Auch in Peru, wo das Jugendtheater "Arena y Esteras" beheimatet ist, hat die Corona-Pandemie die Bevölkerung und vor allem solche sozialen Einrichtungen, wie dieses Theater hart getroffen. Ana Sofia Pinedo Toguchi, eine der Leiterinnen des Jugendkulturzentrums, schildert die Situation in ihrem Bericht besorgt, aber nicht ohne Hoffnung.
Der Präsident hat von Anfang an viele Präventivmaßnahmen ergriffen, denn unser Gesundheitssystem ist sehr prekär. Deshalb hat er die obligatorische soziale Isolation und die nächtlichen Ausgangssperren eingeführt. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird mit einer Geldstrafe belegt oder eingesperrt. Das Problem ist, dass mehr als 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung informell, das heißt im Transportwesen, Handel, Bauwesen, Reinigungsgewerbe und Ähnlichem tätig ist und nun kein wirtschaftliches Einkommen hat, um ihre Familien zu ernähren.
Wir haben 40 Familien unserer Kinder und Jugendlichen direkt mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln geholfen. Aber die Zukunft ist sehr unsicher. Die Regierung ließ alle kulturellen, künstlerischen und sportlichen Aktivitäten für das gesamte Jahr 2020 verbieten. Wir sind also bereits jetzt gezwungen, unsere künstlerischen Präsentationen auszusetzen, und die Workshops werden in sehr kleinen Gruppen stattfinden.
Neben diesen negativen Entwicklungen erleben wir aber auch eine erstaunliche Kreativität und Flexibilität. Auch wenn alles geschlossen ist, bleiben beispielsweise die Kids von Arena y Esteras miteinander verbunden. Jeden Freitag gibt es eine Video-Konferenz, bei der viele mitmachen können. Man tauscht sich aus, freut sich, dass alle gesund sind. Vielleicht wird bald auf diese Weise auch die Theaterarbeit wieder ein bisschen möglich …
Unsere Jugendlichen beschäftigen sich [auch] weiterhin mit den Fragen des Klimawandels und seine Beziehung zu unseren Kulturen. Sie beteiligen sich an der Bewegung "Fridays for future" und am Jugendnetzwerk "Red de Jóvenes por el Buen Vivir", um die Weisheit der Vorfahren wiederzuerlangen, die die Mutter Erde schützt. Sie sind immer eifrig dabei, Dinge zu tun!
Wir umarmen euch ganz fest aus der Ferne und vertrauen darauf, dass bald wieder eine Zeit kommt, in der wir uns wieder ohne Angst umarmen und unseren Herzschlag spüren können!
Ana Sofia
Die NGO "Arena y Esteras" wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, junge Menschen durch Kunstprojekte zu unterstützen, damit diese ihre Ängste vor Gewalt und ihre eigenen Gewalterfahrungen besser verarbeiten können. Das Projekt verbindet in seinen Zirkus-Theaterinszenierungen damit soziale und künstlerische Interessen mit politischem Engagement.
Übersetzt heißt "Arena y Esteras" "Sand und Strohmatten". Denn der Distrikt "Villa El Salvador", liegt in einem Wüstengebiet, wo die einfachen Hütten der Menschen aus Strohmatten hergestellt werden.
Drei Viertel der Bevölkerung in dem durch Armut und Kriminalität gekennzeichneten Vorort von Lima sind jünger als 25 Jahre; die Gewaltrate dort ist eine der höchsten in der Region. Für die jungen Menschen gibt es dort kaum Perspektiven, weshalb die Arbeit in solchen Projekten wie der "Arena y Esteras" besonders wichtig ist.
Der Besuch der jungen Künstlerinnen und Künstler der Zirkus- und Theatertruppe im Rahmen des Projekte Culpeer4change in Köln war für den Herbst 2020 vorgesehen und soll nach Möglichkeit in 2021 nachgeholt werden.