© Gernot Schulz Architektur

Hansa-Gymnasium ist an den Hansaring zurückgekehrt

Happy End für das "Hansa": Nach rund siebenjähriger Bauzeit ist das Hansa-Gymnasium wieder in seinem Gebäude am Hansaring zurück. Nach erheblichen Störungen im Planungs- und auch im Bauprozess mit vielen unvorhersehbaren Tücken beim denkmalgerechten Sanieren im Bestand, sind Modernisierung und Erweiterung des klassizistischen Baukörpers abgeschlossen. Damit ist auch das zweite Baufeld in der Bildungslandschaft Altstadt-Nord (BAN) vollendet.  

 

2015 war der Schulbetrieb aus dem "Hansa" aus- und in das Abendgymnasium eingezogen. Die Zeit danach bis zum Baubeginn haben wir genutzt, um Schadstoffe zu entsorgen, Teile des Altbaus zu entkernen und den Bauteil Ecke Ritterstrasse/Gereonswall zurückzubauen. Am 9. Januar 2017 haben wir dann mit der eigentlichen Baustelle begonnen. 

Die vorgefundenen Begebenheiten im Altbau aus dem Jahr 1898 stellten uns von Anfang an vor hohe technische Herausforderungen, die es zu lösen gab. Dazu zählten etwa der konstruktive Brandschutz, der in solchen alten Gemäuern nur mit enormen Aufwand sicherzustellen ist.  Erschwerend hinzu kam, dass die gesamte Planung durch das zuerst beauftragte Planungsbüro unzureichend ausgearbeitet und kalkuliert worden war. Wir mussten uns von dem Büro trennen. Der bereits durch die Schlechtleistung eingetretene Baustillstand brachte den Zeitplan der Folgegewerke durcheinander. Das Rohbauunternehmen machte aufgrund dessen von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Das Gewerk mussten wir deshalb erneut aufwändig und mit allen damit zusammenhängenden Fristen ausschreiben und beauftragen. Danach waren es Insolvenzen weiterer Firmen und Vergabeprobleme in anderen Gewerke, die unseren Baufortschritt bremsten. Der Fachkräftemangel wurde hierbei besonders deutlich.

Nun ist der gründerzeitliche Baukörper innen wie außen technisch, energetisch und denkmalgerecht so auf Stand gebracht, dass auch in ihm moderne pädagogische Unterrichtskonzepte gelebt werden können. In so genannten Lernateliers mit Sichtbeziehungen zueinander wird vor allem eigenständiges Arbeiten gefördert. Restauratorischer Höhepunkt im Hansa-Gymnasium waren die immens aufwändigen Natursteinarbeiten an der reich mit ornamentalem und figürlichen geschmückten Fassade, aber auch an den denkmalgeschützten Bauteilen wie etwa Natursteinelementen oder historischen Fliesen. Den Schulhof haben wir derart zum Klingepützpark hin geöffnet, dass nun die Gemeinschaftshäuser wie Mensa und Ateliergebäude im Verbund mit den übrigen Bildungseinrichtungen der BAN erstmals richtig genutzt werden können. 

Im Altbau haben wir die alten Flure zu modern geöffneten Lernfluren geöffnet. Diese Modernität in Verbindung mit den alten Kreuzgewölbe-Decken haben einen besonderen Charme. In der "neuen, alten" Aula ist durch die historischen Spitzbogenfenster der Dom zu sehen. Der Erweiterungs-Neubau erstreckt sich zwischen Ritter-und Vogteistraße entlang des Gereonswall. Auf seinem Dach haben wir eine Photovoltaikanlage installiert. Mit ihrer Leistung von rund 46.500 Kilowattstunden könnten 13 durchschnittliche Drei-Personen-Haushalte ihren Jahresbedarf an Strom decken. Das wird zwar nicht ausreichen, um den vollständigen Strombedarf der Schule zu decken. Doch die dadurch voraussichtlich vermiedene CO2-Emission beträgt 27.851 Kilogramm pro Jahr.

1898 bis 1901 wurde das Hansa-Gymnasium als erste selbstständige Handelshochschule Deutschlands nach Plänen des Stadtbaumeisters Friedrich Carl Heimann errichtet. Das Gymnasium ist mit einer neugotischen Fassade am Altbau geschmückt, die ihresgleichen sucht und bewusst an den Kölner Dom erinnert. Das macht das Hansa-Gymnasium zu einer ganz besonderen Schule. Im Video hat Diplom-Restaurator Thomas Lehmkuhl während der Fassadensanierung erklärt, worin hierbei die besonderen Herausforderungen bestanden.

© Martina Goyert
Blick von einer der Terrassen der Kindertagesstätte auf die Gebäude am Klingelpützpark

Die ersten Gebäude in der Bildungslandschaft Altstadt-Nord (BAN) wurden im Jahr 2020 im Baufeld B am Gereonswall 57 sowie in der Vogteistraße 9 fertiggestellt. Dabei handelt es sich um eine Kindertagesstätte, eine Grundschule, eine Realschule und ein Studienhaus. Zuletzt wurde das Mensa- und Ateliergebäude als Gemeinschaftseinrichtung für alle im Verbund vollendet. Für die Sanierung des Abendgymnasiums Gereonsmühlengasse im Baufeld C kann noch keine Zeitaussage getroffen werden. 

