Nominierung der Städtepartnerschaft Köln – Corinto/El Realejo

© Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V.

Seit 2008 vergibt die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. gemeinsam mit der Bundesregierung und weiteren Partnerinnen und Partnern den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Er gilt als Europas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement, würdigt herausragende Leistungen der Nachhaltigkeit und wird in diesen Wettbewerbskategorien verliehen:

  • Unternehmenspartnerschaften
  • Kommunale Partnerschaften
  • Unternehmen
  • Kommunikation
  • Forschung
  • Bauen
  • Produkt
  • Next Economy Award

Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren hat die Jury die Stadt Köln gemeinsam mit ihren nicaraguanischen Partnergemeinden Corinto und El Realejo sowie dem Städtepartnerschaftsverein für die Auszeichnung 2019 nominiert. Gewürdigt wird damit unser großes gemeinsames Engagement zur Umsetzung der Agenda 2030.

Die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Corinto/El Realejo steht mit ihren Inhalten in herausragender Weise für eine moderne, verantwortungsbewusste und zukunftsorientierte Arbeit im kommunalen Austausch. Dass dieses gemeinsame Engagement beider Städte in Kooperation mit ihren ehrenamtlich aktiven Partnern aus der Zivilgesellschaft mit einer Nominierung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2019 gewürdigt wird, freut mich zum 30-jährigen Bestehen der freundschaftlichen Verbindung ganz besonders. Diese Nominierung ist Auszeichnung und zugleich richtungsweisend für die Städtepartnerschaftsarbeit im 21. Jahrhundert,

freut sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker unmittelbar nach Bekanntgabe der Nominierung.

Die insgesamt sieben Nominierungen zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Kommunale Partnerschaften wurden von Expertinnen und Experten

  • des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE)
  • des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie
  • des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) und
  • der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney

ermittelt. Was konkret zu dieser Nominierung geführt hat, hat die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. in ihrer Begründung zusammengefasst. Dort heißt es:

Die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Corinto an der Westküste Nicaraguas existiert seit über 30 Jahren. Sie entstand im Kontext der Solidaritätsbewegung mit Nicaragua und ist bis heute geprägt von zivilgesellschaftlichem Engagement. Die langjährige Beziehung zeichnet sich, ungeachtet vieler politscher Wechsel, durch eine dynamische Entwicklung aus, die sich in der Einbindung zahlreicher Akteure und in umfassenden Aktivitäten widerspiegelt. Ein Gesundheitszentrum für Frauen, der Aufbau eines Katastrophenschutzzentrums, ein Projekt zum Küstenschutz und ein intensiver Jugendaustausch sind nur einige der vielfältigen Maßnahmen, die die Städte gemeinsam umgesetzt haben. Durch die Agenda 2030 und den Schwerpunkt auf der Klimapartnerschaft seit 2012 werden neue Impulse gesetzt, von der sowohl die Bürger Corintos als auch Kölns profitieren und durch die eine wesentliche Sensibilisierung für die Nachhaltigkeitsziele in beiden Städten erreicht wurde.

Durch diese Projekte und die Art, sie bedarfsorientiert durchzuführen, wurde die Partnerschaft zwischen Köln und Corinto/El Realejo wesentlich gefestigt. Sie ist eine gleichberechtigte Partnerschaft von Kommune zu Kommune, von Mensch zu Mensch. Und sie ist eine starke Partnerschaft, die trotz allen politischen Unruhen gelebt wird. Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der unermüdlichen ehrenamtlichen Arbeit des Städtepartnerschaftsvereins.

Nachfolgend stellen wir Ihnen die einzelnen Maßnahmen unserer nachhaltigen Entwicklungszusammenarbeit vor. 

