Vierteilige digitale Veranstaltungsreihe 2022

Gezeichnete Stadtsilhouette mit dem Text "Kölner Perspektive…© Stadt Köln

Als Impuls für die Umsetzung der Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030+" haben wir gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer zu Köln, dem Kölner Stadt-Anzeiger, der Fakultät Architektur der Technischen Hochschule Köln und dem KAP-Forum die Veranstaltungsreihe "Kölner Perspektiven" 2022 fortgesetzt.

Wie können Städte nachhaltig gestaltet und entwickelt werden?

Zu dieser Fragestellung haben wir nationale und internationale Fachexpert*innen eingeladen, ihre Arbeit vorzustellen und als Impulse für die Kölner Stadtentwicklung zu diskutieren. Die vier digitalen Veranstaltungen zeigten, welche neuen Strategien und innovativen Projekte in anderen Städten aktuell umgesetzt werden und welche Erkenntnisse aus bereits realisierten Quartieren für Köln gewonnen werden können. Der Fokus lag dabei auf nachhaltigen Stadtquartieren, der grünen Stadt, Smart City und dem nachhaltigen Bauen.

Termine und Themen

Die geplante Veranstaltung für den 25. April 2022 – Barcelona und Hamburg musste leider ausfallen.

 

23. Mai 2022 – Nachhaltiges Bauen

Die letzte Veranstaltung dieser Reihe legte den Fokus auf das nachhaltige Bauen und widmete sich den Fragen: Was bedeutet "nachhaltiges Bauen" und warum ist es für die Zukunft unserer Städte so wichtig? In zwei Impulsvorträgen wurden Ansätze für ein nachhaltigeres Bauen vorgestellt. Professorin Dr. Anja Rosen stellte den von ihr entwickelten "Urban Mining Index" vor. Michel Weijers berichtete von der praktischen Anwendung des "Cradle to Cradle" Prinzips bei dem Neubau des Rathauses in Venlo.

Einführung Professor Thorsten Burgmer

Thorsten Burgmer, Professor für Entwerfen und Energetische Konzepte an der Technischen Hochschule Köln, führte in das Fokusthema der Veranstaltung ein und erläuterte warum nachhaltiger gebaut werden muss. Im Kern gehe es vor allem darum, CO2 und Ressourcen zu sparen und so fair gegenüber zukünftigen Generationen zu handeln. Globale Verantwortung wird auch durch die Einhaltung natürlicher Grenzen übernommen und damit Generationengerechtigkeit erzielt.

Professorin Doktor Anja Rosen

© Cornelis Gollhardt

Professorin Doktor Anja Rosen ist Architektin und DGNB-Auditorin, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Sie promovierte 2020 mit dem von ihr entwickelten "Urban Mining Index" an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2013 kombiniert sie ihre Lehr- und Forschungstätigkeit mit ihrer praktischen Arbeit und verantwortet aktuell als Co-Geschäftsführerin der energum den Bereich Nachhaltiges Bauen in der agn-Gruppe. Von der Bergischen Universität Wuppertal wurde sie 2021 zur Honorarprofessorin für zirkuläres Bauen berufen. Durch die Kombination von Wissenschaft und Praxis bringt sie innovative Entwicklungen in die Projektarbeit ein und begleitet so Bauherrenschaft und Planer*innen auf dem Weg zu nachhaltigen Gebäuden. 2021 gewann sie mit dem Urban Mining Index die DGNB Sustainability Challenge in der Kategorie Forschung.

Urban Mining [Index]

Mit unseren großen Bautätigkeiten überlassen wir unseren Kindern nicht nur Probleme, sondern auch ein wertvolles Lager

so Rosen. Urban Mining, auch Stadtschürfung, bedeutet, die Stadt beziehungsweise gebaute Umwelt als Rohstofflager zu verstehen, welches für neue Gebäude und von zukünftige Generationen genutzt werden kann. Dabei geht es um die Rückgewinnung von Materialien, die vor Ort verbaut sind. Der Vorteil ist, dass keine beziehungsweise kaum neue Ressourcen benötigt werden und lange Transportwege entfallen. Dies gelingt jedoch nur, wenn möglichst "sortenrein" recycelt werden kann und somit keine Abwertung der Materialien entsteht. Zudem gilt es bestehende und zukünftige Gebäude länger zu nutzen und langfristig geschlossene Kreisläufe zu schaffen. Mit dem Urban Mining Index, kurz UMI, hat Professorin Dr. Anja Rosen eine Systematik zur praktischen Anwendung des Prinzips entwickelt, die die Kreislaufpotenziale von Baukonstruktionen in der Neubauplanung quantitativ bewertet.

