklungen stets berücksichtigt werden, eine Priorisierung oder Abwägung finde kaum statt. Aus seiner Sicht brauche eine gute Stadtentwicklung aber das Aushandeln von Schwerpunktsetzungen und offene Diskussionen. Konzeptionell sei Köln gut aufgestellt, es fehle aber daran, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Er lobte die Qualität der Veranstaltungsreihe "Kölner Perspektiven" als wichtiges Instrument zur Diskussion aktueller Stadtentwicklungsthemen.

In der Abschlussdiskussion betonte Andree Haack, dass in der integrierten Stadtentwicklung viele Akteur*innen zusammenarbeiten müssen. Die Verwaltung steuere hier nicht allein. Die Aushandlung von Entwicklungsprioritäten sei daher umfänglich und nicht immer erfolgreich. Brigitte Scholz ergänzte, dass Köln durch die Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" bereits über einen abgestimmten Kompass der Stadtentwicklung verfüge. Dieser bilde die Grundlage für eine urbane und nachhaltige Transformation der Stadt. Die Diskutant*innen waren sich einig, dass ein resilienter Stadtumbau gelingen kann. Dazu seien gute Prozesse, der Einsatz vorhandener Instrumente und eine gute Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft die Schlüssel zum Erfolg. Auf Einladung von Andree Haack wurden die Diskussionen bei einem Glas Kölsch im Foyer des Museums weitergeführt und vertieft.

Zweite Veranstaltung: 17. Juni, Klimawandelanpassung

Mit welchen Auswirkungen werden Städte und ihre Bewohner*innen durch die Klimakrise konfrontiert? Auf welche Szenarien müssen wir uns zukünftig im Rahmen des Klimawandels vorbereiten und wie sehen Städte aus, die an den Klimawandel angepasst sind? Diesen Fragen ging die zweite Veranstaltung der Reihe "Kölner Perspektiven zu Stadt & Resilienz" mit dem Schwerpunkt Klimawandelanpassung nach.

Dass das Thema "Klimawandelanpassung" viele Menschen in Köln bewegt, zeigte sich auf den ersten Blick im gut gefüllten Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums: rund 170 Gäste hatten sich eingefunden. Das Publikum aus Planer*innen, Architekt*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen, Vertreter*innen der Stadtpolitik und interessierten Bürgern*innen wurde diesmal durch zahlreiche Kölner Klimaaktivist*innen bereichert. Dazu haben sicher auch die hochkarätigen Referenten beigetragen:

  • Karsten Schwanke, Meteorologe, Wissenschaftsjournalist, Moderator und Unternehmer, 

  • Clas Scheele, Landschaftsarchitekt, Wirtschaftsingenieur und assoziierter Partner im Büro Raderschall, Möhrer, Peters und Stephan Lenzen und

  • Dr. Christian Gattke, Leiter des Geschäftsbereiches "wasserwirtschaftliche Grundlagen und Investitionen" der Stadtentwässerungsbetriebe
© Stadt Köln / Sabine Große-Wortmann

Gewohnt humorvoll führte Petra Voßebürger vom Büro IKU_die Dialoggestalter aus Dortmund durch die Veranstaltung.

Brigitte Scholz, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik stellte in ihrer Begrüßung die Relevanz des Themas für die Stadt Köln heraus. Sie machte deutlich, wie wichtig die blau-grüne Infrastruktur für Köln ist, um dem Klimawandel als resiliente Stadt zu begegnen.

Im Anschluss an die thematische Einführung übernahm Meteorologe Carsten Schwanke mit viel Energie die Bühne. Hauptanliegen seines Vortrages war es, aufzuzeigen, wie real der Klimawandel ist und verständlich zu vermitteln, wie die unmittelbaren Folgen uns in Zukunft direkt betreffen werden. Er betonte nachdrücklich, dass vielen Entscheider*innen in Politik und Wirtschaft der Klimawandel in seiner Brisanz und Unmittelbarkeit nicht ausreichend präsent ist, obwohl die Auswirkungen bereits erlebbar sind. So sind die Höchsttemperaturen in Köln in den letzten 60 Jahren im Durchschnitt um 5 °C gestiegen Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzten und noch verschärfen. Er prognostizierte, dass die Sommertage mit Temperaturen über 25 °C sich bis 2050 pro Jahr fast verdoppeln werden (1971 bis 2000: circa 50 Tage, 2021 bis 2050: bis zu 90 Tage) und die Entwicklung der Hitzebelastung steigert sich weiter. So erwartet er für Köln ab 2070 bis zu 45 Wüstentage pro Jahr mit Temperaturen über 35 °C.