Gesundheitsfürsorge - Bessere Infrastruktur, Aufklärung und Beratung

© Verena Niesen/ecosign Akademie für Gestaltung Köln

Das zweitgrößte Land Zentralamerikas ist nach Haiti auch das zweitärmste Land Lateinamerikas. 50 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut, in der Landbevölkerung liegt dieser Anteil gar bei rund 70 Prozent. Das spiegelt sich auch im Gesundheitswesen wider. Dabei sind in einem Land mit totalem Abtreibungsverbot insbesondere Frauen und junge Mädchen betroffen. Denn ein großes und weit verbreitetes Problem in Nicaragua stellt der ungeschützte Geschlechtsverkehr unzureichend aufgeklärter Jugendlicher dar. Diese Problematik führt vermehrt zu Übertragungen von Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaften von minderjährigen Mädchen, die oftmals gerade erst 13 Jahre alt sind. 

Daran anknüpfend wurde 2017 ein Gesundheitszentrum mit 10.000 Euro dahingehend unterstützt, gerade jungen Frauen den Zugang zu sexual- und reproduktionsmedizinischer Versorgung zu erleichtern. Investiert wurden die Mittel aus der ProCent-Aktion in die Ausstattung des Zentrums mit moderner Medizintechnik, Mobiliar und didaktischem Material zur Aufklärung von jungen Frauen. Dazu gehört auch die Beratung von Schwangeren über Geburtsvorbereitungsmöglichkeiten und Hilfsangebote.

Mit einer Fördersumme in Höhe von 15.000 Euro, ebenfalls aus ProCent-Mitteln, konnten 2013 im Krankenhaus Corinto die hygienischen Verhältnisse deutlich verbessert werden. Wurde bisher die Wäsche ausschließlich per Hand gewaschen, konnten mit der Instandsetzung des Waschhauses einerseits die Hygienestandards angehoben, andererseits die Arbeitsbedingungen der Waschfrauen unter arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten verbessert werden. Im Zuge der Instandsetzung wurde neben zwei Großwaschmaschinen eine Solaranlage zur Deckung des Warmwasserbedarfs installiert.

Im Rahmen der ProCent-Aktion können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der stadtbeteiligten Gesellschaften ihre Cent-Beträge des monatlichen Gehalts spenden. Im Durchschnitt beläuft sich das Spendenvolumen jährlich auf rund 40.000 Euro, das vorrangig für humanitäre Hilfen in den Kölner Partnerstädten, aber auch bei Katastrophen von globalem Ausmaß eingesetzt wird.

Der Jugend gehört die Zukunft! - Bildung und Kulturaustausch für eine nachhaltige Entwicklung

"SOMOS - wir sind!"

Mit der Gründung des Schulzirkus Radelito an der Kölner Willy-Brandt-Gesamtschule wurde 1991 der Grundstein für einen ganz besonderen Jugendaustausch gelegt. Unter dem Motto "SOMOS - wir sind!" reisten 2005 erstmals 15 Schülerinnen und Schüler des Kölner Schulzirkus Radelito in den Sommerferien in die Partnerstadt an der Westküste Nicaraguas. Im Gepäck hatten sie Zirkusutensilien im Wert von rund 4.500 Euro - überwiegend Spenden Kölner Bürgerinnen und Bürger. Innerhalb von drei Wochen ist es den jungen Artistinnen und Artisten gelungen, als Pendant den "Circo Colorinto" ins Leben zu rufen. Daraus hat sich eine beispielhafte Zusammenarbeit entwickelt, ermöglicht durch die Unterstützung des Bundesjugendministeriums und unseres Jugendamtes. 

Das Projekt "SOMOS - wir sind!" bietet Jugendlichen beider Städte die Möglichkeit, im wechselseitigen persönlichen Austausch sowie über Internet andere Kulturen und soziale Lebenslagen kennenzulernen. Begegnungen, die für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine lebenslange Bedeutung erlangen. Denn sie schaffen ein Bewusstsein für soziale Fragen und die Bedeutung des interkulturellen Dialogs. Unter dem Namen SOMOS werden mittlerweile auch Jugendprojekte zum Klimaschutz umgesetzt. In den vergangenen 10 Jahren haben rund 100 Jugendliche im Rahmen des Zirkusprojektes am wechselseitigen Austausch teilgenommen.