Rathaus Korbach

Als erstes Modellprojekt wurde das Rathaus in Korbach nach dem Urban Mining Konzept realisiert. Der alte Anbau aus den 70er Jahren wurde abgebrochen und diente als urbanes Rohstofflager. Die darin verbauten mineralischen Materialien wurden in der Nähe von Korbach aufbereitet und für den Neubau wieder eingesetzt. Neben dem historischen Rathaus in Korbach ist so ein moderner und nachhaltiger Anbau entstanden, der durch die sortenreine Verarbeitung der Materialien gleichzeitig auch zukünftigen Generationen wieder als Rohstofflager dienen kann. Das Modellprojekt zeigt:

Wenn es in Korbach funktioniert, kann es überall funktionieren

so Rosen. Durch den gewählten Ansatz wurden vor allem Ressourcen gespart. 

Michel Weijers

Michel Weijers ist Stadtplaner und arbeitete unter anderem für die Gemeinde Venlo, wo er Projektleiter des Rathausneubaus war und für die Umsetzung von Cradle to Cradle, C2C, in Stadtstrategien verantwortlich war. Seit 2015 ist er Direktor des C2C-ExpoLAB in Venlo und seit 2021 C2C Botschafter für die deutsch-niederländische Zusammenarbeit der Stadt. Zudem ist er als Projektleiter des euregionalen Netzwerks "Gesundes Bauen" und als Geschäftsführer der Veldhoen + Company GmbH Düsseldorf tätig. Seit einigen Jahren liegt der Schwerpunkt von Michel Weijers Arbeit in Deutschland, wo er für viele kommunale und private Kunden an der Realisierung von C2C-inspirierten Gebäuden und attraktiven und modernen Arbeitsumgebungen arbeitet.

Cradle to Cradle

Ähnlich wie beim Urban Mining geht es auch beim Cradle to Cradle Prinzip darum, Ressourcen zu schonen, der Klimakrise entgegenzuwirken und Stoffkreisläufe zu ermöglichen.

C2C ist auch ein Mindset – wir müssen Gebäude neu denken

so Weijers. Bei C2C steht die ganzheitliche Betrachtung der eingesetzten Materialen im Vordergrund. Dies beginnt beim Bau eines Gebäudes und endet mit seinem Abriss beziehungsweise dem Zurückgeben der Rohstoffe in den Kreislauf, daher Cradle to Cradle, also von der Wiege in die Wiege. Von Anfang an muss daher an die Wieder- und Weiterverwendung von Gebäuden, Bauteilen und Materialien gedacht werden.

Verwaltungsgebäude Venlo

Der Neubau des Verwaltungsgebäudes in Venlo wurde als erstes C2C-inspiriertes Gebäude 2016 eröffnet.

Ein Gebäude, das einen Mehrwert für Mensch und Umgebung schafft

sagt Michel Weijers. Bei der Planung und Errichtung des Gebäudes wurde viel Wert auf das ganzheitliche Kreislaufsystem und zugleich auf den Mehrwert, den das Gebäude für die Gesundheit seiner Nutzer*innen und für das lokale Klima leistet, gelegt. Beispielsweise startete der Planungsprozess nicht mit einem Gestaltungswettbewerb, sondern einem Visionswettbewerb. Durch einen Luftkamin im Kern des Gebäudes wird die Luft automatisch gereinigt. Die grüne Fassade reinigt und kühlt auch die Luft in der Umgebung. Mit dem Venloer Verwaltungsgebäude sollte auch gezeigt werden, dass es möglich ist, hochmoderne und ansprechende Gebäude zu bauen, die dazu noch gut für die Umwelt sind. Gleichzeitig kann dieses Gebäude als Ressourcenbank angesehen werden. 98 Prozent des Gebäudes können wieder verwendet werden. Das spart nicht nur Ressourcen und CO2, sondern ist auch ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. Michel Weijers betont:

Es lohnt sich auch finanziell

dabei spielen beispielsweise die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter*innen, die langfristig günstigere Energie aus Wärmepumpen und die Einberechnung des Restwertes eine wichtige Rolle.

