Ein persönlicher Erlebnisbericht der Verwaltungsfachangestellten Yvonne Ganschow, Fabiana Pracht und Markus Menrath

Im Rahmen unserer Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte im dritten Lehrjahr, absolvierten wir im Zeitraum vom 26. August bis zum 28. November 2022 ein Auslandspraktikum in Rio de Janeiro, Brasilien.

14-tägige Vorbereitungs- und Einführungsphase

Unser Aufenthalt begann mit einer zweiwöchigen Vorbereitungsphase, in welcher wir viele Projektpartner*innen der Städtepartnerschaft Köln-Rio kennenlernten. Unsere Ausbilderin, Frau Dreiocker, betreute uns während dieser Zeit vor Ort. Sie arbeitet beim Büro für europäische und internationale Angelegenheiten und betreut die Städte- und Klimapartnerschaft mit Rio de Janeiro. Sie begleitete uns bei den Hospitationen und stellte uns den Partner*innen persönlich vor.

Unter anderem haben wir das COR (Centro de Operações), das deutsche Generalkonsulat, das Goethe Institut, die NGO Bola pra frente und die Projektpartner*innen der Klimapartnerschaft Comlurb (Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt Rio) kennengelernt. Diese Kontakte haben sich für die Gesamtdauer des Praktikums als äußert hilfreich erwiesen, da wir dadurch beispielsweise zu Events eingeladen wurden, auf welchen wir das Netzwerk der Städtepartnerschaft verstärken konnten. Außerdem haben wir auch Kontakte für unsere Kolleg*innen des internationalen Büros Rio de Janeiros hergestellt.

Ebenso haben wir in der Vorbereitungsphase an einem zweiwöchigen intensiven Sprachkurs auf Portugiesisch teilgenommen und dann darüber hinaus während der folgenden Praktikumszeit den Sprachkurs privat weitergeführt.

Das internationale Büro der Stadt Rio de Janeiro

Unsere Praktikumsstelle in Rio de Janeiro war das internationale Büro der Stadtverwaltung. Wir hatten die besondere Ehre im "Palacio da Cidade" im Stadtteil Botafogo zu arbeiten. Die dortigen Mitarbeitenden betrachten es als Privileg in diesem Gebäude der ehemaligen Britischen Botschaft zu arbeiten. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Büro für europäische und internationale Angelegenheiten der Stadt Köln, wurden wir von den brasilianischen Kolleg*innen herzlich empfangen und haben uns sehr gut mit ihnen verstanden. In den ersten Wochen mussten wir uns erstmal an die Kommunikation auf Englisch gewöhnen. Die Kolleg*innen vor Ort sprachen Business-Englisch auf einem sehr hohen Sprachniveau und unterhielten sich ebenso flüssig auf Spanisch und Französisch. Dies war für uns sehr beeindruckend und stellte zu Anfang eine Sprachbarriere dar. Wir konnten keine so ausgeprägten Fremdsprachenkenntnisse vorweisen, hatten dadurch aber die Möglichkeit unsere Englischkenntnisse schnell zu verbessern. Besonders bemerkenswert fanden wir darüber hinaus, wie intensiv die Stadtverwaltung Rio de Janeiro in internationalen Städtenetzwerken und bilateralen Partnerschaften kooperieren. Uns ist aufgefallen, dass sie aufgrund der vielen Sprachen sich auch persönlich mit den jeweiligen Städten austauschen können und dies viel dazu beiträgt. Wir alle drei absolvierten vor dem Auslandsaufenthalt einen Praktikumsabschnitt beim internationalen Büro der Stadt Köln. Hier lernten wir die Arbeit mit verschiedenen internationalen Städtepartner*innen kennen. Kenntnisse, die uns in unserem Auslandspraktikum sehr zu Gute kamen und die dort auch gefordert wurden.

Der Milan Urban Food Policy Pact (MUFPP)

Unsere Hauptaufgabe war die Unterstützung bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des achten globalen Forums des Mailänder Paktes.

Der Milan Pakt wurde im Jahr 2015 vom Bürgermeister aus Mailand beschlossen und ist ein internationales Protokoll zur Bewältigung von Ernährungsproblemen auf städtischer Ebene, das von möglichst vielen Städten weltweit übernommen werden soll. Dieses Jahr fand das achte globale Forum des Milan Urban Food Policy Pact zum ersten Mal im globalen Süden, in Rio de Janeiro statt.

Unsere Aufgaben in der Vorbereitung bestanden darin, die Anmeldungen der Teilnehmenden zu verwalten, Schriftverkehr mit Städten der ganzen Welt zu führen, Textübersetzungen auf Englisch, Portugiesisch, Spanisch sowie Französisch anzufertigen, bei den Visa-Beschaffungen zu unterstützen sowie bei der Koordinierung der Flüge zu helfen und den direkten Austausch mit dem Mailänder Büro zu pflegen. Das globale Forum fand im Zeitraum vom 17. Oktober 2022 bis zum 19. Oktober 2022. statt. Unsere Hauptaufgabe während der Eventtage lag in der Betreuung der Bürgermeister*innen und der anderen VIP-Gäste sowie in der Unterstützung im Back-Office und in der Raumaufsicht der zahlreichen Sitzungen. Es war darauf zu achten, dass die Kopfhörer mit den Übersetzungen einwandfrei liefen, es keine Verzögerungen im Zeitplan gab und natürlich, dass jeder Gast zufrieden war. Besonders der kommunikative Aspekt, der direkte Kontakt zu den internationalen Gästen, war für uns sehr spannend.