Die Hitzebelastung in den Städten hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner*innen und führt zu einer deutlich höheren Sterblichkeit als beispielsweise die Starkregenereignisse der letzten Jahre. Diese Situation findet in der Öffentlichkeit jedoch kaum Beachtung. Karsten Schwanke griff hier die Einführung von Brigitte Scholz auf, um auf den dringenden Einsatz von blau-grünen Infrastrukturen hinzuweisen. Nur so lassen sich die prognostiziereten Temperaturen in verdichteten Räumen regulieren. Im Anschluss spannte er den Bogen zum Bereich Wirtschaft. Als Beispiel führte er die USA an, die im Rahmen ihres Inflation Reduction Act of 2022 dreistellige Milliarden Summen dafür aufbringen, um die amerikanische Industrie klima- und zukunftsfest zu machen. Zum Schluss seines Vortrags unterstrich er, wie wichtig es sei, dass gerade die großen Städte wie Köln beim Thema Klimawandelanpassung durch konkrete Maßnahmen vorangehen. 

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Landschaftsarchitekt Clas Scheele ermutigte als zweiter Redner des Abends das Publikum durch seine Vorstellung von Projekten, die sich der Herausforderung der Klimawandelanpassung stellen. Dazu zeigte er vier Beispiele:

  1. Schwammstadt Kopenhagen Umgestaltung der Carl Nielsens Allé im Stadtteil Osterbro: Hier wurde ein Parkplatz entsiegelt und in eine Fläche umgestaltetet, in der Begrünung und kleine Teiche als Starkregenauffangbecken diene. Quartier Marmorbyen am Hafen von Kopenhagen: Im Rahmen der Stadtentwicklung wurde darauf geachtet, das ganze Areal mit einem hohen Grünflächenanteil und mit Kanälen für die Entwässerung bei Starkregen zu versehen.

  2. Spinelli-Areal der BUGA 2023 in Mannheim: Die ehemals militärisch genutzte Fläche wurde zu über 70 Prozent entsiegelt und begrünt. Damit wurde nicht nur ein Naherholungsgebiet für Mannheim geschaffen, sondern auch eine Frischluftschneise für die Stadt, neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sowie Auffangbecken und Ausweichflächen im Falle von Starkregenereignissen.

  3. Deutzer Hafen in Köln: Bei der zukünftigen Transformation des Hafengeländes wurde bei der Planung das Rheinhochwasser grundsätzlich mitberücksichtigt. Verschattung ist ein wichtiges Gestaltungselement des öffentlichen Raumes. Freiflächen werden so angelegt, dass sie eine Kühlungsfunktion übernehmen, gleichzeitig aber auch als Retentionsräume dienen.

  4. Solingen-Ohligs: Die Fußgängerzone in der Düsseldorfer Straße erhielt mehr Grünflächen und einen hellen Bodenbelag, der die Sonneneinstrahlung stärker reflektiert und sich somit weniger erhitzt. Auch kleinere Maßnahme können im öffentlichen Raum große Wirkungen entfalten

Als Schlüssel zur Umsetzung und Akzeptanz von Klimawandelanpassungsmaßnahmen warb Clas Scheele für eine offene und kontinuierliche Kommunikation. Am Beispiel des Marktplatzes in Solingen-Ohligs erörterte er wie Anwohnende und Gewerbetreibende überzeugt wurden, aus einem Parkplatz eine autofreie klimaangepasste Fläche mit hoher Aufenthaltsqualität zu gestalten. 

Dr. Christian Gattke von den Stadtentwässerungsbetrieben ordnete in seinem Vortrag die Beiträge seiner Vorredner fachlich ein und stellte Bezüge zu Köln her. Er machte deutlich, dass vor dem Hintregrund des Klimawandels die Ressource Regenwasser eine höhere Bedeutung erhält und zukünftig anders genutzt werden wird. Als Beispiel für gelungene Kölner Projekte führte er die Eiler-Plätze in Porz-Eil an. Auf Grundlage einer innovativen Planung haben die Stadt Köln und die Stadtentwässerungsbetriebe gemeinsam zwei Plätze in Porz-Eil so neugestaltet, dass sie als multifunktionalen Freiräume auch eine Regenrückhaltefunktion entfalten und als Notspeicherraum bei Starkregen dienen.