14. März 2022 – Berlin und Wien

Die zweite Veranstaltung der Reihe "Kölner Perspektiven" zu Stadt und Nachhaltigkeit fand am 14. März 2022 statt. In zwei Impulsvorträgen wurden beispielhafte nachhaltige Quartiere aus Berlin und Wien vorgestellt. Karsten Wessel stellte in seiner Präsentation die aktuellen Planungen des Schumacher Quartiers, das auf Teilen des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel gebaut werden soll, vor. Unter dem Titel "Seestadt Aspern REVISITED“ berichtete Peter Hinterkörner von den Fortschritten und neuen Entwicklungen der Wiener Seestadt.

© Tegel Projekt GmbH

Schumacher Quartier – Berlin

Karsten Wessel ist seit 2015 bei der Tegel Projekt GmbH als Teamleiter für Städtebau und Erschließung im Schumacher Quartier im Bereich Planung & Entwicklung verantwortlich. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit bestehen in der Entwicklung des Schumacher Quartiers als Modellprojekt des Landes Berlin für eine klimaneutrale und an den Klimawandel angepasste Quartiersentwicklung.

Berlin TXL – mehrere Großprojekte auf einem Areal

Das Schumacher Quartier ist Teil einer großen Gesamtentwicklung auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin Tegel. Auf einer Gesamtfläche von rund 500 Hektar entstehen neben dem 48 Hektar großen Schumacher Quartier ein großer Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien, die Urban Tech Republic. Zweidrittel der Gesamtfläche sind für den Landschaftsraum mit einem Landschaftspark vorgesehen. Das ökologische und soziale Modellquartier soll nach Fertigstellung rund 10.000 Bewohner*innen in 5.000 Wohneinheiten ein Zuhause bieten. Anhand der Autofreiheit, des Schwammstadt-Prinzips und der Holzbauweise verdeutlichte Wessels den nachhaltigen Ansatz der Quartiersplanung.

Autofreies Stadtquartier

Innerhalb des Schumacher Quartiers wird es keine Autostraßen geben, sondern ausschließlich Fußgängerzonen und Radschnellwege. Der niedrige Stellplatzschlüssel von 0,3 Stellplätze pro Wohneinheit wird durch eine gute ÖPNV-Anbindung in Kombination mit Mobilitätshubs im Quartier gesichert. Diese Mobilitätshubs umfassen jeweils eine Quartiersgarage und eine ÖPNV-Haltestelle und sind so angeordnet, dass sie in maximal 300 Meter Entfernung zum Wohnort liegen. Private Stellplätze sind grundsätzlich durch den Bebauungsplan ausgeschlossen.

Schwammstadt-Prinzip

Rund 80 Prozent der Gebäude werden mit Retentionsdächern ausgestattet, auf denen Regenwasser gespeichert wird und anschließend verdunsten kann. Durch die Autofreiheit und die geringe Versiegelung kann ebenerdig Wasser ebenfalls natürlich verdunsten und versickern. Das Schwammstadt-Prinzip ermöglicht den Verbleib des Regenwassers vor Ort und führt somit zu einer Entlastung der Kanalisation. Zudem wird durch die Verdunstung das Quartier im Sommer gekühlt und ein Betrag zur Grundwasserneubildung geleistet.

Nachhaltiges Bauen

Eine weitere Besonderheit ist die Holzbauweise, die zu einem bestimmten Anteil für das Quartier vorgegeben ist und stetig gesteigert werden soll. Das Bauholz wird lokal bezogen, in der Urban Tech Republic weiter verarbeitet und direkt vor Ort verbaut. Lang Transportwege werden somit vermieden und lokale Rohstoffe verwendet.

 

Seestadt Aspern – Wien

© SiMshot

Peter Hinterkörner ist Architekt und arbeitet seit 2008 als Projektmanager in der Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 aspern Development AG. Neben der Koordination städtebaulicher Planungen erarbeitet er Qualitätskriterien für Quartiere und Baufelder und steuert den Prozess der Qualitätssicherung für "aspern Die Seestadt Wiens".