Eine im Juni 2018 vorgelegte Masterarbeit zu diesem Austausch zeigt, dass diese Begegnungen die ungleich verteilten Chancen und Möglichkeiten in beiden Herkunftsländern deutlich machen, aber auch Stolz, Selbstbewusstsein und Motivation für den Alltag in Corinto bewirken. Laut Studie und Aussagen Kölner Lehrinnen und Lehrer beurteilen die Jugendlichen beider Städte diesen Austausch als unvergessliche Erinnerung mit unzähligen positiven, persönlichen Erlebnissen.

Erstmals wurde das Projekt "SOMOS - wir sind!" im Jahr 2009 mit dem Sonderpreis für Nachhaltigkeit der Deutsche Bank Stiftung im Rahmen des Wettbewerbs "Kinder zum Olymp" ausgezeichnet. Darüber hinaus war "Somos - wir sind!" Teil der gemeinsamen Kölner Bewerbergruppe im Wettbewerb "Kommune bewegt Welt" und erzielte 2014 mit den Partnerinnen und Partnern den ersten Platz für das Engagement in Migration und Entwicklung.

Das Centro de Menores

Während die kommunale Zusammenarbeit seitens der Zivilgesellschaft in Köln durch den Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln - Corinto/El Realejo e. V. unterstützt wird, wird die Partnerschaft in Corinto vor allem durch das "Centro de Menores" getragen. 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet, hat sich das Zentrum mit seinem pädagogisch erfahrenen und motivierten Team die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in den sozialen Brennpunkten in Corinto zur Aufgabe gemacht. Parallel zur Schulausbildung werden dort berufsvorbereitende und technische Fähigkeiten vermittelt, die später im Erwerbsleben und zur Existenzsicherung nutzbringend eingesetzt werden können. Unterrichtet wird zum Beispiel in den Bereichen Holzverarbeitung, Schneiderei, Bäckerei und Konditorei, Schreibwerkstatt, Friseurhandwerk und Körperpflege. Zudem werden Koch- und Computerkurse angeboten. Wir haben diese Bildungsmaßnahmen im Rahmen des Qualifizierungsprojektes "Jugendwerkstatt Corinto/El Realejo" unterstützt. Inzwischen konnte das Angebot in der Jugend- und Erwachsenenbildung weiter ausgebaut werden. Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf alleinerziehende Mütter gerichtet. In Kooperation mit weiteren Institutionen vor Ort wird das Angebot mit Beratung und Betreuung in psychosozialen Themen wie beispielsweise Gewalt und Drogen abgerundet.

Unterstützt wird das "Centro de Menores" als Schulprojekt auch von der Europaschule/Gymnasium der Stadt Kerpen. Seit Jahren besteht eine Kooperation mit der Städtepartnerschaft Köln-Corinto/El Realejo, dem Schulzirkus Radelito der Willy-Brand-Gesamtschule Höhenhaus und dem Städtepartnerschaftsverein Köln - Corinto/El Realejo e. V., um das Jugendzentrum zu erhalten und die wertvolle Arbeit zu unterstützen. So fließen beispielsweise Gelder der Schule an das Cafetin Kerpen, das von Jugendlichen bewirtschaftet wird. Teil dieser Zusammenarbeit ist auch, dass Schülerinnen und Schüler als Botschafter Kerpens gemeinsam mit Kölner Schülerinnen und Schülern die Partnerstadt besuchen.

Das "Centro de Menores" ist als Bildungsstätte und Nichtregierungsorganisation aus dem Gemeindeleben Corintos heute nicht mehr wegzudenken.