In den Verbundeinrichtungen der Bildungslandschaft Altstadt-Nord haben rund 2.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der Kindertagesstätte bis zur Erwachsenenbildung Platz. Für sie wurde eine Art Dorf rund um den Klingelpützpark geplant und angelegt. Für den Bildungsverbund von insgesamt acht Einrichtungen in städtischer und freier Trägerschaft entstehen im baulichen wie im pädagogischen Sinne ganz neue Räume, die lebensnahes, verantwortungsvolles und inklusiv angelegtes Lehren und Lernen ermöglichen. Für Köln ist die Bildungslandschaft ein Pilotprojekt, auf dessen Basis wir einen allgemeinen Rahmen für den Kölner Schulbau verabschiedet haben. Der Grundgedanke: Schule verabschiedet sich von dem Bild der "Lernanstalt" und wird zur "Lernlandschaft", in der auch Freizeitanteile nicht zu kurz kommen. Baulich bestand der Wunsch, einen Wechsel zwischen verschiedenen Gruppen- und Lernformen, und damit auch zwischen selbst- und fremdbestimmter Zeit, umzusetzen. 

So lernen die Kinder der Grundschule nicht mehr in Klassenräumen, sondern in so genannten Clustern. Cluster sind Raumgruppen, in denen der Lern- und Unterrichtsraum sowie der Aufenthalts- und Erholungsbereich, wie etwa die Küche, direkt vor der Klasse liegen. Diese können auch während des Unterrichtes mit genutzt werden. Sie werden mit dem jeweiligen Klassenraum als Einheit verstanden und wurden dementsprechend entworfen und gebaut. Sie bilden architektonisch und später auch pädagogisch eine "Familie", die sich auch in einer eigenen Farbe nach einem Farbwelten-Konzept ausdrückt. Zudem haben wir sie mit Sichtachsen versehen. Energetisch wurde vielfältig und trotzdem einheitlich gedacht: Grundschulgebäude, Studienhaus, Realschulgebäude und Kita erhalten einen gemeinsamen, klimaschonenden Fernwärmeanschluss. 

Das Baufeld A - Hansaring 56

Das Baufeld A umfasste den 1898 errichteten gründerzeitlichen Altbau des Hansa-Gymnasiums. Das Hauptgebäude und ein Teil des Seitenflügels stehen unter Denkmalschutz. Der rückwärtig liegende Schulhof wurde durch einen dreigeschossigen Anbau an den Seitenflügel in den 1950er Jahren geschlossen. Dieser wurde abgerissen. An seiner Stelle und weiter am Gereonswall entlang ist ein Erweiterungsneubau entstanden. 

© IAA Architecten
Hansa-Gymnasium
© IAA Architecten
Haupteingang
© IAA Architecten
Lernzone

Das Baufeld B - Gereonswall 57 und Vogteistraße 9

Das Baufeld B besteht aus einem Ensemble mehrerer Baukörper. Am Gereonswall 57 liegen die denkmalgeschützte Freinet-Grundschule und der neu errichtete Erweiterungsbau, das neu errichtete Studienhaus, eine Kindertagesstätte sowie Realschule. In der Vogteistraße 19 ist ein Mensa- und Ateliergebäude entstanden. Auf dem Grundstück des Gereonswalls befanden sich zuvor das Hauptschulgebäude mit drei weiteren temporären Ersatzklassenbauten sowie das ehemalige Gebäude für die offene Ganztagsschule. Diese wurden abgebrochen. Der Baufortschritt wurde durch mehrere unumgängliche Kündigungen behindert. Im Gewerk Lüftungstechnik mussten wir uns im März 2020 vom nunmehr vierten Auftraggeber nur in diesem einen von drei Baufeldern trennen. Mehrere Schlichtungsversuche waren zuvor gescheitert. Zudem hatten wir im Jahr 2019 mehrere Fälle von Vandalismus und Diebstahl auf der Baustelle. Dies alles führte zu einer weiteren Bauzeitverzögerung. Zuvor mussten wir bereits dem Tiefbauer, dem Estrichbauer sowie dem Bodenleger kündigen. Begründet war dies entweder durch Insolvenz oder Schlechtleistung. Inzwischen sind alle Bauten im Baufeld B fertig.  

© gernot schulz : architektur GmbH
Klassenraum der Freinet-Grundschule
© gernot schulz : architektur GmbH
Mensa- und Ateliergebäude
© gernot schulz : architektur GmbH
Studienhaus

Das Baufeld C - Gereonsmühlengasse 4

Das Baufeld C umfasst die Generalinstandsetzung des Abendgymnasiums Gereonsmühlengasse. Alle Planungsleistungen liegen vor. Die Ausschreibungen für alle Gewerke, die wir zu beauftragen haben, haben wir vorbereitet. Mit den entsprechenden Fristen, die wir dabei abzuwarten haben, könnten damit die ersten Firmen im ersten Halbjahr 2025 mit ihren Arbeiten starten. Die aktuellen Zeitpläne sehen einen Fertigstellungstermin im dritten Quartal 2027 vor. Es kann jedoch in der Vergabe und Bauausführung immer wieder zu unvorhergesehenen Verschiebungen des Zeitplans kommen. 

Übersichtskarte Baufelder
PDF, 198 kb

Weiterführende Links

Dem Bildungsverbund gehören aktuell acht Einrichtungen an. Alle Kölner Schulen im Stadtplan