Stadt in der Stadt

Mit voraussichtlich über 25.000 Bewohner*innen wird die Seestadt Aspern mehr als nur ein neues Quartier, sondern ein komplett neuer Stadtteil für Wien. Dabei wird sie mit 11.500 Wohneinheiten nicht nur den dringend benötigten Wohnraum für die wachsende österreichische Hauptstadt schaffen, sondern sich mit 20.000 Arbeitsplätzen langfristig auch zu einem Ort des Arbeitens entwickeln. Durch die kurzen Wegebeziehungen innerhalb der Seestadt und die bereits vor Baubeginn fertiggestellte ÖPNV-Anbindung wurde Aspern als ein verhältnismäßig autoarmer Stadtteil geplant.

Gute Konzepte als wichtige Grundlage

Als einen Erfolgsfaktor nennt Hinterkörner die gute konzeptionelle Vorarbeit. Diese begann mit der Entwicklung einer Standortprofil-Marke, welche die "Life-Balance" in den Mittelpunkt stellte. Anschließend wurde im Masterplan die funktionale Mischung der Seestadt entwickelt. Darin wurde festgelegt, wie die Wegebeziehungen aufgebaut sind und wo die Nutzungen aus Wohnen, Arbeiten, Bildung, Versorgung und Erholung angeordnet werden. Der Masterplan wurde durch fachspezifische Konzepte und Programme konkretisiert. Ein Beispiel ist die von Gehl Architects erarbeitete "Partitur des öffentlichen Raums", ein Planungshandbuch für die Gestaltung der Stadträume in der Seestadt.

Alles aus einer Hand – mit klaren Vorgaben

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Umsetzung der konzeptionellen Vorarbeit durch eine Entwicklungsgesellschaft sowie klare Vorgaben bei der Vergabe von Bauplätzen. So konnte zum Beispiel durch die An- und Weitervermietung der Erdgeschossflächen, die Entwicklungsgesellschaft das Angebot an Einzelhandel und Ladenlokalen gezielt steuern. Die in der gesamten Stadt Wien geltende Verordnung, dass Zweidrittel des neu geschaffenen Angebotes aus gefördertem Wohnraum bestehen müssen, sichert zudem auf sozialer Ebene die Nachhaltigkeit der Seestadt.

Korrigieren im Bestand – "Raus aus dem Asphalt"

Insbesondere die steigende Dringlichkeit, sich an den Klimawandel anzupassen, machte es notwendig, bereits gebaute Stadträume zu überdenken und wortwörtlich wieder "aufzureißen". So wurden durch eine Evaluierung Schwachstellen identifiziert und korrigiert. Konkret wurde versiegelte Fläche durch mehr Grün- und Wasserflächen ersetzt.

Kommentieren und Diskutieren

Auch bei der zweiten Veranstaltungen haben die Zuschauer*innen sich durch Fragen und Kommentare im Chat beteiligen und die Vorträge jeweils mit einer Diskussion abrunden können. Abschließend leiteten Yasemin Utku, Professorin für Städtebau und Planungspraxis an der TH Köln, und Brigitte Scholz, Leiterin des Kölner Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, erste Impulse aus den Vorträgen für Köln ab.

31. Januar 2022 – Paris

© Joséphine Brueder

Die Veranstaltungsreihe "Kölner Perspektiven" zu Stadt und Nachhaltigkeit startete am 31. Januar 2022 mit einem Vortrag von Dominique Alba aus Paris, den sie vor knapp 150 Zuhörer*innen hielt. 

Sie ist Architektin und seit 2012 Direktorin des Atelier parisien d'urbanisme, der Pariser Agentur für Stadtentwicklung, kurz APUR genannt. Deren Aufgabe ist es, zukunftsorientierte Strategien für die urbane Weiterentwicklung von Paris und der Metropolregion "Grand Paris" zu entwickeln. In ihrem englischsprachigen Vortrag berichtete Dominique Alba, wie sich die Stadt Paris und die Metropolregion auf den Weg gemacht haben, ihre Vision 2050 als nachhaltige und klimaneutrale Weltstadt zu realisieren.

Vor 5 Jahren starteten wir mit einer Karte – jetzt wird es Realität

Direkt zu Beginn des Vortrags wurde deutlich: Diese Vision erfordert neue Ideen, differenzierte Instrumente und eine gute Zusammenarbeit aller Bereiche und Disziplinen der Stadt. Angefangen bei Sanierungen und Aufstockungen von Gebäuden, über den Umgang mit Regenwasser und Energieerzeugung bis hin zu einer konsequenten Verkehrswende. Grundlage des Pariser Handelns waren zahlreiche datenbasierte Analysen, die in verschiedenen Teilstrategien mündeten und nun umgesetzt werden.

