Ein persönlicher Erlebnisbericht der Auszubildenden Celine Trauschke
Einmal Afrika und zurück - 11 Wochen Praktikum in Kapstadt, Südafrika
Wer hätte damals gedacht, dass ich heute, keine drei Jahre nach Beginn meines Studiums bei der Stadt Köln, diese Worte hier verfassen werde? Über ein fast elf Wochen andauerndes Praktikum in Somerset West, Kapstadt, Südafrika!
Die Planungen und Vorbereitungen meines Auslandsaufenthaltes begannen rund zwölf Monate vor Start des Praktikums. Ich habe mich dazu entschieden, die Vermittlungsorganisation "One to One International" mit Sitz in Berlin einzubinden. Diese hat sich um die Praktikumsplatzsuche, einen einwöchigen Sprachkurs sowie Visa-Angelegenheiten, die Anreise und Abreise und meine Unterkunft gekümmert.
Die Möglichkeit, während des dualen Studiums bei der Stadt Köln einen Auslandsaufenthalt durchzuführen, hat mich sofort begeistert. Für Südafrika beziehungsweise Kapstadt habe ich mich aus diversen Gründen entschieden. Mir gefiel der Gedanke, einen anderen Kontinent samt seiner Natur und Landschaften zu entdecken. Ich war daran interessiert, die afrikanische Mentalität sowie Kultur zu erleben. Durch diese Aspekte erhoffte ich mir, meine persönlichen, sozialen sowie interkulturellen und sprachlichen Kompetenzen zu erweitern.
Abgesehen davon war ich daran interessiert, die Arbeitsweise im südlichsten Land Afrikas kennenzulernen, sowie diese mit unseren europäischen, westlichen Methoden und Vorgehensweisen zu vergleichen.
Mitarbeit bei der Non-Profit Organisation "Connect Network"
Mein elfwöchiges Praktikum in Südafrika erfolgte bei einer ganz bestimmten Organisation. "Connect Network" ist eine Non-Profit-Organisation, die als kollaboratives Netzwerk tätig ist, um benachteiligte und gefährdete Kinder und Frauen zu fördern. Die Organisation hat ihren Sitz in Somerset West, einem Vorort Kapstadts, der circa 45 Kilometer vom Zentrum entfernt ist. Insgesamt arbeitet Connect Network mit 115 Non-Profit Organisationen, zahlreichen Kirchen und Einzelpersonen und damit fast 300.000 Frauen und Kindern zusammen.
Sie hat sich für die Jahre 2016 bis 2019 das Ziel gesetzt, in mindestens zehn Gemeinschaften am Westkap die Sicherheit und das Wohl von Kindern zu fördern sowie Familien zu stärken. In ausgemachten Gemeinschaften sollen, durch eine enge Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Interessenvertretern sowie durch den Aufbau von Kapazitäten, sichere Gemeinschaften für Familien gebildet werden. Dazu werden sie vor allem in den Bereichen Gesundheit und Bildung sowie in psychosozialen und wirtschaftlichen Aspekten unterstützt.
Falls ich mal nicht im Büro in Somerset West tätig war, befand sich mein Arbeitsplatz im Township im Gebiet Broadlands Park in der Ortschaft Strand. Dort habe ich dann mit der Organisation "Phambili Community Development" zusammengearbeitet.
Aufgaben drehten sich um die Sicherheit der Menschen
Meine erste Aufgabe war es, mithilfe einer Situationsanalyse tiefgehende Einblicke in die Gemeinschaft in Broadlands Park zu erhalten. Inhalt meiner Analyse waren dabei die Sicherheit und das Wohlergehen von Kindern. Hierfür sollte ich recherchieren, wie man die aktuelle Situation beschreiben kann und welche Missverhältnisse bestehen. Diese Erkenntnisse sollten bis zum 29. November in einem Bericht zusammengefasst werden. Darauf aufbauend war es meine Aufgabe, anhand eines bereits bestehenden Aufgabenprofils einen Finanzierungsvorschlag für die Position eines Netzwerkkoordinators zu verfassen. Dieser soll generell unterstützend tätig sein und zukünftig die Entwicklung der Gemeinschaft steuern.
Die für mich vorgesehenen Tätigkeiten wurden dabei als sogenannte "KRAs" (Key Result Areas) festgelegt. KRAs sind als einzelne Aufgaben zu verstehen, bei denen genau beschrieben wird, was zu tun ist, mit wem man zusammen arbeitet und wann die Tätigkeit abgeschlossen sein soll. Weiterhin sollte ich mit einer Kollegin einen Fragebogen entwerfen, um die Recherche vor Ort zu erleichtern. Ziel des Fragebogens war, direkt in der Region zu erfragen, wie die Menschen, die dort leben, ihre Gemeinschaft wahrnehmen und was sie gerne anders sehen würden. Außerdem sollte ich sowohl Connect als auch Phambili meine Ergebnisse präsentieren.