Das pädagogische Termin setzt sich aus erfahrenen und engagierten Frauen und Männern zusammen. Seit 2011 leitet Doña Nazareth als Direktorin das pädagogische Team. Das Centro ist gleichzeitig ein eingetragener Verein und eine Bildungsstätte. Das Centro de Menores (NRO/NGO) stellt sich heute als ein anerkannter Verein dar, der eng in das Gemeindeleben der Stadt Corinto eingebettet ist pädagogische Termin setzt sich aus erfahrenen und engagierten Frauen und Männern zusammen. Seit 2011 leitet Doña Nazareth als Direktorin das pädagogische Team. Das Centro ist gleichzeitig ein eingetragener Verein und eine Bildungsstätte. Das Centro de Menores (NRO/NGO) stellt sich heute als ein anerkannter Verein dar, der eng in das Gemeindeleben der Stadt Corinto eingebettet ist.
Das pädagogische Termin setzt sich aus erfahrenen und engagierten Frauen und Männern zusammen. Seit 2011 leitet Doña Nazareth als Direktorin das pädagogische Team. Das Centro ist gleichzeitig ein eingetragener Verein und eine Bildungsstätte. Das Centro de Menores (NRO/NGO) stellt sich heute als ein anerkannter Verein dar, der eng in das Gemeindeleben der Stadt Corinto eingebettet ist.

Die Klimapartnerschaft Köln - Corinto/El Realejo

© UN

Seit 2012 wird die kommunale Zusammenarbeit maßgeblich durch die Klimapartnerschaft zwischen Köln und Corinto/El Realejo definiert. Unterstützt werden wir dabei vor allem durch den Städtepartnerschaftsverein Köln - Corinto/El Realejo. Insgesamt haben beide Städte in den vergangenen fünf Jahren verschiedene größere Projekte zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Corinto durchgeführt. Insgesamt rund 1,3 Millionen Euro konnten dafür durch erfolgreiche Akquise von Fördermitteln beim Bund und beim Land sowie durch Eigenmittel der beiden Städte eingesetzt werden.

Welche Bedeutung diesem Engagement zukommt, macht der jüngste Bericht des Weltklimarates mehr als deutlich. Bundesumweltministerin Svenja Schulze nach der Vorstellung des Berichts Anfang Oktober des Jahres:

Wir dürfen beim Klimaschutz keine Zeit mehr verlieren. Das ist die Kernbotschaft des Berichts. Die nächsten Jahre sind entscheidend, damit unser Planet nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Dafür trägt gerade unsere Generation eine herausragende Verantwortung. 

Auch Debra Roberts, Autorin des IPCC-Berichts mahnt mit den Worten:

Die nächsten paar Jahre sind wahrscheinlich die wichtigsten unserer Geschichte. 

Das CCCM - Heimat der Colorintos und Katastrophenschutzzentrum

© Stadt Corinto

Nach Gründung des Jugendzirkus Colorinto und dem regelmäßigen Austausch von Jugendlichen aus Köln und Corinto im Projekt "SOMOS - wir sind!" ist schnell deutlich geworden, dass die Trainingsbedingungen für die Artistinnen und Artisten in der nicaraguanischen Partnerstadt alles andere als befriedigend sind. Es ist dem großen Einsatz und Verhandlungsgeschick des Städtepartnerschaftsvereins zu verdanken, dass direkt neben dem "Centro de Menores" ein geeignetes, gemeinsames Grundstück von Kirche und Gemeinde für 25 Jahre dem Centro für die pädagogische Arbeit freigegeben wurde.

Noch während der Bauphase des neuen "Centro Cultural Centro de Menores" (CCCM) als neues Trainingszentrums ging der weltweite Appell an die Pazifik-Staaten, Vorsorge gegen die Folgen des Klimawandels zu treffen. Durch seine Lage auf einer vorgezogenen Landzunge, fast vollständig von Wasser umgeben und nur durch zwei Brücken mit dem Festland verbunden, ist Corintos Küste bei kontinuierlich steigendem Meeresspiegel besonders bedroht. Gemeinsam mit der Stadt Corinto haben wir ein Konzept entwickelt, das CCCM zu einem Katastrophenschutzzentrum auszubauen.

Im Notfall bietet das Gelände von insgesamt 3.000 Quadratmeter und 600 Quadratmeter überdachtem Raum Schutz für Evakuierte. Neben der Grundversorgung mit Nahrung und Schlafstätten kann auch eine medizinische Notfallhilfe gewährleistet werden.