Am 17. Oktober 2022 wurde das Event mit einer Eröffnungsrede des Bürgermeisters Eduardo Paes eingeleitet. Am Abend des ersten Tages fand darüber hinaus die Award-Verleihung statt. Die unterzeichnenden Städte können hier in sechs Kategorien für ihre Projekte mit einem Award ausgezeichnet werden:

  1. Governance
  2. Sustainable Diets and Nutrition
  3. Social and Economic Equity
  4. Food Production
  5. Food Supply and Distribution
  6. Food Waste  

Am 18. Oktober 2022 fanden verschiedene Sitzungen statt, die weiterhin betreut werden mussten.

Der letzte Tag, 19. Oktober 2022, begann wieder mit mehreren Sitzungen. Anschließend erfolgte eine Abschlussrede vom Chef des Internationalen Büros. Im Anschluss daran fuhren wir mit einigen ausgewählten Gästen mit dem Bus zu einer Community, in welcher wir dann einen urbanen Garten des Projekts "Hortas Cariocas" besuchten. Dort wurde gemeinsam mit den Gästen ein Baum gepflanzt, der symbolisch für das achte Global Forum steht. Abschließend fuhren wir zu einer NGO "Gastromotiva". Die Organisation wurde 2006 von dem Koch David Hertz gegründet und bietet eine Berufsausbildung in der Küche, Unterricht in Unternehmertum und Ernährungserziehung an, um Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, eine Chance zu geben. Ebenso setzen sie sich gleichzeitig dafür ein Lebensmittelabfälle zu reduzieren.

In der Nachbereitung des globalen Forums halfen wir bei dem Versand von Danksagungen und nahmen an Nachbesprechungen mit dem mailändischen Büro teil.

Die Arbeit nach dem globalen Forum

Im weiteren Verlauf unseres Praktikums haben wir Recherchen für Dienstreisen des Bürgermeisters erledigt, Informationstexte geschrieben und Übersetzungen angefertigt. Wir hatten außerdem die Möglichkeit, Hospitationen bei verschiedenen Ämtern oder Partner*innen der Stadtverwaltung Rio de Janeiros zu machen, wie FioCruz: Die Oswaldo-Cruz-Stiftung ist eine wissenschaftliche Einrichtung für Forschung und Entwicklung in den Biowissenschaften. Sie gilt als eine der weltweit wichtigsten Forschungseinrichtungen für das öffentliche Gesundheitswesen. FioCruz ist auch einer der Haupt-Sponsoren des Milan Pact gewesen.

Unter anderem haben wir auch das Ordnungsamt von Rio de Janeiro besucht, welches ganz anderes aufgestellt ist als die Ordnungsbehörde in Köln und daher ein spannender Input war.

In der letzten Woche haben sich die brasilianischen Kolleg*innen bemüht uns auch Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Wir konnten den Christo Redentor besichtigen, waren im Aquarium "AquaRio" und hatten eine private Führung in einem Planetarium.  

Als Abschied wurden wir von der NGO Bola pra frente zur Eröffnung des neues Fußballfeldes eingeladen und hatten die Ehre, den Gründer und internationalen Fußballstar Jorginho kennenzulernen. Es gab Live Musik, tolles Essen und nette Gespräche mit den Gästen. Bola pra frente ist ein wichtiger Bestandteil der Städtepartnerschaft. Ebenso, war die Heinrich-Böll-Gesamtschule und ein Mitarbeiter des Sportamtes vor Ort. Regelmäßig gibt es einen Schüleraustausch mit der Heinrich-Böll-Gesamtschule und der NGO Bola pra frente. Wir konnten die Schüler*innen kennenlernen und uns auch austauschen, wie ihre Erfahrungen bezüglich Rio sind und was sie für sich mitnehmen.

Aber besonders schön war es, dass unsere Ausbilderin auch zum Ende unseres Praktikums da war und mit uns diese tolle Reise auch beenden konnte.

Fazit

Durch das Praktikum konnten wir eine neue Arbeitswelt kennenlernen, unsere Englischkenntnisse verbessern und unsere interkulturelle Kompetenz erweitern. Wir haben tolle Projekte besichtigt und gesehen, welche Möglichkeiten das Büro Europa und Internationales verwirklicht. Wir haben gelernt mit schwierigen Situationen umzugehen und sind daran gewachsen. Aber der Aufenthalt in Rio de Janeiro hat uns nicht nur beruflich vorangebracht, sondern auch persönlich viel mitgegeben. Wir haben mit Portugiesisch eine Sprache kennengelernt, die wir jetzt auch praktizieren können, haben neue Freundschaften geschlossen und stehen immer noch im engen Kontakt mit den Kolleg*innen aus Rio de Janeiro. Außerdem haben wir ein tolles Land kennengelernt, welches viel zu bieten hat. Es steht auf jeden Fall fest, dass dies nicht der letzte Aufenthalt in Brasilien war und wir zu jederzeit das Praktikum wiederholen würden.