Als weiteres Beispiel nannte er die "Klimarobuste Kasemattenstraße" in Köln-Deutz. Hier handelt es sich um einen Bereich mit starker Hitzebelastung und Überflutungsgefahr bei Starkregen. Bei Starkregen sammelt sich das Wasser in einer Mulde und fließt von dort zunächst in die Rigole, wo es nach und nach ins Grundwasser versickert wird. Wenn die Rigole voll ist, fließt das Restwasser in eine Zisterne, von wo aus es dann zur Bewässerung der umliegenden Grünflächen entnommen werden kann.

 

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Seinen Vortrag schoss Dr. Gattke mit dem Appell, dass jeder etwas zur Klimawandelanpassung beitragen kann. In der anschließenden Abschlussrunde schlug Brigitte Scholz die Brücke zur Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+", die auch die Klimawandelanpassung adressiert. Sie ermutigte das Publikum den Herausforderungen des Klimawandels mit Mut, Engagement und guten Ideen zu begegnen. Clas Scheele betonte nochmals wie wichtig Kommunikation sei, um die Menschen mitzunehmen und zu überzeugen. Dem schloss sich auch Carsten Schwanke an, man müsse reden, reden und reden und bei der Maßnahmenumsetzung zur Klimawandelanpassung ein höheres Tempo vorlegen.

Im Anschluss an die Abschlussrunde kamen Vortragende und Publikum zu einem lockeren Austausch zusammen, um den impulsreichen Abend wie gewohnt im Foyer des Wallraf-Richartz-Museums ausklingen zu lassen.

Erste Veranstaltung: 15. April 2024, Digitalisierung

Welchen Beitrag kann die Digitalisierung für die zukunftsfähige Entwicklung urbaner Räume leisten? Dieser Frage ging die erste Veranstaltung der Reihe Kölner Perspektiven zu Stadt & Resilienz im Jahr 2024 nach.

Rund 120 Personen lauschten die Vorträgen von Prof. Gesa Ziemer, Professorin für Digital Urban Cultures an der HafenCity Universität und Direktorin des City Science Lab in Hamburg, und Dimitri Ravin, Initiator des Informationsportals Urban Digital, bevor Timo von Lepel, Geschäftsführer der NetCologne, einen Bezug zu Köln herstellte. Petra Voßebürger vom Büro IKU_die Dialoggestalter aus Dortmund führte, wiederholt lebendig, das Publikum aus Planer*innen, Architekt*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen, Vertreter*innen der Stadtpolitik und interessierten Bürgern*innen durch den Abend.

© Stadt Köln / Sabine Große-Wortmann

Andree Haack, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Wirtschaft, Digitalisierung und Regionales der Stadt Köln, begründete in seiner Begrüßung die Wahl des diesjährigen Schwerpunktthemas Resilienz: Köln und alle urbanen Räume müssen auf Herausforderungen wie gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, Naturkatastrophen und nicht zuletzt auf die Folgen des Klimawandels schnell und flexibel reagieren können. Diese Ansätze griff auch Brigitte Scholz, Leiterin des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, in ihrer Einleitung auf und stellte den Zusammenhang zur Stadtentwicklung her.

Begeistert überzeugte Dimitri Ravin mit seinem Vortrag über den Mehrwert der Digitalisierung: "ein Universum von digitalen Dingen kann zur Stadtentwicklung beitragen: autonome Fahrzeuge, E-Commerce, Kryptowährungen, Lieferdienste, Smartphones und -watches, Online-Banking, 3D-Drucker etc." Mit einem Bild unsortiert abgestellte Fahrräder und E-Scooter im öffentlichen Raum startete er in seinen Vortrag, bevor er beispielhaft digitale Innovationen aus Städten unterschiedlicher Größe vorgestellte. So konnte im münsterländischen Ahaus durch Einführung eines digitalen, smartphone-basierten Buchungstools der Bootsverleih im Schlosspark nach 20-jähriger Pause wieder in Betrieb genommen werden. Kameras an Müllfahrzeugen erfassen in Menden den Straßenzustand, der dann mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet wird. Dies führt zu einer enormen Kostenersparnis im Vergleich zu Durchführung von Begehungen.