Gefördert wurden die Baumaßnahmen aus dem Programm "Nachhaltige Kommunale Partnerschaftsprojekte" (NaKoPa). Im Zuge des Baus wurden zudem 11 junge Menschen im Alter von 19 bis 26 Jahren zu Bauhelfern ausgebildet. Die Materialien wurden nach Ausschreibungen vor Ort beschafft.

Küstenschutz durch gesunde Mangrovenwälder

Der Schutz der Corinto umgebenden Mangrovenwälder ist ein Baustein in der Umsetzung des Handlungsprogramms der Klimapartnerschaft zwischen Köln und Corinto/El Realejo. Die Mangrovensümpfe, die sich über 10 Quadratkilometer an der Küste entlang strecken, stellen ein biologisches Reservat von ökologisch großer Bedeutung dar. Zum einen ist es Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten, zum anderen bieten die Mangrovenwälder einen guten Schutz vor Flutwellen und Überschwemmungen. Dieses Ökosystem wird aber immer mehr durch den Holzeinschlag seitens der Bevölkerung Corintos gefährdet. Immer noch sind mehr als 90 Prozent der Bevölkerung auf dieses Holz als Brenn- und Baumaterial angewiesen.

© Stadt Corinto

Die Einzelmaßnahmen des Programms:

In Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln wurde fünf Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen die Möglichkeit geboten, durch ein Studienprojekt der massiven Abholzung der Wälder entgegenzuwirken. Nach einer Vorbereitungszeit im Wintersemester 2014/15 realisierten die Studierenden unter unserer organisatorischer und finanzieller Beteiligung im März 2015 in Corinto eine Sensibilisierungskampagne.

Dazu gehörten:

  • Workshops zum Thema Mangroven in 20 Klassen verschiedener Schulen in Corinto und El Realejo
  • Die Erstellung eines "Mangrovenkoffers" mit Unterrichtsmaterialien, einem Spiel, einem Animationsfilm und selbst erstellten Flyern für die didaktische Arbeit
  • Themenbezogene Informations- und Diskussionsveranstaltungen
  • Das erste "Festival del Mangle" in Corinto. Jugendliche des "Centro de Menores" und Mitglieder des Circo Colorinto führten vor rund 500 Besuchern ein Theaterstück auf, dass die Bedeutung der Mangrovenwälder eindrucksvoll thematisierte.
  • Information und Verbreitung von Energiesparöfen zur Reduzierung des Brennholzverbrauchs
  • Übergabe des Projekts an die Jugend-Umweltbewegung Guardabarranco zur Fortführung

In Nicaragua entwickelte sich das Projekt weiter. Im November 2015 pflanzten Schülerinnen und Schüler des Jugendzirkus Colorinto, der Sekundarschule COLEGIO CRISTIANO GUILLERMO DELGADILLO, der Umweltbewegung Guardabarranco sowie aus Köln und Kerpen über 16.000 Mangrovensetzlinge. Der Mangrovenschutz wird im Verbund ein thematischer Schwerpunkt im Jugendaustausch zwischen Köln, Corinto/El Realejo und Kerpen bleiben.

Geotubes - Küstenschutz und Umkehr der Küstenerosion

Für den aktiven Küstenschutz reichen intakte Mangrovenwälder allein aber nicht aus. Durch das Verlegen von sogenannten Geotubes im Förderprogramm für Kommunale Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte (FKKP) konnte über eine Distanz von fast zwei Kilometern die Küstenlinie vor Corinto den letzten Sturmfluten standhalten. Im Vergleich zu 2015 konnten die Sturmschäden durch die Geotubes um 97 Prozent reduziert werden. Während 2015 täglich noch rund 300 Kubikmeter Küste durch die starke Meeresströmung abgetragen wurden, ging die Küstenerosion durch die Geotubes zurück. Heute werden in der Region um Corinto täglich wieder rund 150 Kubikmeter Küste angeschwemmt.