Wir sehen Gebäude nicht als Einzelobjekte, sondern als Netzwerk

Einen großen Beitrag zum Klimaschutz kann der Gebäudesektor leisten, betonte Alba. Dabei sei es besonders wichtig, Gebäude als Gesamtsystem zu betrachten, sagte sie weiter. Als Verbund können Stadtquartiere oder Blocks Energie und Wärme erzeugen und nutzen, ein nachhaltiges Entwässerungssystem etablieren oder durch Begrünung von Fassaden und Dächern unmittelbar zur Stadtkühlung und CO2-Reduktion beitragen. Eine Besonderheit in Paris ist die Erlaubnis, die maximale Gebäudehöhe überschreiten zu dürfen, wenn auf dem Dach landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Gewächshäuser geschaffen werden.

© APUR
Seine-Ufer vor Umgestaltung

Im Jahr 1995 hatten wir 5 Kilometer Radweg, 2020 waren es bereits 1.000 Kilometer

Die viel zitierte "15-Minuten-Stadt", in der alle wichtigen Orte und Einrichtungen innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sein sollen, ist in Paris mehr als nur ein theoretisches Konzept. In ihrem Vortrag erläuterte Dominique Alba, dass die Pariser Verkehrswende hierfür einen entscheidenden Beitrag leistet und zeigte eindrucksvolle Bespiele umgestalteter Straßenräume. Ein prominentes Beispiel ist das inzwischen autofreie Seine-Ufer. Durch eine Verbesserung der Wasserqualität sind zukünftig sogar Bademöglichkeiten in der Seine geplant.

Auch an zahlreichen anderen Stellen in der Stadt wurden Straßen oder Fahrspuren zugunsten des öffentlichen Raums, vor allem für den Rad- und Fußverkehr sowie für Grünflächen, umgestaltet. So sind in den vergangenen knapp 25 Jahren insgesamt ca. 1.000 Kilometer Radweg entstanden. Verbunden mit einem Ausbau der shared mobility, also dem Bereitstellen von Leihfahrzeugen aller Art, und einer verbesserten City-Logistik wird die Verkehrswende in Paris vorangetrieben.

© APUR
Mögliche Aufstockungs-Potentiale bei Pariser Wohngebäuden

Paris ist schon gebaut, daher müssen wir umbauen

Das APUR entwickelt Strategien für Paris und legt damit den Fokus auf die Transformation einer bereits geplanten und gebauten Stadt. Die Stadt setzt da an, wo Veränderungen besonders groß sind. Beispielsweise wird durch Aufstockungen von Gebäuden oder Umnutzung von untergenutzten Parkhäuser mehr Wohnraum in zentralen Lagen geschaffen.

Der Instrumentenkasten für die Region ist der gleiche wie für die Stadt, nur größer skaliert

Wie auch Köln ist Paris Teil einer Metropolregion. Insbesondere Grand Paris hat in den vergangenen Jahren den Ausbau des ÖPNV massiv vorangetrieben. Mit dem größten Infrastrukturprojekt Europas, dem Grand Paris Express, werden 68 neue Metro-Stationen und 204 Kilometer Streckennetz realisiert. Insgesamt stellte Dominique Alba fest, dass Maßnahmen beziehungsweise Instrumente für Grand Paris denen der Stadt Paris gleichen. Unterschiede gibt es in der Maßstäblichkeit und in der jeweiligen Eigenheit des Raumes.

Kommentieren und Diskutieren

Über eine Chatfunktion hatten die Zuschauer*innen die Möglichkeit, ihre Fragen und Meinungen an Frau Alba zu stellen. Von dieser Möglichkeit wurde vielfach Gebrauch gemacht, so dass trotz des digitalen Formats eine Diskussion aufkam.

Im Anschluss kommentierten Dr. Reimar Molitor, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Region Köln/Bonn e. V., für die regionale Sichtweise und Christian Horn, Inhaber des Pariser Büros Rethink, als Experte von Paris und Köln die vorgestellten Pariser Strategien und Projekte. Zusammen mit Markus Greitemann, Beigeordneter für Planen und Bauen der Stadt Köln und Brigitte Scholz, Leiterin des Kölner Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, diskutierten sie abschließend die spannenden Eindrücke aus Paris als Impulse für die Kölner Stadtentwicklung.

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