Bis zum 7. Dezember sollte ein Finanzierungsvorschlag für die Position eines Netzwerkkoordinators vorliegen. Zusätzlich wurde mir von einer Kollegin vorgeschlagen, Einblicke in die Kultur des südafrikanischen Volkes der Xhosa zu erhalten und auch einige Wörter auf Xhosa zu erlernen.
Arbeit unter herzlichen und traumhaften Bedingungen
Meine Tätigkeiten gefielen mir sehr, da es sich um ein wichtiges und interessantes Thema handelte. Hinzu kam, dass ich im Hinblick auf die Einteilung und Erledigung meiner Aufgaben größtenteils eigenständig arbeiten konnte. Außerdem war allein durch die Tatsache, dass ich sowohl im Büro, als auch vor Ort im Township tätig war, eine grundlegende Abwechslung gegeben. Egal ob es mich zu traumhaften Stränden, wundervollen Berglandschaften, wilden Tieren, gemütlichen Cafés, traditionellen Kirchen oder kleinen Läden geführt hat, überall begegnete ich liebevollen Menschen, die jederzeit ein Lächeln auf den Lippen trugen und ihr Leben offensichtlich genießen.
Obwohl die Menschen im Vergleich zu Deutschland teilweise so wenig materielle Dinge besitzen, sind sie vielen Europäern an immateriellen Dingen überlegen. Ihre Freundlichkeit, Offenherzigkeit und vor allem ihre Großzügigkeit haben mich immer wieder aufs Neue überrascht. Die Mehrheit der Menschen ist sehr religiös und glaubt stets an das Gute in Allem. Ich würde mir wünschen, dass Menschen im Zusammenhang mit Südafrika weniger an Verbrechen und Kriminalität, sondern vielmehr an die einzigartigen Landschaften und vor allem an die wundervollen Menschen denken.
Während meiner Zeit in Kapstadt sind mir einige besondere Unterschiede zwischen Deutschland und Südafrika aufgefallen. Einer betrifft den Einfluss von Seiten der Regierung und den Einfluss von Non-Profit-Organisationen auf die Bevölkerung. Die südafrikanische Regierung stellt den Mitbürgerinnen und Mitbürgern hauptsächlich den Zugang zu Bildung und zum Gesundheitswesen zur Verfügung. Die Nicht-Regierungsorganisationen haben einen weitaus größeren Einfluss auf die Gemeinschaften, da sie beispielsweise Lebensmittel, Nachmittagsbetreuungen oder auch Informationsveranstaltungen zu diversen Themen rund um die Persönlichkeitsentwicklung der Bürgerschaft anbieten.
Sehr interessant fand ich auch, was uns während einer Tour durch das Township "Soweto" in Johannesburg berichtet wurde. Eintrittskarten für Konzerte im großen FNB-Stadion sind nur in ganz wenigen Ausnahmen käuflich zu erwerben. Stattdessen werden die Tickets für gemeinnützige Arbeit, zum Beispiel für das Streichen eines Kindergartens, vergeben.
Eine großartige Erfahrung, die ich jedem empfehle
Insgesamt würde ich einen Auslandsaufenthalt – unabhängig davon, ob es sich um ein Auslandspraktikum oder ein Auslandsstudium handelt – jederzeit weiterempfehlen. Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Ich durfte bei einer wundervollen Gastfamilie wohnen, die mich als vollwertiges Familienmitglied betrachtete. Ich durfte die Familie bei Verwandtenbesuchen begleiten und alle waren sichtlich darum bemüht, mir einen schönen Aufenthalt zu bereiten. Auch habe ich viele neue Freundschaften geschlossen.
Meine Tätigkeiten während des Praktikums waren sehr interessant und es hat mich motiviert zu wissen, dass ich etwas Sinnvolles tue und meine Recherchen den Menschen vor Ort wirklich weiterhelfen werden. Außerdem hatte ich extrem liebe Kolleginnen und Kollegen, die mich sofort in ihr Team aufgenommen haben. Sie standen bei Fragen jederzeit zur Verfügung und teilweise haben wir auch privat Zeit miteinander verbracht. Auch im Township durfte ich mit unglaublich liebevollen, warmherzigen und großzügigen Menschen zusammenarbeiten.
Ich bin ausgesprochen dankbar, dass ich so viele liebe Menschen, interessante Kulturen und Sprachen erleben und drei Monate in einem der schönsten Länder der Welt verbringen durfte.