Damit hat sich auch die Deichkrone soweit stabilisiert, so dass die Bevölkerung bei den jüngsten Überschwemmungen deutlich besser geschützt war. Nach dem Sturm NATE 2017 mit über 3,5 Meter hohen Wellen verzeichnete Corinto im Vergleich zu anderen Regionen deutlich weniger Schäden.

Abfallwirtschaft - Mehr als ein Beitrag für den Umweltschutz

© Stadt Corinto

Wie in vielen Entwicklungsländern gibt es auch in Nicaragua kein geregeltes Abfallmanagement. Nach wie vor wird der Müll in Corinto und El Realejo nicht aufbereitet und unkontrolliert auf Müllhalden entsorgt. Sie liegen zwischen den Mangrovenschutzgebieten und den Wohngebieten und bergen ein großes Gefahrenpotential. Zum einen wird das Ökosystem nachhaltig gestört, zum anderen gehen von den Müllhalden gesundheitliche Belastungen für die Bevölkerung aus. Mit dem von Engagement Global geförderten Projekt wird gemeinsam mit der Abfallverwertungsgesellschaft der Stadt Köln in Corinto und El Realejo die Abfallwirtschaft von der Müllsammlung über die Mülltrennung und das Recycling wertvoller Stoffe neu organisiert. Dies ist eine wichtige Maßnahme zum Schutz des Ökosystems und zur Gesundheitsprävention.

Letzteres gilt vor allem für die Müllsammler - vorrangig Frauen und Kinder, die mit dem Verkauf von wiederverwertbarem Material ihren Lebensunterhalt bestreiten. Im Hinblick auf den Zielkonflikt zwischen nachhaltigem Abfallmanagement und Existenzsicherung werden sie von Beginn an in die Konzeption bewusst eingebunden. Ihnen soll mit dem Projekt die Möglichkeit geboten werden, sich unter akzeptablen und fairen Arbeitsbedingungen, zum Beispiel über eine Kooperative in die Müllwirtschaft einzubringen.

Fazit

© UN

Diese erfolgreich durchgeführten und geplanten Projekte zeigen, dass durch kommunales Handeln ein großer Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 zur nachhaltigen Entwicklung geleistet werden kann. Diese von den Vereinten Nationen beschlossene Agenda enthält die sogenannten "17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung" Die einzelnen Ziele sind von 1 bis 17 nummeriert und struktruieren die Diskussionen und Prozesse rund um die Nachhaltigkeitsfragen. Allein durch die Maßnahmen in der Städtepartnerschaft Köln-Corinto/El Realejo konnte aktiv an Erreichung folgender Ziele gearbeitet werden:

  • Ziel 3:  Gesundheit und Wohlergehen
  • Ziel 4: Hochwertige Bildung
  • Ziel 5: Geschlechter-Gleichheit
  • Ziel 6: Sauberes Wasser
  • Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
  • Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
  • Ziel 14:Leben unter Wasser
  • Ziel 15: Leben an Land und vor allem
  • Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Diese Projekte zeigen aber auch, wie viel durch Handeln in Zusammenarbeit mit Engagierten Vertreterinnen und Vertretern in der Zivilgesellschaft erreicht werden kann. Ohne ihr aktives, motiviertes Mitgestalten, ohne ihre Impulse und ihr Ideenreichtum wäre die Umsetzung vieler Projekte in dieser Qualität nicht möglich.

Last but not least erweisen sich diese Projekte auch für Köln als wertvoll. Sie lenken auch hier vor Ort, insbesondere im Hinblick auf die Thematik Klimawandel, den Blick auf wichtige Zukunftsfragen, die uns alle betreffen. Nicht nur in Corinto, sondern aufgrund globaler Verantwortung wurden auch in Köln die institutionellen Kapazitäten seit 2012 im Bereich Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels erheblich aufgestockt. Im Ergebnis hat dies in Köln seit 1990 zu einer Reduzierung des CO2-Ausstosses um mehr als 17 Prozent geführt. Ein Erfolg, der anspornt.

 

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