Anhand dieser und weiterer Beispiele zeigte er das breite Spektrum der Digitalisierung für die Stadtentwicklung auf. Ravin plädierte dafür Datenbereitstellung und –sicherheit eng zu verknüpfen, dabei auch externe Anbieter mit "ins Boot" zu holen und Win-Win-Situationen für Kommunen und Anbieter gleichermaßen zu schaffen. Zum Abschluss kam er auf sein Anfangsbild zurück und zeigte, dass in Berlin die Jelbi-App einen guten Beitrag zur Digitalisierung der Stadtentwicklung leistet: sie bündelt und vernetzt ÖPNV- und Sharing-Angebote unterschiedlicher Anbieter, zeigt kartenbasiert die festgelegten Abstellmöglichkeiten, während gleichzeitig die Verkehrsmittel ausgewählt, gebucht und bezahlt werden können.

Formen und Möglichkeiten datenbasierter Entscheidungsfindung stellte Prof. Dr. Gesa Ziemer in den Mittelpunkt ihres Vortrags zur urbanen Resilienz. In dem von ihr geleiteten City Science Lab der HafenCity Universität Hamburg werden Veränderungen und Entwicklungen von Städten im Kontext der Digitalisierung erforscht und städtischen Akteur*innen neue (digitale) Werkzeuge und Stadtmodelle für Entscheidungsprozesse angeboten. Als wichtige Voraussetzungen für eine datenbasierte Entscheidungsfindung betonte Prof. Dr. Ziemer Datensicherheit und Datenschutz, Bürger*innenbeteiligung, Schulung von Mitarbeitenden etc. Als praktisches Beispiel für den Mehrwert von digitalen Anwendungen im Kontext der Stadtentwicklung zeigte sie wie Hamburg bei der Identifizierung von Flächen für Windenergieanlagen vorgegangen ist. In einer datenbasierten, kollaborativen Workshopreihe wurde mit Teilnehmenden aus Politik, Behörden und Wirtschaft im City Science Lab planerische Grundlagen entwickelt, in Karten verarbeitet und dem Bürgermeister und Fachgruppen der Verwaltung zur weiteren Bearbeitung übergeben. Auch weltweit arbeitet Prof. Dr. Ziemer an dem Einsatz digitaler Instrumente in der Stadtentwicklung. In Botswana führte sie eine Bürgerbeteiligung durch, um das traditionelle Wissen der Bevölkerung in Bezug auf einen Flusskorridor zu digitalisieren und für die Planung nutzbar zu machen.

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Prof. Dr. Ziemer schloss ihren Vortrag mit dem Appell, die Digitalisierung für die Bündelung von objektiven Informationen zu nutzen, um damit mehr datenbasierte Entscheidungen zu finden. Dadurch kann in hohem Tempo Wissen produziert werden und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden. Wichtig sei dabei die einfache Anwendung der Programme.

Im Anschluss an die beiden Vorträge kommentierte Timo von Lepel, Geschäftsführer der NetCologne, die Inhalte aus Kölner Sicht. Er stellte die Frage, wie sich Köln – mithilfe der Digitalisierung – resilient entwickeln kann. Er nannte das große kreative Potenzial, das es in der Stadt gibt und warb dafür, Digitalisierung als große Chance zu sehen, statt als Bedrohung. Die anschaulichen Beispiele aus den Vorträgen bestätigten seine Einstellung. Wichtig für die Akzeptanz von digitalen Instrumenten ist aus seiner Sicht eine transparente Informations- und Beteiligungskultur. In diesem Sinne sollten Stadt, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ihre Kräfte bündeln. Wichtig sei, dass die Stadt dabei den ordnungspolitischen Rahmen setzt. Er sieht Köln nicht zuletzt durch das Wirken der NetCologne gut aufgestellt, um eine digitale Zukunftsstadt zu werden.

Im Anschluss an die beiden Vorträge und den Kommentar aus Kölner Sicht stellten sich Brigitte Scholz, Andree Haack und Timo von Lepel den Fragen des Publikums. Die Diskussionsrunde war sich einig, dass die Herausforderungen zwischen Stadtentwicklung und sich ständig verändernden technischen Möglichkeiten groß sind. Insbesondere Datenverfügbarkeit, -verknüpfung und -kontrolle sowie mehr digitale Beteiligungsmöglichkeiten und deren Moderation wurden in der Diskussion genannt.

Als Ausklang des impulsreichend Abends kamen Vortragende und Publikum zu einem lockeren Austausch im Foyer des Museums zusammen.

Rückblick auf Veranstaltungen der letzten Jahre

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